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Die Wege Zhambras
Posted: Mon Oct 29, 2007 1:17 pm
by Gwendolin Cad'ell
((closed Board RP))
Gwendolin looked back at the small island that slowly began to disappear at the horizon. She had watched this sight for nearly an hour now, yet couldn’t get herself to part from it. After all this small island, which’s name meant nothing less than ‘Hope’, was the island where her biggest treasure was to find. Her love. Gwendolin couldn’t find words of how much she would miss him every single second they were separated from each other. Even though weeks and months have passed by now, she still loved him as much as in the first days. And they had yet not even married. Although it ached her (and him probably as well), but there was a good reason for not doing so. The past deeds were yet not forgotten and if Ascius name would be spread in Salkamaria…
… Gwendolin didn’t even want to think about. She straightened and finally turned around to lean against the rail, now face the direction she was traveling to. Beloved Salkamaria. Her homeland. The land she grew up and she had so many fond, but also so many sad memories of.
“Traveling home, do ya?”, a rough voice emerging near to her pulled her back into the present. She offered the sailor a slight confused gaze, then smiled her usual warm smile. “How do you know that it isn’t Gobaith that is my homeland?”, she asked and tilted her head a little. Her golden red hair waved slightly in breeze of the sea. “Your gaze lass. That’s the gaze of a person who’s thinking of home.”
Gwendolin had to chuckle. “Indeed. You are right.”
“Yeh, an old sailor like myself isn’t easily fooled, lass. I’ve been in lots of places and I’ve met lots of different people. But they all have the same gleam in their eyes when they think of home.”
“And where would your home be?”, Gwendolin asked intrigued, still gazing at the aged, yet bulky built sailor. A laugh erupted from him. “My home, lass. My home’s the sea. I’m in love with her since I was that little, salkamaerian boy, strolling the harbor every day, carrying the deep wish in my heart to travel this endless blue just once.”
Gwendolin offered the sailor a warm smile. “Has there ever been a moment in life where you had regret that you spent most time of your life upon the oceans of this world?”
The gaze of the sailor now became thoughtful and Gwendolin was aware that her question might appear … uncommon, but there was a meaning behind it.
“Hrm.”, the sailor replied after a few moments. “Yah. When I was younger, there was a woman who I lost my heart to. But what is there to do when you are a sailor and you never stay at the same spot for a long time and barely any woman would want to spend the rest of her life on a ship. I cursed my longing for the sea and wished I had never traveled it. I even considered finding another profession so I could be close to her, but after two months, when I passed by at the harbor again, it was like Tanora herself would call me once more. And she has the sweetest voice one can imagine. There is no resistance.”, he laughed his rough laugh again and Gwendolin nodded, although deep in thought.
“Anyway lass, nice to talk to ya, but that ship doesn’t go the right direction only by itself. See ya ‘round.”
Gwendolin watched the sailor heading back and she tightened the white cloak closer around her. Her thoughts traveled back to Ascius and a quiet sigh escaped her lips. She wondered how long her journey would take. Three or four months? Maybe longer, maybe less. After all she didn’t know if the highpriests of this temple would acknowledge her request or if they would send her back home immediately…
Posted: Tue Nov 06, 2007 11:30 am
by Gwendolin Cad'ell
((sorry, I’m switching back to german. If actually anyone of the english players want to know what is going on, please write me a pm and I might write the translation. For those who wonder what this thread will be about: It’s about Gwendolin who want to become acknowledged as a priestess))
Gwendolin stand vor den Toren Salkamars und ihre Lippen formten sich zu einem Lächeln. Die Sonne stand hoch am Zenit und die Straßen der alten Stadt waren mit emsigen Leben gefüllt. Ihre Schritte brachten sie schon bald an den geschäftigen Marktplatz. Eigentlich sollte sie sich rasch zu der Stammtaverne ihres Vaters begeben, aber die Atmosphäre auf dem Marktplatz zog Gwendolin rasch in den Bann. Sie wanderte von Stand zu Stand, musterte einige silberne Broschen, stöberte durch zum Verkauf angebotene Bücher und ließ sich dazu verführen einige krokante Mandeln zu kaufen.
Mit dem süßen Geschmack der Mandeln auf der Zunge sah sie sich weiter um und fand letztendlich einen Bäcker der Probleme mit seinem Holzstand hatte. Der morsche Balken wollte wohl nicht mehr halten.
“Kann man euch helfen?”, fragte Gwendolin den alten Bäcker und packte vorsichtshalber mit an den morschen Balken. “Ach Kind…”, seufzte der Bäcker dankbar aber schüttelte den Kopf. “Heute ist nicht mein Tag. Zuerst verbrennt mir fast meine halben Backwaren im Ofen, dann wird auch noch meine Frau krank und zu aller Letzt’ fällt mein Stand in sich zusammen. Ich sollte es für heute gut sein lassen und nach Hause zu meiner Frau gehn.”
Gwendolin runzelte die Stirn und nickte dann verstehend. Vorsichtig hievte sie gemeinsam mit dem Bäcker den morschen Balken auf seinen Karren und lud ebenso seine Waren darauf. Zum Dank bot er Gwendolin etwas Brot an, aber sie winkte dankbar ab. “Ihr hattet heute schon genug Sorgen, ihr müsst nicht noch euer Brot verschenken.” – “Mein Großvater pflegte immer zu sagen: ‘Manche Türen öffnen sich nur jenen, denen es bestimmt ist durch sie zu schreiten.’ Heute steh ich vor lauter verschlossene Türen. Also geh ich besser nach Hause. Habt nochmal Dank für eure Hilfe.” – “Zhambra mit euch.” – “Und mit euch.”
“Gwendolin Cad’ell!”, ertönte die ruffige Stimme des Wirtes als Gwendolin die Taverne betrat. Er streift sich seine Hände an der Schürze sauber und machte eine einladende Geste. “Kommt herein. Ich hab mich schon gewundert wo ihr bleibt.”
Gwendolin schmunzelte und begrüßte den dicklichen Wirten mit einem Nicken. “Seid gegrüßt. Ich nehme an mein Vater hat das Pferd bereitstellen lassen?” Sie ging zu der Bar und setzte sich auf einen der Hocker.
“Gewiss M’lady, gewiss. Aber ihr wollt doch noch nicht los, oder? Es reist sich nicht gut auf leeren Magen.” Ein Schmunzeln kam über Gwendolins Lippen und obwohl ihr die krokanten Mandeln noch etwas schwer im Bauch lagen, ließ sich sich zu einem Teller Linsensuppe und einem Glas Rotwein überreden. Jetzt wo sie noch konnte, sollte sie diesen Luxus wohl noch genießen. Wer weiß wie das Essen im Tempel war.
Gut eine dreiviertel Stunde später führte der Wirt sie zu den naheliegenden, kleinen Ställen. Er zeigte ihr das Sattelzeug und machte sie mit ihrem neuen Weggefährten bekannt. Ein schwarzer Hengst namens Scorpius. Als der Wirte ihr eine gute Reise wünschte und sich abwand, öffnete Gwendolin die Stallung und trat vor das schwarze Tier. Sie kramte in ihrer Tasche und zog einen Apfel daraus den sie in der flachen Hand vor ihm hielt. Der Hengst schnupperte an dem Apfel und grub seine gelben Zähne hinein und frass das Obst. “Na mein Junge?”, sprach Gwendolin im ruhigen Ton und strich über den Hals des Tieres.
Die Sattelung ließ der prächtige Hengst ruhig über sich ergehen und auch ließ er Gwendolin ohne Widerstand aufsteigen.
Posted: Wed Nov 07, 2007 12:45 pm
by Gwendolin Cad'ell
Gut fünf ganze Tage vergingen und Gwendolin musste immer öfter eine Pause einlegen oder einfach ein paar Kilometer zu Fuß gehen. Sie war das lange reiten nicht mehr gewöhnt und ihre Schenkel und ihr Hintern schmerzten fürchterlich. Scorpius schien es soweit prächtig zu gehen. Dank der Jahreszeit mangelte es nicht am frischen Gras und Gwendolin achtete darauf nicht zu schnell zu reiten und dass der Hengst sich nicht verausgabte. Es war wirklich ein prächtiges Tier.
In der Ferne konnte Gwendolin langsam die Gemäuer des Tempels und des daneben liegenden Klosters entdecken. Die beiden Gebäude waren eindrucksvoll, selbst nach den vielen Jahrzehnten die sie bereits hier standen. Es war gut eine halbe Ewigkeit her, als Gwendolin sich das erste mal hier eingefunden hatte. Damals hatte sie noch in der Legion gedient und ihr Trupp hatte in der Nähe dieser heiligen Ort Rast gemacht. Viele Priester und Paladinne wurden hier ausgebildet und viele Gläubige und Pilger fanden sich tagtäglich an dem Tempel ein um ihre Gebete an Zhambra zu richten.
