Seelenspiegel

General roleplaying - No OOC-posts, please! / Allgemeines Rollenspiel - Bitte keine OOC-Posts!

Moderator: Gamemasters

Post Reply
Gwynnether
Posts: 373
Joined: Fri Feb 06, 2004 10:41 am
Contact:

Seelenspiegel

Post by Gwynnether »

Als Gwynnether ihre Augen öffnete, war das erste was sie spürte der kalte und harte Felsboden unter ihr.
Benommen richtete sie sich auf und es dauerte einige Momente, bevor sie aufsah und ihre Umgebung mustern konnte. Hohe Felswände umgaben sie, und die eisige Luft schneidete sich in ihre Haut.
Wo war sie gelandet?
Das hier waren nicht die Tunnelsysteme unter Darloks Burg. Da war sie sich sicher.
Und auch keine andere Höhle die sie kannte, hatte Ähnlichkeiten mit dieser hier.

Gwynnether versuchte sich an die letzten Geschehnisse zu erinnern, bevor sie wohl das Bewusstsein verlor hatte. Vor ihrem geistigen Auge liefen die Szenen unter der Burg ab.
Die Mumien… die Spinnen.. die Skelette… das Klingen der aufeinander prallenden Waffen …das Geschrei der Kämpfenden... der Dämon…
Der Dämon!
Nachdem Gwynnether schon das erste Mal verletzt vom Kreuze zurückkam, hatte sie nicht mehr den Hauch einer Chance gegen diesen. Einige Hiebe reichten bevor Gwynnether fiel. Und damit endeten ihre Erinnerungen auch schon.
Jetzt war sie hier. Wo auch immer das war. Tot konnte sie nicht sein… denn sonst wär sie vor einer Burg wieder erwacht… oder vor einem Zeltlager. Aber doch in keiner Höhle!
…Vielleicht war es ja ein Traum.

Als sie aufstand bemerkte sie erst das sie keine Rüstung mehr trug, sondern nur das einfache Hemd, welches sie immer unter ihrem Plattenpanzer anhatte, und die Lederhose. Einzig und allein Beriadil, ihr Zweihänder, war wie gewohnt in der Schwertscheide, die an ihrem Hüftgurt hing.

Vorsichtigen Schrittes ging Gwynnether in die Richtung aus der ein sanftes Licht in die Höhle schien, und in der sich wohl der Ausgang befinden dürfte.
Sowie sie aus der Höhle trat, begannen ihre Augen zu Tränen und das Empfinden des Schmerzes lies Gwynnether ihre Vermutung, das dies hier nur ein Traum sei, stark in Frage stellen.
Nachdem sie sich an die Helligkeit des Tageslichtes gewöhnt hatte, betrachtete sie den tiefen Wald der sie umgab. Die Bäume rings um den Eingang waren dicht beisammen gewachsen und es machte den Eindruck, als hätte dieser Wald nie einen Menschen oder eine menschliche Axt zu Gesicht bekommen. Die Natur schien völlig unberührt. Es war nur … still.
Kein Vogelgezwitscher und kein Knacken im Unterholz war zu vernehmen. Nichts Lebendes weit und breit. Nur das Blätterrauschen allein war es, das schwach an ihr Ohr drang.

Unüberlegt näherte Gwynnether sich dem Waldrand und setzte einen Fuß hinein…

User avatar
Galim
Posts: 1843
Joined: Tue Dec 24, 2002 1:01 am
Location: Sitting and drinking at Irmoroms table
Contact:

Post by Galim »

Besorgt saß Galim bei Gwynnether, und sprach Gebete für ihre Genesung. Zweimal musste man sie aus den Katakomben ziehen. Zweimal viel sie unter den Schlägen der Gegner. Schwere Wunden hatte sie sich zugezogen, und Damien wandte seine ganze Kunst an jene zu heilen. Galim vergaß bei all seiner Sorge ganz seine eigenen, tiefen Wunden die er sich zuzog als er unter den massiven Attacken der Kreaturen viel.

John, welcher bis eben noch bei Gwynnether wachte, hatte sich auf Galims anraten schlafen gelegt, auch er war in einem schlimmen Zustand. So wachte Galim alleine bei Gwynnether. Das Fieber welches sie hatte, und ihr unruhiger Schlaf erleichterten Galims Sorgen nicht gerade. Wie Damien es ihm riet, legte er ihr den Wickel mit Firnisblütenextrakt auf die Stirn, und gab ihr den Trank gebraut von Tialdin, welchen Galim von Damien bekam.

