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Stille über dem Wald....
Posted: Wed Jul 23, 2003 4:11 pm
by Elandras
Still liegt der Wald da, schweigend stehen uralte Eichen wie gigantische Riesen Wacht.Hoch in den Wipfeln einer Eiche, für einen Beobachter kaum zu erkennen, ein kleines Baumhaus, bewachsen mit Efeu und wilden Blumen. Im Inneren ist es schattig und kühl, ein grosser Langbogen lehnt an der Wand, daneben ein Köcher voll kunstvoll geschnitzter Pfeile..
Man könnte meinen, die Hütte sei unbewohnt, wäre da nicht die stille, unbewegliche Gestalt eines Elfen, der mit geschlossenen Augen in der Mitte des Raumes sitzt. Stunden, ja Tage vergehen und keine Bewegung zeigt sich. Wäre da nicht das kaum merkliche Heben und Seknen des Brustkorbs, man könnte meinen es wäre eine Statue...
Der Oger stiess einen gutturalen Schrei aus und stürmte, eine grobschlächtige Axt über dem Kopf schwingend, auf ihn zu..,
Mit einem Fluch liess der hochgewachsene Waldläufer den Bogen fallen und zog 2 lange schmale Dolche. Aber soweit kam es nie. Plötzlich wurde der oger in eine grelle Lichtsäule gehüllt, die seine Gestalt rasend schnell verzehrte. Ohne zu zögern, rammte der Elf die Dolche zurück in ihre Scheiden hob den Bogen auf und feuerte Pfeil um Pfeil in die anstürmende meute der Kolosse....
Eine kalte heulende Eiswüste...bar jeden Lebens..mochte man glauben...
Leise schlich sie die weiss gekleidete Gestalt eines Elfen hinter eine schneebedeckte Kiefer, kein Laut drang unter seinen Füssen hervor...
Kaum 30 Meter entfernt hockte ein fellbekleideter Barbar und ruhte sich aus...Langsam zog der Elf einen Pfeil aus dem Köcher, ließ ihn auf die Sehne gleiten...mit einer geübten, geschmeidigen Bewegung liess der den Pfeil vom Bogen schnellen und die Bogensehne sang ihr tödliches Lied...
Vorsichtig schaute der grünbekleidete Elf sich um, als er die Lichtung betrat....dort! Ein einsamer Ork mitten auf dem Weg. Mit routinierten Bewegungen spannte er den Bogen, da nahm er einen Schatten im Augenwinkel wahr...Verdammt! Eine Falle....Da bohrte sich scho eine Klinge in seinen Rücken, sengender Schmerz durchschoss ihn und es wurde dunkel vor seinen Auge...
Die Lage war hoffnungslos. vielleicht 20 Mann standen noch und von denen war der Grossteil verwundet. Mit einem grimmigen Lächeln legte er vom Wehrgang auf einen Ogerschamanen an. Mit einem Surren schoss der Pfeil in dich dichte Menge der Angreifer am Tor. Ob er getroffen atte und wenn wen wusste er nicht. Eigentlich spielte es auch keine Rolle mehr....
bedauernd liess er seinen Blick über die brennende Stadt schweifen...einst voller Harmonie und lachender Elfen, nun ein Ort des Grauens und der Toten.Auch für Asheara, seine Gefährtin, war dies der Ort ihres Todes gewesen. Mit Tränen in den Augen wappnete er sich für das letzte Gefecht...da gaben mit einem Krachen die Tore nach und eine gröhlende Meute ergoss sich in die Stadt...
Schlagartig öffnete der Elf die Augen. In seinem Geist vernahm er die Stimmen der Wälder Illarions...lockend, drängend. Sein Blick schweifte durch den Raum und blieb an dem Langbogen hängen.
"Die Zeit der Ruhe ist vorbei...." dachte Elandras bei sich , während er die Lederrüstung anlegte und Schwert und Köcher schulterte. Dann griff er nach dem Bogen und trat hinaus ins Sonnenlicht. Im Eingang drehte er sich noch ein letztes Mal um und ließ den Blick noch einmal durch die friedvolle Hütte wandern. Dann wandte er sich ab und ging, dem Ruf Illarions entgegen....
Elandras
Ps: Vielleicht kennen mich noch einige, vielleicht auch nicht...aber wieder wacht ein Elf über die Wälder...(ooc: Bin wieder da

)
Posted: Fri Jul 25, 2003 12:40 pm
by Jandro
Es war wieder eine dieser Nächte, in der ausser dem leise säuselnden Wind und den klar leuchtenden Sternen kaum etwas wahrnehmbar war in den Tiefen der Wälder Illarions.