Gwendolin ritt die letzten paar Kilometer und stieg dann von Scorpius ab und nahm ihn an die Zügel. Zugegeben, sie war ein wenig aufgeregt auch wenn Nervösität normalerweise nicht zu ihren Wesenszügen gehörte. Sie wappnete sich innerlich gegen eine Enttäuschung.
Als sie die Stallungen erreichte gab sie die Zügel des schwarzen Hengstes in die Hände eines Stallburschen und bat ihn etwas Heu und Wasser für ihr Tier zu besorgen. Auch steckte sie ihm ein paar Münzen zu, worüber sich der Junge durchaus freute. Gwendolin war sich sicher, dass er den Hengst nun besonders gut behandeln würde.
Sie strich ihren weißen Umhang glatt und blickte sich für einen Moment lang um um ein wenig Orientierung zu gewinnen. Sie müsste mit einem der Hohepriester sprechen. Ein Blick zum Himmel verriet ihr, dass es noch relativ früh am Morgen war. Die schweren Glocken des Tempels riefen sie aus den Gedanken. Eine Morgenpredigt. Nun, jetzt wo sie schon mal hier war würde es auf eine Stunde mehr oder weniger nicht mehr ankommen. Außerdem konnte es nicht schaden um ein wenig Unterstützung ihres Gottes zu bitten.
Anstatt also den Weg zu dem Kloster zu gehen, wandte sich Gwendolin raschen Schrittes zum Tempel ab. Sie war die letzte die die weißen Marmorsäulen hinter sich ließ und durch das schwere, bronzene Tor schlüpfte. Die Gebetshalle war eher mittelmäßig gefüllt, aber das lag nicht daran, dass wenig Gläubige sich eingefunden hatten, sondern dass es nun mal schwer war eine Halle von dieser Größe vollkommen auszufüllen. Gwendolin setzte sich rasch in eine der hintersten Reihen, die Predigt hatte bereits begonnen. Zu der Predigt hatten sich Leute aller Standesklassen eingefunden. Über die Köpfe der Anwesenden hinwegblickend, sah sie einige Bauern die wohl in der Nähe ihre Höfe hatten, Tempeldiener in ihren traditionellen Gewändern, Paladine, Ritter und gewöhnliches Volk. Am anderen Ende der Bank auf welcher Gwendolin saß, war selbst ein Bettler in seinen schäbigen Kleidern der aufmerksam an den Lippen des Priesters hang. Auch Gwendolin widmete ihre Aufmerksamkeit nun dem Mann in seiner Robe der über Zhambra und Tugenden predigte. Allerdings drifteten ihre Gedanken schon bald wieder ab und sie fragte sich ein weiteres Mal ob es richtig war diesen ganzen Weg hier her zu reisen nur um wahrscheinlich zu erfahren, dass dies hier nun mal nicht ihre Bestimmung war. Hätte Zhambra gewollt sie zu seiner Dienerin zu machen, hätte er dies wohl auch in der Zeit entscheiden können als sie noch jung war und das Alter dazu hatte diesen Weg einzuschlagen. Aber was brachte es darüber noch zu grübeln. Die nächsten Stunden würden es zeigen.
Eine Stunde später als die Predigt geendet hatte und die Glocken wieder verheißungsvoll erklangen, stand Gwendolin so wie der Rest der Anwesenden auf um die Gebetshalle zu verlassen. Ihr Blick wanderte zu dem Bettler der noch einen Moment länger sitzen blieb, wohl um den Andrang zu umgehen. Nachdenklich hielt sie inne und ließ die anderen durch die bronzenen Tore passieren, bevor sie und der Bettler als letztes jene durschritten. “Habt ihr heute schon gefrühstückt?”, fragte Gwendolin mit ihrer warmen Stimme als die beiden in das Licht der Morgensonne traten welche die hellen Marmorstufen des Tempels recht grell aufleuchten ließ. “Gefrühstückt?”, fragte der Bettler und sah Gwendolin mit einer Spur Verwirrung ob der Frage an. “Nein…”, fügte er dann zögerlich hinzu.
Ein Lächeln umspielte Gwendolins Lippen und sie blieb am Rand der Treppen stehen und setzte sich dann. Mit einer einladenden Geste deutete sie dem Mann ihrem Beispiel zu folgenden. Sie griff in ihre Tasche und holte etwas Brot und einen kleinen Klumpen Käse, so wie ein Messer hervor. Der Bettler gesellte sich zu ihr. Sie schnitt ein paar Schreiben von dem Brot ab und reichte dem Mann dann das Messer und den Käse. Er nickte dankbar. “Das ist sehr freundlich von euch milady.”, sagte er und stopfte sich etwas Brot in den Mund und schnitt ein paar Stückchen Käse runter. “Ihr könnt mich Gwendolin nennen”, stellte sie sich vor und nahm einen Schluck aus ihrer Wasserflasche.
Die nächste Viertelstunde verbrachten Gwendolin und Arjun (so hatte er sich ihr vorgestellt) mit gemeinsam Frühstück auf den Treppen des Tempels. Er erzählte ihr woher er stammte und welche Reihe von Unglücken ihn in seine Armut gestürzt hatten und Gwendolin hörte ihm schweigend und aufmerksam zu.
Es war eine gute Predigt gewesen. Zufrieden räumte der Priester den Altar auf und ließ sich dabei jegliche Zeit die er brauchte. Er hatte es ja nicht eilig. In Gedanken dankte er Zhambra für einen weiteren erfolgreichen Morgen an dem er das tun konnte was ihn am glücklichsten machte: Ihm dienen. Nachdem alles wieder an seinem Platz war strich sich der Priester seine Robe glatt und begab sich zu den Bronzetoren. Er würde nachher noch zwei Tempeldiener schicken um den weißen Marmorboden zu säubern der unter den Schuhen der Anwesenden reichlich gelitten hatte.
Als er den Tempel verließ entdeckte er zwei Personen die es sich auf der Treppe des Tempels bequem gemacht hatten. Zuerst wollte der Priester das Wort an die beiden richten, entschied sich aber vorher noch ein zweites Mal hinzusehen. Es war eine offensichtlich Adelige die gemeinsam mit einem Bettler ihr Frühstück teilte. Zhambra würde es gewiss missbilligen wenn er die beiden von den Treppen dieses heiligen Ortes fortscheuchte, also nickte der Priester den beiden grüßend zu und wünschte Zhambras Segen. Auf dem zum Kloster dachte er über das Bild welches sich ihm grade geboten hatte nach. Wer auch immer diese Dame war, sie schien ein gutes Herz zu haben. Der Priester zweifelte nicht daran, dass Zhambra sie eines Tages für diese Tat belohnen würde.
Eine halbe Stunde später stand Gwendolin nun endlich vor dem Klosteranwesen. Sie nahm einen tiefen Atemzug und betrachtete das Gebäude bevor sie den Mut fasste jenes zu betreten. Es war ein Tempeldiener welchem sie als erstes begegnete. “Entschuldige”, sagte Gwendolin um seine Aufmerksamkeit zu erringen und der Junge von wohl 15 Jahren blieb stehen und sah sie schüchtern wenn auch abwartend an. “Ja?” – “Ich suche um Audienz mit einem der Hohepriester.” Der Junge blinzelte einen Moment und nickte dann rasch. Er erklärte Gwendolin den Weg zur Bibliothek bei welcher um diese Uhrzeit die Wahrschienlichkeit einen der Priester zu treffen, wohl am Höchsten war. Sie dankte ihm und machte sich auf den Weg. Dank der genauen Wegbeschreibung fiel es Gwendolin nicht weiter schwer die recht große Bibliothek zu finden. Höflichkeitshalber klopfte sie an die ohnehin offene Tür und trat dann zögernd ein. Und sie wurde fündig. Aus den Gewändern des Mannes schließend war er einer der höherrangingen Priester. Er sah zu Gwendolin auf und sein Blick war fragend und forschend.
“Verzeiht die Störung”, war das erste was Gwendolin sagte und neigte ihr Haupt zum Gruße und um ihm Respekt zu zollen. “Schon gut, mein Kind.”, sprach der ältere Mann und deutete ihr sich zu setzen. Zugegeben, Gwendolin war ein wenig überracht über diese Einladung, folgte ihr aber und nahm dem Tisch platz. “Habt ihr jemals eines der Bücher von Dragomir Karunarathnam gelesen?”
Leichte Verwirrung spiegelte sich in Gwendolins Anlitz und sie schüttelte den Kopf. “Nein, ich denke nicht.” Der Priester klappte das Buch zu, nachdem er ein Stück Stoff zwischen die Seiten legte und schob das Buch beiseite. “Das solltet ihr nachholen. Es ist ungemein erfrischend, ja fast erheiternd. Er schreibt über seine Wanderschaften von Salkamar bis nach Gynk. Aber… was führt euch zu mir?”