Wenn er nicht gerade ihre Wunden versorgte, oder den Wickel wechselte, betete Galim aus ganzem Herzen. Er betete zu Irmorom, und bat um Segen und Schutz, für eine so tapfere Kriegerin, und eine Menschenfrau mit dem Herzen einer Zwergin.

So kniete Galim bei Gwynnether, und wachte mit Gebeten über sie, bis auch ihn der Schlaf einholte und er auf seinen Stab gelehnt, im sitzen verweilte. War der Raum eben noch vom Gemurmel seiner Gebete erfüllt, so war nun nurnoch das Schnarchen des Zwergen und eine im Schlaf unruhige Gwynnether zu hören.
User avatar
John Irenicus
Posts: 476
Joined: Sat Nov 23, 2002 10:37 pm
Location: far over the sea

Post by John Irenicus »

Noch lange hatte John an der Stelle gesessen, an der nun Gwynnether lag. Zwar hatte Damien seine Heilkünste auf sie angewandt, aber trauen wollte er dem noch nicht völlig. Sie hatte das Bewusstsein und viel Blut verloren. Nur schwer konnte er seine Augen offen halten, aber immer wenn sie ihm zufielen, schlug er sie wieder auf, als wolle er wachen, bis auch Gwynnether wieder aufwachen würde.
Nach einiger Zeit in diesem Zustand hörte er Stimmen. Jemand kam in die Burg, es war Galim. Er begann für sie zu beten. Zwischendurch zuckte Gwynnether zusammen, wie ein starker Schmerz, den sie in diesem Moment fühlte. Ihre Stirn war warm, wärmer, als sie es sein sollte.
Galim wies John an, kalte Wickel zu holen. Er wollte sich beeilen, doch er konnte sich nur mühselig aufraffen und sich auf den Weg machen, denn auch er hatte lange gekämpft, um den Feind zu schlagen. Er schleppte sich aus der Burg und über die Straße in Richtung Stadt. Das Einzige, was er noch trug, war eine ramponierte Lederhose und ein löcheriges und blutiges Hemd, auf welchem man wohl früher einmal das Wappen der Stadtwache hätte erkennen können. Die Leute, die vor und um die Burg herum standen, beachtete er nicht, viel zu erschöpft war er jetzt dazu. So gut und schell er konnte, besorgte er die Wickel und etwas Wasser und kehrte zur Burg zurück.
Dort angekommen stellte er Galim Beides hin und ließ sich selbst wieder auf den Boden neben Gwynnethers "Schlafplatz" sinken. Galim riet ihm, sich auch schlafen zu legen und er sah es ein. Ein letztes mal musste er sich aufraffen, um zum nächsten Schlafplatz zu gelangen. Er schloss seine Augen und schlief schnell ein, in der Hoffnung, Gwynnether am nächsten Tag wieder wach sehen zu können.
User avatar
John Irenicus
Posts: 476
Joined: Sat Nov 23, 2002 10:37 pm
Location: far over the sea

Post by John Irenicus »

Mit einem leeren Gefühl wachte John an diesem Morgen auf. Dass ihm jeder Knochen im Körper noch schmerze, merkte er erst, als er von seinem Schlafplatz aufstand, um nach Gwynnether zu sehen.
Als erstes legte er ihr eine Hand auf die Stirn, doch die Temperatur war nun eher normal, als zu warm. Ihre Atmung war zwar immernoch schwach, aber regelmäßig. Auch die große Wunde an der Seite war verschlossen geblieben. Eigentlich war alles völlig normal, wie an jedem Morgen, bis auf die kleineren Schürfwunden und Prellungen und bis auf die Tatsache, dass sie einfach nicht aufwachen wollte.
John stupste sie etwas an, in der Hoffnung, sie aufzuwecken, doch nichts passierte, sie bewegte sich nicht weiter.
Er rieb sich die Augen und blicke auf seine Kleidung, die vom Kampf noch völlig schmutzig und zerfleddert war, und beschloss sich umzuziehen, bevor er einen Rundgang durch die Stadt machen würde.
Gwynnether
Posts: 373
Joined: Fri Feb 06, 2004 10:41 am
Contact:

Post by Gwynnether »

Die Luft wirkte stickig, und auch drang kaum Sonnenlicht durch das dichte Blätterdach als Gwynnether den Wald betrat. Ziellos irrte sie umher und alles was sie vernahm war das Knacken alter Äste unter ihren Füßen.
Kaum verschwendete sie einen Gedanken an die Frage, warum sie keine Wunden von den Kämpfen mehr trug, und auch warum sie – trotz der Gefahr sich zu verirren – einfach durch diesen Wald lief, ohne wirklich zu wissen wohin.

