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Vor dem Kloster Eldan

Posted: Mon Dec 15, 2003 1:46 pm
by Jandro
Einige Tage war Jandro in der Gegend um das Kloster Eldan herumgestreunt, zu dem ihn Malgallad und Pellandria geführt hatten. Und obwohl er die Namen und Geschichten, die ihm die beiden erzählt hatten, immer und immer wieder vor sich hin sagte, kehrten nur Bruchstücke von Ahnungen und Gefühlen wieder, aber keine Bilder. Einzig Elara, seine Angel und nun auch wieder sein Name waren Bestandteil seines Bewusstseins - neben den beiden freundlichen Wesen, die ihm hilfreich zur Seite gestanden hatten.

"Wenn mir doch nur jemand helfen könnte" murmelte Jandro, doch das Kloster schien verlassen, und so zog er wieder seine Runden, aß ein paar Früchte und Fische und übte sich in diesen merkwürdigen Künsten, die die Elemente zu beschwören schienen.

Posted: Mon Dec 22, 2003 7:13 pm
by Lothar Robuth
Lothar ruhte im Kloster. Der Abt hatte ihm eine wichtige Aufgabe übertragen für die er nun oft und hart arbeite. Früh stand er auf, wusch sein Geischt inder Schüssel, die auf dem Stuhl, des kargen Zimmers stand.
Rasch holte er sich ein Brot aus der Speisekammer und ging leise aus dem Kloster. Im Wald fing er jedoch fröhlich an zu pfeifen. Na einiger Zeit fand er auch den Ort, an den er wollte, es war eine kleine Lichtung und Lothar war dabei sie zu kartografieren. Er zückte einen Sitft und ein Pergament, er musste schnell arbeiten, durch die Unterhaltung mit Lennier, die für ihn sehr interessant war, war er nun in Rückstand. Der Stift gleitete gekonnt und rasch über das Pergament. Lothar skizzierte die Umgebung und die Geschaffenheit das Gebietes, als er plötzlich ein lautes Rascheln vernahm. Vor Schreck fiel ihm der Stift aus der Hand.Er drehte sich und schaute auf das Gebüsch, welches sich hinter ihm stark erhob. Plötzlich spaltete sich das Gestrüb und ein Mann kam zum Vorschein.
Lothar begann zu lächeln: "Seid mir gegrüßt, mein Herr! Was verschlägt Euch denn in diesen Wald?" Lothar bügte sich um den Stift aufzuheben. Er nahm in in die Hand und lächelte. Dann stand er rasch auf. "Oh ich vergass, ich bin Lothar Robuth, Novice des Kloster Eldan"
Gespannt wartete er auf eine Antwort...

Posted: Mon Dec 22, 2003 9:47 pm
by Jandro
Jandro hatte den jungen Mann eine Zeit lang beobachtet, und die Tatsache, dass er in einem dieser Bücher zu schreiben schien, die ihm ein paar Lichtblicke in seinem geistigen Dunkel beschert hatten, schafften eine Art von Vertrautheit. Dennoch war Jandro die Aufmerksamkeit, die ihm ungewollt zu teil geworden war, spürbar unangenehm.

"Sehr erfreut, mein Herr Robuth" sprach er vorsichtig und wischte sich ein paar Blätter aus seinem zerzausten Haar. "Alte Freunde schickten mich an diesen schönen Ort, sie sagten mir, hier könne mir geholfen werden." Mit einem fragend umherschweifenden Blick fragte er dann: "Aber bitte sagt, kennt Ihr einen gewissen Herr Falk ? Mir ward gesagt, ich solle nach ihm verlangen. Er wisse viel über den Geist, der mir versperrt scheint."

Traurige Augen richteten sich nun gebannt auf das Antlitz des Novizen, während er sich mit der einen Hand eine saftige Kirsche in den Mund schob und sich mit der anderen verwirrt am Kopf kratzte.

Posted: Mon Dec 22, 2003 11:39 pm
by Falk vom Wald
Die müden Augen schmerzten vom endlosen Lesen in den uralten verstaubten Folianten, als sich Falk langsam erhob und die fast heruntergebrannte Kerze gegen eine neue tauschte.
Seit Stunden hatte er nach überlieferten magischen Formeln gesucht, hatte endlose Reihen vergilbter Lettern mühsam versucht zu entziffern und war nun gerade dabei, sich über eine Schüssel mit Wasser gebeugt auf die Nacht vorzubereiten, als sein Blick auf die Wasseroberfläche fiel, in der sich das Antlitz eines Mannes wiederspiegelte. Falk war zu müde, sich wirklich darüber zu wundern, zudem kam ihm dieses Gesicht des Fremden merkwürdig vertraut vor. "Du suchst Antworten?", ging es dem Mönch durch den Kopf, "Antworten auf Fragen, die ich nicht kenne".

