(( english below ))
Die Sonne ging auf. So sehr er sie genoss, gerade störte sie. Jeder Lichtschein fuhr ins Zimmer, bahnte sich durch jeden Schatten und ließ das Zimmer aufwärmen. Es war Bras, natürlich brannte die Sonne. Auf dem großen Tisch standen einige Flaschen und in einem Glas ein letzter Rest an Flüssigkeit. Er musste es tun, fast 5 Jahre hielt er es aus, doch in der letzten Nacht war der Drang zu hoch.
Kopfschmerzen überkamen ihn, er fühlte sich schlapp, ausgebrannt und dann diese Kopfschmerzen.
Es war ein großer Fehler, das wusste er.
„Vergib mir.“ sagte er leise, als er durch den erhellten Raum schaute.
„Ich konnte nicht anders.“
Als würde jemand antworten knarrte die Diele, als er ein Bein aus dem Bett hievte, um aufzustehen.
Er strich sich über einige Narben auf seinem sonst durchtrainierten Oberkörper.
Die Sonnenstrahlen breiteten sich aus, sein Haar fing an zu leuchten und die Augen zu funkeln. Eis-blau waren sie, wie die seiner Mutter. Er glich ihr stark im Aussehen.
Auch sie hatte strahlend blonde Haare, Eis-blaue Augen, ihre Kleidung war stets in hellem blau und das Lächeln auf den Lippen war stets freundlich, barmherzig, treu, friedvoll. Er hatte vieles von seiner Mutter. Jemand erinnerte ihn in vielen Punkten an sie.
Es knallte laut. Jakob schmiss die Flaschen und das Glas aus Wut gegen die Wand. Zerberstend fielen sie zu Boden und verteilten sich im Zimmer. Zu viele Gedanken wichen in die Vergangenheit. Der Boden glitzerte nun, die Scherben, der Rest an Flüssigkeiten, die Sonne. Es machte das Zimmer zu einem bunt leuchtenden Raum.
Er lehnte sich seufzend mit dem Kopf an die Wand. Der Kopf brummte, aber diesen Kampf würde er gewinnen.
Aly war wieder da, er hatte es als einer der ersten erzählt bekommen. Sie waren mit einem stolzen Schiff los gesegelt. Er selbst konnte nicht dran teilnehmen. Es hatte niemand gefragt warum, aber er war auch sehr glücklich darüber - es ging einfach nicht.
Jakob ließ das Zimmer wie es war, um sich am Brunnen auf dem Marktplatz ein wenig frisch zu machen. Stets achtete er darauf, sauber und gepflegt aus dem Zimmer zu kommen, Wasser hatte er genügend da, doch nicht heute. Bekleidet nur in einer schwarzen kurzen Hose taumelte er die Treppen hinunter, um sich am Brunnen abzustützen.
Das Wasser spülte jegliche Angst der letzten Tage ab, Dreck wich und das blonde Haar wurde noch blonder.
Als er so in das Wasser schaute träumte er wieder, er dachte nach.
War er mit schuld an ihrem verschwinden?
Hätte er mehr machen müssen?
Warum hat er immer noch nicht sich getraut sie zu besuchen?
Es platschte laut auf, als einer der Handwerker sich frisches Wasser mit dem Eimer holte.
‚Jakob, du siehst aus wie die gedüngten Felder! - Beschissen.‘ hatte er erwartet, doch heute nichts von den Handwerkern und Bauern in Runewick. Schon längst hatte er sich einen fabelhaften Namen bei ihnen gemacht, niemand ärgerte ihn mehr, niemand machte sich über lustig - nicht mehr.
‚Das tapfere Blondilein‘ sagten sie immer abwertend, doch heute ist er der Schneidermeister, die Werkstatt war oft in seiner Betreuung, die Handwerker kamen gerne und oft wegen Problemen auf ihn zu. Er war ein gutes Bindeglied zwischen dem Rat und den einfachen Handwerkern. Und sollte nur eine Tür geölt werden - Jakob war da und half.
Er zwang sich zur Vernunft zurück, wusch die letzten dreckigen Flecken von der Haut, um wieder nach oben zu gehen.
„Heute wird es anders.“ redete er sich ein und schloss die Tür zum Zimmer auf.
