Alte Erinnerungen

General roleplaying - No OOC-posts, please! / Allgemeines Rollenspiel - Bitte keine OOC-Posts!

Moderator: Gamemasters

Post Reply
Trystan Gravstyn
Posts: 82
Joined: Tue Jun 15, 2004 5:26 pm

Alte Erinnerungen

Post by Trystan Gravstyn »

~

Ich heiße Dich willkommen Dämmerung.
Ich heiße Dich willkommen Schwärze.
Ich heiße Dich willkommen tiefste Nacht.

Nur in der Dunkelheit,
werde ich Deine Seele erkennen können.
Denn sie wird glühen wie ein Leuchtfeuer am Himmel,
dem ich folgen oder das ich meiden werde.


~

Prolog:

Die Dunkelheit hatte diese Höhle schon seit langer Zeit nicht mehr verlassen. Der Alte saß angelehnt an das kalte Gestein, dass hier schon vor Jahrhunderten die Höhle geformt hatte, müde der ewigen Studien. Ausser dem gleichmässigen Prasseln des nächtlichen Regens, das sonst durch keine Geräusche unterbrochen wurde, war es eine seltsame Ruhe, die sich in ihm breitmachte.

Es war einer dieser melanchonischen Momente, in der einen Hand befand sich der kleine eiserne Pokal, aus dem er seinen Wein trank. Es gab' nichts, was diese klamme Dunkelheit durchbrach, das Licht des Mondes schien sich hinter dunklen Wolken zu verstecken und so saß er dort in dieser Höhle. Was hatte ihn nur so weit getrieben? Wieso war er jemals an diesen Ort gelangt.

Wer war er überhaupt? Flüchtige Gedanken, doch die Antworten waren schon vor langer Zeit verdrängt worden. Er hatte sein menschliches Leben vor langer Zeit hinter sich gelassen. Eine traurige Melodie, wie ein wiederkehrender Schmerz kam sie ihm in den Sinn. So alt, und so lange her waren diese Klänge und doch konnte er sie nie vergessen, wenn sie durch seinen Kopf ging. Er find leise an zu summen und legte den Kopf auf seine Schulter, um die Augen zusammenzukneifen und in dieser kalten Nacht über das nachzudenken, was einst war.

Das leise Summen des Alten war alles, was ihn noch an seine Vergangenheit erinnerte. So dachte er nach, während das leise Regnen und die Dunkelheit ihn und seine Klänge verschluckten. So verfiel er langsam in einen Traum, der Klang seiner Umgebung wurde leiser und leiser, während es in ihm stille und ruhig wurde und er anfing, gleichmässig zu atmen.


~

Die Welt nannte man Zuflucht.
Die Stadt nannte man Unschuld.
Die beiden ungleichen Brüder, die dort lebten,
nannte man Hoffnung und Verzweiflung.

Für lange Zeit schien die Sonne auf dieses Land.
Doch am Horizont konnte man die Wolken schon sehen.
Was würden sie bringen? Regen oder Schnee?


~

Kapitel 1:

Ein lauter Ruf schlug die Stille des winterlichen Tals zurück, während Schnee die Landschaft in einem hellen Silber prägte. "Trystan, Komm endlich!" hörte man eine Stimme in vorwurfsvollem Ton rufen. Trystan stützte seine Hände auf den kleinen Fenstersims und reckte im zweiten Stock des Hauses den Hals zum Fenster hinaus. Auf dem Pfad, der aus dem weiss bedeckten Wald herausführte, sah man Fußspuren, die von hier oben umso kleiner wirkten.

Grauer dichter Rauch kam aus einigen der kleinen Hütten und vor dem Gasthaus machten sich die ersten Menschen auf, die ersten Sonnenstrahlen zu nutzen und nach Hause zu kommen. In diesem verschlafenen Dorf herrschte noch nicht viel Leben. Jenseits des Tales waren große schneebedeckte Berge und dahinter...? Dahinter war die Welt - Eine Welt, von der Trystan nur gehört hatte. Dort, in der Ferne war eine große abenteuerliche und gefährliche Welt. Dort zog es ihn hin.