"Morgen...", ging es ihm durch den Kopf, "morgen suchen wir nach der Frage"...
Und mit einer langsamen Bewegung seiner Finger bewegte Falk das Wasser in der kupfernen Schüssel und das Gesicht verschwand vor seinen Augen.

Posted: Tue Dec 23, 2003 10:12 am
by Lothar Robuth
"Ach Ihr meint den ehrenwerten Abt, natürlich kenne ich ihn" Lothar begutachtete den Mann, er schien vertrauenswürdig. "Ich werde Euch gerne zum Kloster führen, wenn es Euch beliebt. Doch nennt mir bitte noch Euern Namen!" Wartete auf eine Antwort, während er den Kohlestift und das Pergament in seine Tasche steckte. Im gemächlichen Tempo ging Lothar mit seiner Begleitung zum Kloster. Er liebte den Wald und ging deshalb besonders langsam, er wollte die Natur auf sich wirken lassen.
Als die beiden ankamen dämmerte es bereits, einige Krähen flogen noch über dem dichten Geäst, der Klang einiger Eulen war zu vernehmen und an einige raschelte es. Lothar wurde es langsam mulmig. Er wandte sich zu seinem Begleiter um. "Wir sollten nun lieber eilen, seid kurzem treiben sich Orks und andere Kreaturen in den Wäldern herum" Lothars Schritte wurden schneller und länger.
Am Kloster angekommen, begann Lothar zulächeln "Nun, dass es so spät wird hätte ich nicht gedacht, den Abt werdet Ihr gewisss erst am morgigen Tag sprechen können. Ich denke ich kann Euch ein Zimmer besorgen, indem Ihr Euch zur Ruhe begeben könnt. Diese Nacht sollt Ihr hier verweilen, unsere Gastfreundschaft gilt jedem müden Wanderer"
Er geleitete den Gast in das Kloster, es war bereits still. Das Kerzenlicht flackerte und leuchtete nur schwach....

Posted: Mon Jan 05, 2004 3:43 pm
by Jandro
Mit Erleichterung hatte Jandro die Worte des freundlichen Schreiberlings vernommen und folgte ihm bereitwillig in die Klostermauern.

"Jandro ist wohl mein Name, demütiger Knecht Elaras, soviel ist mir bekannt. Habt dank für Eure Freundlichkeit und Gastfreundschaft, die Ihr mir entgegen bringt. Mögen die Götter es Euch vergelten." Sein Worte zeugten von großer Müdigkeit, lange hatte Jandro auf einen ruhigen Moment gewartet, und auch das Erproben dieser seltsamen Kräfte hatten ihn sichtlich geschwächt.

"Dies Gebäude ist ein wundervoller Ort, mein Herr Robuth. Diese Stille ist so...beruhigend." Gebannt blickte Jandro in die sanft tänzelnden Flamme der Kerze und lächelte. "Natürlich möchte ich Euch keinerlei Umstände machen, ich könnte auch in Eurem schönen Garten nächtigen."

Erneut holte er sich ein paar Kirschen aus seiner Tasche und streckte Robuth eine volle Hand entgegen. "Nehmt so viele, wie Ihr mögt, nur ein paar Worte und ich hole neue herbei."

Posted: Mon Jan 05, 2004 3:59 pm
by Lothar Robuth
Lothar musste etwas schmunzeln als er die Worte Jandros vernahm:"Gewiss muss müssen wir allen Göttern dankbar sein und ihnen Respekt zeugen, doch bin ich eine Novize Zhambras! Ich danke für Euer Angebot doch begehre ich im Moment keine Kirschen. Ich aß kurz bevor ich Euch sah ein Brot" Er setzte seinen langsam fort, jeder Schritt hallte durch den Gang. Plötzlich bliebt Lothar stehen und drehte sich zu seiner Linken und öffnete langsam eine knarrende Tür. "Wenn es Euch beliebt könntet Ihr hier ruhen und neue Kräfte sammeln. Ich denke der ehrenwerte abt wird sich Eurer später morgigen Tage annehmen." Lothar macht eine Geste um den Herrn in die Kammer zu bitten "Euer Dank sollte uns genügen! Nun denn eine angenehme Nacht wünsch ich Euch" Lothar schloss die Türe und ging den Gang weiter seiner Kammer entgegen. Als er dann in seiner Kammer war legte er seinen Beutel ab und setzte sich ans Fenster um zu den vielen Sternen hinauf zu schauen, wieder quälten ihn die Gedanken an Mariana und die gefallenen Klosterbrüder...

