Der Fall des Hauses Narnílm Fuße der Berge kamen wir nicht mehr so schnell voran. Enge und schlechte Wege forderten ihren Tribut von Händlern und Tieren. Unser Anführer zeigte keinerlei Unsicherheit. Offensichtlich kannte er jeden Stock und Stein, auch wenn ich ihn nie mit einer Karte in der Hand sah. Am Abend schlugen wir unser Lager an einer wenig geschützten Stelle auf. Unser Anführer ließ uns die Unannehmlichkeiten dieses Lagers mit einer weiteren wundervollen Geschichte vergessen. Fast ein ganzes Jahrhundert grübelte der Ältestenrat der Elfen über die Orks. Einige gefangene Orks hatten sich jedoch über die Jahre hinweg den Respekt der Elfen verdient. Sie erwiesen sich sogar als ehrenhaft und gelehrig, wenn auch ihr aufbrausendes Temperament die Ältesten sehr beunruhigte. Jedoch war sich der Ältestenrat über die Situation der Orks klar geworden. Sie waren Vertriebene und es gab auch keine Anzeichen, die auf dämonische Magie hinwiesen. Onathrae Nirié Narnil, die Älteste des Elfenhauses Narnil, hatte dem Vernehmen nach eine Gefangenschaft bei den Orks überlebt. Sie hatte der Legende nach mit ansehen müssen, wie ihre Eltern von Orks erschlagen und einer ihrer Brüder geopfert und gegessen wurden. Sie und ihre Schwestern traten am vehementesten dafür ein, die Orks ein für alle Mal zu vernichten. Außer sich vor Wut über die Entscheidung des Rates rief Onathrae die Götter an. Doch die Götter blieben still. Es heißt, dass in diesem Moment ein Priester in ihren Weg trat und verkündete, dass die Vernichtung eines ganzen Volkes eine Verunglimpfung gegenüber den Willen der Fünf sei. Man dürfe kein Volk wegen der Verbrechen einzelner vernichten. Onathrae erschlug den Priester auf der Stelle und rief das Haus Narnil zu den Waffen, um die Clans auf eigene Faust zu vernichten. Es heißt, dass in diesem Moment sie und ihre Schwestern von den Göttern mit einem Fluch belegt worden seien. Von diesem Tage an war es ihnen unmöglich am Tage zu reisen. Ihre Augen konnten die Helligkeit der Sonne nicht mehr ertragen, sodass sie nur des Nachts reisen konnten. Es heißt, dass das gesamte Haus Narníl daraufhin den Göttern abschwor. Sie wurden die ‘Erume-Lie’, was so viel wie “Die, die weggegangen sind” heißt. Die meisten Leute kennen sie unter dem Namen Drow. Die Erume-Lie verfolgten die Orks in die Vorberge des Aramon-Gebirges. Dort stießen sie auf die vor Jahren verlassenen Zwergensiedlungen. In ihren Augen muss es ausgesehen haben, als hätten die Orks alle Einwohner eines wehrlosen Landes abgeschlachtet. Späher machten auch einen Eingang in eine verlassene Zwergenmine aus, die wie geschaffen für die tagblinden Elfen war. Zwergische Wachen, die die Niederlassungen der Erume-Lie entdeckten, erlaubten ihnen zu bleiben. Der Zutritt zu den unterirdischen Festungen und heiligen Städten blieb den Elfen jedoch verwehrt. Das Haus Nanril zerstritt sich: Während Onathrae Nirié weiterhin die Orks verfolgen wollte, hielten viele diese Jagd für sinnlos. Einige wollten in die Städte der Elfen zurückkehren. Dort wurden sie jedoch als Ausgestoßene betrachtet, als Gottlose und Verfluchte. Anstatt ihnen die Häuser und Eigentümer des Hauses Narnil zurückzugeben, wurden sie aufgefordert die Götter und den Ältestenrat zuvor um Verzeihung zu bitten. Verärgert durch die Ablehnung stahlen einige der Erume-Lie zwei Artefakte aus dem Tempel der fünf, welche sich vormals im Besitz des Hauses Narnil befunden hatten: Ein facettierter Edelstein, welcher der Legende nach blutrot wurde, als der Tempelwächter mit einem Messer im Rücken starb; dieser wurde fortan Blutstein genannt; und dazu noch das alte Wahrzeichen des Hauses Narnil, ein silberner Pokal in Form einer Firnisblüte. Vom Ältestenrat aus der Stadt verbannt, kehrten die Geächteten zu den Höhlen zurück, denn das Tageslicht schmerzte ihren Augen. Die Erume-Lie besiedelten einen Höhlenkomplex und begaben sich bei der weiteren Erkundung auch in Bereiche, die ihnen von den Zwergen verwehrt worden waren. Zum Bruch kam es, als die Erume-Lie Ruinen heiliger zwergischer Hallen wieder herrichteten. Das war Blasphemie in den Augen der Zwerge. Die Spannungen eskalierten und die Zwerge zogen Verstärkung aus anderen Siedlungen heran. Sie eroberten und zerstörten die Ruinen völlig. Sie eroberten auch das Wahrzeichen des ehemaligen Hauses Narnil, den Kelch in Form einer Firnisblüte. Es folgte ein gnadenloser Krieg mit unzähligen Scharmützeln. Immer wieder wurden zwergische Arbeitstrupps in ihren tieferen Minen überfallen bis Priester der Zwerge Irmorom anriefen und die Zugänge zu den tieferen Wohnhöhlen zum Einsturz brachten. Es heißt, das Haus Narnil sei damit untergegangen. Doch Berichten zufolge sind vereinzelte Dunkelelfen-Gruppen auch in völlig anderen Gegenden, weitab vom Aramon-Gebirge aufgetaucht. | ||||||||||