Die rufende Stimme war erneut zu hören und mit einem leichten Kräuseln seiner Stirn blickte er sich erschrocken um. Sein Blick schweifte kurz umher, bis er auf der Gestalt, die dort unter seinem Fenster stand, haften blieb. "Wir müssen los, es ist ein langer Marsch bis zur Stadt und wir wollen nicht zu spät sein." Trystan gähnte herzhaft und streckte die Arme in die Höhe. "Ich komme ja schon, Fjiete, harre noch einen Moment aus." Er stülpte einen warmen Mantel über die eher dünne Wollkleidung und sprintete eilich aus dem Zimmer.

Sein Vater war schon auf dem Weg zur Arbeit und seine Mutter war gerade damit beschäftigt, in der Stube den Kamin zu entzünden. Eine mollige Wärme machte sich im großen Raum breit, doch Trystan huschte nur mit schnellen Schritten durch den Raum, schnappte sich den kleinen geflechteten Korb und zog sich seinen Hut an. "Ich gehe mit Fji zum Jahrmarkt, Frau Mutter, nachher sind wir wieder da." Seine Mutter schenkte ihm ein warmes Lächeln und nickte nur leicht, während sie ihm ein paar Münzen in die Hand drückte. "Aber treibt euch nicht zu lange herum, wer zu spät zum Essen kommt, dem wird nichts mehr übrig sein" ermahnte sie ihn kurz, während er schon die Tür geöffnet hatte und durch den frischen weissen Schnee stapfte.

"Da bist du ja endlich, du alter Langschläfer. Schau: Die Sonne geht schon auf!" raunte ihm Fjiete in die Seite, fing dann aber an zu lachen, während Trystan grinsend in das Lachen einstimmte. Sie gingen schneller und betraten den weißen, still daliegenden, Waldpfad, der sie zu ihrem Ziel führen würde.Die kalte Luft schmerzte in ihren Lungen, die Sonne drang nur schwer in den dichten Wald. Dennoch schien er gut beleuchtet, denn der Schnee verlieh dem Boden die eigenartige Eigenschaft, hell und einladend auszusehen.

Ein paar Meilen waren sie schon gelaufen - Trystan konnte die Zeit nicht genau bestimmen, aber es war sicher schon über eine Stunde vergangen. Sie unterhielten sich und lachten erfrischt, scherzten und grinsten. Heute war ein schöner Tag, trotz des Schnees, der dieses Jahr schon so früh gefallen war. Erst vor wenigen Tagen war der Adras angebrochen und doch schneite es schon. Manche hielten es für ein böses Omen, oder den Zorn der Götter, aber den beiden Jungen war dies alles nichts weiter als blödes Gerede alter Leute.

Sie wollten lieber ihren Spaß haben und auf den Markt gehen, um die Mädchen zu treffen und zu tanzen, zu trinken und zu singen. Es würde ein großer Spaß werden, da waren sie sich sicher. Selbst der Schnee würde bei der Sonne schnell wieder schmelzen und dann war es wieder perfektes Wetter für das Fest. Wahrscheinlich war das auch der einzige Gedanke, der Trystans Leben ein wenig aufhellen konnte.

Schließlich lebte er in dem kleinen Dorf am Rande des Tals ziemlich einsam - Ausser Fjiete hatte er kaum Freunde. Er hätte zwei Linke Hände und wäre zu nichts zu gebrauchen, beteuerte sein Vater immerwieder, wenn Trystan mal wieder irgendetwas zu Bruch ging, oder er zu schwach war, um seinem Vater bei der Arbeit zu helfen. Es war hofflungslos und das Fest und der Wein würden ihn sicherlich erquicken. Während sie in's Gespräch vertieft waren, bemerkten sie nicht den dunklen Fleck, der am Rande ihres Sichtwinkels langsam erschien.