Der Mond strahlte über die sich sanft wiegenden Wipfel der Tannen, der Ruf einer Eule drang von fern durch die Weite, als eine gedrungene Gestalt aus dem Unterholz hervor kroch und mal hektisch, mal verharrend gen Himmel blickend im weichen Waldboden scharrte. Glucksendes Gemurmel und Gekicher begleiteten das seltsame Treiben der Kreatur, während sie sich immer wieder mit den schmutzigen Händen gegen die spitzen Ohren schlug und Elaras Namen rief. Ab und an hielt das Wesen inne, griff aus der zerschundenen Kleidung eine Wurzel hervor und begann auf ihr mit flehendem Wimmern zu kauen.
Als die Sterne verblassten und ein neuer Tag anbrach, zog sich die armselige Gestalt erschöpft in ihren Unterschlupf zurück und schlummerte kurz ein, bis sie durch sanfte Schritte und einen Schatten wieder hoch schreckte. Ängstlich kauernd und den Atem anhaltend beobachtete sie einen Elben in Lederrüstung und mit prächtigem Langbogen nah seinem Versteck vorbei ziehen. Die Erscheinung kam dem Wesen wohl vertraut vor, denn allmählich schien seine Furcht einen Moment lang zu weichen. Einige Zeit verging, doch als Jandro allen Mut zusammen genommen hatte, verhallte sein gebrochener Hilferuf in den Weiten der Wälder.
Posted: Mon Aug 04, 2003 2:41 pm
by Jandro
Etwas war anders an diesem Morgen. Ungewohntes Licht und Hitze ließen Jandro viel früher als sonst aus seinem gebeutelten Schlaf erwachen. Die Luft war drückend und kein Lüftchen regte sich, seltsame Stille lag auf seinem Unterschlupf als er mit verquollenen Augen den Himmel erblickte.
Panisch schnellte er aus seinem Lager heraus, stolperte über seine abgewetzte Tasche und fiel kopfüber in die pralle Sonne. Verzweifelt suchte Jandro den Weg zurück, doch das grelle Licht nahm ihm jegliche noch verbliebene Orientierung. Nach etlichen Versuchen wieder auf die Beine zu kommen, vergrub er hockend seinen Kopf zwischen die Knie und begann, sich hin und her wiegend, ein altes Lied aus seiner Kindheit zu summen.
Allmählich gewöhnten sich seine Augen an die Helligkeit, und als Jandro nach einer Weile langsam den Kopf hob, packte ihn das blanke Entsetzen. Sein geliebter Baum, gar der gesamte Wald war verschwunden.
Schreiend lief er gleich einem Tier auf allen Vieren los, doch wo er hin sah - nur Baumstümpfe und ausgedörrtes Moos. Wie besessen quälte er sich auf seine Beine, immer wieder fallend, und rannte weiter. Das konnte nicht wahr sein, Elara spielte ihm sicherlich erneut einen Streich für seine Anmaßungen. Ungläubig sprang er auf die Stümpfe, hoffend, dass er an einem Baum abprallen würde - vergebens.
Nach Stunden des Umherspringens und Laufens versagten Jandro die Kräfte. In tiefer Verzweiflung sank er in sich zusammen, und bevor er das Bewußtsein verlor wimmerte er :"Es ist alles meine Schuld."
Posted: Mon Aug 04, 2003 3:25 pm
by Falk vom Wald
Mit langsamen, bedächtigen Schritten tritt der, trotz der Hitze in einen grauen Umhang gehüllte Alte an die am Boden kauernde Figur heran und setzt sich schließlich leise neben Jandro.
Nach einer Weile des Schweigens, beginnt Falk leise, ein altes elbisches Kinderlied zu summen.
Posted: Mon Aug 04, 2003 3:54 pm
by Josefine da Vince
Josefine, schon unruhig seit Tagen, wandert enimal mehr durch die Straßen der Stadt. Sie setzt sich, wie jeden Tag an den Fluss nieder und wirft ihre Angel aus. Heute scheint sie wohl kein Glück zu haben. schon in den letzten Tage wurden es immer weniger. Seufzend blickt sie zum Himmel, wo es schon seit wochen, wenn nicht Monaten das gleiche gibt. Die Sonne scheint erbahmugslos und keine Wolken sind in sicht.
