Auf dem Weg zum Hafen

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Miriam
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Auf dem Weg zum Hafen

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Auf dem Weg zum Hafen
(( Für Alan Dowland ))

Klingelnd und musizierend verließen die beiden Gestalten das Osttor der Stadt Troll's Bane in Richtung Hafen. Die Frau mit dem roten Hexenhut klingelte, ob der vielen Glöckchen an ihrem Gewand, der Mann, der neben ihr ging spielte Laute. Die Marionette, welche die Frau in den Hand hielt, wippte mit dem Köpfchen und klingelt ebenfalls im Takt der Schritte vor sich hin.

Marina lauschte der Musik und Kerli, ihrer Marionette, während sie sich bemühte ihre schwere Tasche zu tragen.
Warum hatte sie so viele Dinge eingepackt? Zu viele Erinnerungsstücke... Ihre Gedanken schweiften ab.
Der Brief von Katharina:
"Marina, verdammt!
Gobaith geht unter, also such dir schnellstens ein Schiff..."

Ging Gobaith denn wirklich unter?
Gut, es gab deutliche Zeichen, dass irgendetwas nicht mehr ganz so war wie früher. Aber musst man vom Schlimmsten ausgehen?
Gut, Varshikar war zum Teil in Lava versunken, aber was bedeutete das gleich das dies überall geschehen würde?
Tol Vanima war im Meer untergegangen. Silberbrand, das Gerüchten zu Folge vom Erdbeeben verschüttet worden war, hatte Marina nie besucht.

Sie runzelte die Strin.
Bedeutet dies nicht, dass der Rest der Insel immer noch stand, dass es nicht so schlimm war? War es falsch jetzt zu gehen?
Zu gehen nun weil alle anderen gingen kam Marina ein wenig falsch vor. Sie war es nicht gewöhnt mit dem Strom zu schwimmen und hegte seit jeher eine unterschwellige Abneigung gegen diese Art des Handeln.

Marina sah zu Kerli.
Der kleinen Stoffpuppe mit Holzkopf schien die Musik zu gefallen, lustig wippte sie mit den Ärmchen.
'Du machst dir mal wieder gar keine Gedanken, was?'
Dann grinste sie. An Kerlis Stelle würde sie sich auch keine Gedanken machen. Drohte Gefahr war die Marionette stets sicher in ihrer Tasche.
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Alan Dowland
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Re: Auf dem Weg zum Hafen

Post by Alan Dowland »

Alan hatte fast ein wenig Mühe, mit der jungen Marionettenspielerin mitzuhalten, die fast mehr tanzte als ging während sie die ganze Zeit ihre Puppe neben sich herlaufen liess. Alan hatte nicht übertrieben, als er scherzhaft meinte, er ruhe sein Bein aus, ehe er zum Hafen weitergehe - tatsächlich hatte er sich die letzten Tage überansprucht und seines steifes Bein gab ihm prompt die Rechnung. Verkrampfte Muskeln, daraus resultierende Schmerzen auch in Hüfte und Rücken, und natürlich Krämpfe die bis in den Fuß hinunter strahlten. Immerhin hatte er nun eine längere Pause eingelegt, danach schritt es sich gleich viel leichter aus. Er hätte ja einfach den Teleporter genommen, doch es gab dummer Weise keinen Teleporter zum Hafen hinunter - und von dort fuhren die Schiffe.

Seine fröhliche Miene und sein Lautenspiel war allerdings mehr Schau als wirkliche Zuversicht. Alan hatte furchtbare Angst, doch er riss sich zusammen und zwang sich, für das Mädchen an seiner Seite zuversichtlich zu sein. Er hatte ihre unterdrückte Sorge zuvor gesehen, die zerbrechliche Hoffnung, mit der sie noch weitermachte. Genau wie er würde sie wohl innerlich zusammenbrechen, wenn ihr erst klar wurde, wie ernst die Gefahr war und wie wahrscheinlich sie die nächsten Tage nicht überleben würden.

Doch was tat er? Er lief neben der Gauklerin her, spielte Laute und lenkte somit ihre und seine Gedanken ab, während sie immer weiter südlich wanderten. "Sagst du mir auch deinen Namen?" fragte er, darauf anspielend, dass sie ihm zwar Kerli - aber niemals sich selbst vorgestellt hatte.
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Miriam
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Re: Auf dem Weg zum Hafen

Post by Miriam »

"Ich?" Das Mädchen sah aus ihren Gedanken gerissen auf und grinste den Barden an. "Ich bin Marina. Marina Tanorakind. Kommt Ihr vom Festland? Dann kennt Ihr vielleicht meine Familie?", neugierig sah sie Alan an. "Oder lebt Ihr hier auf der Insel?"

Bei der Erwähnung ihrer Famile dachte sie an Geschwister und Familie. Seit mehren Jahren hatte sie, sie nicht mehr gesehen.
Vielleicht sollte sie mal wieder einen Brief schreiben. Falls die Insel tatsächlich untergehen sollte, hätte sie wohl besser früher geschrieben...
Marina seufzte und lies den Blick nachdenklich über die Felder vor der Stadt Bane schweifen.
War die Angst jetzt schon so ansteckend geworden, so wie jene Krankheit die im letzter Zeit die Insel im Atem gehalten hatte?
Dann lies sie Kerli den Kopf schütteln. 'Nicht traurig sein' , schien die Puppe zu sagen und Marina nickt leicht. Kerli hatte recht...und ihre schwere Tasche würde sie einfach weiterhin ignorieren!

