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Geschehnisse der letzten Nacht

Posted: Sun Jan 06, 2008 4:20 pm
by Harald Hradradr
((OOC Aufbereitet einen Auszug vom gestrigen RP-Tag, Danke nochmals an alle Beteiligten. :) Offen für Duncan, Katarine, Anfala, Orfin, weitere Heiler Briars, Ayondra Edit: Etwas Vorgeschichte vorgefügt, bitte nicht hauen, weil die Vorgeschichte im Präsenz ist und das Folgende dann im Präteritum, gnah!))


Langsam schiebt er die Tür auf, lässt seinen Blick über die Räumlichkeit wandern, hin zu dem kleinen Tischleich auf welchem eine Schüssel steht, daneben ein umgestürzter Krug. Flüssigkeit tropft herunter, benetzt den Boden. Daneben liegt sie, auf Fellen gebettet, mit Fellen bedeckt. Schweiß glänzt auf ihrer Stirn und nur schwaches Stöhnen und Röcheln ist von ihr zu hören. Leise tritt er herein, einen Eimer mit dampfendem Wasser in der einen, einen Krug in der anderen Hand. Ein Tuch ist über seine Schulter geworfen. Langsam tritt er zu ihr heran, dabei leise brummend und murmelnd:
"Hat Dich ganz schön erwischt. Hrm."
Er kniet sich neben sie, stellt die Gefäße ab und nimmt das Tuch von seiner Schulter.
"Du hast wieder viel Flüssigkeit verloren die Nacht",
sagt er ruhig und leise. Nach einen kurzen Blick in ihre Augen tupft er ihr den Schweiß vom Gesicht, das Tuch ist weich und angenehm kühl. Nach einem leisen Seufzen wäscht er das Tuch aus und beginnt sie zu waschen. "Wenn Du nur wenigstens bei Dir wärest, Du könntest mir sagen, was dir genau fehlt."
Seicht drückt er sie in eine aufrechte Position, wäscht ihren Rücken, lässt sie dann wieder sinken. Immerwieder wäscht er das Tuch dabei aus.
"Die Druiden gaben mir noch etwas mit, eine Paste. Weißt Du, sie sagten ich solle sie dir auf der Brust auftragen, es soll helfen deine Atmung zu verbessern."
Langsam holt er einen kleinen Topf aus der Tasche und steckt seine Hand dort hinein, um etwas von der Paste auf seine Finger zu verteilen.
"Hrm, ich hoffe sie behalten recht."
Vorsichtig verteilt er die Paste auf ihrer Brust und ihrem Hals, deckt sie dann wieder sorgsam mit Fellen zu.
"Es passiert einiges zur Zeit. Es gibt neue Anwärter, die in den Clan aufgenommen werden wollen. Und...hrm, Grüße soll ich Dir bestellen von Katarine und von Amras. Du weißt sicher noch, der...aufdringliche Elf aus Briar. Er gab mir Honig mit, in der Hoffnung, dass er helfen würde. Ich....hrm, habe Dir deinen Kräutertee damit gesüßt, damit er nicht mehr so bitter schmeckt."
Er reibt sich seine vom wenigen Schlaf der letzten Wochen geröteten Augen, fasst dann zu dem umgestürzten Krug auf dem Tisch und lässt seinen Blick über die unangetastete Suppe wandern. Er nickt mehrmals, die Lippen leicht aufeinander gepresst wendet er sich ihr wieder zu.
"Essen mußt Du auch. Hrm, werde wohl eine Weile wachen um einen guten Moment abzupassen. Da fällt mir ein..."
Leise und vorsichtig schüttet er den Inhalt des Kruges, den er mitbrachte in den Krug vom Tisch, stellt beide dann für einen Moment ab, füllt dann nach einer kurzen Pause einen Becher voll mit dem Kräutertee.
"Marie hat sich von Vigalf getrennt. Wußtest Du das schon?"
Ihren Kopf vorsichtig anhebend und stützend flößt er ihr mehrere Schluck Tee ein.
"Er, hrm, kämpfte wohl nicht um sie, wo es nötig war. Sie war hier in der Mark, wurde verfolgt und er...hm, stand wohl nicht zu ihr, wie es sich gehört hätte. Hm, jung war ihr Glück und nun sind beide etwas...hm. Naja, werden sich schon erholen die beiden."
Mit einem trägen aufgesetztem Lächeln wiederholt er das Wort 'erholen'.
"Es hätte auch schlimmer kommen können. Töricht war sie hierherzukommen. Töricht war er, nicht zu ihr zu halten. Sie ist jetzt in Bane, in der Bibliothek, sagt aber, dass ihre Studien besser vorangingen nun und ihr Meister sie nun auch mehr schätzen würde."
Abermals leise seufzend setzt er sich neben sie, streicht ihr mit einer Hand über die Stirn. Laut hörbar bläst er Luft durch die Nase und dreht sich mit dem Rücken zu ihr, leicht vornübergebeugt fasst er eine ihrer Hände und schließt seine Augen. Müdigkeit überkommt ihn. Leise murmelt er:
"Morgen geht es Dir sicher wieder besser."
ehe er mit leicht brummend und über etwas nachgrübelnd einschläft.