Für sie war es ein Traum. Nichts weiter. Das bedeutete sie würde einfach irgendwann aufwachen. Womöglich an Johns Seite. Und sie würde ihn anlächeln und damit wäre alles vergessen.
Vielmehr beschäftigten sich ihre Gedanken mit ihrer Vergangenheit. Der Fall ihres Vaters auf dem Schlachtfeld. Der sinnlose Tod ihrer Mutter durch den Mob Jahre später und die entscheidende Zeit bei ihrem Onkel, die sie wohl am meisten geprägt hatte.
Wie viele Nachmittage sie in ihren jungen Jahren gemeinsam mit ihrem Onkel im Freien verbrachte um von ihm die Kampfkunst zu erlernen; sowie sich danach erschöpft auf die Wiese zu setzen, das Zirpen der Grillen zu lauschen, den Sonnenuntergang zu betrachten und zu zuzuhören wenn er ihr erklärte was es hieße einen ehrenvollen Kampf zu führen.
Viel hatte sie damals von ihm gelernt. Sie war für ihn wie der Sohn gewesen den er sich immer gewünscht hatte… und genauso erzog er sie auch.

Gwynnether blieb abrupt stehn und sah sich erschrocken um. Ihre schweifenden Gedanken haben sie vergessen lassen auf den Weg zu achten den sie ging. Durch die Bäume hinter ihr konnte man nicht mehr die Lichtung durchschimmern sehen von welcher sie kam und nur ganz schwach konnte man, anhand der gebrochenen Äste, erkennen welchen Weg sie gegangen war. Es schien als würden die Spuren von selbst wieder verwischen.
Nun hatte sie völlig die Orientierung verloren… und langsam überkam sie ein leichtes Gefühl von Panik.

User avatar
Galim
Posts: 1843
Joined: Tue Dec 24, 2002 1:01 am
Location: Sitting and drinking at Irmoroms table
Contact:

Post by Galim »

Gewissenhaft kümmerte sich Galim um Gwynnether. Regelmässig sah er nach ihr, saß sich zu ihr und sprach über dies und das. Er wusste nicht ob sie ihn hörte, doch beruhigte es ihn, mit ihr zu sprechen. Und womöglich half ihr seine Stimme wenigstens etwas. Er wechselte Verbände, legte ihr einen neuen Wickel auf die Stirn und sprach Gebete.

Noch war es Galim nicht bewusst, doch kümmerte er sich um Gwynnether wie um eine Tochter. Auch sorgte er sich um sie, wie er sich um eine Tochter sorgen würde. Und allein seine zwergische Natur hielt ihn bisher davon ab zu erkennen, wie sehr diese Zwergin in Menschengestalt doch an sein Herz gewachsen war.

Umsomehr weckte es entsetzen bei Galim, als John ihm später am Abend in der Stadt besorgt berichtete das es Gwynnether schlechter ging. Sofort eilte er zur Grauen zuflucht, an Gwynnetehrs Krankenbett. Ihr Puls und ihre Atmung waren flach. Ihre Haut bleich. Sie sah dem Tode näher aus als dem Leben.

Eiligst legte er ihr die Hand auf die Stirn, und sprach ein Gebet zu Irmorom, ein wohliges Leuchten hüllte sie ein, als er Irmorom um Segen für Gwynnether bat. Doch waren es nicht körperliche Wunden, die Gwynnethers Lage verschlimmerten. Es waren Seelische. Wunden, die älter waren als jene durch den Kampf gegen Northerot.

Es war eine alte Schuld, die tief in ihr an ihrem Herzen nagte, und sie langsam von Innen heraus zerstörte. Eine Schuld die jene Gwynnether, die Galim kennen lernte, schon seit langem Verzerrte und ihr allmählich die Identität nahm. Schoneinmal sprach Galim mit Gwynnether über ihre Schuld, und auch dieses mal würde er es tun.