Dann sah wieder zu ihrem Beleiter, der Laute spieltend neben ihr lief.
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Alan Dowland
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Re: Auf dem Weg zum Hafen

Post by Alan Dowland »

s gab eine gute Chance, dass Marina von Alans Familie gehört hatte - der Name von Bragona war zumindest in Albar einer der einflussreichsten Namen überhaupt. Doch Alan nannte sich nicht umsonst Dowland. Erstens war er nur seines Vaters Bastard, er war zwar anerkannt worden, doch später auch von seinen legitimen Halbbrüdern gejagt worden, die seinen Kopf wollten. Und zweitens hatte er sich nie als von Bragona, als Adliger aus Albar, gesehen. Er hatte zwar einige Jahre im Krieg gekämpft - doch das war viel zu lange her und eine Erinnerung, die er fast gänzlich verdrängt hatte. Nein, dieser junge Mann war nicht mehr er. Alan war ein Barde, er war ein Siranigläubiger - fast unvorstellbar für einen gebürtigen Albarer - und er war glücklich damit.

"Der Name Eurer Familie sagt mir nichts, leider," gab er zu, und beobachtete die Puppe, um sein Spiel ihren Bewegungen möglichst gut anpassen zu können. Es war eine Herausforderung, denn er hatte noch nie zuvor Begleitung das Spiel mit Puppen gespielt - alles was er tat, war mehr intuitiv als erlernt.
"Ich wandere eigentlich immer umher, eine Zeitlang nannte ich Varshikar meine Heimat, doch hat es mich noch nie besonders lange an einem Ort gehalten. Schon nach wenigen Wochen packt mich stets das Fernweh und dann muss ich weiter, muss reisen... Was ist mit Euch? Habt Ihr auf dem Festland noch Familie, zu der ihr zurückkehren könntet?"
Alan war nicht mit diesem Glück gesegnet. Seine Mutter - seines Vaters Mätresse - war vor einigen Jahren verstorben, sie hatte Alan noch ihre wunderschöne Laute vermacht. Unter Lebensgefahr war er damals nach Albar zurückgekehrt, nachdem seine Halbschwester Rowena ihn vom Zustand seiner Mutter verständigt hatte, war in Nacht und Nebel ins Haus seines Vaters eingedrungen und hatte seiner Mutter Lebwohl gesagt, hatte ihr die Möglichkeit gegeben, ihren Sohn ein letztes Mal zu sehen.
Rowena... Alan hatte nicht viele Geschwister, die auf seiner Seite waren und ihn unterstützt hatten. Genau genommen hatte er nur zwei: Gorim, seinen knapp ein Jahr älteren Halbbruder, der aber schon vor zwölf Jahren gestorben war; und Rowena, die an einen brutalen Kerl verheiratet war, mit dem sie offenbar sehr unglücklich war, den wenigen Briefen nach, die sie Alan ins Exil hatte entsenden können ohne dabei entdeckt zu werden.

So stand der Barde also ohne Familienbande da, die ihn in irgendeiner Form gehalten hätten. Er würde aufs Festland zurückkehren, doch wohin dann? Wo der Wind ihn hinwehte, nur nicht nach Albar zurück. Er musste nur zu der diagonalen Narbe über seinem linken Handrücken sehen, um sich sehr gut daran zu erinnern, warum er nicht nach Albar zurück konnte...
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Miriam
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Re: Auf dem Weg zum Hafen

Post by Miriam »

"Ein Barde, der nichts von der Familie Tanorakind gehört hat? Na, das gibt es doch nicht!" rief Marina mit gespielter Überraschung. Ihr war in Wirklichkeit irgendwie schon bewusst, dass das Festland groß war und somit nicht sonderlich wahrscheinlich, jemanden zu treffen, der ihre Familie kannte.
"Habt Ihr etwa nie meinen Vater, einen Aktobaten, getroffen? Oder Meine Mutter, sie verkauft Heiltränke und Wundermittel? Oder meine Jüngste Schwester?"
Marina beobachtete den Lautespieler kurz um zu sehen, wie er ihren Schalk auffasste, und entschloß sich dann weiter machen.
"Sagt mir nicht Ihr habt niemals einen Messerwerfer getroffen, dessen stahlendweißes Gewanda nchts eine dunkle Gasse erhellen könnte? Daran erkennt man meinen älteren Bruder. Oder ein hübsches Mädchen, das lachend Glücksbringer aus den Knochen von Gehängten an die Leute verkauft? Das wäre dann meine Schwester."


Das Marina vor wenigen Jahren auf die Insel gekommen war um die Kunst des Puppelspiels zu erlernern, und nie Lehrmeister gefunden hatte verschwieg sie. Es spielte keine Rolle.

