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Trostlos...

Posted: Mon Dec 17, 2007 4:54 pm
by Valar
Ein eisiges Frösteln durchfuhr ihren Körper. Ihr war kalt und sie fühlte sich schwach und krank. Ihre Kleidung war durchnässt und bedeckt mit Schmutz. Eine Spinne krabbelte ihr Bein entlang. Sie spürte die kleinen behaarten Beine auf ihrer nackten Haut, die immer höher wanderten und sie leicht kitzelten. Nur widerwillig öffnete sie die Augen, ein gleißendes Licht blendete sie. Nach einigen Minuten hatten sich ihre Augen an das Licht gewöhnt, die Pupillen sich verengt.

Sie lag mit dem Rücken zum Boden, auf weiches Laub gebettet. Ihr eisiger Blick war Richtung Himmel gerichtet.

Es war noch sehr früh am Morgen… Doch die Lichtung war bereits in ein dumpfes Licht getaucht… Nebelschwaden stiegen vom nahen Bach auf… ein leises Plätschern durchdrang die Stille… kein Wind ging, kein Vogel zwitscherte. Sie ballte ihre Hand… ihre scharfen Nägel kratzten über den Boden… sie durchstieß die Blätter… sie spürte den nackten, leicht feuchten Erdboden und einige Wurzeln.

Einige Augenblicke lang lag sie so da und starrte den Himmel an… ohne zu blinzeln… bis es unerträglich wurde und sie ihre Augen fest zusammenpresste.

Dann setzte sie sich widerwillig auf und schleuderte mit einer schnellen Handbewegung die Spinne weg, die im kalten Bach landete... Sie trieb kurz an der Oberfläche, bevor sie von einem Fisch verschlungen wurde…
Wellen wurden ausgelöst die sich langsam ausbreiteten und das Licht brachen… Valarauka griff in ihr Haar und befreite es vom Laub… sie schüttelte sich kurz… bis ein starke Schmerz sie aufkeuchen lies… Sie hatte dröhnende Kopfschmerzen… Der Schweiß stand ihr auf der glühenden Stirn.

Langsam erhob sie sich… und torkelt zum Bach… Kurz vor dem Ufer brach sie zusammen und krabbelt auf allen Vieren weiter zum Rand…
Wie lange war sie dort so gelegen… Wie in Trance… von Alpträumen geschüttelt…?

Sie zögerte.

Sie schloss ihre Augen und sammelte sich kurz. Dann beugte sie sich weiter vor und betrachtete ihr Spiegelbild. Nichts hatte sich verändert. Nichts deutete auf ihre momentanen Gefühle hin... Die selben eisblauen Augen starrten sie aus dem Wasser an … die selbe helle Haut hob sich von ihren dunklen Haaren ab… die hohen Wangenknochen… die kleine Nase… die vollen rötlichen Lippen… alles war wie immer …Ihre Augen wurden feucht… Eine Träne löste sich und rollte langsam über ihre Wange… Ihre Gedanken schweiften ab…

Was sie wohl…?

Schnell wischte sie sich die Träne mit ihrer Hand weg und betrachtete dann ihre Fingernägel… Sie schabte leicht mit den spitzgefeilten Nägeln über ihre Wange… Zwei Kratzer bildeten sich… gebannt verfolgte sie die Prozedur im Wasser…

Sie stand ruckartig auf… Ihre Tasche fiel zu Boden und ihr Inhalt verstreute sich am Boden… Ein Dolch mit grüner Klinge zog ihre Aufmerksamkeit auf sich… Valarauka bückte sich danach und drehten ihn... ihn genau musternd… die scharfe, grüne Klinge… der reich verzierte Griff…

Plötzlich hörte sie ein Rascheln… Blitzartig drehte sie sich um und kniff ihre Augen zusammen…Mit hektischen Blicken suchte sie das Buschwerk ab… Resigniert stellte sie fest, dass ihre Nerven mit ihr durchgingen… Ihr Blick schweifte über das klare Wasser… Sie legte ihren Kopf schief...