Er würde jene Menschenfrau, die ihm teuer war wie eine Tochter, nicht so einfach in die großen Hallen ziehen lassen. So sprach er ihr zu, versuchte ihr den Mut und die Kraft zu geben, die Schuld zu besiegen. Ihr dummes Ich, welches sich die Schuld einredete, zu besiegen.

Und als Galim müde und nun still neben ihr saß, wusste er das er alles getan hat, was er nur tun konnte. Der Rest, der Rest war nun allein in Gwynnethers Hand. Und ihm und John blieb nichts anderes übrig, als durch ihre bloße Anwesenheit Gwynnether Kraft zu geben Malachin Stolz zu machen, und den größten und wichtigsten Kampf ihes Lebens zu führen und zu gewinnen. Der Kampf gegen ihr eigenes Ich.
Gwynnether
Posts: 373
Joined: Fri Feb 06, 2004 10:41 am
Contact:

Post by Gwynnether »

Sie ging einige Schritte weiter, bevor sie plötzlich ein Geräusch vernahm. Kurz schloss sie ihre Augen um zu lauschen aus welcher Richtung es kam, was jedoch nicht viel Anstrengung bedurfte, da es konstant lauter wurde.
Es war wie ein tiefes Knurren. Ein dumpfes Gröhlen. Und was auch immer es sein könnte das diese Geräusche verursachte: der Tiefe nach zu urteilen war es VERDAMMT groß… und es kam auf sie zu.
Gwynnether riss herum und ihre Hand fuhr reflexartig zu ihrem Schwertgriff. Von dort wo das Gröhlen kam, waren nicht nur knackende Äste sondern viel mehr umfallende Bäume zu hören. Sie wich einen Schritt zurück und in Bruchteilen von Sekunden rechnete sie sich ihre Chance aus die sie gegen das Wesen hatte.
Dann lief sie. So schnell sie ihre Beine tragen konnten preschte sie zwischen den Bäumen hindurch ohne auch nur einmal zurückzusehen. Sie konnte regelrecht spüren wie das Etwas hinter hier ebenfalls an Geschwindigkeit zunahm. Das Blut pochte in ihren Ohren und die Panik trieb sie immer schneller an. Die Luft brannte in ihren Lungen und ihr Atem ging unregelmäßig, doch stoppte sie nicht für den kleinsten Moment.
Es wurde immer lauter um sie herum… was nicht nur an ihrem lauten Herzschlag, und an dem Gröhlen der Kreatur lag, sondern an dem Gefühl das Schreien des Waldes zu hören, bei jedem einzelnen Baum die es umriss.
Grade als sie dachte ihre Kräfte würden sie verlassen, spürte sie plötzlich wie eine angenehme Wärme ihren Körper durchfuhr und glaubte für einen Moment eine vertraute Stimme zu hören. Ruckartig riss sie herum und ihre Stimme übertönte all die Geräusche die auf sie einprasselten. „JOHN!!!“.
Im selben Augenblick tat sie einen hastigen Schritt nach hinten. Sie krachte durch das Unterholz und stürzte einen steilen Abhang hinunter.

Sie wusste nicht wie lange es brauchte bis sie endlich zum Stillstand kam… jedoch schmerzten ihr alle Knochen…
Sie riss die Augen auf, um zu sehen wie weit das Wesen noch von ihr entfernt war, doch …
… Stille …
Was auch immer es gewesen war. Es war weg. Und ihr Blick schweifte langsam über die Lichtung an dessen Rand sie nun benommen lag.
Alles wirkte hell und freundlich … bis sie ihr Augenmerk auf etwas legte, das nicht ganz in dieses Bild passte:

Ein Spiegel.

