ZurückInhaltWeiter

Die Zeit der Kriege und Vertreibungen

U

ber Jahrhunderte sind in den Ländern, durch die wir nun kamen menschliche Reiche aufgestiegen und gefallen. Ruinen einst wundervoller Städte voller Leben erinnern an die, die dieses Land geformt hatten. Im Zickzack führte unser Weg immer wieder über die Grenze zwischen Albar und Salkamar, die beiden einst mächtigsten Reiche. Ältere Händler können sich gar noch an die reichen und prächtigen Städte und Dörfer erinnern. Aber auch erschütternde Geschichten über grauenhafte Zeiten werden hinter vorgehaltener Hand berichtet. Eines Abends schlugen wir unser Lager früh auf, denn unser Karawanenführer wollte uns die Geschichte des Lichtvolkes, des Reinen Volkes und des Freien Volkes erzählen.

Unter den Menschen bildeten sich zwei Kulturen heraus, das Lichtvolk in Salkamar und das Reine Volk in Albar. Über hunderte Jahre lang bekämpften sich Albarianer und Salkamerianer in einer Reihe endloser Kriege, die nach den ersten hundert Jahren als die Jahrhundertskriege in die Geschichte eingingen. Während die Städte der Menschen um Macht kämpften, hielten sich andere Völker aus dem Krieg heraus. Eine Ausnahme bildeten natürlich die Orks. Sie waren wild darauf Siedlungen zu plündern und niederzubrennen. Selbst Städte, die bereits in Ruinen lagen wurden Opfer ihrer Zerstörungslust.

Die einfachen Leute Albars litten währenddessen Not, da die immer größer werdenden Armeen versorgt werden mussten. Jedweder Aufruhr wurde unbarmherzig und blutig niedergeschlagen. Über die Jahre flohen unzählige, um Zuflucht in Salkamar zu finden. Das heizte die Feindschaft zwischen den beiden Reichen weiter an. Andere suchten Schutz in den warmen Sümpfen des Südens. Handel und auch Skrupellosigkeit blühten auf in den Flüchtlingslagern. Aus der größten Niederlassung im Süden entwickelte sich die unabhängige Stadt Gynk.

Während des sogenannten Schattenwinters suchte Albar eine Hungersnot heim. Üblicherweise zahlten die Leibeigenen einen Zehntel ihrer Produkte an den König. Angesichts seiner leeren Kornspeicher und Schatzkammern und Armeen am Rande der Auflösung, entschied sich König Theoderich II. die Abgaben zu verfünffachen. In Folge verhungerte im kalten Winter beinahe ein Viertel der gesamten nicht-adeligen Bevölkerung Albars. Ein weiteres Viertel der überlebenden Leibeigenen floh im Frühjahr nach Gynk oder Salkamar. Albarische Adlige behaupteten zwar, dass die Mehrzahl der Geflohenen entweder in den Sümpfen Gynks ertrank, an Schwäche starb oder durch die Hand albarischer Gardisten getötet wurde, doch auch diese Schreckensmeldungen konnten der Flüchtlingsflut nicht Einhalt bieten. Theoderich II. starb im darauffolgenden Sommer an einem vergifteten Pfeil, der ihn während der Jagd traf. Man nimmt an, dass ein gut gerüsteter Leibeigener den Pfeil abschoss. Doch auch andere hatten Gründe genug, der Herrschaft Theoderich II. ein Ende zu setzen.

Eine der erbittertsten Schlachten der Jahrhundertkriege mit unzähligen Toten tobte um die befestigte salkamerianische Stadt Naskur. Hier waren auch Truppen anderer Rassen in die Kämpfe verwickelt. Die zermürbende Belagerung der Stadt durch albarische Truppen hatte bereits Spuren bei Belagerern und Belagerten hinterlassen.

Eine vorbeiziehende orkische Kriegshorde nutzte die Gelegenheit und vernichtete zuerst die Überreste der belagernden albarischen Armee. Noch am selben Tag drangen die Orks plündernd in die Stadt ein. Die Horde wurde kurz darauf durch eine kleine Armee aus Elfen und Zwergen aus der Stadt vertrieben. Naskur wurde durch die endlosen Kämpfe fast dem Erdboden gleich gemacht. Die verbleibende Bevölkerung betrachtete die Orks bald als Vorhut neuer Besatzer. Während die Elfen keine Feindschaft gegen Naskur hegten, fühlten sich die verbündeten Zwerge in ihrer Ehre durch die Aramon Allianz tief gekränkt. Sie setzten die Verfolgung der salkamerianischen Bevölkerung in den Ruinen Naskurs fort.

Unterdessen versuchte die albarische Verstärkung salkamerianische Truppen zu umgehen und plünderte auf ihrem Weg zwei Halblingssiedlungen. Die heftige Gegenwehr der Halblinge überraschte die albarischen Heerführer. Gepanzerte salkamerianische Reiter, die von den Halblingen zu Hilfe gerufen wurden, überraschten die ausgehungerten albarischen Truppen. Diese mussten sich zurückziehen. Eine darauf folgende Hungersnot führte zum Verlust von sieben Grenzstädten und einer nicht unerheblichen Grenzverschiebung zu Ungunsten von Albar. Salkamar baute umgehend entlang der Grenze umfangreiche Befestigungen und erfuhr dabei viel Unterstützung durch die einheimische Bevölkerung.

Nach Jahrhunderten des Krieges standen nur noch die Hauptstädte der großen Reiche und das unabhängige von Flüchtlingen gegründete Gynk. Da der Einfluss von Gynk weiter stieg schlossen Salkamar und Gynk einen Friedens- und Unterstützungsabkommen und vertrieben die Orkhorde. Albar blieb nichts anderes übrig als sich dem Vertrag anzuschließen, wollte es sich nicht alleine gegen die erstarkende Allianz ehemaliger Kriegsgegner und die stets drohenden marodierenden Orkstämme stellen. Die vereinten Streitkräfte Salkamars und Gynks konnten mit albarischer Unterstützung die Orks nach Norden vertreiben. Im Land der Norodaj wurden die Orks von Verbänden der Aramon Allianz weiter gejagt und geschwächt.

Zurücknach obenWeiter