----- Einige Tage später -----

Der Markttag neigte sich dem Ende zu und langsam begann es dunkel zu werden in der Mark. Mit dem Rücken an die Tavernenmauer gelehnt saß er stumm da und ließ seine Gedanken kreisen.
Was wenn sie nicht kommt? Sie versprach es, sie wird kommen. Sie wird sich nur verspätet haben.
Eine besorgte Stimme dringt an sein Ohr:
"Ist es in Ordnung, wenn ich dich jetzt mit dem Jarl allein lasse Harald? Ich werde vor dem Schlafengehen noch für sie beten."
Geistesabwesend und die Stimme kaum wahrnehmend nickte er nur und blickt zu Duncan auf:"Danke Dir" murmelnd. Wieder senkt er seinen Blick und wieder dringt eine Stimme an sein Ohr. Die erschreckte Stimme einer Frau. "Harald!" rief sie. Seine Gedanken kreisten weiter. Nun, da sie da war, endlich, konnte es bald losgehen. Langsam stand er auf und versuchte sich zu konzentrieren, war aber unfähig seine Freundin gebürtig zu begrüßen. "Ohh, Harald, wie siehst du nur aus?" Hörte er sie rufen, als sie ohne Umschweife zu ihm stürzte und ihn umarmte. Immernoch unfähig zu einer Reaktion ließ er die Umarmung einfach geschehen, starrte nur zum Jarl und dem sich zurückziehenden Duncan. Er war froh, so froh, dass Katarine ihn jetzt nicht im Stich ließ. Wenn er ihr seine Dankbarkeit doch nur ausdrücken könnte aber Schmerz und Kummer saßen zu tief in ihm. Mit ihrem Blick zum Jarl gewandt fragte sie Harald: "Weiß er es?". Harald schüttelte nur seinen Kopf.
Er sollte es nicht wissen. Es wissen ohnehin schon viel zu viele. Und er, gerade er, warum sollte ihn das auch interessieren?
Ehe er noch wütend werden konnte über die Situation stößt er seine Truhe auf und schnappt ein bereits geschnürtes Bündel. Nahrungsmittel für einen längeren Marsch, ein paar kleine Dinge für einen längeren Aufenthalt an einem fernen Ort. Sichtlich verärgert rief der Jarl nur noch:
"Ich bin auf dem Feld, wenn du mich suchst, Harald!"
und ging los. Harald starrte ihm noch eine Weile nach und war erleichtert, dass er nun aus dem Blickfeld war. Mit einem tiefen Seufzen schulterte er das Bündel und sah Katarine für eine Weile an.
"Bist du bereit?" fragte sie ihn musternd. Oh, und ob er das war. Den ganzen Tag wartete er auf den jetzigen Moment.
"Wo liegt sie?" fragte sie weiter. "Führe mich zu ihr. Wir tragen sie gemeinsam."
"Im Gästehaus" antwortete Harald mit einer tiefer und kehliger klingenden Stimme als sonst. Langsam schob er sich an Katarine vorbei und deutete ihr ihm zu folgen.
Nur wenige Schritt waren es bis zu jenem Haus. Jeder Schritt fiel ihm schwerer und schwerer.
Was wenn sie bereits....
Die Tür erreichend schob er seinen letzten Gedanken beiseite. Mit einem tiefen seufzen Öffnete er vorsichtig die Tür, ließ den Rest Tageslicht hinein und schaute sich um, wagte es kaum in die hintere Ecke zu sehen. Mit einem Brummen schritt er dann langsam vorwärts, hin zu ihrer Bettstatt. Achtete nicht mehr auf Katarine, die ihm dicht folgte und laut aufschrie, als sie Ayondra dort liegen sah. Ihr Anblick mochte noch furchtbarer gewesen sein als der seine. Er war schon nur noch ein Schatten seiner selbst. Seine Kriegerzöpfe strähnig und halb offen, die Rüstung dreck- und blutverschmiert, seine Augen rot und blutunterlaufen vom Schlafmangel der letzten Wochen. Aber sie? Sie sah noch furchterregender aus. Blass war sie und dürr. Ihre Atmung flach, kalter Schweiß glänzte auf ihrer Stirn. Ihr Anblick machte ihm zu schaffen. Eine nicht mehr unterdrückbare Träne rann ihm über die Wange, als er Ayondras Hand ergriff, ihren schwachen Puls fühlte. Seine andere Hand auf ihre Stirn legend murmelte er ihre leise zu:
"Katarine ist hier, Liebling. Wir schaffen dich jetzt nach Briar, ins Krankenhaus. Halte durch."
Vorsichtig schob er einige Felle beiseite, ergriff ihren Arm und zog sie langsam zu sich heran. Ihren Kopf gestützt nahm er sie in seinen Arm und hob sie hoch.
"Brauchst Du Hilfe beim Tragen?"
Hilfe? Nein! Sie ist so leicht. Bei den Göttern! So leicht.
"Nein" raunte er, als er sie anhob.
Aus den Augenwinkeln sah er, wie Katarine noch einige der Decken und Felle schnappte und sich anschickte ihm dann zur Tür hinaus zu folgen. Vorsichtig balancierte er sich durch die Tür und schritt ins freie, einen tiefen Atemnzug nehmend. Linderung brachte ihm die frische Abendluft keine. Er neigte sich vor, berührte die Stirn der Frau in seinem Arm mit seiner und murmelte ihr wiederum zu:
"Wir sind bald da. Dort wird man sich besser um dich kümmern können, als ich es alleine kann. Ich liebe Dich."
Matter Glanz legt sich auf seine Augen, als er um das Gästehaus herumschritt und seine Schritte stur gen Ost lenkte. An der Ostgrenze der Mark wies ihn Katarine zum Halt. Hastig kramte sie ein Portalbuch hervor und las laut einige Worte bis ein blaues Schimmern in der Nähe auftauchte. Grinsend steckte sie das Buch wieder ein und deutete auf das Portal.
Sie ist einfach die Beste. Dachte er sich, auch wenn er diese Art zu reisen verabscheute. Ein leises Röcheln kam über Ayondras Lippen, was ihn dazu veranlasste nicht weiter über das Portal nachzudenken. Noch einmal die Muskeln anspannend raffte er seine Gestalt, nickte Katarine zu und ging schnurstracks auf das Portal zu. Blaues Schimmern umwaberte ihn, auf der anderen Seite sah er schon einen Weg, eine Straße, einige Gebäude. Das Kribbeln in ihm legte sich, als er endlich drüben war. Etwas zu weit vorgebeugt stolperte er fast. Konnte sich gerade rechtzeitig fangen. Ein leises Zischen kam über seine Lippen, als er sich wieder fing. Nur noch wenige Schritte. Das Portal ersparte ihm eine weitere Schmach. Er hätte sie in seinem Zustand nicht viel weiter tragen können. Mittlerweile war auch Katarine durch das Portal gegangen und hielt sich direkt neben Harald. Mit einer Handbewegung auf das nächste Gebäude sagte sie:
"Dorthin, rasch!"
Sie eilte voraus und öffnete die Tür. Schleppend und am Ende seiner Kräfte trug er seine Geliebte zum Krankenhaus. Gerade noch schaffte er die Treppe hinauf um sie in eines der Betten zu legen. Neben dem Bett sackte er dann in sich zusammen.[/i]

Posted: Sun Jan 06, 2008 7:00 pm
by Harald Hradradr
Er brauchte einige Momente um wieder etwas neue Kraft zu schöpfen. Etwas irritiert sah er sich um und hörte, neben Katarines Stimme eine weitere. "Was fehlt ihr denn?" Sich am Bettrand aufstützend blickte er in die Richtung der Stimme und sah eine fast frohlich wirkende, schmunzelnde Elfe. Er erkannte ihr Gesicht. Anfala!. Er geriet ab und an mit ihr zusammen. Er mochte sie nicht sonderlich, sie ihn wohl auch nicht. Hier aber ging es nicht um ihn, sondern um ... sie. Er wandte seinen Blick von der Elfe ab und ließ ihn über den fast leblos scheinenden Körper seiner Geliebten wandern. "Was gibt es da zu grinsen Elfe?", knurrte er, ehe er sich erhob um sich der Frau auf dem Bett zu nähern. Er fasste ihre Hand, stumm in Gedanken versunken und zurückblickend auf eine Ayondra, als sie noch gesund und munter war. In Gedanken an ihre smaragdgrünen, hell strahlenden Augen. Das hier und jetzt ließ ihn unwillkürlich erschaudern. Ihr Blick, seelenlos und leer, die Augen matt. Eine Träne rann an seiner Wange herab. Wie konnte ich das nur so lange ertragen?
Die Stimme der Elfe riss ihn wieder aus seinen Gedanken und schleuderte ihn in die Gegenwart. "Er ist ja völlig erschöpft! Setzen Sie sich auf das Bett dort!" Sanft drückte Anfala ihn von seiner Geliebten fort und schob ihn auf ein nahe stehendes Bett. Nur widerwillig gab er dem sanften Druck nach, aber wirklich wehren konnte er sich in seinem Zustand nicht mehr. Er sank auf das Bett nieder und lehnte sich an Katarine, die ihm Stütze bot. Ayondra ließ er dabei nicht aus dem Blick geraten. Die Elfe machte sich daran Ayondra zu untersuchen. Nun kam der Augenblick, den er am meisten hasste. Sie würde Fragen stellen. Viel wissen wollen. Wissen, was sie nichts anging. Er hasste das, doch eine Wahl blieb ihm nicht. Katarine wußte ebenso bescheid wie er. Er war etwas erleichtert, als sie das Gespräch auch übernahm. Sie erklärte der Elfe, was vorfiel. Als das Gespräch immer weiter und weiter dahin tendierte Ereignisse aufzugreifen die weit zurück lagen herrschte er Katarine an, sie solle doch gleich alles in die ganze Welt hinaus posaunen. Stur übernahm er dann die Gesprächsführung insgeheim aber erleichtert, dass Katarine Ansprach, was er nie getan hätte. Er erzählte bereitwillig auch über Geschehnisse von denen er nicht vermutete, dass sie mit dem jetzigen Zustand Ayondras zusammenhängen könnten. Die sich bildenden Falten in der Stirn der still lauschenden Elfe beunruhigten ihn. Schließlich sagte die Elfe in einem ruhigen warmen Tonfall:
"Wenn der Körper und die Seele schon sehr geschwächt und belastet sind kann es passieren, dass eine leichte Krankheit einen Menschen zusammenbrechen lässt. Sie liegt im Koma."
Koma hallte es in ihm wieder. Den weiteren Ausführungen der Elfe lauschte er nicht mehr. Er wußte genau, was es bedeutete. Er schloss seine Augen für einen Moment und wischte sich mit einem Ärmel über sein Gesicht. Der warme Druck von Katarines Hand auf seiner Schulter gab ihm gerade genug Kraft die nächsten Momente durchzustehen. Wie aus weiter Ferne hörte er einige weitere Gesprächsfetzen:
"Sie muss trinken, aber wie? Wenn sie nicht trinkt wird sie sterben."
"Wir könnten ihre Lippen benetzen, das tat Harald auch immer."
"Und Essen? Seit wann ist sie schon in diesem Zustand?"
"Seit einigen Wochen schon."
"Oh..."
....