Ein gut zwei Meter hoher Spiegel umfasst von einem eisernen Rahmen stand mitten auf der Lichtung…
User avatar
John Irenicus
Posts: 476
Joined: Sat Nov 23, 2002 10:37 pm
Location: far over the sea

Post by John Irenicus »

Der letzte Tag war zermürbend für John gewesen. Zwar war Gwynnether körperlich gesund und auch das Fieber war zurückgegangen, doch aufgewacht war sie noch nicht.
Dennoch saß er heute wieder bei ihr und flößte ihr Flüssigkeit ein und wartete, in der Hoffnung, dass sie keine dieser Panikattacken mehr erleiden müsste.
Aber es passierte wieder. Aus der Stille und Ruhe des Raumes heraus griff sie plötzlich reflexartig an die Stelle, an der normalerweise ihr Zweihänder hängt, und wieder machte sie das gequälte Gesicht, als würde sie schlecht träumen. John versuchte sie zu beruhigen, mit Worten, er lächelte auch, obwohl sie es nicht sehen konnte, aber es zeigte keine Wirkung. Erst nach einiger zeit, wohl nicht ausgelöst durch sein Zusprechen, zuckte sie heftig zusammen und beruhigte sich danach wieder langsam. Diese Momente machten John mürbe, er war ratlos und konnte nur zuschauen. Das hasste er.
Gwynnether hatte sich wieder beruhigt und John beschloss, einen Rundgang durch die Stadt zu machen.
Heute sah er schon etwas besser aus, als am vorigen Tage. Ein neues Hemd hatte er an und auch das getrocknete Blut hatte er von seinem Körper gewaschen.
In der Stadt war alles ruhig, doch trotzdem war John alarmiert, denn er hatte Dhalsim's Namen gehört und begann sofort, ihn zu suchen. Wenn er selbst schon nicht helfen konnte, dann würde er wenigstens Hilfe holen.
Er traf Dhalsim in der Schmiede an, erklärte ihm die Situation und bat ihn, sich Gwynnether später einmal anzusehen, danach kehrte er zur Burg zurück.
In dem Zimmer saß nun auch Galim, der sie ebenfalls versorgte. Galim sprach von einem Kampf um ihr Leben, welchen sie innerlich führte. Doch dieser Abschnitt sollte nicht sehr lange andauern, denn ein Mensch kam keuchend in die Burg gelaufen und berichtete von einigen Gesetzlosen, die sich vor der Stadt sammeln würden. Galim ging, um es sich mal anzusehen und kurze Zeit später, holte er auch noch John dazu. ...

John kam spät wieder zurück in die Burg, nach der Hinrichtung von Vakhos hatte er sich noch etwas mit Hagen unterhalten. Galim saß wieder bei Gwynnether, wurde aber später von einem Zwerg abgeholt.
Gwynnether war ruhig. John beruhigte das eher, als dass er sich weitere Gedanken darüber machen würde, ob sie nicht zu ruhig war. Dann bewegte sie ihre Lippen, zuerst bemerkte John das garnicht, dann ging er hastig mit seinem Ohr an ihre Lippen, um etwas zu verstehen.

"...ich....nein..... ich bin.. schuld.."

Er wusste sofort, worüber sie sprach. Eine alte Schuld, die sie sich gab. Fälschlicherweise, wie John immer gesagt hatte, aber scheinbar war sie noch nicht völlig darüber hinweg.
Wenig später ließ sie ihre Hand von ihrem Schwertgriff gleiten, an den sie sich sonst immer geklammert hatte. Die letzte Farbe wich aus ihrem Gesicht, aber als John die Temperatur an ihrer Stirn fühlte, war nichts ungewöhnliches festzustellen. Kurze Zeit später fühlte er auch ihren Puls und musste feststellen, dass dieser immer schwächer zu werden schien.
Lange saß er erst da und versuchte ihr wieder gut zuzusprechen. Wieder war er hilflos und wusste nicht, was er tun könnte. Er wusste nicht, ob Dhalsim bei ihr gewesen war, der Kampf und die Hinrichtung von Vakhos hatten seine Pläne unterbrochen. Er würde erneut Hilfe holen müssen.
Wieder raffte er sich auf, mit einer Spur Panik in seinem Gesicht.
Er suchte in der Stadt und traf glücklicherweise auf Galim, der sofort loseilte. Einen Heiler oder Medikus konnte John allerdings nicht finden, so hoffte er, dass Galim ihr helfen könne.
Zurück in der Burg sprach Galim seine Gebete, wieder. Wieder flößten sie ihr Tränke ein, wieder sprachen sie zu ihr. Doch so lange sie das auch taten, es schien nichts zu nützen. Ihr Puls sank weiter, minimal, aber doch merkbar.
Dann sprach sie wieder über ihre Schuld. Von da an taten John und Galim das, was sie schon vorher oft getan hatten. Sie versuchten sie davon zu überzeugen, dass es nicht ihre Schuld gewesen war, doch auch das schien nicht zu helfen. Am Ende mussten sie sich zurücklehnen und warten. Sie hatten alles Mögliche versucht.
Wie der nächste Tag nun aussehen würde, lag allein an Gwynnether und ob sie es endlich einsehen würde, ob sie diesen Kampf gewinnen würde.
Gwynnether
Posts: 373
Joined: Fri Feb 06, 2004 10:41 am
Contact:

Post by Gwynnether »

Mühselig richtete sie sich auf und prüfte ob ihr Zweihänder noch wohlbehalten an ihrer Seite hing. Danach wendete sie sich wieder dem Spiegel zu.
Der eiserne Rahmen funkelte seltsam kalt. Gwynnether strich sich kurz einige Strähnen aus dem Gesicht, und ging vorsichtig auf den Spiegel zu, natürlich nicht ohne ihre Hand auf ihren Schwertgriff zu legen. Das gab ihr einfach ein Gefühl von Sicherheit.

Zögernd blieb sie stehn.
Sie war sich nicht sicher ob sie wirklich einen Blick in diesen Spiegel werfen wollte.
Ein zwei Meter hoher Spiegel mitten auf einer Lichtung im Wald?
Unwillkürlich musste sie an eines der Lieder denken, welche sie so gerne am Lagerfeuer sang.
Leise murmelte sie eine kleine Textstelle daraus, während sie schon weiter einen Schritt nach vorne tat:
„Ach es sind nur Geschichten wie die Steine so alt! … sprach sie und trat in den verzauberten Wald“
Gwynnether musste über sich selbst schmunzeln. Das Lied endete damit, dass die Frau einem Geist des Waldes begegnete, welcher sie in einen Bann verfing und ihr innerhalb von einer Nacht viele Lebensjahre raubte…
Aber das hier war nur ein Traum. Nichts weiter. Es gab gar keinen verzauberten Wald, genauso wenig wie es diesen Spiegel dort gab.

Ehe sie sich versah, stand sie davor. Als hätten ihre Beine sie ohne ihren Willen weiter getragen. Erleichtert war sie, als das was sie in dem Spiegel sah, wirklich nur das Abbild ihrer selbst war. Die zersausten Haaren, das – vom Sturz zerissende – Hemd, ihre Hand die auf Beriadils Griff ruhte und der Wald hinter hier. Alles war genau so wie es sein musste. Seufzend richtete sie ihren Blick zu Boden um für einen Moment zu verschnaufen.
Sie stützte leicht ihre Hände auf die Knie und schloß kurz die Augen.

Als sie sie wieder öffnete, blickte sie vom Augenwinkel heraus zum Spiegel und musste mit entsetzen feststellen, das die Knie ihres Spiegelbildes nicht gebeugt waren. Und auch die Hände waren nicht an der Stelle wo sie ihre hatte.
Erschrocken sprang sie auf und machte einen Satz zurück. Ihr Herz raste.
Ihr Spiegelbild stand unverändert da … und ja… grinste sie hämisch an.
Gwynnether griff zu Beriadil, als sich ihr Abbild plötzlich zu bewegen begann. Zuerst streckte es nur eine Hand aus, also wollte es nach ihr greifen,… doch tat dann plötzlich einen Schritt vorwärts und setzte einen Fuß aus dem Spiegel heraus!!!
Gwynnether wich panisch noch einen Schritt zurück als die Gestalt nun ganz vor ihr stand und sie mit spöttischen Blicken bedachte.
Es war ihr genaues Ebenbild das grade vor ihr stand. Bis auf den kalten Gesichtsausdruck und der Tatsache das die Gestalt einen Ring an ihrem Finger trug. Ein Ring den Gwynnether schon längst im Meer versenkt hatte.