Trotz des Spaßes, den sie nur hatte treiben wollen, bemerkte sie einen Anflug von Sehnsucht und Heimweh aufkeimen.
Zurückkehren zu ihrer Familie, natürlich könnte sie dies, sagte sie sich. Aber es wäre sicher einfacher wenn sie wüsste wo ihre Familie sich zur Zeit aufhielt...
"Genau wie Ihr, wandern wir umher. Doch, bin ich hier hier auf dieser Insel heimisch geworden. Ihr kommt also in Varshikar?" fragt sie.
Varshikar, dieser Ort rief gemische Gefühle hervor, gute und … weniger gut.

Kerli hingegen hatte kein Heimweh. Aber mit Sicherheit hatte er Erinnerrungen an Varshikar, so ließ Marina ließ ihre Puppe nun weniger hüpfen und klingeln, dafür mehr mit dem kleinen Stoff-Ärmchen winken. Ob Kerli Varshikar mochte? Seine Antwort schien Marina ein Kichern zu, gefolgt von einem 'Dort braucht man nicht zu frieren.'.
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Alan Dowland
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Re: Auf dem Weg zum Hafen

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Alan lachte über ihren entsetzten Ausruf. "Nun, scheinbar doch - ich habe noch nie den Namen Tanorakind gehört", er zwinkerte ihr zu. "Doch das muss nicht viel heißen, ich bin selten auf größeren Jahrmärkten oder in Gauklertrupps unterwegs, sondern reiste meist lieber alleine. Von daher kann es schon sein, dass ich sie nie getroffen habe."

Ungeachtet dessen, was er gerade gesagt hatte, zählte Marina ihre Geschwister und Eltern auf, beschrieb, was diese so taten. "Sie klingen sehr nett, summierte Alan ihre Rede lächelnd und fast ein wenig traurig ab, "schade, dass keiner aus dieser Reihe mir etwas sagt."

Alan spürte ihr Heimweh fast instinktiv, stieg es doch auch in ihm auf, als sie von ihren Eltern sprach. Er erinnerte sich seiner Mutter - der duftigen, raschelnden Seide ihres Kleides, der zarten Hände, die ihm den nächsten Lautengriff nahe brachten, an ihre glockenreine Stimme und ihre leuchtend blauen Augen. Der Duft von Lavendel und wildem Thymian stieg ihm wieder in die Nase, diese beiden Kräuter, die sie so geliebt hatte.
Sie hatte ihm sehr ähnlich gesehen, doch die sturmgrauen Augen hatte Alan von seinem Vater. Mutters Augen hatten die Farbe des Meeres gehabt, die Farbe Tanoras. Und ihre Haare waren wie reifer Weizen gewesen, sattgoldene, dicke und doch weiche Flechten, die ihr bis über die Hüfte fielen. Alans Haare waren nur halb so lang, aber ebenso weich - nur waren sie braun, wie die Haare seines Vaters, nun gemischt mit einer einzigen Strähne Silber.

Alan vertrieb diese Gedanken und Erinnerungen fast so vehement, wie man lästige Fliegen verscheucht. "Ich stamme vom Festland," sagte er vage, "doch auch ich habe hier auf Gobaith eine Heimat gefunden, vor langer Zeit. Damals war Varshikar noch eine freie Stadt... eine Stadt der Dichter, der Philosophen, der Barden. Wir nannten sie die Wüstenblume von Kumdah, und liessen uns vom Mondlicht auf ihren hellen Zinnen ebenso inspirieren wie von der Ewigkeit und Wandelbarkeit der Wüste und der See." Allein diese Worte gaben ihm einen kleinen Stich. Varshikar zu verlieren hatte so weh getan... und es war allein seine Schuld gewesen, das wusste er. Hätte er Djironnyma nicht so zugespielt... Er war ein Idiot gewesen, ein einfältiger Narr, auch nur für eine Sekunde anzunehmen, er könnte eine Stadt führen.

"Das ist lange her." wiederholte er nocheinmal, als müsse er sich selber belehren. "Ward Ihr bereits einmal dort?"
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Miriam
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Re: Auf dem Weg zum Hafen

Post by Miriam »

Marina nickt ernst. "Ja, ich war nicht nur einmal in Varshikar."
Das erste Mal, dass sie in Varshikar gewesen war, war es damals im Mas gewesen?
Das musste wohl bereits ein oder zwei Jahre her sein... Leomar Gesse hatte ihr Lesen und Schreiben beigebracht.
"Es war früher bestimmt ein sehr schöner Ort, was? Ich habe ein Gedicht drüber geschrieben. Ich mochte den Ort mal sehr gern.", erklärte sie nicht ohne ein leichtes Bedauern.
In Wahrheit hatte sie zwei Gedichte geschrieben. 'In der Wüste von Vashikar' voller Lob auf den schönen Ort, der ihr so gut gefallen hatte, und später eines nur über seine Bewohner, von denen sie enttäuscht gewesen war.
Nach dem Gespräch in der Taverne im Ronas, hatte sie ihre Meinung über die Träger ein wenig revidiert.
Doch die Puppenspielerin hatte Djironnyma nicht wirklich verziehen, dass er ihr Untätigkeit vorgeworfen hatte, während der Orden seiner Meinung nach die Leute vor Unheil bewahrte. Sollte der Magier doch reden, sie würde auf ihre Weise versuchen dem Guten in der Welt mehr Platz zu schaffen und dazu andere Wege wählen.
"Mögt Ihr das Gedicht über Varshikar hören? Oder vielleicht ein anderes Gedicht?", fragte sie den Barden und sah ihn erwartungsvoll an.
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Alan Dowland
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Re: Auf dem Weg zum Hafen

Post by Alan Dowland »

In einiger Entfernung tauchten die ersten Bäume des kleinen Waldes auf, den man auf dem Weg zum Hafen durchqueren musste. "Wenn Ihr sagt, dass Ihr Varshikar einst gerne mochtet, dann ist dem wohl nicht mehr so?" Alan konnte diese Einstellung zwar verstehen, auch ihm war Varshikar heute fremd geworden und der letzte Besuch dort hatte ihm mehr als nur einen Stich versetzt.