Sie holt ihre Angel wieder ein und geht etwas vor die Tore dieser, in ihren Augen, verrückten Stadt.
Als sie aus den Stadttoren tritt, schaut sie noch einmal zurück, doch es tu sich nichts.
Langsamen schrittes geht sie richtung der alten Burgruinen um zu schauen ob dort jemand Arbeitet oder gar Darlok da ist.
Da entdeckt sie einen Elben, der sicher auf die Stadt zuhält, es ist soweit nichts besonderes, da es viele Elben hier gibt, doch ist mit diesem etwas besonderes. Sie sah ihn noch nie in dieser Stadt, doch kommt er ihr bekannt vor.
Sie bleibt stehen und beobachtet den Elben aus dem Schatten einer Palme herraus. Als er nah an ihr vorbei geht, sagt sie, ohne sich dessen bewusst zu sein: "Seid mir gegrüßt Elandras.."
Posted: Mon Aug 04, 2003 5:21 pm
by Jandro
Lichtblitze und grelle Farben im Wechsel mit verzerrten Bildern und Stimmen rasten Jandro durch den Kopf. Höhnende Fratzen, ein kleines Mädchen auf einer blühenden Wiese, die sich plötzlich auftat und Feuer spieh, schneebedeckte Wälder und glühende Berge brannten sich schmerzhaft in seinen Geist.
Plötzlich eine Melodie - und Stille. Die Bilder wichen und ein wenig Ruhe kehrte zurück, eine Ruhe, die er so lange nicht gespürt hatte. Jandro wusste nicht, wo er war, aber dieses Lied kam ihm vertraut vor. Er versuchte die Augen zu öffnen, doch wollte er lieber noch ein wenig diesem süßen Traum lauschen, der ihm für diesen Augenblick der Stille das Kostbarste war. Und während ihm ein Träne über sein müde lächelndes Gesicht lief, hauchte er kaum wahrnehmbar :"Bitte macht das es aufhört..."
Posted: Mon Aug 04, 2003 6:30 pm
by Falk vom Wald
Falk's Summen verstummt und die Stille, der man mit einem Mal gewahr wird, legt sich wie ein seidener Mantel über die Lichtung. Falk's Blick streift den Elben, wandert weiter, hinüber zu den Baumstümpfen und Bergen von Laubabfällen, wie sie üblicherweise von Waldarbeitern zurückgelassen werden.
"Elara hat diesen Krieg nicht begonnen. Seht euch um, wir sitzen inmitten eines großen Schlachtfeldes, die Leiber der erschlagenen Bäume wurden weggeschafft, aber das Klagelied ihrer Seelen liegt wie ein feiner Ton in den Lüften und mischt sich mit dem Wind.
Viele von uns haben mit der Zeit verlernt, auf die mahnenden Stimmen der Götter zu hören.
Ich fürchte, ohne ein wirkliches Opfer wird uns weder Elara noch eine andere Macht zurückgeben, was wir ausgerottet, niedergerissen, abgeschlagen, leergefischt und ausgerissen haben."
Falk senkt den Kopf und beobachtet den Elben aus dem Augenwinkel.
Posted: Mon Aug 04, 2003 10:55 pm
by Jandro
Kraftlos versucht Jandro seinen Kopf in den Nacken zu legen und öffnet langsam die Augen. Den Klang der friedlichen Stimme suchend erkennt er schließlich schemenhaft eine Gestalt in einem dunklen Gewand und klare Gedanken schießen ihm nach langer Zeit für einen Moment wieder durch den Kopf. Flüsternd erwidert er:
"Herr, meine Suche auf dieser Welt war geleitet von Eitelkeit. Meine Göttin hat mich niemals betrogen, und dennoch habe ich sie stets versucht. Ich wollte ihr ein treuer Diener sein, und dennoch habe ich sie betrogen. Den Preis dafür bin ich bereit zu zahlen." Jandro holt mit schwerem Atem Luft. "Diese Suche ist für mich nun vorbei, und wenn es die Götter gnädig zu stimmen vermag, so nehmt mein armseliges Dasein ihnen zu Ehren, auch wenn ich unwürdig bin. Ich möchte..., ich kann nicht..., ich..., ich flehe Euch an, macht dass es..."
Jandros Augen beginnen wieder wirr zu rollen, und während sich seine eine Hand steif in den Boden krallt, streckt er die andere in Richtung der Gestalt mit dem dunklen Gewand, bevor ihn der Wahnsinn erneut ummantelt.