„Kommt er dir bekannt vor?“, sprach die Gestalt plötzlich zu ihr, während es die Hand mit dem Ring hob.
Kein Ton drang über Gwynnethers Lippen.
„Ja, dein Verlobungsring. Der Ring dessen Mannes den du in den Tod getrieben hast.“
Gwynnether blickte die Gestalt ungläubig an.
„Er hatte dich geliebt…“, sprach ihr Ebenbild weiter… „…und du hast ihn verraten. Bist ihm in den Rücken gefallen. Du bist verantwortlich für seinen Tod!“
Sie wollte widersprechen, doch tief in ihr wehrte sich etwas dagegen. Nämlich das Gefühl, das die Gestalt Recht hatte.
„Wäre ja nicht die erste Person die du hast im Stich lassen. Da hätten wir ja noch beispielsweise deine Mutter.“
Ein stechender Schmerz fuhr durch Gwynnethers Brust und langsam sank sie auf die Knie.
Der hämische Blick ihres Abbildes drang tief durch sie durch und es war, als würde es in ihre Seele sehen können… und dort alles hervorkramen was sie sich jemals zu Schulden hat kommen lassen.
Gwynnethers Hand wich langsam von ihrem Schwertgriff, während die Gestalt weiter auf sie einredete.
Ihr Blick senkte sich langsam gen Boden und ihre Augen verloren an Ausdruck, während die Anschuldigungen nur so auf sie einprasselten und sie langsam resignierte …

Hagen von Rabenfeld
Posts: 285
Joined: Wed Apr 23, 2003 7:04 pm

Post by Hagen von Rabenfeld »

Der Krieg.

Die große Bestie, die in den Herzen aller Völker schlummerte.
Der Abgrund, der Körper und Seelen verschlang, wie ein hungriges Tier.
Das endgültige Leid, an dem Menschen zerbrachen wie trockene Zweige und sich die Überlebenden nur zu oft wünschten, sich in die Ränge der Toten einzureihen.

Wie zähflüssige Nebelschwaden zogen die Worte des Dichters vor seinem geistigen Auge vorbei. Jahrhunderte waren vergangen, seit Shol´Mahemm diese Worte geprägt hatte und dennoch schien es ihm am heutigen Tage, als wären diese Zeilen für ihn allein bestimmt gewesen. Eine Bestie, wahrlich und er war sie geritten, hatte Feind um Feind zerschmettert, die Ketzer verjagt, ihre Seelen in den Höllenpfuhl zurückgeschleudert, wo sie schon lange ihrem düsteren Herren versprochen waren, hatte ihre Monumente eingerissen und ihre Asche im Wind zerstreut, auf das Nichts von ihnen zurückblieb, außer der quälenden Erinnerung, die einen nur in seinen Träumen heimsuchte.
Ja, es stimmte, er war dafür geboren worden. Sein Leben lang hatte man ihm gelehrt, wie diese Bestie zu beherrschen wäre, wie die Glut seines gerechten Zorns zu nutzen ist.
"Wer dem Ketzer erlaubt zu leben, ist mitschuldig am Verbrechen seiner Existenz", die Worte des Großtheogonisten, die er, es schien ihm unendlich lange her, wie aus einem anderen Leben, einst auf dem Platz der Sonne im prächtigem Chalmides vernommen hatte, hallten in seinen Ohren wieder, als wäre es erst gestern gewesen.

Und dennoch.
Trotz all dem, was er erlernen musste, was er zu erleiden hatte, trotz seiner Bereitschaft, weiter zu gehen, als es je jemand vor ihm getan hatte, obwohl er schon bis zur endlosen Leere und zurück gereist war, dennoch war er hilflos. Hiflos stand er im Türrahmen des Mannschaftsquartiers und betrachtete mit Schmerz im Blick John und Galim, die verzweifelt versuchten Gwynnether aus ihren quälenden Träumen zu reißen. Genauso hilflos hatte er mitansehen müssen, wie sie in den engen, düsteren Gängen der Burg unter dem Ansturm einer Horde an unheiligen Kreaturen gefallen war. Selbst umringt von unzähligen Untoten und den vieläugigen Monstren, die man Betrachter nannte, war es ihm unmöglich gewesen, zu seiner Soldatin durchzustoßen und ihr zur Hilfe zu eilen, hatte er doch mit berserkerhafter Wut sein eigenes Leben verteidigen müssen. Schon als er in die Tiefen hinabgestiegen war, hatte er nicht damit gerechnet, wieder lebend herauszukommen, an der Spitze des Stoßtrupps hatte er sich schonungslos auf den Feind gestürzt und dennoch war es nicht er, der auf einem Bett aufgebahrt, um sein Leben ringen musste. Hätte das Leben es ihm nicht schon lange gelehrt, er würde es als ungerecht verfluchen.