Posted: Thu Jan 08, 2004 1:14 pm
by Jandro
Nachdem sich Jandro erneut bedankt hatte sah er dem jungen Novizen noch kurz hinterher und betrat dann die Kammer, die zwar recht spartanisch aber sehr gemütlich wirkte.

Er öffnete das kleine, hübsch gerahmte Fenster und atmete tief ein, während er die funkelnden Sterne anblickte und der langen Zeit gedachte, in der er zuletzt ein Bett zu gesicht bekommen hatte. Als ihn die Müdigkeit übermannte legte er sich vorsichtig auf das Nachtlager und mit einem sanften Lächeln fiel er in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Posted: Sun Jan 11, 2004 4:33 am
by Jandro
Ein Lichtstrahl hatte Jandro wach gekitzelt, und nach einem ergiebigen Gähnen saß er erholt und frisch in seinem Bett und schaute aus dem Fenster hinaus. Es war ein schöner Morgen, durch das offene Fenster drang das sanfte Rauschen sich in lauer Luft wiegender Baumwipfel und in der Ferne verkündete ein Hahn lautstark den Anbruch des neuen Tages.

"Vielleicht werde ich heute den Abt treffen" dachte Jandro bei sich und schob sich schlaftrunken das Bisschen Kleidung zurecht, mit dem er am Vortag zu Bett gegangen war. "Ich werde meinen freundlichen Gastgebern Frühstück machen" sagte er vor sich hin und verließ sein Gemach. Auf dem Weg nach draußen überkam ihn plötzlich ein ungutes Gefühl, und ohne zu wissen warum wurde Jandro sehr traurig. Gesenkten Hauptes trat er ins Freie und setzte sich auf die Schwelle der Eingangstür.

"Möge der nette Novize mir mehr von dieser wundersamen Welt und ihren Geheimnissen erzählen" sagte er sich und betrachtete andächtig den wundervollen Wuchs der sich im Garten räkelnden Pflanzen.

Posted: Sun Jan 11, 2004 9:27 am
by Lothar Robuth
Lothar war an diesem Tage recht zeitig aufgestanden. Er wusch sich rasch in der Schalle die auf dem Stuhl neben seinem Bett stand, streifte sich die einfache Robe über und griff seine Tasche. Schnell eilte er in den Wald, dieser Ort ihm stets der liebste hier konnte er sich erholen, die Ruhe und den Frieden geniessen. Lange wanderte er in den Wälder südlich des Klosters, bis ihn ein Hungergefühl überkam. Als er schliesslich wieder am Kloster ankam sah er den Herrn Jandro, er trat näher und begrüßte ihn freundlich. "Ihr scheint recht aufgewühlt, Herr Jandro, was gequält Eure Gedanken?" Lothar schaute fragend drein, schnell schloss er die Worte "Ich denke der Abt wird nun Zeit für Euch finden!" an. Mit einer Geste deutete Lothar Jandro, dass er ihm folgen möge. Na einigen Minuten standen die beiden nun vor einer, im Vergleich zu den anderen Türen des Klosters, großen Tür die auch verziert war und massiv zu sein schien. "Ich denke der Abt wird am Arbeiten sein, vielleicht solltet Ihr leise in die Bibliothek eintretten" Lothar öffnete die Tür langsam, und unzählige Regale voller Bücher wurden sichtbar, ebenfalls konnte man nun einige Mönch sehehn, die am Schreiben waren. Lothar fing einen vorbeigehenden Novizen auf und erkundigte sich nach dem Abt. Ein kurzes Nicken Lothars zeigte, dass er die gewünschte Antwort erhalten hatte. Er ging mit Jandro einige Regale entlang und blieb dann stehn, leise flüsterete er:"Dort drüben sitzt der ehrenwerte Abt! Ich denke er wird sich die Zeit für Eure Sorgen oder Fragen nehmen! Nun denn ich muss nun weiter, auch auf mich wartet viel Arbeit, gehabt Euch wol. Möge Zhambra Eure Pfade geleiten!" Lothar nickte Jandro freundlich zu und verlies danach die Bibliothek...