Posted: Tue Aug 05, 2003 12:53 am
by Damien
Still sitzt ein anderer Elb, in einen grauen Umhang gekleidet, im Schatten eines Baumes nicht weit weg von Troll's Bane. Auch er scheint zu meditieren, ein knorriger Stab steht auf halber Armeslänge an dem Baum, ebenfalls im Schatten.
Gegen Abend, die Sonne geht gerade unter, öffnet Damien die Augen. Selbige scheinen kurz in einem merkwürdigen Glanz zu leuchten, als er einige Worte auf elbisch murmelt :
"Elair'enn- sheain'ha si dàirh. Ein alter Freund ist erwacht. Ich werde gehen, um ihn zu begrüßen."
Damien steht behende auf, greift nach seinem Stab, und geht in Richtung Stadt.
Posted: Tue Aug 05, 2003 1:45 am
by Neonfire
Neon sitzt in seinem Stuhl im Arbeitszimmer, in Gedanken versunken. Rund um ihn ausgebreitet liegen aufgeblätterte Bücher und kurze Notizen auf feinem Pergament. Leise weht der warme Wind durch das Fenster im zweiten Stock der bescheidenen Bibliothek von Trollsbane.
Gestern erst ist er von Bord gegangen, von der kleinen Schaluppe die einmal alle zehn Tage vom Festland aus die entlegenen Inseln anfährt. Die untypische, erdrückende Wärme war schon auf dem Meer zu spüren. Und die sich sonst am Ankerplatz tümmelnden Fischschwärme waren nicht wie gewohnt da, um die Neuankömmlinge zu begrüßen. Irgendetwas hatte sich verändert.
Vom Schiff aus setzte ein kleines Ruderboot den einzigen Ankömmling am Festland ab. Einst waren es viele, die hierher kamen um die Schönheit der Wälder zu bewundern. Doch nun mieden alle dieses Land. Was war nur passiert. Neon nahm seine Tasche und setzte seinen Weg fort.
Rund um ihn nur tote Stümpfe und Sand. Auf halben Weg hielt er inne, schob den grauen Umhang etwas zurück und kniete sich auf den völlig ausgetrochneten Boden. Seine Hände berührten den Boden, seine Augen schlossen sich und seine Lippen sprachen unhörbar ein Gebet.
Nein Brágon, ich spüre es ist nicht Deine Tat. Doch wer ist dafür verantwortlich?
Neon erhob sich und setzte seinen Weg zum Dorf fort. Das Bild der Landschaft änderte sich nicht, wohin man sah Sand und vertrocknete Pflanzen und Bäume. Kein Tier liess sich blicken, kein Lebenszeichen. Das einst vor Leben strotzende Land hat sich in eine Wüste des Todes verwandelt. Doch woher kommt all dies? Woher ...
Neon sah auf, nahm ein Buch vom Schreibtisch und blätterte schnell ein paar Seiten zurück. Behutsam strich er die Seite glatt, die unter der Dürre genauso litt wie die Menschen, Tiere und Pflanzen. In der Hoffnung Anhaltspunkte zu finden begann er zu lesen.
Posted: Tue Aug 05, 2003 10:28 am
by Falk vom Wald
Falk erhebt sich und zieht den zusammengekauerten Körper Jandros bis zu einer schattenspendenden Hecke. Er bereitet aus trockenem Laub und Moos, dem noch Reste seiner ehemaligen Feuchte anhaften, ein Lager und bettet den Ohnmächtigen darauf.
"Wenn du erwachst, Jandro, dann erhebe dich und mache dich auf den Weg. Tritt vor Falkners Schrein und opfere deiner Göttin, was immer dir lieb und teuer ist. Weihe Elara deine Leben und deine Seele, und weiche nicht zurück, bis die Göttin deine Stimme erhört.
So wirst du stehen im Angesicht Elaras vor dem Schrein Falkners, Stunde um Stunde, Tag und Nacht, du wirst weder schlafen noch essen. Mein Trank hier soll dir Kraft geben während dieser Zeit.
Falk stellt eine Flasche mit einem braunen unappetitlich aussehenden Inhalt neben dem Ohnmächtigen ab.
Andere werden kommen und sich zu dir gesellen, Aufrechte und Gestrauchelte, Arm und Reich, Angesehene und Verachtete. Im Angesicht des geschändeten Haines, im Angesicht der Göttin Elara, sollt ihr lobpreisen und um Vergebung bitten."