Sein Blick fiel auf die, von Angst um die Geliebte verzerrten Züge, seines Freundes John. Auch wenn er Haltung bewahrte und niemals jammerte, so konnte er doch nach all den Jahren im Gesicht seines Kameraden lesen und wußte um den Schmerz, den er empfand. Ohne sich zu bewegen, oder die Stimme zu erheben, dachte er bitter:


"Ja, mein Freund, genau darüber sprach ich so oft. Es ist das Opfer des Soldaten an die Menschheit, zu leiden, damit es andere nicht an unser statt müssen."

Und wieder war nicht er es, der zu leiden hatte. Ein weiteres Mal hatten die Götter entschieden, dass seine Zeit noch nicht gekommen war. Und wieder griffen die eisigen Finger der Schuld nach seinem Herzen.
Gwynnether
Posts: 373
Joined: Fri Feb 06, 2004 10:41 am
Contact:

Post by Gwynnether »

Ewigkeiten verstrichen die Gwynnether auf ihren Knien vor ihrem anderen Ich verbrachte. Ewigkeiten der Qualen und der Schmerzen über das Bewusstwerden ihrer Schuld.
Sie nahm alles auf. Jedes Wort das sie verinnerlichte, vernichtete sie von innen heraus.
Bis…
.. bis sie nichts mehr empfand.
Bis sie einfach alles auf sie einprasseln lies. Ohne sich zu wehren. Ohne irgendwas mehr zu empfinden. Ihre Augen wurden trüb und strahlten keine Lebendigkeit mehr aus.
Nun war es Zeit ….
Es war Zeit zu gehen.
Abschied zu nehmen. Denn sie hatte versagt. Auf alle Längen hatte sie versagt.
Das war es was das Ich ihr sagte. Jeden Kampf den sie kämpfte… alles war umsonst.
Sie würde nun alles hinter sich lassen.

Doch …
Ein leichtes Kribbeln spürte sie auf ihren Lippen, und die gleiche Wärme wie auch vorhin im Wald durchfloss sie.
Ihre leeren Augen füllten sich mit Tränen.
Während ihr Ich weiter auf sie einredete, schweiften ihre Gedanken zu John. Und zu ihrem Hauptmann. Zur Garde. Und zur Stadt in denen die Menschen lebten die sie so sehr ins Herz geschlossen hatte.

Wie als wenn er neben ihr stehn würde, konnte Gwynnether plötzlich die Worte ihres Onkels vernehmen… wie in alten Zeiten als er ihr vom guten Kampf berichtete … drang seine Stimme sanft an ihr Ohr und wiederholte etwas, was er ihr schon einmal gesagt hatte:

„Vergiss eines nie, Gwynnether, … man ertrinkt nicht, weil man unter Wasser taucht, sondern weil man unter Wasser bleibt.“

Gwynnether zuckte zusammen.
Sie fühlte in sich hinein und konnte wieder den Funken vernehmen, der sie bis jetzt immer antrieb. In allen Zeiten. Bei allen Kämpfen.
Bei Malachín, sie ist eine Kriegerin!!! Und sie hat nichts auf den Knien vor ihren Feinden verloren! Auch nicht wenn dieser Feind sie selbst war!

Sie erhob sich. Den Blick noch immer gesenkt. Ihr Ich verstummte für einen Moment, als hätte es damit nicht gerechnet. Gwynnether blickte langsam an ihrem Ebenbild hoch.
Ihr Gesicht zeigte keine Regung. Lediglich ein triumphierendes Lächeln war zu erkennen, wenn man ganz genau hinsah.
Noch bevor die Gestalt einen weiteren Ton sagen konnte, riss Gwynnether Beriadil aus der Schwertscheide und schlug zu.
Wie in Zeitlupe durchfuhr die Schwertklinge die Gestalt und zerbarst den Spiegel hinter ihr mit einem lauten Krachen. Tausende von Scherben sausten durch die Luft als …

… Gwynnether die Augen aufriss.
Schnell ging ihr Atem und ihre Hand umklammerte fest den Schwertgriff Beriadils.
Ihr Herz klopfte wie wild und sie brauchte eine Weile, bis sie registrierte das das die Decke von der Burg der Grauen Rose war, die sich da vor ihren Augen ausbreitete.

Nach einigen weiteren Augenblicken,.. neigte sie vorsichtig den Kopf… und Erleichterung überkam sie … als sie in John´s und dann auch in das Gesicht ihres Hauptmannes Blicken konnte…
Post Reply