Langsam stieg sie in die Fluten…
Das kalte Wasser umspielte ihren Körper… ihre Kleidung saugte sich voll und wurde schwer… Immer tiefer glitt sie in das Wasser… leichte Wellen auslösend… Für einige Augenblicke fühlte sie noch den steinigen Boden… doch dann wurden ihre Füße taub… Die stechende Kälte schmerzte beinahe... Valarauka seufzte kurz und holte tief Luft… dann tauche sie vollends unter… Das Wasser brannte in ihrem Gesicht… die Kälte trieb ihr die Luft aus den Lungen… Als sie wieder auftauchte watete sie ins seichtere Wasser… sie schob die Seerosen beiseite … Das Wasser reichte ihr gerade bis zum Nabel…
Da fiel ihr Blick auf ihre rechte Hand… ohne es ihr bewusst zu sein hatte sie ihn mitgenommen…
Sie lächelte kurz…

Ein Zeichen…?

Valarauka zog eine Seerosenblüte aus dem Wasser und schnitt sie mit dem Dolch ab… sogleich färbten sich die Ränder braun…
Valarauka roch an der Blüte… doch vergebens… sie nahm keinen Geruch war… Die Blume steckte sie in ihr Haar…
Ihr Blick schweifte wieder und wieder zum Dolch…
Von ihm ging eine magische Anziehung aus… sie ritze mit der Spitze leicht über ihren Handrücken… Sogleich prickelte es auf ihrer Haut und brannte leicht… Wie besessen starrte sie ihn an…

War dies mein Schicksal… musste es so sein?
Warum schon wieder…

Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken… Valarauka war allein... Niemand würde sie vermissen…
Ihr war als schriee der Dolch nach ihrem Blut... sie konnte seine Begierde förmlich spüren…
Langsam näherte sie sich ihrer Pulsader… Sie schloss die Augen und hörte auf ihren Herzschlag…

...

Posted: Wed Dec 19, 2007 7:11 pm
by Valar
Alles um sie herum wurde stillt. Minuten lang stand sie so da und sammelte sich. Sie spürte die scharfe Klinge die gegen ihre zarte Haut drückte. Sie presste ihre Augen fest zusammen und schrie innerlich aus vollem Halse...
Die Zeit verging.
Plötzlich durchfuhr sie ein eisiger Schauer. Sie begann heftigst zu zittern und der Dolch glitt aus ihrer Hand. Er versank im Wasser... genauso wie ihr Mut.
Sie öffnete ihre Augen und holte tief Luft, als ob sie lange unter Wasser gewesen wäre und gerade auftauche. Ihr war eiskalt. Ihre Haut brannte und war teilweise bereits taub von der Kälte... Die glitzernden Wassertropfen die auf ihrer Haut funkelten zogen jeden Funken Wärme aus ihr.
Traurig sah sie zum Himmel...

"Nicht mal dazu bist du im Stande.... Dein eigenes trostloses Leben zu beenden..."

Tränen rannen über ihr Gesicht.... sie biss sich auf die Lippe und versuchte sie zu unterdrücken... doch dann wurde ihr Wimmern leiser...
Ihr Blick war verändert... Sie war wieder die Alte.... Sie sah zum Himmel und grinste... Sie hatte wieder Kontrolle...

"Niemals wieder wird dies passieren.... niemals... mich verletzt niemand mehr... mein Herz wird niemandem mehr geschenkt... Ich werde nur abgelehnt.... "

Sie watete langsam wieder ans Ufer... sie setzte ihren Fuß auf das Trockene und ging langsam zu ihren Sachen... Ihre Kleidung klebte an ihrem Körper... die Kälte war beinahe unerträglich. Sie räumte alles in ihre Tasche legte sich einen Mantel um die Schultern und stapfte durch das raschelnde Laub in Richtung der nächsten Taverne...