Gwendolin schmunzelte kurz, wurde aber rasch wieder ernst. “Ich… Nun, es fällt mir schwer mein Anliegen in Worte zu fassen, also versuche ich es einfach mit der kurzen, prägnanten Art: Ich bin den Weg hierhergekommen um eine Ausbildung als Priester anzutreten.”
Der Alte hob leicht seine grauen, wuschigen Augenbrauen.
“Nun Kind, über diese Dinge kann ich gewiss nicht alleine entscheiden. Aber heute Nachmittag, wenn die vierte Stunde schlägt, gibt es im Kloster eine obligatorische offene Versammlung der anwesenden Priester und es werden aktuelle Begebenheiten besprochen, diskutiert oder entschieden. Ich würde vorschlagen, dass du dich zu dieser Versammlung einfindest und dein Anliegen vorbringst. Wie ist euer Name?”
Gwendolins Brustkorb senkte sich wieder. Sie hatte ganz unbewusst die Luft angehalten. Sie nickte. “Gwendolin Cad’ell.”, sagte sie und ließ ihren Titel weg. “Ich danke euch, dass ihr euch die Zeit für mich genommen habt und mir eine Möglichkeit gebt gehört zu werden.”
“Gewiss, gewiss.”, sagte der Alte und lächelte. “Ihr könnt die restlichen Stunden übrigens gerne hier am Kloster verbringen. Wenn ihr irgendwas benötigt, fragt die Tempeldiener.”
“Habt Dank.”
Posted: Wed Nov 07, 2007 3:24 pm
by Gwendolin Cad'ell
Gwendolin hatte die Ruhe der Bibliothek genutzt um einen ausführlichen Brief an Ascius zu schreiben und sah sich nun auf dem Anwesen um. Auf dem Hinterhof herrschte reges Treiben. Es war ein Kampf- und Übungsplatz. Ein Paladin in schon recht akzeptablem Alter stand vor fünf jungen Männern und unterrichtete jene in der Kunst des Schwertes. Verstreut über dem Übungsplatz fanden hier und da Duelle und Trainings von jüngeren und älteren Kämpfern statt. Das Surren und Klingen von Metall auf Metall erfüllte die Luft. Hier und da rief jemand, lachte oder fluchte (natürlich nicht zu ausgiebig.)
Eine versammelte Runde und Gelächter erregte schlussendlich Gwendolins Interesse. Es waren einige Paladine und junge Kämpfer die sich duellierten. Die Regeln waren einfach: Der Gewinner des Duells stellte sich jenem der die Herausforderung als nächstes annahm. Wer zum Schluss am meisten Siege vorzeigen konnte… nun, war um einiges Selbstbewusstsein und Anerkennung reicher. Gwendolin gesellte zu der Gruppe der Zuschauenden und Duellanten. In der Mitte des großzügigen Kreises rappelte sich grade ein junger, angehender Paladin vom Boden auf und machte Platz. Man klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. Der Gewinner dieses Duells war ein weiterer Paladin. Sein langes, schwarzes Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden und er grinste zufrieden. Er ging ein paar Schritte zurück und nahm einige Schlucke aus seiner Wasserflasche. Einige Männer lachten als ein junger Tempeldiener aus der Menge hervortrat und das freie Übungsschwert vom Boden aufhob. Es war kein erniedrigendes Lachen, im Gegenteil. Die meisten der Menge feuerten den Tempeldiener an. Der schwarzhaarige Paladin verkürzte seine Pause. Er schien nicht anzunehmen, dass er für seinen neuen Gegner viel Kraft aufwenden müsse. Der Junge verneigte sich und auch der Paladin neigte respektzeugend sein Haupt. Ein Duell war trotz allem ein Duell.
Der Paladin hatte mit seiner Vermutung allerdings Recht gehabt. Der Kampf war schnell zuende. Mit einigen Hieben hatte er den Tempeldiener entwaffnet und hielt ihm das Schwert an die Kehle. Ein klarer Sieg. Etwas niedergeschlagen, aber dennoch grinsend gesellte sich der Verlierer wieder zu den Zuschauern und der Paladin gönnte sich einige Momente rast. “Das ist jetzt sein dritter Sieg. Mal sehen wer sich als nächstes traut”, hörte Gwendolin jemanden sagen.
Gwendolin blickte durch die Reihen und sah dass niemand sich rührte. Dann trat sie vor.
Sie wusste nicht, was sie dazu bewegte, aber sie wollte es versuchen. Der eine Kampf den sie gesehen hatte, war zu wenig um ihren Gegner einzuschätzen, aber sie ging davon aus dass er immer so selbstsicher kämpfte wie in der Runde zuvor. Es wurde stiller als Gwendolin den ‘Ring’ betrat und hier und da hörte man ein Murmeln oder ein Lachen wie bei dem Tempeldiener zuvor schon. Aus den Augenwinkeln heraus sah sie einen jungen Paladinanwärter der ihr zuzwinkerte. Gwendolin überging das Zwinkern, auch wenn es sie leicht verwunderte und sie öffnete den Verschluss des weißen Umhangs um jenen über den Pfosten des Holzzaunes zu l egen. Dann griff sie in die Tasche ihrer Lederhose und zog ein Band hervor. In aller Ruhe band sie sich das goldrote, lockige Haar zu einem Zopf, damit jenes sie beim Kampf nicht stören würde. Dann hob sie das Schwert auf und wiegte es in ihrer Hand. Für ein stumpfes Übungsschwert hatte es ein gutes Gewicht und schien sauber ausbalanziert zu sein. Es lag soweit ganz gut in der Hand. Als sie sich in der Mitte des Ringes einbefunden hatte richtete sie ihren Blick zu ihrem Duellanten. Der schwarzhaarige Paladin hatte sie die ganze Weile bis zu diesem Moment beobachtet und richtete sich nun auf um ihr entgegen zu treten. “Darf ich den Namen meines neuen Gegners erfahren?”, fragte er und ging in Position. “Gwendolin Cad’ell. Und wie ist der eure?”, auch Gwendolin machte sich bereit. “Leonard de Galender. Es ist mir eine Freude.”, er neigte sein Haupt und Gwendolin tat es ihm gleich. Der Kampf konnte beginnen.
Gwendolin würde nicht den Fehler machen und in die offensive gehen so wie der junge Tempeldiener vor ihr. Sie wollte nicht entwaffnet werden oder auf dem Boden landen wie ihre beiden Vorgänger. Der Paladin schien etwas zu zögern als er merkte, dass Gwendolin nicht in die Offensive wählte. Dann griff er an.
Gwendolin parierte den Hieb und ihr tat es rasch leid, dass sie den Schwertkampf so vernachlässigt hatte. Ihr Gegner allerdings schien überrascht über die saubere Parade. Das war ihre Gelegenheit. Gwendolin ging gewagt in die Offensive und setzte einen festen Hieb direkt gegen seine Klinge. Er wich sogar einen Schritt zurück. Die Menge am Rand feuerte die fremde Kämpferin an. Gwendolins Augen fanden nun die von Leonard während ihre Klingen sich ein weiteres mal trafen. Er hatte sehr dunkle, braune Augen. Gwendolin hatte pures Glück, dass Leonard sich von seiner Überraschung und von ihrer plötzlichen Offensive noch nicht vollkommen erholt hatte und sie landete einen graden, sauberen Hieb gegen seinen Brustkorb. Einen Hieb der ihn mit einem scharfen Schwert sicher getötet hätte. Er taumelte leicht zurück. Die Krieger und Schaulustigen am Rand applaudierten oder riefen anerkennende Worte. Gwendolin senkte das Schwert und neigte ihr Haupt. Leonard tat es ihr gleich. Beide atmeten schwer. Sie ging ein paar Schritte zurück und nahm die Wasserflasche aus ihrer Tasche und trank daraus. Klar, sie fühlte sich gut wegs des gewonnen Kampfes, aber der nächste würde gewiss weniger positive für sie ausgehen. Dank des Mangels an Training waren ihre Arme nicht mehr so kräftig als wie sie noch in der Legion waren und bereits jetzt spürte sie die leicht schmerzende Müdigkeit in ihren Oberarmen und Schultern. Sie pausierte und betrachtete den Ring um zu sehen ob irgendwer schon entschieden hatte, sich mit ihr zu duellieren. Schlussendlich trat der junge Paladinanwärter vor der ihr zugewinkert hatte. Nein, das war so nicht richtig. Erst jetzt, wo Gwendolin ‘ihn’ offen ansah, erkannte sie, dass es gar kein junger Mann war, sondern eine junge Frau. Sie hatte kurzes, braunes Haar und ein burschikoses Lächeln auf den Lippen. Aufgrund der Rüstung hatte Gwendolin ihre weibliche Statur erst nicht erkannt. Gwendolin rollte mit den Schultern und trat vor.