"Ich würde sehr gerne Euer Gedicht über Varshikar hören," erwiderte er mit einem Lächeln. "Im Tausch könnte ich Euch die Hymne anbieten, die ich vor... langer Zeit... über die gleiche Stadt und ihre Verbindung zur Herrin Sirani dichtete." Er lächelte leicht - es war fast wie in alten Zeiten. Der Umgang mit der anderen Künstlerin tat ihm gut, das bemerkte er schon jetzt. Mit niemand konnte man sich so mühelos und offen unterhalten wie mit Künstlern.
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Miriam
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Re: Auf dem Weg zum Hafen

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Marina nickt zustimmend. "Ja, ganz genau. Varsikar gefällt mir nicht mehr so sehr, seit dem ich besser hingeschaut habe... ", sie zuckte mit den Schultern um den lästigen Gedanken an die Träger und ihre Philosopie zu vertreiben.
"Ich habe also auch den Trägern ein Gedicht gewidmet. Ein gänzlich anderes, als das was nun ich aufsagen werden."
Marina lächelte.
"Und die Hymne höre ich mir sehr gerne an, vorallem wenn sie das alte Varshikar besingt. So, biete ich nun 'In der Wüste von Vashikar' zum Tausch."
Marina hob eine Hand als wolle sie ihr Gedicht anpreisen - und nahm innerlich ihre Vortragshaltung ein.
Ein breites Grinsen ziehrte ihr Gesicht, als sie begann die Verse aufzusagen:

"In der Wüste von Vashikar
ist so einiges sonderbar
dort brennt ein Feuer bei Tag und bei Nacht
darum tanzt eine Gestalt, die lacht

Am Fuß des Feuers lebt ein Dschinn
der immer zu ruft 'Oh, wie schön ich bin'
doch hat er noch nie in den Spiegel geschaut
vermutlich hat er sich dies nicht getraut

In der Wüste von Varshikar
ist so einiges sonderbar
das Wasser fließt die Berge hinauf
und wählt gar ungewöhnlich' Lauf

In der Nähe des Wassers, da is' viel Sand
wie der da hinkam ist unbekannt
Sand nichts als Sand, die Sonne scheint hell
Gib Acht in der Wüste verläufst du dich schnell

Ich spreche vom schönsten Ort der Welt
und hoffe dieses Gedicht gefällt
geh nach Varshikar
und du wirst verstehen
Jeder sollte die Wüste sehen"


Als sie ihre Gedicht geendete hatte, grinste die Puppenspielerin und verbeugte sich reichlich übertrieben, auch die Marionnette ließ sie artig das Köpfchen senken. Dann blickte sie zu Alan.
"Jetzt sind wir aber neugierig auf die Hymne."
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Alan Dowland
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Re: Auf dem Weg zum Hafen

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Alan hob teilweise die Augenbrauen, als er die Verse über den Dschinn, das magische Wasser und die lachende, tanzende Gestalt hörte - Dinge, die mit seiner Erinnerung nicht übereinstimmten, die er aber durchaus als Seitenhieb auf Djironnyma und seinen Orden verstand.

Lachend applaudierte er am Schluss, als sie Varshikar gerade als den schönsten Ort Illarions bezeichnet hatte. "Ja, das war sie einst," stimmte er Marina zu, "vor langer Zeit war sie das wirklich - eine Perle unter den Städten, ein Ideal dem es nachzueifern kann. Eine Heimat für jedermann, der in Frieden und Liebe mit allen Geschöpfen leben wollte.