Stille folgte. Stille im Raum, stille in seinem Kopf. Eine unendliche Leere breitete sich aus. Katarine war bereits gegangen. Er wußte nicht, wie lang er schon einfach nur auf dem Bett lag. Ein kurzer Blick durch den leeren Raum und die fast heruntergebrannte Kerze sagten ihm, dass es mehrere Stunden gewesen sein müssen. Er erhob sich vom Bett und schob einen Stuhl an das Bett der im Koma liegenden. Mit einem tiefen Seufzen fasst er ihre Hand und beugt sich zu ihr um ihr einen Kuss auf ihre Stirn zu geben. Heiß war ihre Stirn und salzig schmeckte der kalte Schweiß. Er setzte sich zu ihr gewandt auf den Stuhl und führte mit beiden Händen ihre Hand an seine Stirn. "Ayondra", flüsterte er, ehe er erneut einschlief.

Posted: Sun Jan 06, 2008 8:06 pm
by Katarine
Nach einer Weile hatte Katarine das Krankenzimmer verlassen, schienen beide doch nun zu schlafen.
Die kühle Nachtluft schlug ihr entgegen, als sie die Tür vom Hospital öffnete.
Geradezu flehendlich suchte sie im dunklen Nachthimmel, den tröstenden Schein des Mondes. Leises plätschern des Wassers war zu hören.
"Oh Himmel, ihren Tod wird er nur schwer verkraften. Wie können wir sie retten?"
Geradezu verzweifelt versuchte sie Kontrolle über die hin und her schießenden Gedanken zu erlangen.
"Bleib ruhig - denk nach - denk nach - was können wir tun? Wird Anfala helfen können?"
Im Zustand peinigender Unruhe trat sie ans Ufer.
Gierig sog sie die Kühle tief in sich, nach und nach beruhigten sich ihre Gedanken, spürte sie die alte Kraft in sich aufsteigen.
"Was immer geschieht, ich stehe an seiner Seite. Ich werde ihn gleich morgen dazu bewegen, zu essen, zu trinken, sich zu waschen.
Verdammt noch eins!"

Wilde Entschlossenheit machte sich in ihr breit.

So würde sie es tun....
Diese Gedanken brachten scheinbare Ruhe in sie.

War ihr doch noch nicht klar, dass all dieses Tun nur dazu diente, der Machtlosigkeit keinen weiteren Raum zu gewähren.
Hilflos im Angesicht des Todes.

Posted: Sun Jan 06, 2008 8:46 pm
by Duncan MacGuillis
Duncan hatte so eben den Markt verlassen, er war hundemüde von den letzten Tagen im Wald. Dennoch er hatte es Harald versprochen...

Er ging zu seiner Truhe nahm einiges an Holz heraus und trug zur großen Eiche. Hinterhalb der Eiche nahe am Ufer begann er es aufzustappeln, Scheit über Scheit legt er es übereinander. Als der Haufen fertig war, schob er einiges an Reisig darunter und entzündete es.
Als die Flammen den Holzhaufen erfasst hatten, griff er in seine Tasche und nahm ein großes schwarzes Fell, sowie einen kleinen Tierschädel heraus. Beides warf er oben auf den bereits in Flammen stehenden Holzhaufen.

Dann wandte er sich um und ging zur Eiche. Dort kniete er sich hin und erhob die Arme:
"Oh Malachin, als dein untertäniger Bittsteller knie ich heute vor dir und erbitte deine Hilfe.
Helf unserer Klandottir im Kampf um ihr Leben.
Schenke ihr Kraft und Willen, gebe ihr Licht und Luft, führe sie aus ihren Wirren zurück ins Leben!"

Langsam lies er die Arme sinken, setzte sich mit dem Rücken an den Baum, sah in die Flammen und begann leise zu sprechen, dabei sah er immer wieder nach oben. Nach einiger Zeit nickte er leicht, lehnte sich zurück an den Baum und schloss seine Augen.
"Möge der Wille der Götter geschehen!"