“Zeljka”, stellte sich die Kämpferin vor und neigte ihr Haupt, Gwendolin erwiderte die Geste. Ihren Namen hatte sie ja gewiss zuvor gehört. Gwendolin hatte nicht mal die Zeit zu überlegen ob sie wieder in der defensive bleiben sollte oder nicht – sie hatte gar keine andere Wahl. Zeljka war ihr regelrecht entgegen geflogen und hatte ihr Schwert niedersausen lassen. Sie hatte grade noch mit Ach und Krach den Hieb blocken können. Gwendolin konnte mit der Geschwindigkeit mit der Zeljka angriff kaum mithalten. Zu ihrem Glück leidete unter der Schnelligkeit ihrer Angriffe zumindest ihre Genauigkeit und damit war Gwendolin zwei Schlägen knapp entronnen. Aber sie steckte in der Defensive fest.
Einige Moment später beendete Zeljka den Kampf mit einem Hieb gegen Gwendolins ungedeckte, linke Seite. Die Menge applaudierte und Gwendolin, welche es sich verkniff sich die schmerzende Seite zu reiben, verneigte sich anerkennend. Es war ein gutes Duell gewesen und Zeljka hatte Gwendolin mit den Waffen geschlagen, mit den sie ihren Gegner zuvor besiegt hatte. Dies war auch für sie eine Lektion gewesen. Die junge Paladinanwärterin lächelte ihr freundlich zu und neigte ihr Haupt.
Rasch nahm Gwendolin ihren weißen Umhang vom Pfosten und hob ihre Tasche auf. Einige Kämpfer und Paladine nickten ihr zu als sie sich wieder unter die Zuschauer gesellte.
Posted: Wed Nov 07, 2007 8:42 pm
by Ascius
Ascius bemerkte erst gar nicht, dass ihm jemand gegrüßt hatte, als er in der hintersten Ecke der Taverne mit einem Bier saß und nachdachte. „Hallo?“, sprach die Person ihn noch einmal an, sie war eine junge Frau, knapp bekleidet, ihr falsches Lächeln auf dem Gesicht verriet ihm schnell ihre wahren Absichten. „Sucht ihr nach etwas Gesellschaft?“, fragte das Freudenmädchen. Ascius schnaubte nur abwertend und schüttelte den Kopf, worauf sich die junge Frau rasch wieder aus der Tür ins freie Bewegte, um neue Kundschaft zu suchen.
Er sah scheuslich aus, sonst hätte sie ihn wohl kaum angesprochen. Die Freudenmädchen vom Hafen waren öfters in der Taverne und suchten nach betrunkenen, bedürftigen Männern, um ein paar Münzen zu verdienen, aber in der Regel wurde er nicht angesprochen, immerhin lief er fast so gut gekleidet herum, wie ein Offizier aus Salkamar. Heute allerdings war er gerade vom Training bei den Gnollen gekommen. Wäre Gwendolin, seine Verlobte, noch auf der Insel, hätte er wohl erst gebadet, sein Haar gerichtet, sich rasiert und sich frische Kleidung angezogen, bevor er sich in die Taverne gesetzt hätte. Sie war aber nicht auf der Insel, also ließ er sich etwas mehr gehen, als sonst. Für wen sollte er schon gut aussehen wollen, außer für sie? Es gab keine Konkurrenz.
Umso mehr vermisste er sie, aber verstand auch, was sie tat. Er wusste besser als die meisten anderen, was es bedeutete, sich ein Ziel gesetzt zu haben, welches man unbedingt erreichen musste. Sein Ziel war die Rache an Aecius gewesen, dem Mörder seines früheren Lebens, und Gwendolin hatte ihm mehr als nur ein bisschen dabei geholfen. Ohne sie hätte er es gar nicht vollbringen können. Darum hielt er sie nicht auf. Er stellte das unschöne Gefühl des Getrennt-seins nach hinten. Er konnte nicht mit ihr kommen, in Salkamar würde man ihn wahrscheinlich erkennen und töten, also musste er zurück bleiben.
Er zog nochmal den Brief aus der Tasche, den sie ihm geschrieben hatte. 'Das Essen mit einem Bettler geteilt'. Ascius schmunzelte. Ja, so war sie. Oft viel zu gut für die Welt, doch stark, und selbst in Momenten, in denen er sie als 'naiv' bezeichnet hätte, weil sie zu gut gewesen war, hatte ihn ihre Zielstrebigkeit und ihr Glaube eines Besseren belehrt. Zhambra, Gott der Freundschaft. Wer könnte eine gute Priesterin für ihn sein, wenn nicht sie?
Draußen wurde gekämpft. Das war nichts Besonderes mehr. Ein weiteres Duell, die Stadtwachen, die sich auf den Straßen zu Übungszwecken prügelten. Früher war es verboten gewesen, in der Stadt zu kämpfen, auch bei Duellen. Doch seitdem der Hauptmann es tat, Ascius hatte auch schon mit ihm gekämpft, taten es alle. Es war Ascius auch egal, wie die Gesetze früher mal gewesen waren. Trolls Bane war mehr ein Loch als je zuvor. Es lag ein Schatten über der Stadt. Man hatte sie neu errichtet, auf Blut, Korruption und was am Schlimmsten war: Auf Lügen.
Er hatte sich informiert über die Geschehnisse während seiner Abwesenheit. Die Wahlen, die so untransparent gewesen waren, wie sie nur sein könnten. Er kannte auch die Wahrheit über den 'Rücktritt' Dantagons, der genau so viele Stimmen erhalten hatte, wie Edward. Natürlich machte er Edward keinen Vorwurf, immerhin war er sein Freund, ja, sie hatten sich sogar mal 'Brüder' genannt. Ascius hatte eher Angst um ihn. Volk, Land und Macht brauchte man, um eine Stadt oder einen Staat zu führen. Edward hatte letzteres nicht. Die hatte der Hauptmann und Caelum, die neue Stadt, die eine große Rolle gespielt hatte in der jüngsten Vergangenheit.
Lügen. Sie nagten an ihm. Der Tod Siltaris'. Und er war nicht da gewesen. Er hatte mit den Verdächtigten, den in manchen Teilen der Insel Geächteten, gesprochen. Sie beteuerten ihre Unschuld. Die Rose und Silberbrand sagten, sie hätten Zeugen, die ihre Schuld belegten. Und die Rose und Silberbrand waren verlässlich. War es Caelum? Caelum lernte doch gerade erst Laufen. Und schon war ihre Geschichte gespickt mit Putschen, Machtintrigen und Lügen.
Ascius hatte nicht vor, etwas zu unternehmen. Anscheinend unternahm niemand etwas. Nur zwei Dinge beschäftigten ihn wirklich: Warum war er nicht da gewesen, als das alte System zerbrochen war? Viel wichtiger war aber, auf welcher Seite er gestanden hatte. Er hätte die Wirren vermutlich ebenso wenig überlebt, wie Siltaris. Aber er ist nunmal nicht da gewesen.
Seine Gedanken waren viel dunkler, als sie sein sollten. Es musste daran liegen, dass er von seiner Liebsten getrennt war. Eigentlich hatte er für sich alles erreicht. Aecius war tot, der Mord an seiner früheren Familie gerächt und mit seiner vergangenen Karriere in der Legion Salkamars hatte er auch abgeschlossen. Bald würde er wieder heiraten. Nur im Moment lag dieser Plan auf Eis und Ascius musste sich entscheiden, was er tun sollte.
Also war er kämpfen gegangen. Der Hauptmann hatte ihn geschlagen, Tybalt konnte ihn schlagen, er musste wieder besser werden. Seine Abwesenheit hatte ihn geschwächt. War Trolls Bane stabil? Nein. War ihm Trolls Bane egal? Ja. Aber würde das Frieden bedeuten für ihn und die Insel? Nein. Es gab Gerüchte, dass der Tempel sich neu formieren würde. Es gab Gerüchte, dass die Stadt, die gerade erst Laufen lernte, darin verwickelt sei. Die selbe Stadt, der im Grunde Trolls Bane gehörte. Politisch und militärisch. Eine Stadt gebaut auf Blut, Verrat und Lüge wird ebenso enden, wie sie begonnen hat: Mit Verrat, Lügen und viel Blut. In Trolls Bane gab es niemals Frieden. Es gab ja nichtmal mehr Ideale.