Nachdem er aufgefordert worden war, seine Hymne hören zu lassen, lenkte Alan seine Schritte seitlich und setzte sich auf einen der Felsen, die am Wegrand in dem kleinen Wäldchen lagen. Irgendwo hier musste es auch einen Berg mit einer Höhle geben, er hatte dort nur einmal zuvor Unterschlupf gesucht. In aller Seelenruhe - lange dauerte das bei ihm ohnehin nicht - stimmte der Barde seine Laute. Nun, da er spielte, fiel eine schräg verlaufende, rote Narbe auf seinem linken Handrücken sicher ebenso auf wie seine etwas unorthodoxe Haltung dieser Hand, die längst nicht mehr ganz der Haltung entsprach, die man als Lautenspieler eingetrichtert bekam.
Dann nahm er einen Schluck Wasser aus seinem Lederschlauch und bot auch Marina etwas an, bevor er endlich ansetzte zu spielen.
Alan war einmal ein sehr hübscher junger Mann gewesen. Davon war heute nicht mehr sonderlich viel zu sehen, er war älter, hagerer geworden und hatte zu viel Schlimmes erlebt, um ihm die reine, unbeschwerte Naivität zu bewahren die ihn einst ausgezeichnet und so anziehend gemacht hatte. Doch seine Stimme war in all den Jahren nicht gealtert. Noch immer erfüllte ihr glockenreiner, voller Klang die Herzen der Zuhörer, noch immer gelang es dem Barden scheinbar mühelos, ihr die verschiedensten Klangfarben zu geben, während er sang.
Vor vielen Jahren, nachdem ein Assassine seine Hand verletzt hatte, war Alans Lautenspiel tolpatschig, hinterwäldlerisch gewesen, er hatte einfach keinen sauberen Ton mehr herausgebracht und schon nach nur einem Lied schmerzhafte Krämpfe in der verwundeten Hand verspürt. Wie oft die Wunde wieder aufgebrochen war, ehe er endlich eine Haltung gefunden hatte, mit der er zwar seine alte Virtuosität nicht wiedererlangen, aber doch zumindest fast wiederherstellen konnte, hatte er nie gezählt. Alan war nicht immer eine Diener Siranis gewesen, aber die Musik war für ihn schon immer so lebensnotwendig gewesen wie die Luft zum Atmen. Ein wahrer Barde liess sich selbst dann nicht vom Spiel abbringen, wenn es ihm Schmerzen bereitete und er fürchten musste, nie wieder so spielen zu können wie zuvor.

Wie lange war es her, dass er die Hymne auf Sirani und Varshikar gedichtet hatte? Er war damals zwanzig Jahre alt gewesen, vielleicht sogar erst neunzehn. Jung, naiv, frisch verliebt. "Ich nenne es: Hymne an einen verlorenen Ort," betitelte er sein Lied, ehe er einige zarte Akkorde anschlug und dann die schwungvolle Melodie das kleine Wäldchen ausfüllen liess.

"Ich will euch erzählen
Von Glück und von Freude
Vom Spaß am Leben und Sein,
von Varshikars Seele
die hell und erleuchtend
am Nachthimmel über euch scheint.

Ehre der Göttin
Der Liebe, des Friedens
Sirani, wie man sie nennt,
die wer du auch bist
und was du auch tust
dein Leben liebet und kennt.

Ich weih meine Seele
Der lieblichen Göttin
Mein Herz dem Frieden allein
Verwehre dem Hass den Platz meines Herzens
Varshikar, mein Leben sei dein!

So wisset, dass jeder
Der Frohsinn bezeuget
Im Gunste von Sirani steht
Und für seinen Lebtag
Als stiller Begleiter
In Sicherheit neben ihr geht.

Ich weih meine Seele
Der lieblichen Göttin
Mein Herz dem Frieden allein
Verwehre dem Hass den Platz meines Herzens
Varshikar, mein Leben sei dein!

Alsdann lasst uns feiern
Aus tiefster Seele
Singen und tanzen vereint
und der Herrin zeigen
das unser Weg
bestimmt ist durch ihren Schein.

Ich weih meine Seele
Der lieblichen Göttin
Mein Herz dem Frieden allein
Verwehre dem Hass den Platz meines Herzens
Varshikar, mein Leben sei dein!
Varshikar, mein Leben sei dein!"
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Miriam
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Re: Auf dem Weg zum Hafen

Post by Miriam »

Still und fasziniert hatte die Puppenspielerin der Hymne gelauscht. Sogar die Marionette hatte sie ruhig gehalten.
Während sie zuhörte stelle Marina zu ihrer Übrerraschung fest, wie sehr der Text ihr aus dem Herzen sprach und wie unpassend er eigentlich für das Varshikar war, welches sie gekannt hatte.
So lauschte sie Alans Gesang, nahme ihre schwere Tasche von der Schulter und beobachtete den Barden beim Lautespielen.
'Das mit seiner Hand muss weh getan haben ... Greift man so eine Laute? … Er sing wirklich gut ... Und der Text ist so schön...'
Als der Mann seine Hymne auf Varshikar geendet hatte, klatschte Marina eifrig in die Hände und rief "Bravo! Bravo!" Während sie applaudierte baumelte Kerli der an seinem Marionettenstab an Marinas Arm hing, gegen ihr Bein und klingelte – Marina war sich sicher, dass Kerli die Hymne ebenfalls mochte, auch wenn der kleine Holzkopf ein Trinklied vorgezogen hätte.
Während sie Beifall gab rief die Puppenspielerin: "Solch ein Lied habe ich lange nicht mehr gehört! Wie wunderschön!" Die Begeisterung für das Lied war ihr anzusehen.