Posted: Tue Jan 13, 2004 3:52 pm
by Falk vom Wald
Alle Zeit schien von ihm abgefallen, er saß, wie er bereits am Vorabend gesessen hatte, den Blick auf die aufgeschlagenen Seiten eines dicken Folianten gerichtet, starr, ohne die geringsten Anzeichen einer Gemütsbewegung.
Und doch arbeitete es hinter der grauen Kutte fieberhaft. Seine Gedanken waren mit den niedergeschriebenen Worten an einen fernen Ort gereist, wie hinter einer Wolkenwand hatte der Alte alles um sich herum vergessen.

Posted: Tue Jan 13, 2004 10:45 pm
by Jandro
Dankbar blickte Jandro Lothar hinterher und stand nun etwas verloren in der beeindruckenden Bibliothek des Klosters. Nervosität machte sich bei ihm breit, wusste er doch gar nicht, wie er den Abt ansprechen, geschweige denn was er ihm erzählen sollte. Vorsichtig näherte er sich der reglos in ihre Arbeit vertieften Gestalt in der grauen Kutte, die ihm der Novize bedeutet hatte.

Erneut überkam Jandro ein seltsames Gefühl von Vetrautheit, während seine Angespanntheit allmählich verflog. So blieb er dicht neben dem Abt stehen. Er schien ihn nicht bemerkt zu haben, und aus der Verlegenheit heraus warf Jandro einen Blick auf das große Werk, welches den Mönch ganz und gar zu vereinnahmen schien.

"Ihr scheint wahrlich ein weiser Mann zu sein, Eure Inbrunst beim Studieren dieses Buches ist faszinierend" hauchte er leise in Richtung des Lesenden, um ihn nicht zu erschrecken. Im selben Moment wurde ihm jedoch sein unhöfliches Benehmen bewusst und seine Ohrenspitzen begannen vor Scham rot zu werden.

Posted: Tue Jan 13, 2004 11:54 pm
by Falk vom Wald
Wie ein Peitschenknall hatten Jandros leisen Worte das geistige Bild vor den Augen Falks zerissen, der Alte erschrak, fasste sich, setze an, als wolle er den davonfliegenden Gedanken nacheilen, hielt inne, als werde er eines Trugbildes gewahr, aus dem man den Fieberkranken zu erwecken sucht. Tiefe Enttäuschung spiegelt sich einen Moment lang im Mienenspiel des Abtes, ehe er entgültig die Fassung wiedergewann und sich der Gestalt zuwandte, die ihn soeben aus tiefster Versenkheit gerissen hatte. Falk wandte Jandro den Kopf zu. Seine Augen schienen den Ankömmling durchbohren zu wollen, während sich in dem zur Seite geneigten Gesicht allmählich ein Lächeln breitmachte.

Posted: Wed Jan 14, 2004 7:38 pm
by Jandro
Am liebsten wäre Jandro besser gleich als später im Erdboden versunken, verschämt biss er sich auf die Unterlippe und senkte wie ein Schuljunge das Haupt. "Bitte vergebt mir mein ungestümes Verhalten, es war gewiss nicht meine Absicht, Euch zu erschrecken" flüsterte er in Richtung der Tischkante, die er um Haltung ringend starr anfixiert hatte. Aus dem Augenwinkel vernahm Jandro den strengen Blick des Abtes, als er jedoch langsam sein Antlitz wieder hob, schaute er auf ein freundliches, ihm erschreckend bekanntes Gesicht. Jandro packte die Ehrfurcht, er musste schlucken, und kaum wahrnehmbar röchelte er mit Tränen in den Augen: "Ihr ?"

Posted: Wed Jan 14, 2004 11:49 pm
by Falk vom Wald
Mit einem Ruck schlug Falk den Folianten zu, gerade so als habe ihn Jandros Erscheinen aus einer lästigen Pflicht entlassen. Noch während sich die aufgewirbelten Staubschwaden tänzelnd ihren Weg in den Raum suchten, erhob sich Falk mit einer für sein Alter ungewöhnlichen Leichtigkeit und bedeutete seinem Besucher, ihm zu folgen.