Langsam erhebt sich der Alte, wendet sich ab und entfernt sich, auf den knorrigen Stab gestützt, trotz des knarzig trockenen Unterholzes fast lautlosen Schrittes von der Lichtung. [/i]
Posted: Thu Aug 07, 2003 1:57 am
by Jandro
Flirrende Gestalten quälten die rastlose Seele im reglosen Leib, und immer wieder hallten mal vertraute, mal boshafte Stimmen durch das Dickicht der Bilder. Körperlos strauchelte Jandro durch die Sinnesflut, bis ihm ein alter Mann den Weg versperrte.
"Was tut Ihr hier?". "Wisst Ihr es?". "Sagt es mir". "Ihr wisst es". "Was fragt Ihr dann?". "Ich?". "Nein, Ihr".
Jandro öffnet die Augen. Schatten hält das gleißende Licht ab, und schrecklicher Durst verklebt ihm die Lippen. Langsam richtet er sich auf und bemerkt das weiche Laub und Moos, auf dem er gebettet wurde. Verwirrt suchen seine Augen nach etwas Vertrautem, bis er eine Flasche neben seinem Kopf entdeckt. Hastig greift er nach dem Trank und schüttet ihn sich gierig in seine pelzige Kehle. Den absonderlichen Geschmack nicht wahrnehmend erhebt sich Jandro wie in Trance und folgt dem alten Mann, der mit strengem Blick gen Osten deutet.
Posted: Thu Aug 14, 2003 11:43 pm
by Jandro
Zeit spielte keine Rolle mehr. Auch war der alte Mann, der den Weg gedeutet hatte, längst verschwunden als Jandro Falkners Hain erreicht hatte. Leere und Angst bestimmten seine Gedanken, während er sich allem, was er bei sich trug, entledigte und im Schatten der letzten Tanne auf seine Knie sank und regungslos den Altar anstarrte. Hatte er nicht einst sein Leben der verkörperten Weisheit und Gerechtigkeit gewidmet ? Und was war er jetzt, wer war er jetzt ?
Sich aufbäumend streckt Jandro zaghaft seine Hände in die Höhe, doch wagt er nicht ihren Namen auszusprechen. Noch immer weiss er nicht, wo er sich befindet, aber die Scham lässt sein Gesicht wieder tief in den trockenen Staub sinken. Flehend wimmert er kaum wahrnehmbare Worte, und als die Sonne erneut am Horizont untergeht, versinken mit ihr die Hoffnung auf Vergebung in einer kargen Welt.
Posted: Thu Dec 11, 2003 4:59 pm
by Jandro
Monatelang war Jandro zwischen dem Dies- und Jenseits gewandelt. Geschüttelt von Scham und Pein verblassten die grellen Farben und allmählich waren auch die grässlichen Fratzen gewichen. Einzig der alte Mann tauchte hier und da auf, umgeben von einer leuchtenden Silhouette, die dem gebeutelten Leib Jandros Kraft zu geben schien. Die Zeit stand still, und die Gedanken des gepeinigten Elben verloren sich in den Weiten der Ewigkeit.
Und als der Bedeutung Sinn beinahe entschwunden war, schlug Jandro die Augen auf und blickte auf den wunderschönen Altar, der vor ihm stand. Die ihn umsäumenden Tannen wogen sich sanft im Wind und etwas Frieden kehrte in seine Brust zurück. Wo war er ? Hatte ihn Elara erhört und seine Seele hinfort getragen ?
Ängstlich streiften Jandros Augen die nähere Umgebung - und er erkannte nichts wieder. Bei dem Versuch auf die Beine zu kommen streckte ihn ein stechender Schmerz im Leib wieder zu Boden. Nein, das konnte nicht die Verheißung sein, er lebte noch. Aber bei Elara, wo war er ?
Mühsam schleppte er sich aus dem idyllischen Hain, nicht wissend wohin des Weges. Er streifte durch eine ihm fremde Stadt, in die er auf der Flucht vor angriffslustigen Untoten geflüchtet war. Einige Menschen grüßten ihn im Vorübergehen, alles kam ihm so fremd vor. Doch eine innere Stimme trieb ihn an den Fluss.
Durch Zufall oder gar Vorsehung fand er an den Ufern eine alte Angelrute. Vorsichtig hob er sie auf und setzte sich nieder, warf die Angel aus und blickte in die Ferne. Ein Gefühl der Vertrautheit überkam ihn, als er jedoch den Blick auf das spiegelglatte Wasser richtete, erkannte er das Gesicht im Fluss nicht wieder...