Er leerte sein Bier. Was würde er tun? Sich raushalten. Das wäre das Beste. Was waren die Konflikte der Insel schon außer kurzatmiger Machtgelüste niederer Wesen, die sich teilweise bereit erklärt hatten, skelettiert rumzulaufen, nur, um zu herrschen. Für drei Wochen. Es schien fast sinnlos, gegen oder für so jemanden zu kämpfen. Oder dafür zu sterben. Wie Magnus ihm schon gesagt hatte. „Kümmer du dich mal um den Nachwuchs.“
Und da lag der Unterschied zwischen Gwendolin und ihm. Er musste eben wieder an sie denken. Er würde nicht von sich aus das Schwert in die Hand nehmen und 'das Böse' bekämpfen, wenn es ihn nicht bedrohte. Aber sie würde das, denn sie hatte ihren Glauben und die Ideale im Kopf, dass das Licht immer siegte und dass man sich im Kampf gegen die Nacht nicht neutral verhalten sollte. Dass es genau so wichtig war, anderen zu helfen, wie sich selbst zu helfen. Er wusste aber, dass sie zurückkehren würde und dann würde er an ihrer Seite stehen. Darum ging er wieder kämpfen.
Am zweiten Tag auf der Insel hatte er damals einen Mann namens Aristeaus getroffen. Der hatte ihm gesagt, dass er alles hätte, was man sich wünschen könnte: „Ein Dach über dem Kopf und eine Frau, die dich liebt.“ Ascius hatte zugestimmt.
Wehe denen, die versuchen würden, ihm das ein zweites Mal zu nehmen.
Posted: Thu Nov 08, 2007 10:26 am
by Gwendolin Cad'ell
Gwendolin saß im Versammlungssaal und lauschte den Gesprächen, Entscheidungen und Diskussion der Priester. Sie war überrascht wie offen diese Dinge hier gehandhabt wurden. Aber gut, dies war trotz allem ein Kloster Zhambras. Es gab keine Geheimnisse, Intrigen oder irgendetwas was hinter verdeckter Hand geschah. Jeder Paladin, Tempeldiener, Anwärter konnte sich hier einfinden und den Thematiken zuhören oder in einigen Fällen wichtige Informationen oder Ideen besteuern. Der Versammlungsaal war kupelförmig. Die runden, hölzernen Tribünen waren für die Zuhörenden, während die Priester und Hohepriester an einem großen Runden Tisch saßen, welche eine Öffnung hatte um in die Mitte des Kreises zu treten. Wer auch immer ein wichtiges Thema vorzubringen hatte, trat in die Mitte des Kreises und richtete das Wort an die Priester. Gwendolin hatte sich sagen lassen, dass in letzter Zeit kaum wichtige Themen angestanden hatten und hauptsächlich über das eher schlechte Essen der Küche und der auftretende Schimmel an den Wänden in einem der Schlafräume diskutiert und beraten wurde. So hatten sich auch heute nur mindermäßig viele Zuhörer versammelt. Auf den Tribunen sah sie verstreut eine Hand voll Paladine, welche sie auch schon auf den Übungsplatz gesehen hatte. Auch drei Tempeldiener lauschten den Gesprächen. Als sich die Versammlung schon langsam dem Ende neigte, sah einer der Hohepriester auf das Pergament, welches vor ihm lag und sprach dann gut hörbar: “Lady Gwendolin Cad’ell möge bitte vortreten!”
Gwendolin spürte regelrecht wie sich alle Blicke auf sie richteten, als sie von der Tribüne aufstand und angemessenen Schrittes in die Mitte der Priester trat. Lady Gwendolin Cad’ell? Gwendolin war sich sicher, dass sie bisher niemanden auf diesem Anwesen gegenüber ihren Titel erwähnt hatte.
Sie nickte höflich in die Runde und blickte dann zu dem Hohepriester der sie aufgerufen hatte und wartete auf ein Zeichen. Er machte eine einladende Geste: “Sprecht.”
Gwendolin zögerte für einen Moment. Sie hatte sich ihre Worte gut zurecht gelegt bevor sie her hergekommen war. Die letzten Tage auf dem Weg hierher hatte sie ja genug Zeit gehabt. Aber nun, da sie vor den Priestern stand, schienen all ihre zurechtgelegten Sätze und Argumente verflogen.
“Werte Priesterschaft”, began Gwendolin dann. “Mein Name, wie schon genannt wurde, ist Gwendolin Cad’ell. Aufgewachsen in Lichtenheim und derzeit … wohnhaft auf der Insel Gobaith. Ich bin den Weg von Gobaith bis hier her gekommen mit einem Anliegen, welches mir schon seit einiger Zeit am Herzen liegt: Ich möchte den Weg eines Priesters gehen und mir diesen Titel offiziell verdienen.”
Gwendolin pausierte. Die Priester sprachen kurze Worte mit ihren Nachbarn, einige hoben die Augenbrauen, ein anderer rieb sich das Kinn und musterte sie abschätzend. Der Hohepriester schien nicht zu beabsichtigen etwas zu sagen, stattdessen gab er einen Wink zu einem der Priester der ihn ansah. Gwendolin wandte sich zu dem Mann, der nun das Wort an sie richtete:
“Nun Lady Gwendolin Cad’ell. Was mich als erstes interessieren würde ist: Wenn ihr auf Gobaith lebt, warum seid ihr den Weg hier her gekommen um hier die Einweihung als Priesterin zu erhalten?”
Sie schien ihre Worte gut zu überdenken bevor sie antwortete: “Ich bin in Salkamar aufgewachsen. Dieser Ort ist trotz allen Begebenheiten die in meinem Leben geschahen, meine geliebte Heimat und auch wenn ich seit einiger Zeit nicht mehr hier verweile, so möchte ich dennoch nicht mit den Traditionen Salkamars brechen.” – “Nicht mit den Traditionen Salkamars brechen?”, fuhr der Mann der ihr die Frage gestellt hatte fort: “Nun, aber ihr seid euch bewusst, dass das was ihr verlangt, nicht der traditionsgemäße Weg eines Priesters ist. Wir haben junge Männer hier am Kloster die schon seit Jahren hier verweilen und ihre Ausbildung als Priester genießen. Das Alter diesen traditionsgemäßen Weg zu beschreiten, habt ihr bereits überschritten. Die Männer die ihr hier an diesen Tischen seht, wussten von Klein auf was ihre Bestimmung ist und haben für diese Bestimmung gekämpft, ja sogar gelitten wenn es Zhambra forderte, aber dieser lange Weg hat uns zu den Priestern gemacht wie wir sie heute sind. Es machte uns ausdauernd, kämpfend, stark und langatmig. Oder um meine Bedenken in andere Worte zu fassen: Wenn ihr hier her gekommen seid, weil ihr eines Tages aufwachtet und dachtet ‘Ich versuch mich mal als Priester’ dann tut es mir leid euch sagen zu müssen, dass ihr diesen Weg hierher umsonst getan habt.” Der Mann nickte nun leicht und Gwendolin Herz klopfte schwer in ihrer Brust. Er hatte seine Meinung nun offen für jeden dargelegt und Gwendolin wusste nicht, was sie nun tun sollte. Sollte sie sich nun mit ihm streiten? War sein Wort bereits die Entscheidung? “Lady Cad’ell”, sprach eine bekannte Stimme hinter ihr und Gwendolin wandte sich um zu dem Priester den sie in der Bibliothek vorgefunden hatte. Er lächelte ihr gütig und aufmunternd zu. Gwendolin hatte das Gefühl, als wollte er ihr helfen. “Ich würde gerne von euch hören, warum ihr denkt, dass es eure Bestimmung ist diesen Weg zu beschreiten. Was macht euch aus, dass ihr der Meinung seid, die Richtige zu sein um eine Dienerin Zhambras zu werden?”.
‘Dies ist gewiss nicht der richtige Moment für Bescheidenheit’, dachte Gwendolin und presste zögernd die Lippen aufeinander, dann sprach sie offen und deutlich:
“Ich bin bereits eine Dienerin Zhambras. Der gesamte Stammbaum der Familie Cad’ell waren von je her Anhänger Zhambras, aber das bedeutet nicht, dass ich mich auf den Lorbeeren und dem Glauben meiner Ahnen ausruhen möchte. In bereits jungem Alter habe ich mein Leben Zhambra gewidmet und habe mein Bestes getan um ein Leben zu leben, wie es in seinem Sinne ist. Ich lebe auf eine Art und Weise die viele als mutig und andere als ‘naiv’ schimpfen würden. Ich habe Schlachten geschlagen, Feinde zu Freunde gemacht, denen geholfen die Hilfe benötigten und ich habe selbst schon gepredigt. Ich bin NICHT eines Morgens aufgewacht und habe entschieden Zhambra zu dienen, nein, denn das tue ich schon seit ich alt genug war Zhambra und seinen Glauben zu begreifen. Ich bin eines Morgens auf dieser Insel namens Gobaith aufgewacht und habe gesehen, dass das was den Menschen dort an meisten fehlt, Glauben ist. Predigten. Eine helfende Hand. Und auch wenn ich dies ohne Zustimmung irgendeiner Priesterschaft tun könnte, so ist dies dennoch nicht meine Absicht. Es wäre unangebracht hier vor euch zu treten und zu sagen: ‘Zhambra hat bestimmt mich zur Priesterin zu machen’, denn dies würde behaupten ich wüsste von Zhambras Plänen und dem ist nicht so. Ich bin hier um meine Bestimmung von den Männern zu erfahren, über dessen Weg er bereits entschieden hat.”