Als sie fertig war mit Beifall geben, strahlte sie noch immer und setzt sich auch auf einen kleinen Felsen und wackelte mit den Füßen. "Zeit für eine Pause? Oder gehen wir weiter zum Hafen?", fragend blickte sie zu Alan.
Etwas nachdenklicher und mehr an sich selbst gerichtet meinte sie dann fragend zu ihrer Marionette an "Bei Nargun, warum geht so ein schöner Ort nur verloren?" Marina sah die Puppe neugierig an, ganz so als erwarte sie eine Antwort.
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Alan Dowland
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Re: Auf dem Weg zum Hafen

Post by Alan Dowland »

Obwohl Alan sich in den Tavernen Salkamars einiger Beliebtheit erfreute, hatte er lange keine so begeisterte Zuhörerin mehr gehabt, und auch wenn er nicht zur Arroganz neigte, brachte Marina in ihrer Begeisterung doch ein ehrliches, breites Grinsen auf seine Züge. Es war nun mal viel schöner, für jemand zu musizieren, der es zu schätzen wusste, als für eine Horde betrunkener Trottel die nichts als bodenständige Trinklieder und zotige Balladen voller möglichst unbekleideter, vollbusiger Frauenzimmer hören wollte.

"Vielleicht sollten wir uns doch lieber sputen... Wer weiß, wie es am Hafen mit Schiffen aussieht," erwiderte Alan nachdenklich. Er hatte nicht zuletzt auf einen sofortigen Auftritt aus Bane gedrängt, weil er die Flüchtlingsströme der letzten Tage sehr wohl gesehen und die Angst in den Augen der Wesen gesehen hatte. Diese Insel würde vielleicht untergehen, vielleicht auch nicht; doch es wäre wohl Tollkühnheit bis Wahnsinn, hier zu bleiben und es ruhig abzuwarten. Die Wege der Götter waren unergründlich, und besonders die alten Götter, die so viel grausamer und ursprünglicher waren als die jungen Götter, jagten Alan insgeheim eisige Schauer über den Rücken. Er hielt sich wirklich lieber an Sirani, doch sie hatte nichts gegen die Flutwelle, gegen den Vulkanausbruch in Varshikar oder gegen das Erdbeben unternommen.

"Nargún ist wohl der letzte Gott, der den Sinn hinter solchen Dingen erkennen kann, " meinte Alan, während sie weiter gen Süden gingen, "doch glaube ich, dass Varshikar nicht von außen, sondern von innen heraus zu Grund gerichtet wurde. Es gab eine Reihe naiver Idealisten, so wie mich, die meinten es müsse immer so weiter gehen, und es gab einige... Personen... denen ihre persönliche Macht und das, was sie für Stabilität hielten, über den Frieden und die Toleranz der Wüstenblume gingen. Varshikar war wie ein Apfel, von innen heraus von Habgier und Machtstreben zerfressen, während sie von außen heraus noch schön anzusehen war." Er wusste nicht genau, warum er das nun sagte, aber er erzählte es dennoch. Sie konnte es jederzeit ohnehin erfahren, wenn sie jemand fragte, der die kurze Woche von Alans Regentschaft mitbekommen hatte. "Varshikar war mir anvertraut, um sie zu bewahren," gab er zu. "Es war mein Versagen als Anführer, das ihren Untergang herbei brachte. Von diesem Tag an war ich nicht mehr derselbe, und werde es nie wieder sein. Ich war sorglos in jungen Tagen... sorglos und dumm. Heute ist mir das klar geworden, doch es ist zu spät, um Verlorenes zu klagen. Wir können nur versuchen, die gegenwärtige Welt zu verbessern; Bitterkeit über Verflossenes bringt niemanden weiter und ist nicht Siranis Pfad."
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Miriam
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Re: Auf dem Weg zum Hafen

Post by Miriam »

Marina hörte neugierig zu als Alan erzählte. Irgendwann hatte sie mal etwas über die Geschichte Varshikars erklärt bekommen, als sie noch neu auf der Insel war, sie erinnerte sich aber weder an den Erzähler noch was man ihr da genau erzählt hatte.
Er hatte Varshikar verloren. An die Träger oder an jemand anders? Tja, hätte sie damals mal besser zugehört...
Die ganze Geschicht klang wirklich traurig.
Aber, vermutlich wäre Varshikar – wenn dies denn der Wille der Götter war – so oder so von Machtstreben zerfressen und als Wüstenblume verloren gegangen. Das lustig an der Gesichte war, dass Alan die Stadt mit einem faulen Apfel verglich, es klang sehr nach einer Idee für ein Gedicht, aber über den Umstand, das Varshikar nicht so war wie es schien, hatte sie bereits eines verfasst, ein Gedicht über eine schöne Dose in der sich eine Spinne versteckte.
Bei Alans letztem Satz nickt sie grinsend und zustimmend. Voll Trauer zurückzublicken, dies hatte sich Marina recht früh abgewöhnt, da sie seit jeher mit ihrer Familie umher reiste - von einer Stadt zur nächsten. "Was weg is', is' weg. Nicht mal die Träger des Feuers haben jetzt noch Varshikar. Es ist vom Erdbeeben erschüttert und zerstört worden. Es wird nun sicher keiner mehr darum streiten." Marina war sich nicht sicher ob das die richtgen Worte waren um den Barden aufzumuntern, daher fügte sie optimistisch hinzu: "Wer weiß schon, ob Ihr nicht eines Tages eine Hymne auf einen wiedergefundenen Ort schreiben werdet?"
Dann blickte sie den Weg entlang, der um Hafen führte und dachte sie an Katharina, die die Insel schon verlassen hatte.
Würde sie vielleicht auch an einen solchen schönen Ort fahren? Und wohin würde es Kerli und sie selbst verschlagen? "Welches Schiff werden wir am Hafen nehmen?", fragte die Puppenspielerin ihren Begleiter, denn sie war sich nicht im Klaren darüber wie Ernst die Lage wirklich war. Vermutlich hatte sie die Flüchtlinge entweder geflissentlich und erfolgreich ignoriert oder nichts bis wenig von der ganzen Unruhe mitbekommen.
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Re: Auf dem Weg zum Hafen