Posted: Mon Jan 07, 2008 2:17 pm
by Harald Hradradr
Seichte Strahlen der Morgensonne drangen durch das Fenster des Krankenhauses, erfüllten den Raum mit einem rötlichen glanz. Langsam erwachte er wieder. Wie lange hatte er geschlafen? Drei Stunden? Vier vielleicht? Er atmete tief durch. Die Luft schien frischer. Jemand hatte bereits gelüftet. Sein Blick wanderte über den Raum. Eine Schale mit frischem Wasser stand bereit, Ayondras Bett war bereits frisch aufgeschüttelt. Er seufzte leise, ehe er ihren Zustand überprüfte. "Keine Veränderung zu gestern": murmelte er teils erleichtert teils frustriert. Die Druiden und Heiler des Ortes schienen sich liebevoll um sie zu kümmern. Zwei lernte er bereits selbst kennen. Anfala und Xandrina. "Beides Elfen.", brummte er in sich hinein. Er hatte von Hause aus keine hohe Meinung von den Elfen und viele Begebenheiten der Vergangenheit bestätigten ihn immerwieder in seiner Meinung. Aber letzthin. "Hmmmm." Er wußte nicht, wie aufrichtig ihre Sorge war aber sie halfen, ihr und ihm. Scham stieg in ihm auf und ließ seine Wangen erröten.
Trappsen auf der Treppe ließ ihn hellhörig werden. Er erkannte den leichten Tritt der Elfen und beruhigte sich wieder. Er starrte zu Ayondra und überlegte, was er als nächstes tun könnte, als er eine sanfte Berührung auf seiner Schulter spürte. Er rührte sich nicht, ob der Berührung, starrte mit müden Augen weiterhin auf Ayondra und brummte nur leise.
"Konntet ihr schlafen?"
Der beruhigende Tonfall und die sanfte Stimme der Elfe brachten etwas Ruhe in ihn. Ihr Tonfall klang auch leicht besorgt. Ruhig nickte er mehrmals.
Drei Stunden vielleicht, genug. Das ist länger als die ganze Woche zuvor.
"Hat sich ihr Zustand schon geändert?"
Ein Blick auf die im Bett liegende Frau sagte der Elfe, dass eine Antwort seinerseits wohl unnötig war, dennoch raunte er ein leises: "Nein".
Sie nickte leicht und hob ihre Stimme erneut an.
"Du kannst ihr helfen. Ihre Seele ist verirrt. Deine Stimme kann sie leiten, die Bindung zu ihrem Körper wieder zu stärken um in ihn zurückkzukehren. Rede zu ihr! Sie kann dich hören."
Langsam nickte er. Er sprach oft zu ihr. Er wußte nicht, was dran war an dem, was die Elfe sagte aber er griff in seiner Situation nach jedem Strohhalm.
"Du kannst ihr auch gerne etwas vorsingen. Hat sie ein Lieblingslied?"
Er überlegte kurz. Viele Lieder kannte er, bezeichnete sich selbst gern auch mal als Skalden. Ein Lied fiel ihm ein, welches er ihr zwar noch nicht vorsang aber welches sie sicher sehr mögen würde und irgendwie schien ihm das Lied in seinem Kopf auch der Situation angemessen. Ruhig nickte er wieder.
"Ich kann ihr ein Lied vorsingen. Ich singe öfter, bin Skalde."
Die Elfe lächelte sanft. Er blickte kurz zu ihr und zwang sich ebenfalls zu einem Lächeln. Die Elfe drückte sanft seine Schulter und bewegte sich dann leichtfüßig wieder zur Treppe. Er fürchtete das Alleingelassen werden und rief ihr nach:
"Du kannst es gerne mit anhören, wenn Du möchtest!"
Die Elfe blieb kurz am Treppengeländer stehen und wandte sich noch einmal um, den Kopf schüttelnd.
"Ich lasse euch beide besser allein, wenn etwas ist, ich bin unten, habe noch etwas zu tun."
"Hmmmm."
Er blickte der Elfe für einen Moment nach, wandte sich dann Ayondra zu und ergriff ihre Hand. Leise fing er an zu brummen, erzeugte einen sonoren Ton in den er eine Melodie hineinlegte. Leise begann er zu singen:

Ich wär so gern ein kleiner Sonnenstrahl,
ein kleiner Lichtblitz, Lichtblick am Horizont.
Ein Gute-Laune-Bringer, ein Friedensbote und
ein Freudenspender, Glücksversender, ein Lächeln ohne Grund.

Ich wär so gern ein kleiner bunter Fisch.
Ein Flußumschwinger, Wasserplanscher voll von Lebenslust. Ein Lebenskünstler, Glücksgeniesser, Leben für den Augenblick.
Geplantes Ablenkungsmanöver von Deinem Problem.

Ich wär so gern ein großer, grüner, starker Baum. Ein Berg, ein Fels in Sturm und Brandung
warmer sichrer Hort. Ne starke, feste Schulter spender für Geborgenheit. Die Rückendeckung, Sicherheit, vertrauen für alle Zeit.

Ich würd Dich dann verfolgen, stets Deinen Weg erhellen. Alle Schatten vertreiben, alle Hindernisse fällen. Und wenn alles grau ist in Deinem See der Seele, wär ich der einzige Farbklecks, Hoffnungsschimmer nur für Dich.

Doch zu meinem Bedauern werd ich davon gar nichts sein. Denn ich bin stinknormal und habe lediglich nur schwein. Daß Du an mir was findest drum versuche ich zumindest vom Sonnenstrahl, vom Fisch, vom Baum ein Stück für Dich zu klauen.
((ooc Text Schandmaul - Sonnenstrahl))

Er endete gerade, als die Elfe erneut die Treppe heraufkam.
"War ich zu laut?", sprach er zur Treppe schauend. Der Kopf der Elfe erschien und sie schüttelte ihn verneinend.
"Es war sehr schön",
sagte sie mit einem aufmunternden Lächeln auf den Lippen. Ein leises 'danke' brummend blickte er zu Boden. Immerhin war es ein Lob von einer Elfe.
Die Elfe stellte einen kleinen Holzbecher und zwei Flaschen neben ihm ab. Eine gefüllt mit Wasser und eine mit Met.
"Habt ihr schon etwas gegessen und getrunken heute?",
fragte sie besorgt. Er hatte nicht. Es schien ihm auch nicht wichtig. Wichtiger war für ihn dass SIE etwas trank und aß. Er schüttelte seinen Kopf.
"Auch ihr müßt bei Kräften bleiben. Wie wollt ihr sonst Beistand leisten?"
Recht hatte sie. Natürlich hatte sie das. Er winkte ab und deutete mit seinem Kopf auf Ayondra, sprach dass es ihm lieber wäre sie würde etwas essen und trinken. Für ihr trinken sorgte er beständig. Benetzte immerwieder ihre Lippen und tröpfelte etwas Wasser in ihren Mund, darauf hoffend, dass es genug wäre sie am Leben zu halten. Die Elfe sprach weiter in einem ernsteren Tonfall und die Stirn leicht in Falten gelegt:
"Oder wollt ihr etwa in einem der anderen Betten liegen? Wenn ihr auch zusammenbrecht... es sind genügend Betten frei. Aber so nützt ihr niemandem mehr."
Matter Glanz legte sich über seine Augen. Verdammt, ja, sie hatte ja Recht!
"Ich werde etwas zu mir nehmen", versprach er. "Sobald ich mich um sie gekümmert habe."
Sein Tonfall schien die Elfe von seiner Aufrichtigkeit zu überzeugen, mit einem sachten Nicken verschwand sie wieder Richtung Treppe. Er schürzte seine Lippen und begann damit seiner Geliebeten Flüssigkeit zukommen zu lassen. Zuletzt tupfte er ihre Stirn mit einem frischen, wassergetränkten Tuch das Gesicht schweißfrei und gab ihr einen Kuss auf die stirn. Mit einem laut vernehmbaren Seufzen ließ er sich nach hinten fallen und lehnte sich in den Stuhl. Er nahm einen mit Wasser gefüllten Holzkelch und hob ihn an. Murmelte dabei: "Dir zuliebe." und trank langsam mehrere Schluck.