Die Priester sprachen wieder untereinander und Gwendolins kristallblaue Augen ruhten noch immer auf den gutmütigen Mann vor ihr. Es waren gut gewählte Worte gewesen, aber dennoch blieb die gewünschte Wirkung aus. Gwendolin hatte keinen Beweis vorbringen können dass Zhambra sie auserkoren hatte. Sie wurde weder in einem Traum von Zhambra besucht der ihr sagte, sie solle Priesterin werden noch hatte es ihr der Regen vor ihr in den Sand geschrieben, noch waren es die letzten Worte eines sterbenden Kameraden in der Schlacht. Das war zumindest das was die Priester sicher erwarteten. Doch sie konnte ja wohl schlecht lügen. Gwendolin lauschte den Argumenten der verschiedenen Priester, aber keiner stellte mehr eine Frage. Schlussendlich war es der Hohepriester der das Wort erhob:
“Nun Lady Gwendolin Cad’ell. Aus den Worten der Priesterschaft schließend, bleibt mir nur folgende Entscheidung übrig: Die Priesterausbilung wird euch verwehrt bleiben. Aber lasst euch dessen nicht entmutigen. Wie ihr sicher wisst, bedarf es keinen Titel oder Rang um Zhambras Glauben zu verbreiten, Freundschaften zu schließen oder anderen zu helfen. Seht es als eine Herausforderung die Zhambra euch auferlegt hat und geht mit frohem Mut vorran.”
Gwendolin blickte den Hohepriester an. Vorbei. Ihr Sorgen hatten sich bewahrheitet und Gwendolin war es nicht erlaubt mit dem Priester-titel zurück nach Gobaith zu kehren. Sie hatte sich in ihrer Entscheidung geirrt. Das Gute an dieser Sache wahr wohl, dass sie zumindest schon bald wieder bei Ascius war. Sie verneigte ihr Haupt vor dem Hohepriester. “Ich danke der Priesterschaft mich angehört zu haben”, sagte sie. “Und ich bitte um eine Nacht Unterkunft, damit ich morgen zur frühen Morgenstunde mich wieder auf dem Weg machen kann.” – “Dies sei euch gewiss gewährt, Lady Cad’ell.” – “Habt Dank.”
Gwendolin richtete sich auf , sah jeden Priester in dem Kreis kurz in die Augen und wandte sich um. Sie schritt zu den Eichenholztoren und wartete bis die Tempeldiener die schweren Türen öffneten. Doch nichts geschah. Die Tempeldiener stemmten sich gegen die Tore doch jene rührten sich keinen Zentimeter. Zwei Paladine von der Tribüne schienen den Vorfall zu bemerken, erhoben sich und stemmten sich mit gemeinsamer Kraft gegen das Eichenholz. Das Tor knarrte bedrohlich, aber dennoch – es blieb fest verschlossen. Mit leichtem Stirnrunzeln verfolgte Gwendolin das Spektakel dass sich vor ihr bot. Schließlich stand selbst ein Priester auf und ging zu den Toren und scheuchte mit einer hektischen Handbewegung einen der Tempeldiener fort. “Gibts doch nicht!”, sagte der Priester nachdem sich die Tore auch seinem Druck wiedersetzten und wandte sich zu dem Kreistisch: “Die Türen klemmen.”
“Nun, zumindest müssen wir nicht den Hungertod fürchten”, scherzte der Priester aus der Bibliothek. “Wir haben zur Not ja noch die Fenster aus denen wir rauskönnen”, er gab ein bauchiges Lachen von sich.
Ein weiterer Paladin hatte sich nun beim Tor eingefunden und stemmte sich dagegen. Gwendolin strich sich ruhig durch das goldrote Haar und wusste nicht was sie von dieser Situation halten sollte. ‘Manche Türen öffnen sich nur jenen denen es bestimmt ist sie auch zu durchschreiten’, erinnerte sich Gwendolin an die Worte des Bäckers. Sie runzelte leicht die Stirn. Das wäre verrückt. Aber… vielleicht benötigte es eine Prise Verrücktheit und Risiko um Zhambra dienen zu können. Sie trat zu den Männern vor. “Darf ich mal?”, sagte sie peripher, wie jemand der lediglich an ein paar Leuten vorbeiwollte. Der Tempeldiener wich mit einem leicht ironischen Lächeln zur Seite und auch die Paladine wichen stirnrunzelnd zurück. Gwendolin legte jeweils eine Hand auf eine der Flügeln und drückte sachte.
… und die Türen öffneten sich. Keiner sagte etwas. Gwendolin schritt durch das Tor hinaus in den Gang und blickte nicht zurück. Sie konnte sich die Gesichter der Anwesenden nur zu gut vorstellen, sie selbst war ja ebenso vollkommen… geschockt. Ein Tempeldiener, drei Paladine und ein Priester hatten versucht ein klemmendes Tor zu öffnen und letztendlich waren es ein leichter Druck ihrerseits gewesen der es letztendlich vollbrachte. Was war da eben geschehen?
Posted: Tue Nov 13, 2007 10:45 am
by Gwendolin Cad'ell
“Diese Türen sind so alt wie die Gebäude selbst. Da kann es schon vorkommen, dass sie halt mal klemmen.”, sprach einer der Priester. Der Versammlungssaal war leer, abgesehen von einer Hand voll Priester die in der Mitte des Kreistisches standen und sich miteinander über den Vorfall unterhielten der sich grade abgespielt hatte. “Ja, das würde erklären warum die Türen geklemmt haben, aber nicht warum eine Frau die Tür mit einer leichten Bewegung öffnete, was eine Hand voll Männer davor nicht geschafft hatte.”, sagte der andere Priester der vorhin selbst an den Toren gestanden und versucht hatte jene zu öffnen. Immerhin hatte er sich ja selbst davon überzeugt, dass die Tore wirklich klemmten.
Letztendlich war es der Priester aus der Bibliothek der das aussprach was sich die anderen Männer schon still gedacht hatten: “Und was ist wenn es eben kein Zufall war, dass die Türen dieses Saals die Frau die wir davonschicken wollen, den Durchlass verweigerten bis sie selbst entscheidet die Türen zu öffnen?” – “Willst du damit andeuten, dass es ein Zeichen war?” Der Priester aus der Bibliothek wendete seinen Blick zu seinem Kollegen. “Darum stehen wir doch grade hier oder? Ich denke nicht, dass ihr alle hier geblieben seid, weil ihr glaubt, dass dieser Vorfall nur ein klemmendes Tor gewesen ist. Nein.”
“Hm”, sagte der Hohepriester.
Gwendolin saß auf den Treppen des Tempels auf dem sie am selbigen Morgen mit dem Bettler gesessen hatte. Sie war im Tempel gewesen um zu beten. Sie hatte von ihren Gefühlen und Gedanken berichtet, hatte um Stärke gebeten und hatte sich bedankt. Nun saß sie hier auf diesen Treppen und blickte am Kloster vorbei in die Ferne. Sie war enttäuscht, dass ihre Reise so schnell geendet hatte, aber was blieb ihr anderes übrig als es zu akeptieren. Jetzt dachte Gwendolin darüber nach was es noch zu tun galt: Sie würde auf jeden Fall noch ihre Eltern in Lichtenheim besuchen und für ein paar Tage bleiben, dann vielleicht noch ein oder zwei Tage in der Hauptstadt verbringen. Dann hatte sich die Reise zumindest ein wenig gelohnt.
Zeljka klopfte auf dem Weg nach draußen einem Paladin auf die Schulter als sie an ihm vorbei ging. “Na Leo, hast dich von der rothaarigen Schönheit schlagen lassen?”, lachte sie und funkelte ihm keck zu. “Sehr lustig, Zeljka. Außerdem kann ich mich nicht erinnern, dass mein Name ‘Leo’ ist.”, sprach der schwarzhaarige Paladin und blickte über seine Schulter. “Tut mir leid, Leonard”, verbesserte Zeljka und lächelte immer noch keck, dann verließ sie das Kloster durch das Haupttor. Soweit war es ein guter Tag. Selbst das Essen in der Küche war überaus akezeptabel gewesen. Sie liebte Kartoffeleintopf.