Wie einen Schreck durchfuhr es Trystan, als er plötzlich die Person in dunkler Kleidung entdeckte, die dort am Baum lehnte und die beiden mit einem schmutzigen Antlitz angrinste: Ein kleiner ungepflegter Mann mit langem dreckigen Bart der sich mit einem Dolch unter den Fingernägeln puhlte und die beiden betrachtete. Die Beiden blieben stehen und zuckten zurück, erschrocken über das plötzliche Erscheinen des Mannes.

"Na, ihr Burschen? Was glotzt ihr mich so blöd an? Soll ich euch eure Visage aus dem Gesicht schneiden, hrm?" sagte er grinsend, machte aber keine Anstalten, sich zu bewegen. "Was ..." sagte Fjiete leicht zitternd "... wollt ihr von uns?". Der Fremde grinste nur noch breiter und stieß sich dann vom Baum ab, um sich in die Mitte des Weges zu stellen. "Wer diesen Weg im Wald passieren will, muss mich bezahlen, ansonsten schlitze ich ihn auf und verfüttere ihn an die Tiere." sagte er selbstgefällig und ging auf die beiden Jungen zu.

Fast gelähmt wegen diesem Schock blieb Trystan stehen, während ihn der Fremde am Kragen packte und hochzog. "Na, du Drecksbalg? Soll ich dir deine Zähne ausschlagen?" baffte er ihn an und hob die andere Hand, um den Dolch an Trystans Kehle anzusetzen. "Nein! Nein, bitte nicht! Ich gebe euch alles Geld, dass wir haben!" schrie Fjiete heraus und holte hastig alle Geldstücke heraus, die er dabeihatte, um sie dem Mann hinzuhalten.

Mit einem Ruck liess er Trystan zu Boden fallen und schnappte sich das blitzende Geld aus den Händen des Jungen. "Es geht doch!" sagte er und lachte schallernd, während er die beiden Jungen noch einmal misstrauisch musterte und sich dann umdrehte, um in's Unterholz zu flüchten. Er kam nicht weit, denn wie aus heiterem Himmel ertönte eine raue Stimme, die zu einem alten bärtigen Mann gehörte, der mitten auf dem schneeweissen Pfad stand und seinen Stab anhob.

"Gib den Burschen ihr Geld zurück, Drecksgesindel" zischte der Bärtige heraus und schien abzuwägen, wie er den Dieb am besten bekämpfen würde. Dieser brachte nur ein noch breiteres Grinsen auf seine Lippen. "Was denn, Greis? Willst' mir mit deinem Gehstöckchen den Hintern versohlen, hm?" spottete er und machte keine Anstalten, anzuhalten. Stattdessen rannte er einfach weiter. Plötzlich: Ein Zucken; wie aus heiterem Himmel schien ein Blitz oder ähnliches vom Stab des Mannes zu zischen und den flüchtenden Penner zu treffen.

Mit einem lauten Todesschrei fiel er zu Boden, während seine verlumpte Kleidung in Flammen aufging. Es ging alles so schnell, und wie vom Regen in die Traufe hielt der Schock, dem die beiden Jungen ausgesetzt waren, an. Der Alte kam auf sie zu und beugte sich hastig herunter. "Sucht mich auf, ihr Burschen! Sucht mich auf, in der Stadt, denn ich kann Burschen wie euch gebrauchen! Fragt nach Grohm, man wird euch weisen", sprach er, während er den Beiden auf die Schulter klopfte und einen Lidschlag später schon verschwunden schien.

So hastig und mysteriös, wie er erschienen war, war er auch wieder verschwunden. Verwirrt schauten sich die Beiden an und schienen fassungslos, während ein paar Meter weiter die Leiche des Wegelagerers, leise brennend, knisterte und der Wald in der Stille dalag, in der sie ihn auch betreten hatten. Sie machten sich auf den Weg in die Stadt...

~

Die Welt ist perfekt.
Man kann sie nicht verbessern.
Man kann ihr nicht seinen Willen aufdrängen.


~

((Wird fortgesetzt - Geschlossenes RP))
Post Reply