Sein Zimmer war wie immer von einem blumigen Duft durchströmt. Oft überraschte der Duft seine Besucher. Der Tisch voll mit vielen bemalten und beschriebenen Pergamenten, Stoffe in allen Formen und Farben. Leder, Felle von verschiedenen Tieren als Muster. Becher an denen noch Farbe hing, und an der Ecke des Tisches drei große Lagen Stoff zusammengeschnürt wie gewohnt mit einem blauen Band. Sie lagen übereinander, weit drumherum war es leer, nichts sollte sie verschmutzen.
Am Kamin stand sein geliebter Ohrensessel, welchen er mit einigen blauen Stoffen bedeckte, auf dem Tisch daneben ein leerer Teller, ein Glas und eine Wasserflasche. Daneben ein angespitztes Stück Kohle und zwei Pergamente. Sie dienten im richtigen Moment als Notizbuch.
Er streifte durch den Raum, nahm sich ein graues Tuch, um sein Gesicht und die Haare zu trocknen, zum Schluss wusch er den Oberkörper ab, dabei wieder auf die Narben blickend. Ein kurzes Kopfschütteln lenkte ihn jedoch wieder ab.
„Heute nicht. Heute wird es anders.“
Er nahm sich ein frisches rotes Wams und streifte ihn über, wie gewohnt spannte dieser und saß zu eng. Meistens saß die Kleidung zu eng, passte oft nicht, war zu klein. Viele kleine Details veränderten die Kleidung im Vergleich zum normalen Trend. Das rote Wams hatte gelbe Nähte, war dünner gelegt und trug ein kleines Wappen auf der Brust.
Seine Schuhe waren robust und aus Fell, er benutzte sie zunächst immer in Kämpfen, doch mit der Zeit wurden sie immer bequemer, perfekt für den Alltag.
Als letztes nahm er sein Meisterstück, die blaue Robe. Er hatte sie zum Lichterfest als sein Kunstwerk präsentiert. Er wollte nicht nur seinen Titel als Meister verdienen und sein Können zeigen, nein er wollte auch seine Dankbarkeit ausdrücken. Er hatte Eli um Hilfe beim Auspacken gebeten.
Eli der Mann, der ihn seit der ersten Stunde unterstützte, half und ein wahrer Freund wurde. Eli war immer da, an guten Tagen aber auch an den schlechten. Seine Hilfe und sein Rat waren stets da, wenn er sie brauchte. Eine eigene kleine Handelsgesellschaft hatte er mit dem alten Mann gegründet, ein Tausch Bündnis war entstanden.
Die Robe kam bei allen bestens an, selbst die erfahrenen Schneider haben ihr Respekt gezollt und Aufträge abgegeben. Es war seine Robe, zu oft Nähte er anderen Kleider und Roben, welche er wahrscheinlich unter ihrem Wert verkaufte. Es lag ihm aber bekanntermaßen nichts an Geld.
„Zahlt so viel, wie ihr denkt. Bezahlt was es euch Wert ist.“ war seine Standard Antwort. Doch diese Robe war seine und sie war ihm mehr wert als alles andere. Sie trug Erinnerungen und erlebtes in sich, gab Kraft für neues und munterte ihn an schlechten Tagen auf.
Er nahm sich ein leeres Pergament, das Stück Kohle und eine Wasserflasche, verließ das Zimmer und schlenderte zu seinem neuen Lieblingsplatz. Die Bank am Teich. Zusammen als Gemeinschaft erbauten sie diese Bank. Über ihr wehten zwei Banner von Runewick, die Banner, welche er selbst nähte. Der Erzmagier hatte als Anerkennung seinen Namen in die Banner graviert, so zierten sie nun die Stadt und sein Name war verewigt. Stolz saß er unter ihnen, sie waren sein Gesellenstück und sollten die Gemeinschaft Runewicks zum Ausdruck bringen.
Jakob schaute in den Himmel überlegte einige Momente bevor er anfing zu schreiben.
Liebe Aly,
…
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The sun was rising. As much as he enjoyed it, it bothered him right now. Every beam of light went into the room, swept through every shadow and warmed up the room. It was Bras, of course the sun was burning. There were a few bottles on the big table and a last remaining liquid in a glass. He had to do it, he endured it for almost 5 years, but last night the urge was too high.
Headaches came over him, he felt limp, burnt out and then these headaches. It was a big mistake and he knew it.
"Forgive me." he said softly as he looked through the illuminated room.
"I couldn't help it." As if someone would answer, the hallway creaked as he lifted one leg out of the bed to get up. He stroked over some scars on his otherwise well-trained upper body.