Bei den Duellen hatte sie zwar eher mittelmäßig abgeschnitten, aber sie hatte sich dennoch etwas Anerkennung verschaffen können. Die goldlockige Kämpferin die sie besiegt hatte, ging ihr allerdings nicht aus den Kopf. Sie hatte sie zuvor noch nie auf dem Klosteranwesen gesehen und sie trug weder die Gewänder eines Priesters noch eines Paladins. Was sie hier wohl wollte?
Als ob Zhambra ihre Neugierde gespürt hatte, entdeckte sie die Fremde an den Treppen des Tempels. Zeljka hielt ein paar Momente inne und musterte sie. Die Fremde war wohl ein paar Jahre älter als sie selbst, das Haar war lockig und von kupferner Farbe. Es schimmerte rötlich im Licht des späten Nachmittags. Sie trug nicht mehr die leichte Lederrüstung die sie am Morgen bei dem Kampf getragen hatte, sondern ein weißes, schlichtes Kleid mit goldfarbenen Stickereien an Ärmeln und Saum. Über ihre Schultern lag ein ebenso weißer Mantel. Zeljka wurde das Gefühl nicht los, dass diese Frau betrübt schien.
“Grüße”, sagte sie als sie näher an den Treppen des Tempels war, ihr Blick offen auf Gwendolin gerichtet. Gwendolin bemerkte Zeljka erst jetzt. Sie lächelte ihr zu und nickte. Ohne auf eine Aufforderung zu warten, trat Zeljka die Treppe hinauf und setzte sich auf die selbe Stufe neben sie. “Ihr seid eine gute Kämpferin”, sagte Zeljka um ins Gespräch zu kommen. Diese Augen.. wie zwei helle, blaue Kristalle, dachte sie.
“Habt Dank”, sprach Gwendolin und ihr Lächeln wuchs, dennoch war es nicht schwer für die angehende Paladin Gwendolins Traurigkeit hinter dem Lächeln zu spüren. “Mir fehlt nur etwas die Übung. Euer Name war Zeljka, richtig?”, fuhr sie fort.
“Richtig, Zeljka. Freut mich eure Bekanntschaft zu machen Gwendolin. Ich darf euch doch bei eurem Vornamen nennen?” – “Natürlich.”
Zeljka lächelte. Sie mochte Gwendolins Natur auf Anhieb. Diese warme, offene Art.
“Nicht das es mich etwas angeht, aber… ihr scheint mir nicht besonders glücklich zu sein..” sagte sie vorsichtig und sie konnte eine Spur Überraschung in Gwendolins Zügen entdecken. Sie schien nicht erwartet zu haben, dass man ihre Fassade durchschauen kann. Einen Bruchteil einer Sekunde später allerdings hatte sie sich schon wieder gefasst. Sie schien ihre Worte gut abzuwägen. “Ich kam hier her weil ich meine Bestimmung erfahren wollte. Ich habe auch eine Antwort bekommen, aber ich kann nicht behaupten, besonders zufrieden damit zu sein.”, Gwendolin machte eine kurze Pause. Zeljkas Blick ruhte auf ihrem und unterbrach sie nicht. “Von daher ist meine Stimmung etwas getrübt, aber das wird sich schon legen. Ihr seid übrigens auch eine sehr gute Kämpferin, Zeljka.”
Zeljka lächelte keck. “Vielen Dank. Ich hab die letzten Wochen seit ich wieder hier im Kloster bin sehr viel dem Training gewidmet. Jetzt wo ich die Zeit in der Legion hinter mir habe.”
“Wie waren eure Erfahrungen in der Legion?” – “Hm, ganz in Ordnung. Obwohl wir in Salkamar sind, ist es dennoch schwer als Frau in der Legion sich durchzusetzen, vor allem wenn man dann auf Grund der Ausbildung rascher in verantwortungsvolle Positionen kommt als die anderen Männer.” Die Frau mit ihren kupfernen Locken nickte verstehend.
“Übrigens muss ich sagen, dass es mich außerordentlich amüsierte wie ihr Leonard besiegt habt. Der Gute ist schon zu sehr ans gewinnen gewöhnt. Das ist nicht gesund für den Charakter.”, Zeljka grinste und Gwendolin sah sie wieder an. “Und für den Kampf selbst. Ich hab ihn besiegt, weil er seine Kampffähigkeiten so für selbstverständlich genommen hat, dass er seinen Gegner unterschätzt. Er hat zuviel …Gewohnheit in seinen Attacken. In diesen Belangen ist der Kampf wie das richtige Leben: Sobald wir Gewohnheit und Alltag in unser Leben lassen werden wir nicht nur unvorsichtig, sondern vergessen auch was wirklich wichtig ist. Sobald ich das Schwert nicht mehr wertschätze und nicht mehr jeden Hieb aufs neue erfahre, wird man schon bald des Kämpfens müde.”
Zeljka war verstummt und hatte Gwendolin still zugehört. Auch jetzt verblieb sie noch einige Momente stumm. “Ihr seid Priesterin, nicht wahr?”
Gwendolin lächelte nun traurig. “Nein, aber das ist der Grund warum ich hier hergekommen bin. Leider ist es mir versagt worden den Priestertitel zu erwerben.” Zeljka runzelte leichte die Stirn. Was für ein Unsinn, dachte sie still zu sich, sprach es aber nicht laut aus. Warum würde jemand eine Frau wie dieser die hier neben ihr saß das Priesterrecht verweigern.
Gut eine Stunde später fand Gwendolin sich wieder auf dem Klosteranwesen ein. Sie hatte sich gut mit der jungen Frau namens Zeljka unterhalten, sie war überaus sympathisch. Und ein wenig keck. Vor allem anderen aber war sie lebendig. Was Gwendolins Meinung nach eine sehr wichtige und gute Eigenschaft war. Sie hatte Paladine getroffen die kühl waren, beherrscht, ihre Emotionen vollkommen unter Kontrolle. Eigentlich,… war sie selbst genau so eine Person. Das letzte mal das sie geweint hatte war, als sie noch jung war. Bei dem Tod ihres Verlobten hatte sie keine einzige Träne vergossen – sie hatte es sich selbst nicht erlaubt.
Gwendolin wollte grade den Weg zu den Schlafräumen einschlagen.
“Lady Cad’ell, wartet doch bitte kurz.” Hörte sie die Stimme des Priesters aus der Bibliothek. Gwendolin wandte sich um und blickte direkt in sein gütiges Lächeln. “Gewiss, wie kann ich euch helfen?”, sprach Gwendolin und erwiderte das ansteckende Lächeln.
“Die Priesterschaft wünscht euch morgen nochmal vor der Versammlung zu sehen. Es gab wohl eine kleine,..hm… Meinungsänderung.”, der Priester zwinkerte verdächtigt und Gwendolins Herz begann schneller zu klopfen. “Natürlich. Ich werde dort sein.”
Der Priester schmunzelte zufrieden. “Wie ich übrigens gesehen habe, habt ihr euch mit Zeljka angefreundet?” Der Priester setzte sich nun in Bewegung und begleitete Gwendolin den Gang hinunter, während sie sich unterhielten.
“Das ist wahr. Wir haben uns am heutigen Morgen auf dem Übungsplatz duelliert und vorhin hatten wir uns ein wenig unterhalten. Sie hat einen sehr erfrischenden und guten Charakter.”, sagte Gwendolin und der Priester nickte zwei mal bestätigend.
“Zeljka lebt seit je her hier im Kloster müsst ihr wissen. Sie wurde uns als Baby vor die Tür gesetzt – von den Eltern keine Spur. Zuerst haben wir versucht sie auf einem der umliegenden Bauernhöfe unterzubringen, aber keine wollte sich ihrer annehmen, also haben wir sie hier großgezogen. Meine Güte damals war ich noch jung.”, er lachte sein bauchiges Lachen und Gwendolin schmunzelte. “Sie hat viele Paladine und Priester kommen und gehen sehen und sie hatte sich von je her in den Kopf gesetzt selbst den Weg eines Paladins zu beschreiten. Sie war immer schon fasziniert von den Kämpfen auf den Übungsplätzen. Selbst die Zeit die sie jetzt in der Legion verbracht hatte, konnte sie nicht davon abbringen, weiterhin die Ausbildung als Paladin fortzusetzen. Ich denke, es hat sie sogar bestärkt.”
“Sie wird gewiss eine gute Paladin werden”, sagte Gwendolin und blieb vor der Tür zu den Schlafräumen stehen. “Ohja, ohja-”, war die Antwort des Priesters, aber irgendwie hatte Gwendolin das Gefühl, dass ein leichter Zweifel in seinen Worten mitklang. “-Aber nun wünsche ich euch eine gute Nacht.”
Posted: Mon Nov 19, 2007 9:20 am
by Gwendolin Cad'ell
Gwendolin blickte den, Marmorgang entlang. Ihre Schritte verhalten als sie stehenblieb und einen tiefen Atemzug nahm. Ihre Nervösität war noch schlimmer als die von dem Tag davor, aber man merkte es ihr nicht an. Sie war selbstbewusst und kontrolliert wir immer. Obwohl die Versammlung noch nicht angefangen hatte, schien sie trotzdem die letzte zu sein die sich in dem Saal einfand.
