Die Decke des Seahorse schimmerte dunkelgrau und Gwynnether wusste jetzt bald jede gröbere Faser darin auswendig, so lange wie sie darauf gestarrt hat. Es war Nachts… wahrscheinlich nahe Mitternacht, als sie sich seufzend im Bett aufrichtete. Die Seite neben ihr war leer, denn John hatte Nachtdienst.
Langsam, und ein wenig benommen setzte sich einen Fuß nach dem anderen auf den Boden und streckte sich erstmal, bevor sie zu ihrer Tasche ging und sich umzog. Keine Rüstung… nur eine feste Lederhose und ein dunkelblaues Hemd. Natürlich band sie sich auch den Schwertgurt mit Beriadil, ihrem Zweihänder um und legte dann ihren hellgrauen Umhang um die Schultern bevor sie gemächlich aus der Tür trat und das Seahorse verließ.
Gwynnether wollte John ein wenig Gesellschaft leisten, da sie ja sowieso nicht schlafen konnte und während sie also durch die dunkle Stadt ging, die nur hier und da von ein paar Fackeln beleuchtet war, fiel ihr Blick in den Norden Richtung Tor. Sie blieb stehn und fast als könnte sie ihren eigenen Gedankengängen kaum folgen, schlug sie diese Richtung aus unerfindlichen Gründen ein.
Die Nacht war sternenklar und der Vollmond erhellte den Weg in seinem kalten Licht dort, wo es die Fackeln nicht mehr taten. Gwynnether durchschritt das Nordtor und schlug gleich links ein um eventuelle Begegnungen mit Unwesen jeglicher Art zu vermeiden.
Dort lief sie eine Weile die Küste entlang bis sie den alten Leuchtturm erreichte... Weiter wollte sie nicht gehen, also näherte sie sich dem Waldrand und ließ sich an einem der Bäume nieder. Gedankenversunken betrachtete sie die dunkle Umgebung und lauschte dem Nachtwind der sich durch das Blättergeäst des Waldes schlängelte.
Ein Knacksen rechts von ihr, ließ ihre Hand reflexartig zu ihrem Schwertgriff greifen, während sie ruckartig in die Richtung so von der das Geräusch kam.
Die Augen kniff sie zusammen, als sie eine ältere Frau ein paar Meter weiter von sich entdeckte, welche wohl offensichtlich mitten in der Nacht, nach Kräutern oder ähnlichem suchte. „Manchmal braucht man Momente für sich alleine, nicht wahr?“, sprach die alte Dame ohne ihren suchenden Blick vom Boden abzuwenden… „Die Nacht ist die Mutter der Gedanken, heißt es. Und genauso wie ich, scheint ihr etwas in ihr zu suchen.“Völlig verwirrt über die Worte der Alten, sah sie ihr zu wie sie sich wieder gen Boden beugte und irgendein Pflänzlein rupfte um es dann in ihrem Beutel verschwinden zu lassen. „Ich su….“, wollte Gwynnether nun doch das Wort ergreifen, als die Frau sie unterbrach. „Wie ist euer Name, Kindchen?“
„Gwynnether von Glanwen, ... Stadtgardistin.“, antwortete sie mit einem leichten Stirnrunzeln.
„Stadtgardistin ist ein Name?“, sah die Alte zu ihr hin und blickte sie an als wenn sie diese Frage völlig ernst meinte.
„… nein… das ist meine Berufung.“ Gwynnethers Hand ruhte weiterhin bewusst auf dem Griff ihres Schwertes.
„Und wie ist eu…“
„Ihr zeigt viel offene Feindseligkeit, Fräulein von Glanwen“, ließ die Frau sie mal wieder nicht aussprechen, und deutete kurz auf die Hand auf ihrem Schwertgriff. „Denkt ihr eine alte Frau wie ich es bin, könnte euch gefährlich werden? Aber naja, vielleicht ist das ja so bei den Stadtgardisten. Vielleicht solltet ihr öfter dem Nachtwind lauschen… und vielleicht solltet ihr euch wieder öfter zu einem Gebet hinreissen lassen. Gebt gut auf euch acht, Kindchen“
Die Alte drehte sich um und verschwand mit einem leichten Lächeln auf ihren Lippen im dichten Wald … während Gwynnether aufstand und ihr nachsah. Sie wollte ihr grade noch etwas nachrufen, als sie das Krachen eines Astes hinter sich vernahm, doch noch bevor sie sich umdrehen konnte, traf sie etwas Hartes mit voller Wucht auf den Rücken und ließ sie keuchend nach vorne taumeln. Benommen riss sie Beriadil in die Höhe, während sie versuchte nicht das Gleichgewicht zu verlieren als sie sich ihrem Angreifer zuwandte. Die Dunkelheit und das schwache Mondlicht was noch dazu auf seiner Seite stand, erschwerten ihr irgendwas zu erkennen. Etwas Keulenartiges wollte erneut auf sie herniedenrauschen, doch wich Gwynnether, zwar ungeschickt, aber doch erfolgreich zur Seite während sie einem Hieb mit dem Schwert ansetzte. Jedoch konnte auch ihr Gegner der Reichweite ihrer Waffe entkommen und riss die Keule erneut in die Höhe.
Gwynnether blieb nichts anderes als den wuchtigen Hieb mit dem Schwert zu parieren, was einen heftigen Schmerz in ihre Arme versetzte. Jetzt allerdings wo die Überraschung des Angriffes vorrüber war, versetzte sie ihm eine tiefe Schnittwunde am oberen Arm. Das Gerräusch des reissenden Stoffes und der darauffolgende Aufschrei zeriss förmlich die Nachtstille. Ihr Angreifer sprang einige Sätze zurück und suchte leicht taumelnd das Weite. Gwynnether wollte ansetzen ihm zu folgen, jedoch spürte sie die Schmerzen die nun in ihren Kopf stiegen von dem schweren Hieb und lies es bleiben ….
Benommen machte sie sich auf den Rückweg und als sie endlich unter Schmerzen ihr Zimmer im Seahorse erreichte, lies sie sich, ohne sich umzuziehen einfach ins Bett fallen und schlief nach einer quälend langen Stunde endlich ein …
*Nachtwind*
Moderator: Gamemasters