The rays of the sun spread out, his hair began to shine and his eyes to sparkle. They were ice-blue, like his mother’s. He closely resembled her in appearance. She too had radiantly blonde hair, ice-blue eyes, her clothes were always in light blue and the smile on her lips was always kind, merciful, faithful, peaceful. He had a lot from his mother. Someone reminded him of her in many ways.
There was a loud bang. Jakob threw the bottles and the glass against the wall out of anger. Crushing, they fell to the ground and spread out in the room. Too many thoughts drifted into the past. The ground now glistened, the shards, the rest of the liquids, the sun. It turned the room into a brightly colored room. He leaned on the wall with his head, sighing. His head was buzzing, but he'd win this fight.
Aly was back, he was one of the first to be told. They sailed off with a proud ship. He himself couldn’t take part in it. Nobody asked why, but he was also very happy about it – it just didn’t work.
Jakob left the room as it was to make himself a little fresh at the fountain in the marketplace. He was always careful to get clean and well-kept out of the room, he had enough water there, but not today. Dressed only in black short pants, he staggered down the stairs to support himself at the well.
The water washed away any fear of the last few days, dirt washed away and the blonde hair became even more blond. When he looked into the water, he dreamed again, he started to thought.
Was he to blame for her disappearance?
Should he have done more?
Why hasn’t he dared to visit her yet?
It popped up loudly when one of the craftsmen grabbed fresh water with a bucket.
“Jakob, you look like the fertilized fields! Shitty.” he had expected, but today nothing came from the craftsmen and peasants in Runewick. Already long ago he had made a fabulous name with them, no one annoyed him anymore, no one made fun of him – no more.
”The brave blondy” they always said with contempt, but today he is the tailor’s master, the workshop was often in his care, the craftsmen liked to come to him and often because of problems. He was a good link between the Council and the simple craftsmen. And if only one door was to be oiled – Jacob was there and helped.
He forced himself back to reason, washed the last dirty spots from the skin, to go up again.
“Today it’s going to be different.” He talked to himself and locked the door to the room. His room was, as always, permeated by a floral scent. Often the fragrance surprised its visitors. The table is full of many painted and described parchments, fabrics in all shapes and colors. Leather and fur of different animals as a pattern. Cups on which still colour hung, and at the corner of the table three large layers of fabric laced together as usual with a blue ribbon. They lay on top of each other, far around it was empty space, nothing was supposed to pollute them.
At the fireplace stood his beloved chair, which he covered with some blue fabrics, on the table next to it an empty plate, a glass and a bottle of water. In addition, a sharp piece of coal and two parchments. They served as a notebook at the right moment.
He wandered through the room, took a grey cloth to dry his face and hair, at the end he washed off the upper body, looking at the scars again. A short shake of the head, however, distracted him again.
“Not today. Today it’s going to be different."
He took a fresh red wams and stretched it over, as usual, it tense and sat too tight. Most of the time, the clothes were too tight, often didn’t fit, were too small. Many small details changed the clothes compared to the normal trend. The red wams had yellow seams, was thinner and wore a small coat of arms on the chest. His shoes were robust and made of fur, he used them at first always in fights, but over time they became more comfortable, perfect for everyday life. The last one he took was his masterpiece, the blue robe. He had presented it to the festival of lights as his work of art. Not only did he want to earn his title as a master and show his skills, but he also wanted to express his gratitude. He had asked Eli for help unpacking.
Eli, the man who supported him from the first hour, helped him and became a true friend. Eli was always there, on good days but also on bad days. His help and advice were always there when he needed them. He had founded his own small trading company with the old man, an exchange alliance had been formed.
The robe impressed everyone, even the experienced tailors have paid their respects and placed orders. It was his robe, too often he sewed other clothes and robes, which he probably sold below their value. But as we all know, he didn’t care about money.
“Pay as much as you think. Pay what it is worth to you.” was his standard answer. But that robe was his and it was worth more to him than anything else. It carried memories and experience within itself, gave up strength for new and reassured him on bad days.
He took an empty parchment, a piece of coal and a bottle of water, left the room and strolled to his new favourite place. The bank at the pond. Together they built this bank. Two banners of Runewick were blown over her, the banners he sewed himself. The archmage had engraved his name on the banners in recognition, so they now decorated the city and his name was immortalized. He was proud to sit among them, they were his piece of society and were to express the community of Runewick.
Jacob looked into the sky pondered a few moments before he began to write.
Dear Aly,
…