"Ich habe Hunger...", rief er Jandro rückwärtsgewandt, über die Schulter sprechend zu, während er durch den Lesesaal eilte, hinaus durch die vom Morgenlicht durchfluteten Gänge, über den Hof des Kreuzganges geradewegs hinein in die Küche, wo er sich direkt vor einem der großen Herde auf einem alten Holzstuhl niederließ. "Die Götter haben uns aufgetragen, ihre Gebote und die Gesetze dieser Welt zu studieren....", sprach der Mönch, während er seinem Gast eine Schale warmer Milch reichte und zwei dicke Scheiben Brot von einem fast schildgroßen Laib schnitt, "aber nirgendwo haben die Götter hinterlassen, man solle dies Studium mit leerem Bauch betreiben". Nachdem er seinem Gast die eine Scheibe gereicht hatte, begann Falk, das zuvor in ein Töpflein Fett getauchte Brot zu zerreissen und in seine Schale voller Milch zu werfen.

"Labt Euch, und bitte... lasst uns nach dem Frühstück reden". Mit diesen Worten schien sich Falk abermals aus dieser Seite der Welt zu verabschieden. Hingebungsvoll stopfe der Graue das aufgeweichte Brot in sich hinein, nach jedem Bissen die Schale zum Mund führend, um mit langem schmatzendem Schlürfen schluckweise mit der Schafsmilch nachzuspülen.

Nach dem Frühstück führte Falk seinen Gast hinaus in den Garten. Unter einem Apfelbaum luden einige Holzstapel zum Verweilen ein.
"Nun es hat einige Zeit gedauert, bis ihr hier herauf fandet. Meine Gastfreundschaft habe ich euch nun gewährt, nun ist es an Euch, Euch zu erklären." Mit diesen Worten lehnte sich Falk zurück gegen den mächtigen Stamm des Apfelbaumes, blinzelte in die Morgensonne und schien, als wolle er den Augenblick für alle Zeiten in sich festhalten.

Posted: Thu Jan 15, 2004 11:58 am
by Jandro
Unruhig und verwirrt folgte Jandro dem unerwartet lebhaft vorweg schreitenden alten Mönch und fand sich dabei in einer Gefühlswelt wieder, die er liebend gerne ebenfalls vergessen hätte. Bilder vergangen geglaubter Tage erschienen blitzartig vor seinem inneren Auge und verschwanden wieder.

Derart abgelenkt hatte Jandro die Worte des Abtes gar nicht vernommen, aber intuitiv wusste er, dass es nicht schaden konnte, dem alten Mann zu folgen. Erst in der Küche besann er sich wieder und blickte ungläubig auf den Grauen, der ihm eine Schale Milch und Brot gereicht hatte. "Nach dem Frühstück reden" hallte es in Jandros Kopf, und schlagartig fiel ihm wieder ein, weshalb er überhaupt hier her gekommen war.

Hatte er sich überhaupt schon vorgestellt ? Ist der Mönch nicht zu beschäftigt für einen Geistlosen wie ihn ? Nervosität hinderte Jandro unter anderem daran, sein ihm dargebotenes Frühstück aufzuessen, zudem stießen ihm die vielen Kirschen vom Vorabend noch ein wenig auf.

Als Falk vom Wald sein Mahl beendet hatte, folgte ihm Jandro stillschweigend in den Garten und nahm auf einem Holzscheit platz. Nach der Aufforderung des Abtes fühlte er sich ein wenig unwohl, wusste er doch immer noch nicht, wie er beginnen sollte. Dann fasste er sich ein Herz:

"Werter Abt, mein Name ist Jandro, und ich möchte mich demütigst für Eure Gastfreundschaft und Zeit bedanken, die Ihr für mich aufbringt" begann er etwas hölzern und rang sich ein Lächeln ab. "Alte Freunde wohl schickten mich zu Euch - Malgallad und Pellandria, brave Leute - sie meinten Ihr könntet meinem verwahrlosten Geist helfen. Etwas Schreckliches muss geschehen sein, denn meine Erinnerung reicht nicht weiter als die letzten paar Sonnenaufgänge. Und diese schrecklichen Bilder in meinem Kopf, und da ward auch Ihr, oder nicht, Elaras demütigster Diener möchte ich wieder sein, und..." Jandro atmete tief durch und warf dabei einen Blick auf den schön gewachsenen Baum und bemerkte dabei, dass er gequasselt hatte. Nach einem kurzen Seufzer schaute er den Mönch mit traurigen Augen an und sagte leise :"Möge mir Elara Eure Hilfe schenken, so Ihr mögt."