Post by Alan Dowland »

Alan lächelte unwillkürlich, als sie in ihrer fast schon kindlichen Fröhlichkeit über die Zerstörung und das ganze Leid hinweg gehen konnte. Sie erinnerte ihn so dermaßen an ihn selbst, vor vielen... vielen Jahren... war er tatsächlich einmal so unbeschwert, so sorglos gewesen? Hatte er wirklich auch einmal geglaubt, alles liesse sich wieder gerade biegen und man bräuchte nur nach vorne zu blicken, um alles Böse zu besiegen?
Ja, als er sechzehn, siebzehn gewesen war, da hatte er es geglaubt. Das war vor dem Krieg gegen die Norodaj gewesen, vor seiner monatelangen Gefangenschaft unter Feinden.

Das war lange, lange vor dem Anschlag auf sein Leben gewesen, lange vor so vielen Dingen.
Vor einem halben Leben.

"Ja, das würde mir gefallen," erwiderte er und lächelte Marina zu. Eine neue Hymne schreiben, eines Tages... ein schöner Gedanke.

Insgeheim dachte er, dass sie froh sein konnten, überhaupt noch irgendein Schiff am Hafen zu kriegen, aber das sagte er nicht. Warum ihr Angst machen, wenn er es doch nicht wusste?
"Das sehen wir, wenn wir dort sind, ich weiß ja auch nicht welche Schiffe im Hafen liegen," erwiderte er fröhlich, während er weiter gen Süden stapfte, Schritt für Schritt. Die Krämpfe in seinem müden, steifen Bein kehrten zurück, aber dieses Mal liess er keine Pause zu, biss die Zähne zusammen wann immer eine Welle des Schmerzes über ihn kam, und zupfte leicht die Lautensaiten beim Gehen, um Marinas Spiel mit Kerli zu untermalen und nicht nur sich, sondern auch das Mädchen abzulenken.
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Re: Auf dem Weg zum Hafen

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Marina grinste und nickte auf Alans Worte hin. Während sie lief, ließ sie ihre Marionnette weiterhin klingeln und tanzen.
So kamen die beiden langsam dem Hafen näher, wo noch drei Schiffe vor Anker lagen.

Etwas schlug klackend auf dem Weg auf, der am Waldrand vorbei führte. "He! Da wirft ein Eichhörnchen mit Steinen." Die Puppenspielerin blieb stehen um den kleinen ungewöhnlichen Stein aufzuheben. Wähenddessen fielen zwei weitere faustgroße Steine, wenige Meter von Alan und Marina entfernt mit dumpfen Aufprall auf die Wiese.
"Noch mehr Steine? "Suchend sah Marina sich um und hob dann erstaunt den Blick gen Himmel. "Oh jeh..."
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Alan Dowland
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Re: Auf dem Weg zum Hafen

Post by Alan Dowland »

Im ersten Moment blieb Alan mehr neugierig als besorgt stehen und sah zu Marina hinüber, die einen sonderbaren Stein aus dem Gras aufhob. So schwarz, und irgendwie sah er aus, als habe er Blasen... komisch...

Doch seine Miene veränderte sich schlagartig, als noch weitere Steine wie überdimensionale, tödliche Hagelkörner direkt neben ihm einschlungen. "Das ist kein Eichhörnchen..." murmelte er, während sich die Wahrheit erst so nach und nach in sein Hirn schlich. Konnte das... ging sowas überhaupt?!

In diesem Moment rauschte und zischte es, ein unheilvolles Donnern erfüllte die Luft. Alan wandte den Kopf gerade schnell genug, um den feurigen Schweif zu sehen, der im Hafenbecken niederging - dicht gefolgt von einer meterhohen Fontäne. "Lauf, Marina!" rief der Barde, mit einem Mal genauso panisch wie die zwei Menschentrauben am Kai, die sich um zwei der Schiffe geschart hatten. Gleichzeitig lief das dritte Schiff aus dem Hafen aus.
Alan rannte so schnell es ihm sein steifes Bein erlaubte, er hüpfte mehr als dass er lief, aber das war gerade völlig egal. Er musste weg hier, er musste noch irgendwie an Bord eines der Schiffe kommen!
Kaum erreichte er die ersten Häuser des Hafens, sah er sich nach Marina um, damit sie ihm auch wirklich folgte, drängte sie mit Rufen zur Eile. Sie rannten über den klapprigen Holzsteg, während massive Steine auf die Hafengebäude einschlugen, die Dächer beschädigten und mit lautem Gepolter die Bedrohlichkeit der Situation nur weiter hervorhoben.
Alans Atem ging nur mehr stoßweise, er keuchte und schwitzte, aber irgendwie kam er am Schiff an, drehte sich zu Marina um und zog sie mit sich an Bord - wohin er sich ebenso wie die restlichen Flüchtlinge mehr schieben und drücken als retten konnte.

