Falls sich jemand für die Hintergrundgeschichte von Tyl Reinayor alias Tyrfingur Thórgrimmdottason/Flaekjason interessiert, sie steht im Charprofil

Tyl schlüpfte eilig aus seinen Kleidern, nachdem der Magier gegangen war, und legte sich unter die weiche Decke. Er war von der langen Reise und dem Gespräch erschöpft, doch auch der ihm viel zu süße, schwere Wein tat jetzt seine Wirkung. Dem jungen Norodaj fielen schnell die Augen zu.
Er musste sich erst umsehen, bis er seine dämmrige Umgebung erkannte. Eine Waldlichtung, auf der er noch nie gewesen war. Durch den Vorhang der Blätter hörte er das leise, ununterbrochene Zwitschern etlicher Vögel, das mit der Dämmerung allmählich erstarb.
Da - hinter ihm - ein Knacken, wie das Brechen von Zweigen! Mit einem Mal schlug Tyls Herz bis zum Hals, vibrierte in rasendem, panischem Rythmus in seiner Kehle. Er fühlte einfach, dass irgend etwas ganz und gar nicht In Ordnung war. Fieberhaft fasste er an seinen Gürtel, suchte nach einer Waffe, doch dann fiel ihm auf dass er außer seiner Hose kein einziges Kleidungsstück, noch nicht einmal Schuhe, trug. Er hatte sich selten so wehrlos, und noch nie derart ausgeliefert gefühlt.
Das Splittergeräusch von dürrem Holz kam langsam, aber stetig näher. Ohne noch mehr Zeit zu verlieren, wirbelte Tyl herum und rannte kopflos in den Wald, nur weg von diesem unheimlichen Geräusch, weg von der Lichtung. Der Klang seines durchs Unterholz brechenden Körpers übertönte die Laute der Verfolger, er konnte nicht länger erkennen wie nah sie ihm gekommen waren.
Unvermittelt brach er aus dem Unterholz hervor. Seine bloßen Füße trafen auf kalten, weißen Sand. Einige hundert Meter vor ihm erhob sich eine Stadt in der Wüste. Der Name kam völlig selbstverständlich in seine Gedanken, als wäre er den ganzen Traum über schon dort gewesen. Varshikar, und diese Wüste nannten die Bewohner Kumdah.
Tyls Panik verrauchte mit einem Mal. Um ihn her war es jetzt völlig still, nur sein heftiger Atem störte die abendliche Ruhe. Tyl ging weiter, hinaus auf die sandige Ebene, auf die Stadt zu. Erst spürte er den Wind noch nicht, und als ihm der kühle Hauch auf seiner Brust bewusst wurde, empfand er ihn zunächst noch als angenehm. Doch die Brise wurde stärker, unnachgiebiger, kälter. Mit einem Mal fröstelte es den jungen Norodaj, der die Arme um sich schlang um sich zu wärmen.
Doch auch das sollte nicht viel helfen. Die Brise schwoll an zum ausgewachsenen Brausen, zum brüllendem Tosen. In die kalte Luft mischte sich unvermittelt ein heißer Lufthauch, der den Sand am Boden aufzuwirbeln begann. Eine Windhose richtete sich auf, zunächst noch winzig, kaum sichtbar, hätte er nicht darauf geachtet, doch dann zunehmend bedrohlicher. Tyl wollte weiterlaufen, auf die Stadt zu, als wäre dort die erhoffte Rettung zu finden. Doch der Sog wurde immer stärker. Noch im Rennen verlor er den Boden unter den Füßen, ruderte hilflos mit den Armen, und wurde ohne Gnade in den wirbelnden Strudel hineingesogen.
Schweißgebadet schoß er aus den Laken auf, den Kopf voller Verwirrung und nachhallender Panik. Erst nach und nach ebbte sein heftiger Atem ab, während ihm wieder bewusst wurde, wo er sich befand und was er hier machte. Keine allzu beruhigende Erkenntnis, doch immer noch besser als die harsche, verdrehte Realität seines Traumes.
Kopfschüttelnd legte er sich wieder hin, doch noch lange lag er wach und grübelte über seinen weiteren Weg, bis ein tiefer, traumloser Schlaf der Erschöpfung ihn endlich von den Wirren der Nacht erlöste.