Posted: Thu Jan 15, 2004 4:41 pm
by Falk vom Wald
Aus Falks Gesicht war während Jandro sprach das allseits bekannte Lächeln gewichen. Ernst und schweigend saß der Mönch da, hörte Jandros Worten zu und schwieg auch, als dieser mit seinen Ausführungen längst zum Ende gekommen war.
Nach einer langen Weile des Schweigens schließlich, räusperte sich Falk, richtete sich ein wenig auf und meinte: "Erzählt mir von jedem noch so unwichtig erscheinenden Detail, an das ihr euch erinnern könnt. Lasst nichts aus, wie lange es auch dauern mag. Ja, wir sind uns schon einmal begegnet, aber das tut im Augenblick nichts zur Sache. Ihr könnt hier wohnen bleiben, bis sich euer Geist wieder im Einklang befindet mit den Wogen der Weltenspähren."
Falk lehnte sich zurück, aus seinem Umhang fischte er seine Pfeife, die er ebenso kunstvoll wie umständlich zu stopfen begann. Dabei vermittelte er den Eindruck, als sei das Anliegen Jandros, seine Erinnerung wiederzufinden nur eine Nebensächlichkeit im Vergleich zum Genuss einer Tabakspfeife an einem launigen Vormittag. Und mit fortschreitendem Erfolg in der Stopfprozedur kehrte auch das Lächeln in das Gesicht des Alten zurück.

Posted: Wed Jan 21, 2004 10:08 pm
by Jandro
"Habt abermals unterwürfigsten Dank dafür, dass Ihr mir helfen und mich weiter beherbergen wollt" begann Jandro nach kurzem Zögern und legte seine Stirn in Falten, während er unsicher dem Abt beim Stopfen seiner Pfeife zusah. Sichtlich angestrengt nachdenkend schloss er daraufhin die Augen und fuhr fort:

"Woran ich mich erinnern kann... Nun - da war ein herrlicher Altar, an dem ich aufwachte umgeben von wohl gewachsenen Tannen. Mein Leib fühlte sich schwach an und ich vermochte es kaum aufzustehen. Dann war da noch ein alter...Mann ?" Jandro öffnete kurz die Augen und blickte in Richtung von Falk, der aber noch immer scheinbar anteilnahmslos mit seinem Schmauchwerk hantierte. "Nein, nein, da waren keine Bäume - keine Tannen. Oder doch ?" Er rieb sich die Ohren, atmete tief ein und ließ die Luft langsam wieder zwischen den Zähnen hindurch ab und erzeugte so ein merkwürdiges Geräusch. Dann sprudelte es aus ihm heraus: "Warm war es - nein, heiß, so heiß, und dieses grelle Licht überall ! Ich will das nicht mehr, ich kann das nicht mehr, mein Baum ist fort, mein Geist, sie lachen über mich, sie spotten meiner, Elara, helft dem Mädchen, es wird verbr...."

Jandro riss die Augen auf, sein Atem stockte und sein Herz schlug wie wild als seine Blicke nach Halt suchend den schönen Apfelbaum fanden. Dann rief gebrochen: "Nicht - nicht wieder diese Hitze !"

Posted: Thu Feb 05, 2004 10:27 pm
by Jandro
Als Jandro sich allmählich wieder beruhigt hatte, wandte er sich dem alten Mönch zu, der unbeeindruckt und dabei abwesend wirkte. Vielleicht hatte er sich zu sehr gehen lassen, aber die Furcht vor diesen Gefühlen, die ihn beim Rückblick überkommen hatten, lähmten und trieben ihn gleichsam in den geistigen Irrsinn. Und was war das für ein Geruch ?

"Ich weiß, Ihr wollt mir helfen, aber mir scheint, ich kann mich dem noch nicht stellen, werter Abt" sagte Jandro schließlich. "Elara mochte mir dies Schicksal zuteil werden lassen, so werde ich warten und der Dinge harren. Wenn Ihr erlaubt, so würde ich gern in Eurer Bibliothek meinen Geist neuen Herausforderungen stellen ?"

Langsam erhob er sich und Falk anvisierend holte er erneut tief Luft.

Posted: Wed Apr 21, 2004 5:00 pm
by Jandro
Nachdem Jandro eine zeitlang einige Bücher in der Bibliothek begutachtet hatte, musste er resigniert feststellen, dass sich ihm deren Sinn komplett zu verschließen schien. Also machte er sich wieder auf den Weg an die frische Luft, wo er allerdings den alten Abt nicht mehr antraf.

"Ich verstehe," murmelte er leise vor sich hin "ich muss meinen Weg gehen und wenn es sein muss von vorne beginnen." Ein angenehmes Gefühl der Aufregung überkam ihn, und mit einem Lächeln im Gesicht betrat er wieder den Wald, dankte Elara für sein neues Leben und verschwand im üppigen Grün.