Posted: Mon Jan 14, 2008 12:40 am
by Harald Hradradr
Die Tage vergingen und viel zu lange schon war er in Greenbriar. Er wachte täglich bei ihr, Stunde für Studne, Tag für Tag. Nur selten verließ er das Krankenhaus um sich etwas abzulenken, zu fischen oder ein paar Kräuter für Tees zu sammeln.
Er bekam nicht viel Besuch in den letzten Tagen. Duncan war da, erkundigte sich nach Ayondras Wohlbefinden und wie die Reise verlief, was er als nächtes vor hätte. Sie saßen an jenem, für die Jahreszeit noch angenehm warmen Abend lange am Meer und angelten. Viel sprachen sie an jenem Abend nicht. Das, was Harald wichtig schien, sagte er Duncan unlängst am Markttag, ehe er aufbrach. Harald war froh über seine Gesellschaft. Er wußte nicht warum genau, aber Duncan schien ihn immer zu verstehen, sah es ihm immer sofort an, wenn ihn was plagte. Er redete zuvor schon oft mit ihm, bei einem Bier, oder auch ohne. Duncan war ehrlich zu ihm, er schätzte das sehr. Immerhin aber brachte Duncan ihn dazu etwas zu essen. Sie brieten einige der gefangenen Fische über einem Lagerfeuer. Schweigend saßen sie da bis der Morgen fast graute. Schließlich aber mußte Duncan dann auch aufbrechen.
"Ich betete und opferte für Sie, Harald. Wie ich es dir versprach. Es liegt jetzt bei den Göttern.", sagte er ihm zum Abschied. Harald quittierte seine Worte und seinen Schulterklopfer mit einem leisen Brummen. Es gefiel ihm nicht, aber Duncan hatte wohl Recht. Er mußte sich auf die Götter verlassen, wenn keine irdische Kreatur zu helfen vermochte.
Nachdem Duncan gegangen war ging er wieder zu ihr. Mit einem Stirnrunzeln setzte er sich an ihr Bett und berichtete ihr vom Tage. Er tat dies jeden Tag, gleich, ob sie ihn nun hören konnte oder nicht, es half ihm, half ihm stark zu bleiben, wenn er sich um sie kümmerte, nah bei ihr war und sie, ihre Seele, doch kaum mehr spürte.
Nach nur wenigen Stunden Schlaf erwachte er. Es war noch immer vor Mittag. Ayondras Essenproblem konnte gelöst werden. Er versuchte ihr zumindest etwas nahrhaftes zukommen zu lassen, indem er ihr Sättigungstränke gab. Sie fielen ihm bei einem seiner Rundgänge durch Greenbriar auf. Versetzt mit Milch, ein Hinweis von Xandrina, und Honig sollte zumindest etwas für ihren Körper bleiben. Es schien zu funktionieren. Ihr Körper zeigte keinen weiteren Verfall, jedoch erhohlte er sich auch nicht. Leise sprach er zu sich:
"Sie muß unbedingt aufwachen, bald schon. Hrmmm. Ehe es für ihren Körper zu spät ist und ihre Seele nicht mehr zurückkehren kann, selbst, wenn sie wollte."
Schweren Herzens verließ er die Bettsatt. Sein Vorrat an Kräutern war aufgebraucht und er wollte ein paar weitere Sammeln. Zum einen für den Händler, der sie für die Sättigungstränke benötigte, zum anderen für Tee. Er fand zudem ein paar Erdbeeren, die er trocknen und ebenfalls zu Tee verarbeiten wollte. Er schnitt gerade noch ein paar Büschel Fussblatt, als Katarine hinter ihm auftauchte.
"Hier steckst du also!", rief sie ihm zu. "Ich suche dich schon die ganze Zeit!"
Er wendete sich ihr zu, noch seine Sichel in der Hand, hob sie kurz an und murmelte:"War Kräuter sammeln."
Sie nickte ihm zu und musterte ihn. Er fühlte sich plötzlich unsicher. Ihr Gesichtsausdruck verriet, dass sie etwas vor hatte. Ihre hinter dem Rücken versteckten Hände, die ein Bündel zu tragen schienen verstärkten in ihm diesen Eindruck.
"Harald, vertraust du mir?", fragte sie ihn in einem Tonfall der tiefe Sorge aber auch Vorsicht erkennen ließ.
Er nickte langsam. Er hatte vor langer Zeit schon Vertrauen zu ihr gefasst. Natürlich vertraute er ihr. Wage presste er ein "Ja" heraus.
"Du stinkst wie ein Wasserbüffel! Und siehst furchtbar aus. Tut mir leid, aber jemand muss es dir mal sagen."
Er honorierte ihre Bemerkung mit einem tiefen Brummen. Er wußte selbst, dass er sich hat gehen lassen in letzter Zeit und viel Sinn darin das zu ändern sah er nicht.
"Was wenn sie aufwacht und Du, Du siehst so aus?"
Sie deutete auf seine Rüstung, sein Gesicht, sein Haar.
"Heute ist Waschtag mein Lieber."
Ihre Stimme wurde sehr ernst und sie schien entschlossen keine Widerworte zuzulassen. Lange mußte er nicht überlegen. Schlagen würde er sie nicht und sie schien zu entschlossen, als dass er sie abwimmeln könnte. Abermals brummte er.
"Wahrscheinlich hast Du recht."
Er hängte seine Sichel an eine kleine Schlaufe an seinem Gurt und baute sich vor ihr auf. Er versuchte so viel Würde zu zeigen, wie ihm noch geblieben war.
Sie seufzte erleichtert auf und warf ihm das hinter dem Rücken versteckte Bündel vor die Füße.
"Zieh Dich aus, da ist Kernseife bei, gib mir deine Rüstung, ich schrubbe die.", befahl sie ihm.
"Da ist auch frische Kleidung bei, neue Hosen, ein neues Hemd. Zieh das an, wenn du fertig bist. Dann kümmere ich mich um dein Haar. Und der Bart müßte auch malwieder geschnitten werden."
Sie hatte wohl an alles gedacht. Er machte sich daran seine Rüstung abzulegen und warf sie ihr vor die Füße, nahm dann die Kernseife und stapfte wortlos zum Meer. Nur leise hörte er, wie sie zwischen die Zähne pfiff und zu sich sagte:
"Puhh, hätte nicht gedacht, dass es so einfach wird."
Während er sich den Dreck der letzten Wochen abschrubbte und seine Haare nach langer Zeit malwieder wusch, kümmerte sich Katarine um seine Ausrüstung. Gewaschen dann, schnappte er sich ein Stück Stoff und trocknete sich. Zog dann die bereitgelegte neue Kleidung an und schritt wieder zu Katarine, die gerade die letzte Beinschiene säuberte.
"Na also! Sieht doch schonmal gar nicht so schlecht aus.", rief sie ihm aufmutnernd entgegen.
"Jetzt nur noch Haare und Bart."
Nach einiger Zeit war der Waschtag beendet. Erneut musterte sie ihn und lächelte ihn fröhlich an.
"Na sieh mal einer an, ein Mensch!"
"Danke, dass du gekommen bist.", erwiederte er ihr nur mit einem leichten Kopfnicken.
Sie überredete ihn noch zu ein paar Waffengängen vor Greenbriar. Er kämpfte lange schon nicht mehr und er spürte seine müden Knochen. Es dauerte einige Übungskämpfe, bis er wieder etwas in Form war. Als der Abend kam gingen sie beide zu ihr ins Krankenhaus. Aber Katarine blieb nicht lange mit ihm dort. Sie war ohnehin viel länger hier, als es ihre Zeit erlaubte. Sie hielten sich beide nicht mit einer langen Verabschiedung auf. Auch wenn er den Tag genossen hatte und froh war über Katariens kommen, vergessen lassen konnte ihn der Tag nicht. Als Katarines Fußtritte die Treppe herunter verhallten und er ein Türklappen hörte schob er sich seinen Stuhl wieder nah an Ayondras Bett. Er kümmerte sich noch bis in die Nacht um sie und erzählte ihr vom Tag, bis er endlich einschlief.