Chaos brach aus, Leute drängelten und schrieen, Kinder weinten und Frauen kreischten.
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Miriam
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Re: Auf dem Weg zum Hafen

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Marina sah Alan rennen, noch bevor sie die Situation richtig erfasst hatte. "Was? Kein Eichhörchen?" rief sie entgeistert auf, als der Barde in Richtung Hafen loslief.
Nagut, nichts wie hinter her!
Den Stein in der einen Hand, ihre Marionette in der anderen Hand, rannt sie nun mit dem Mann um die Wette.
Am Hafen drängten alle Leute zu den Schiffen. Jemand fiel ins Wasser. Irgendwer trat ihr auf den Fuß, Marina merkte es kaum. Die Szene wirkte auf die Puppenspielerin unwirklich, die Panik jedoch war auch für sie real. 'Weg hier! Renn! Halt Kerli fest!', so oder so ähnlich waren ihre Gedanken. Adrenalin im Blut, und Hektik unter den Leuten breiteten sich aus wie Flammen in trockendem Laub.

Als sie am Bord stand und zurück auf die Insel sah, konnte sie nicht mehr genau sagen, wie sie aufs Schiff gelangt war. Hier, eigequetscht zwischen Leuten und Gepäck, beruhigte sich ihr Herzschlasg langsam wieder. Dann sah sie zu Kerli, und runzelte die Strin.
Prüfend hob sie den Stab, an dem Kerlis Fäden befestigt waren, etwa auf Augenhöhe und betrachtete die völlig verdrehte und verhedderte Marionette kritisch. Kerli rundes Holzköpfen hing ungesund zur Seite, die Mütze war verrutscht und die Ärmchen schien er gleich mehrfach überkreuzt zu haben. "Wie macht er das nur immer?" murmelte Marina zu sich selbst.
Als sie Alans Hand loslies um ihre Marionette zu entheddern wurde sie gewahr, dass sie sich festgehalten hatten. Marina blickte zum Alan und setzt ein Grinsen auf, welches jedoch schnell wieder verschwand als ein großer glühender Stein ganz in der Nähe des Hafens einschulg und Brandflecken auf der Wiese hinterlies. Die Puppenspielerin nahm ihre verdrehte Marionette schützend in den Arm. "Wir fahren doch bald los, ... oder ?" fragte sie leise.
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Alan Dowland
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Re: Auf dem Weg zum Hafen

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Alan realisierte erst, als Marina seine Hand losliess, dass er sie an derselben gepackt und hinter sich auf das Schiff gezogen hatte. In seiner Panik hatte er nicht mal drauf geachtet, welches Schiff es denn nun war; wer die Kapitän war... alles was zählte, war, dass er eines der letzten Schiffe erreicht hatte, dass die junge Marionettenspielerin noch dicht neben ihm stand. Sein Herz hämmerte immer noch wie wild, während um sie her brennende Steine einschlugen. "Wir sind einfach zu viele..." murmelte der Barde, mehr zu sich selber als zu irgendwem sonst. So viele Menschen, Orks, Halblinge, Zwerge drängten sich an Bord dieses Schiffes... die Matrosen konnten sich kaum durch die Menge schieben.

"Sicherlich," versuchte Alan zu lügen, aber er war sich da überhaupt nicht so sicher. Außerdem war er ein miserabler Lügner, jeder Trottel hätte heraushören können, wie belegt seine Stimme dabei klang.

Doch da ging ein Ruck durch das Schiff, einige Leute schrieen auf, und im gleichen Moment wurden die Segel gesetzt. Irgendwer brüllte irgendwelche Befehle, Alan kannte sich mit Seefahrt überhaupt nicht aus. Doch er und Marina standen an der Reling und so konnte er sehen, dass sie ablegten und langsam mehr in die Hafenbucht drifteten als sie tatsächlich segelten.
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Miriam
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Re: Auf dem Weg zum Hafen

Post by Miriam »

Marina nickte Alan zu als das Schiff losfuhr. 'Wenn er es weiß, warum klingt er so unsicher?', überlegte sie einen Moment.
Sie sah wieder zu Kerli, der immernoch völlig verknotet war.
Doch dann fiel ihr Blick auf die Insel, die sie jetzt verließen. Wenn es jetzt weiterhin brennende Steine regnen würde, so gäbe es wohl kaum ein Wiedersehen. Marina seufzte. "Schau Kerli, alles geht kaputt. So fällt der Abschied leichter..." flüsterte sie leise der Puppe zu.
Die Jahre auf der Insel waren schön gewesen, nur würde sie weiter reisen müssen. Ganz so, wie es sich für einen Puppenspieler gehörte.
Aber, der Abschied fiel schwer, zu viele Bekanntschaften und Freundschaften hatte sie geschloßen, zu viele schöne Orte bereist. Die meisten Orte waren zerstörrt und die meisten Freunde waren – so es denn Wille der Götter war- abgereist und in Sicherheit. Und man würde sich eines Tages sicher wiedersehen, vielleicht.
Mit Mühe wand die Puppenspielerin ihren Blick von der Insel ab und verscheuchte die traurigen Gedanken. "Sollen wir uns das Schiff ansehen?" fragt sie Alan an einer Weile.
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