Posted: Tue Jan 15, 2008 12:29 am
by Harald Hradradr
Einige weitere Tage vergingen und Harald begann sich in Greenbriar immer unbehaglicher zu fühlen. Oh, es lag nicht an den Heilern, die sich nach wie vor sehr fürsorglich um Ayondra kümmerten aber viele andere Bewohner des Weilers wollten nichts mit ihm zu tun haben. Einigen gefiel seine Art nicht, andere sahen ihn wohl als Bedrohung. Er versuchte zwar weniger einschüchternd zu wirken, zumal er sich, seit Katarines Besuch wieder mehr seiner selbst und seinem Aussehen widmete aber dennoch; die Meisten machten einen großen Bogen um ihn.
Er kam sich einsam vor, gestrandet in der Fremde. Aufmunterung brachten ihm lediglich die Gespräche mit Xandrina. Er mochte sie mittlerweile sehr und schätzte die Gespräche mit ihr, ihre Art ihm seine Rauheit und seine, aus ihm sprechende Pein, zu ertragen. Eines Tages schlug sie ihm vor Ayondra doch auf ihre Heimatinsel zu bringen. Sie sagte, es gäbe dort einen Heiler, der fähig wäre Seelen zu sehen. Er wußte über solch eine Fähigkeit bescheid, hörte bereits Geschichten darüber, hielt sie aber eher für ein Mythos. Eine ganze Nacht verbrachte er schlaflos an Ayondras Bettstatt und grübelte darüber nach, ob er es wagen solle. Immerhin, ein Seelenseher wäre fähig ihre Seele zu finden, sie zu lotsen, sie wieder fest an ihren Körper zu binden. Aber Ayondra wäre dann auch fern von ihm, ferner noch als jetzt, da er sie, ihren Körper zumindest, sehen konnte. Aber hier ging es nicht um sein wohl, sondern um ihres. Ihm wurde eine weitere Chance zur Heilung geboten und er nahm sich vor zuzugreifen.
Gleich am nächsten Morgen berichtete er Xandrina von seiner Entscheidung. Fragte sie noch etwas aus, nach dem Heiler und dieser Heimatinsel. Amuliani, hieße die Insel sagte sie ihm und Erynaìl der Heiler. Sie war überzeugt davon, dass Ayondra dort in guten Händen wäre und er sah keinen Grund ihr nicht zu glauben. Xandrina verließ ihn daraufhin eilends um eine Botschaft zu ihrer Heimatinsel zu senden und er machte sich auf zum Hafen um ein Schiffspassage zu arrangieren.
Vom Hafen aus ging er direkt in die Mark. Der Markttag würde bald schon beginnen und er wollte die Gelegenheit nutzen um ein geleistetes Versprechen beim Jarl einzulösen.
Er fand den alten Drachen recht schnell und übergab ihm das versprochene Grünzeug, welches er eigens zu jenem Zweck in einem kleinen Lagerraum aufbewahrte. Tjalf tat lange Zeit so, als hätten die letzten Wochen nicht existiert und in aller Freundschaft gingen sie auch nicht auseinander. Harald wollte den Druck und die bestehende Spannung lösen. Jetzt war es günstig mit Tjalf, da auch niemand sonst anwesend war und die Händler noch nicht erschienen, mit ihm über Ayondras Zustand zu reden. Tjalf hielt sich mit seiner Meinung bedeckt, nickte Haralds Worte nur ab. Immerhin ergeht er sich nicht in geheucheltem Mitleid, dachte er sich. Er sprach mit dem Jarl noch sehr lange an jenem Tag, länger, als er eigentlich vor hatte.
Die Händler waren unlängst wieder abgereist, der alte Drache gerade zu Bett gegangen und Dunkelheit machte sich breit, als er Zeitung von Xandrina erhielt, dass auf Amuliani nun alles vorbereitet werden würde und dass sich der Seelenseher um Ayondra kümmern wolle. Es wär wohl eine Herausforderung für ihn. Eilig schnürte sich Harald ein Bündel mit Verpflegung zurecht, legte sich eine leichte Rüstung an und machte sich auf dem Weg zum Weiler. Der Taube, die ihm Zeitung brachte gab er Botschaft mit, wann das Schiff im Hafen bereitstehen würde, und dass er es schätzen würde, wenn Xandrina ihn begleitete.
Der Marsch war anstrengend und wieder verbrachte er eine schlaflose Nacht bis er gegen Morgengrauen in Greenbriar eintraf. Er konnte sich nicht lange aufhalten auf dem Weg. Er bestellte das Schiff, in Hoffnung auf positive Nachricht von Xandrina, schon für den folgenden Tag.
Für die Abreise war bereits alles vorbereitet und Harald umhüllte Ayondra mit seinem Mantel. Er wollte sie wieder tragen. Allein, entschied er dann doch kurzfristig. Er wollte mit ihr allein sein, die letzten Stunden, die ihm mit ihr noch bleiben würden. Xandrina nahm seine Entscheidung zur Kenntnis und lies ihn ohne große Umschweife allein gehen. Sie hielt ihn nur kurz noch einmal auf, um ihm ein Fläschchen Firnestee von Orfin mitzugeben.
Firnis!, fuhr es ihm durch den Kopf. Diese Pflanze und ihre Blüten hatten eine tiefe Bedeutung für ihn. Die Blüten waren Ausdruck seiner Liebe, der Verbundenheit zwischen Ayondra und ihm. Das erste Geschenk, welches er ihr machte war eine solche Blüte. Er fand sie, als er mit einer Abenteurergruppe aufbrach um ein magisches Objekt ausfindig zu machen auf einer Insel. Er wurde durch eine Speerfalle verletzt und blieb hinter der Gruppe zurück. Niederstürzend fand er diese Blüte und er fand sie schön. Er nahm sie an sich, noch ehe er seine Wunde notdürftig behandelte. Später an jenem längst vergangenen Tag berichtete er Ayondra von diesem Zwischenfall und schenkte der schönsten Blume Gobiath' die schönste Blüte.
Darüber nachsinnend war der Weg zum Hafen beschwerlich für ihn. Weniger aufgrund der Last, die er in seinen Armen trug, eher war es die Last, die er sich und seinem Geist aufbürdete und die Erinnerungen die in ihm wieder hervorsprudelten. Mit jedem Schritt zum Hafen wurde ihm sein Herz schwerer, seine Furcht vor dem Verlassensein größer.
Als der Hafen in Sichtweite kam stoppte er und seufzte tief. Er neigte seinen Kopf vor und lehnte seine Stirn an die der Frau in seinen Armen. Er entsann sich abermals einer schöneren Zeit, der Zeit mit ihr. Redete nochmals eindringlich zu ihr und blickte flehentlich um sich. Doch die Götter schwiegen und ebenso schwieg sie und ihre Augen. Er straffte seine Gestalt und machte sich auf, die letzten Schritte zum Hafen zu überwinden, als er ein Segel am Horizont auftauchen sah.
Das Schiff ankerte gerade als er eintraf und der Kapitän grüßte ihn.
"Ahhh, du mußt der Bursche sein, der meine Dienste beanspruchen will, aye!?", rief er ihm zu, ihn und die in seinen Armen liegende Frau musternd.
Er hob Ayondra ein Stück höher und nickte dem Kapitän zu.
"Aye, wie schnell könnt ihr den Auftrag erledigen?", rief er zurück.
Der Kapitän winkte einige Männer heran und schrie einige Befehle. "Ein einhalb Zwergentage, wenn es keine Zwischenfälle gibt", erwiederte er. "Das Schiff ist klein, aber schnell und wendig."
Schnell genug, für diese Entfernung, befand Harald und nickte dem Kapitän zu. Er ließ es sich nicht nehmen Ayondra selbst in die hergerichtete Kajüte zu bringen. Ein Heiler war dort, dem Harald alles nötige sagte. Der Heiler verstand und meinte, dass sie die Reise mit seiner Hilfe schon überstehen werde und dass er sich keine Sorgen machen müsse. Als er endete und der Heiler instruiert war schaute er seine Geliebte noch lange an und hielt ihre Hand. Als der Kapitän erschien und ihm sagte, dass das Schiff nun bereit wäre zum Ablegen küsste er sie ein letztes mal und wandte sich zum Gehen. Er wandte sich nicht mehr um, bis er das Schiff verlassen hatte. Wieder ertönte die rauhe Stimme des Kapitäns, der seine Mannschaft anwies abzulegen. Erst jetzt, da sich das Schiff langsam in Bewegung setzte wagte er es sich umzudrehen. Er konnte jetzt nichts mehr ändern. Es würde zu spät sein, den Kapitän zur Umkehr zu bewegen, es würde zu spät sein hinterherzueilen.
Harald starrte mit ausdrucksloser Miene dem Schiff nach und wie es mehr und mehr Fahrt aufnahm. Er blickte zu Boden und stellte sich an den Rand des Kais, ihr Gesicht noch immer vor Augen. Leise begann er zu murmeln:
"O, Tanora. Lange schon hörst du deinem Diener nicht mehr zu und lange schon scheinst du Groll wider mich zu hegen. Ich bat dich lange schon um keinen Gefallen und unschlüssig bin ich, weswegen ich bei Dir in Ungnade fiel. Doch bitte ich dich, nicht um meiner Willen, doch um ihret Willen, um eine ruhige See und günstigen Wind. Tanora, lass sie die Insel schnell erreichen! Vergib mir, vergib ihr o größte aller Gottheiten und nimm dieses Opfer von mir an."
Er griff in seine Tasche und holte eine Firnisblüte hervor, hob sie in die Höhe und rief in den Abend hinein:
"Sieh, Tanora! Dies will ich dir als Opfergabe bieten. Du beschenktest mich einst mit solch einer Blüte, beschenktest mich da Du wußtest und beschenktest mich abermals, als ich eine neue benötigte. Ich danke Dir, für deine Fürsorge in jenen Tagen. Du weißt, welch Bund mir diese Blüte, dein Geschenk, o Tanora, brachte."
Er kniete sich nieder und ließ die Blüte in die ruhig daliegende See gleiten.
"Nimm mein Opfer an, Tanora, darum bitte ich dich, als dein Diener."
Er hockte sich hin und schlug verzweifelt seine ineinander verkeilten Hände gegen sein Stirn.
"Nimm es an!", flehte er.
Als er wieder aufblickte war es bereits merklich dunkler geworden. Gegen den aufkommenden Mondschein war das Segel des Schiffes kaum mehr als ein Schemen wahrzunehmen. Er starrte auf diesen Punkt, trachte danach mehr zu sehen, als noch tatsächlich da war. Das Bild brannte sich in seinem Geist ein. Längst war das Schiff außerhalb der Sichtweite auch des scharfäugigsten Elfen entschwunden, als er sich nach hinten fallen ließ und in den Himmel starrte. Er sah noch immer das Segel vor Augen und unheimliche Kälte machte sich in ihm breit. Er war allein nun. Er mußte es akzeptieren. Er hatte keinerlei Macht mehr, auch keinerlei Aufgabe mehr. Die aufkeimende und stärker werdende Einsamkeit und sich ausbreitende Leere ängstigten ihn, ließen ihn erschaudern. Wohin sollte er sich nun wenden? Katarine lebte ihr Leben, er konnte, nein er wollte, ihr keine Last sein. Die Einsamkeit der Wälder, die er seinerzeit als Waldläufer so sehr genoss war ebenfalls keine Option mehr für ihn. Zu sehr war er mittlerweile an Gesellschaft gewöhnt, IHRER Gesellschaft. Ein schemenhaftes Segel im Geist schloss er seine Augen. Die Mark wäre öd ohne SIE und sein Versprechen dem Jarl gegenüber löste er ein. Er hatte keine Aufgaben mehr dort. Die Märker kamen vor ihm hervorragend zurecht und würden es auch ohne ihn wieder. Er hob seinen Kopf etwas an und schlug sogleich hart mit dem Hinterkopf wieder auf den Boden.
"Was nun, Harald, was nun?", brummte er zu sich selbst und starrte, ein Segel vor Augen, in die Dunkelheit.

Posted: Tue Jan 15, 2008 10:05 am
by Katarine
Inmitten der Nacht, erwachte Katarine mit einem Ruck aus verwirrenden, undeutlichen Träumen.
Ihr Herz raste, ihr Atem ging keuchend. Leichter Schweiß stand auf ihrer Stirn.
Im Schlafe noch, legte ihr Mann beruhigend seine Hand auf ihren Rücken. Sanft schob sie seine Hand zurück unter die Decke, erhob sich leise, um ihn nicht zu wecken.
Hastig zog sie sich an, hinter ließ ihm eine liebevolle Notiz und eilte in die eisige Nachtluft hinaus.
War dieser Traum wieder einer ihrer üblen Vorahnungen?
Überaus deutlich erinnerte sie nun ein Bild ihres Traums: Harald lag mit weit aufgerissenen Augen am Boden.
"Harald, wo bist du? Wo?"
Kurz blieb sie stehen, schaute in den Himmel, suchte den Mond, der ihr so unendlich viel Ruhe gab.
Hatte dieser verdammte Kerl etwa Xandrina fortgeschickt? Trat er nun allein diesen Weg an? Oh, das sähe ihm ähnlich...
Wann würde er endlich begreifen, dass es Dinge gab, die man nicht allein schaffen könnte?
Und wann würde er endlich wirklich verstehen, dass Freundschaft mehr als nur eine Floskel ist?
Zu all ihrer Sorge gesellte sich nun ein Quentchen Zorn.
Katarine wußte nun, wo sie ihn finden würde.....

Posted: Tue Jan 15, 2008 4:38 pm
by Harald Hradradr
Der Morgen graute und die Kälte des dichten Nebels ließ ihn aus seiner Lithargie erwachen. Seine Kleidung war klamm und er fror. Er lehnte sich auf seine Ellenbogen und schaute in den Nebel hinein. Ein kaum vernehmbarer Ruf drang in seinen Geist, er setzte sich auf und lauschte. Tatsächlich! Ein Ruf erklang weit hinter dem dichten Nebel. Er kannte die Art des Rufes, rief ihn selbst schon oft genug. Gebannt lauschte er wieder.
Ein langgezogenes:"Ho there!" Drang durch den Nebel an sein Ohr, begleitet von einem Schallenden Hornsignal. Unmöglich, dachte er sich. Wie...
Er dachte nicht weiter nach, stand auf, Griff zu seinem Horn und blies ein kräftiges Antwortsignal. Ein weiteres Hornschallen erklang aus der Ferne und er blickte gebannt auf das Meer. Langsam schälten sich Konturen aus dem Nebel. Ein Schiff, dessen Bauart ihm sehr vertraut war. Er selbst landete vor fast einem Jahr mit solch einem Schiff auf Gobiath. Ein Drachenkopf, der den Bug des Schiffes zierte wurde nun deutlicher und deutlicher sichtbar. Daneben stand ein Mann. Er hielt ein Horn in der Hand, stützte ein Bein auf der tief liegenden Reling und hielt sich mit einer Hand am Kopf des Drachens. "Ho there!", rief der Mann ihm zu, als er ihn erblickte. Der Mann beugte sich hinunter und hob ein zusammengelegtes Tau hoch. Im hinteren Teil des sich verlangsamenden Shiffes erklang Stimmengewirr und Befehle wurden geschrien. Nur noch wenige Meter war das Schiff von der Anlegestelle entfernt. Der Mann am Drachenkopf rief ihm zu:"Heda! Hier! Fang das Tau und befestige es wohl!"
Als das Drachenboot längsseits ging warf der Mann Harald das Tau zu. Harald fing es und kniete sich nieder um es zu befestigen. Mit einem grimmen Grinsen blickte Harald dem Mann in die Augen und rief ihm entgegen:"Schlecht sind deine Augen geworden, Wolfgar!"
Ungläubig starrte ihn Wolfgar nun an. "Woher zum....Harald? Das gibt es doch nicht." Der Mann wandte sich um und rief über Seine Schulter zum hinteren Teil des Schiffes: "Eyrik! Komm her, rasch!" Gemurmel war zu vernehmen und neben Wolfgar erschien ein weiterer Mann. Ein alter Seebär, Kapitän des Bootes und einst Haralds Kaptiän. "Was kniest du da noch rum Kerl!", blies er Harald entgegen. "Sieh zu, dass du an Bord kommst!"
Harald mußte unwillkürlich schmunzeln und schüttelte sacht seinen Kopf. Er ist und bleibt einfach ein liebenswerter Kerl.
Harald stand auf und sprang mit einem Satz auf das tief im Wasser liegende Schiff. Eyrik kam auf ihn zu und legte seine Hand auf seine Schulter. Harald erwiederte die Geste und nickte dem Kapitän zu. Eyrik musterte ihn und brummte ihm dann entgegen: "Komm, wir haben heiße Suppe und Met, du warst lange fort." Der Kapitän drängte Harald mit einem kleinen Schubser und Stoß gegen seine Schulter zum Heck des Bootes. Dort setzte er sich und ließ sich eine Schüssel sowie einen Trinkschlauch geben. Eyrik setzte sich neben ihn, schrie der gaffenden Mannschaft einige Befehle entgegen. "Erzähl!", befahl er Harald dann. Und Harald begann dem Kapitän Bericht zu erstatten. Er erzählte ihm von den Städten der Insel, von den Bewohnern, den Freunden die er fand, von den Wudnern die er sah, von Streit und Kämpfen, von der Vernichtung des Dämons, von der Mark und von seiner großen Liebe, die er verlor. Immerwieder setzten sich Mannschaftsmitglieder zu ihnen und erzählten ihrerseits von dem, was Geschah, nachdem sich Harald damals entschloss nicht mit dem Boot weiterzufahren. Einige bekannte Gesichter waren unter den Matrosen und einige waren neu. Harald hörte zu, als sie ihm erzählten, wie sie die anderen Boote noch einholten damals, wie sie sich Piraten erwehrten, wie sie die verlorene Expedition fanden und eine neue Siedlung aufbauten.
Bis zum Mittag dauerten die Gespräche. Das Boot war wieder mit Proviant bestückt und kleine Reparaturen durchgeführt. Eyrik schaute Harald durchdringend an. "Harald?"
Der Kapitän mußte nicht weiter fragen. Harald verstand und nickte ihm zu. Er ging zum letzten noch vertäuten Seil und löste es. Mit einem tiefen Seufzer nam er eine lange Stange und stieß das Boot von der Anlegestelle. Langsam drehte es sich und das Segel gesetzt. Harald ging zum Heck des Schiffes und schaute zum Hafen. Er atmete tief durch. Xandrina sagte ihm bei einem ihrer Gespräche, dass er es sicher fühlen könne, wenn SIE erwachte.Wenn es so weit ist, werde ich es spüren. Werde zurückkehren und Dich suchen und finden. Mein Gelöbnis erneuern und es in die Welt hinausschreien.
Harald rief sich IHR Aussehen in Erinnerung. Mit einem tiefen Brummen blickte er wieder zum sich immer weiter entfernenden Hafen. Er wurde einer heranstürzenden Frau gewahr. Sie lief zum Ende des Kais und starrte dem Schiff nach. Er erkannte ihre Art zu Laufen, ihre schimmernde Rüstung. Harald presste seine Lippen aufeinander. Eyrik stellte sich neben ihn und legte eine Hand auf seine Schulter. "Katarine?", fragte er mit ruhiger sonorer Stimme. Harald nickte kaum merklich. Diesmal kam sie zu spät, ihre Vorahnungen nicht frühzeitig genug und er war froh darüber. Sie würde ihm sicher wieder einen langen Vorttrag halten und würde versuchen ihn umzustimmen. "Du warst mir eine treue Freundin und wirst es immer sein.", raunte er in die aufkommende Brise.
Er hob sein Horn und blies so kräftig er konnte hinein, setzte es dann wieder ab und hob eine Hand zum Abschied. Er hoffte, dass sie das Horn hören und ihn sehen konnte. Sie würde wissen, dass er zurückkehren würde, wenn sie ihn jemals bräuchte.
Der Kapitän klopfte ihm auf seine Schulter. "Komm, Du wirst am Drachenkopf gebraucht."

Posted: Tue Jan 15, 2008 10:26 pm
by Katarine
Fassungslos schaut Katarine auf das sich stetig fortbewegende Schiff. Deutlich kann sie die Umrisse Haralds an Bord sehen.
Atemlos erreicht sie den Steg, ihr ganzer Körper zittert, als sie das Horn hört, welches er zum Abschied bläst.
Im ersten Impuls will sie ihre Arme hochreißen, ihn abhalten, ihn zurückhalten, lässt sie dann aber in der sicheren Erkenntnis sinken, dass er seinen Entschluss getroffen hat.
In unbändiger, hilfloser Wut wirft sie ihre zur Wegzehrung gedachten Äpfel in Richtung des Schiffes.
Zerrissen im Verstehen seines Handelns und der schmerzvollen Trauer über den Verlust ihres besten Freundes, schleudert sie Apfel für Apfel hinter ihm her.

Wir sehen uns, mein Freund! Irgendwann, irgendwo!

Als das Schiff im Dunst der See verschwimmt, wendet sie sich ab...
Sie vermag ihre Tränen weder zu stoppen noch zu verheimlichen...