Das Bild was sich vor ihr bot war beeindruckend. Die Tribüne war fast um das dreifache besetzt als bei der vorherigen Versammlung. Viele Paladine, Anwärter und Tempeldiener hatten sich eingefunden und richteten nun ihre Blicke auf sie. Ob sich die Sache mit den Türen wohl rumgesprochen hatte fragte sich Gwendolin. Wenn ja, dann hoffte sie, dass diese Leute hier nicht ein zweites ‘Wunder’ erwarteten.
“Lady Gwendolin Cad’ell, tretet vor. Wir wollen euren Fall heute als erstes besprechen.”
Gwendolin trat selbstsicher in die Mitte der Priester und richtete ihren Blick auf den Hohepriester vor ihr, während jener sprach: “Um es kurz zu machen: Die Priesterschaft hat sich einstimmig dazu entschieden, euch eine Chance zu geben euch zu beweisen und von daher schicken wir euch für drei Monate auf Wanderschaft durch Salkamar. Eure Reise wird die eines Wanderpriesters sein und selbstverständlich werdet ihr nicht alleine gehen – ein Paladin wird euch zur Seite gestellt, so wie es Tradition ist. Ihr werdet Buch führen über eure Reise und Predigten und nach den drei Monaten, wenn ihr wieder hier vor uns steht, werden wir erneut entscheiden ob ihr weiter unterrichtet werdet was die Theorie und die Zeremonien angeht. Ihr habt zwei Tage Zeit euch geistig auf eure Reise vorzubereiten. “
Gwendolin, immer noch in das Gesicht des Hohepriesters blickend, lächelte. Dann neigte sie respektvoll ihr Haupt. “Habt Dank.”
Posted: Tue Nov 20, 2007 1:37 pm
by Zeljka
Zeljka hat kurzes, braunes Haar und ein burschikoses Lächeln auf den Lippen. Aufgrund der Rüstung erkennt man ihre weiblichen Formen nahezu nicht und auch ihre Art entspricht mehr die eines jungen Mannes. Als Kind von ihren Eltern ausgesetzt und noch nicht einmal von Bauernfamilien aufgenommen worden, lebt sie seither im Kloster. Hier lernte sie schnell die Traditionen Salkamars kennen und freundete sich mit vielen Paladinen und Tempelwächtern an. Schon früh entwickelte sich ihr Wunsch ein Paladin zu werden und auch wenn die Priester eher nicht dafür waren, erlaubten sie ihr diesen Weg einzuschlagen. Ihre braun-grünen Augen strahlen ihre Keckheit noch mehr nach außen wieder und auch wenn man sie als lebendig beschreiben mag, ist sie kontrolliert. Ihre Zeit in der Legion lehrte sie, sich selbst unter Kontrolle zu halten, auch wenn sie ab und an aus dieser Art fällt.
Zeljka schätzte das Gespräch mit der schönen Gwendolin sehr. Sie fühlte sich bei ihr geborgen und diese kristallklaren blauen Augen faszinierten sie. Dennoch konnte sie sich nicht voll und ganz auf sie einlassen. Vertrauen ist für Zeljka nur schwer zu schenken, so misstraut sie sogar noch heute den Priestern.
„Zeljka, komm mal bitte her“ sprach der Priester leise zu ihr, der zuvor mit Gwendolin sprach. „Ich hörte, du verstehst dich mit Lady Gwendolin?“. Zeljka runzelte etwas überrascht und fragend die Stirn, nickte aber dann „Ja, sehr gut. Warum?“. Ihr Ton ist aufgeweckt und selbstsicher, wenn auch ihr Inneres etwas anderes fühlt. „Nun, es ist Zeit für den nächsten Schritt in deiner Ausbildung zur Paladin. Du wirst für drei Monate auf Wanderschaft gehen und in dieser Zeit Buch führen über alle Geschehnisse. Du wirst Lady Gwendolin begleiten und bis zum Aufbruch in zwei Tagen ist Stillschweigen veranlasst worden. Bereite dich auf diese Reise vor und fühle dich geehrt. Normalerweise dürfen nur ausgebildete Paladine einen angehenden Priester begleiten, aber deine Vergangenheit und Situation ist genauso außergewöhnlich wie die von Lady Gwendolin.“. Zeljka kann sich ein freudiges Lächeln nicht verkneifen und nickt eifrig „Natürlich, ich werde mich vorbereiten und meinen Mund halten“. „Du weißt, wir wollen nur dein bestes auf deinem Wege zur Paladin“. Etwas durchfuhr sie bei dieser Aussage. Wieder meldete sich ihr Misstrauen und das Gefühl, das genau diese Aussage irgendwie nicht richtig war, aber das ließ sie sich nicht anmerken und verdrängte den Gedanken schnell. „Aber natürlich, angenehme Nächte“. Zeljka verneigte sich leicht und ging in Richtung Schlafkammer.
In der Schlafkammer konnte sie nicht direkt einschlafen. Ihre Gedanken kreisten nur um diese Reise und auch die folgenden zwei Tage konnte sie kaum an etwas anderes Denken. Am letzten Abend packte sie einige ihrer Sachen ein. Frauen in ihrem Alter hätten wohl Kleider, Lederschuhe und Kämme mit eingepackt, doch Zeljka packte Hosen, Lederrüstungen, zwei Schwerter, etwas zu Essen, Bandagen und einige Hemden ein. Nicht nur ihr kurzes Haar und das burschikose Lächeln ließ sie männlich wirken, sondern auch ihre Kleidungsstil. Zu sehr hat sie sich an ihre Umgebung angepasst, denn sie war die einzige Frau, die Paladinanwärterin war in diesem Kloster und auch in der näheren Umgebung. All ihre Vorbilder waren männlich, all ihre Freunde und so nahm sie dieses Benehmen an, was manchmal zur Aufruhr bei den Priestern führte.
- Auf Wanderschaft mit einer Lady, was mich da wohl alles erwartet? Die ganze Zeit alleine mit ihr, wie soll ich das nur überstehen? Sie scheint so warm und freundlich, aber kann ich meinem Gefühl auch wirklich trauen? Drei Monate sind schließlich auch eine lange Zeit und ich weiß nicht einmal, was man von mir erwartet. Und warum darf sie nun plötzlich doch auf den Weg zur Priesterin gehen? Hatte sie mir nicht noch kurz davor mit traurigem Blick erzählt, dass sie es nicht darf? –
Zeljka schüttelte den Kopf und packte weiter ein – Nein, Schluss damit, schließlich spürst du doch, dass sie ein gutes Herz hat. Reiß dich zusammen- und so machte sich Zeljkar bereit auf die Reise zu gehen. Auf eine Reise, die ihr weiteres Leben maßgeblich verändern und vor allem unerwartete Hürden aufkommen lassen würde.
Posted: Fri Dec 28, 2007 2:26 pm
by Gwendolin Cad'ell
Es war soweit. Heute war der Tag. Es musste ungefähr 5 Uhr morgens sein als Gwendolin ihre Sachen zusammenpackte. Tinte, Pergament, Schwert, etwas Silber. Und sie würde noch Proviant brauchen. Sie blickte zu der Lederrüstung, zog sie aber nicht an. Stattdessen bevorzugte sie heute eine normale Stoffhose und ein weißes Leinenhemd. Ein Gefühl sagte ihr, dass sie diese Reise vielleicht anders beschreiten würde als sie dachte.Auch wunderte sie sich wer der Paladin sein würde, der ihr zur Seite gestellt wird. Selbstverständlich machte Gwendolin sich darum keineswegs Sorgen. Sie kam mit allen möglichen Persönlichkeiten zurecht und grade Paladine dürften die Art von Mensch sein mit der Gwendolin sich prächtig verstand.
Es klopfte an der Tür und Gwendolin zögerte nicht um sie öffnen. Vor der Tür stand ein Tempeldiener. “Lady Gwendolin Cad’ell? Ihr werdet in die Eingangshalle gebeten. Eure Reise geht gleich los. Ihr sollt kein Gepäck mitnehmen.”, sagte der junge Bursche und Gwendolin runzelte leicht die Stirn, aber nickte. “Ich bin sofort da. Danke dir.”
Sie blickte nochmal auf ihre Tasche . “Kein Gepäck…”, dachte sie und zuckte dann unmerklich mit den Schultern. Sie griff nach dem weißen Umhang den sie so gerne trug und legte sich jenen um. Dann ging sie hinaus auf dem Weg zur Eingangshalle.
Dort erwartete sie bereits die Priesterschaft. Fast zeremoniell standen sie in einem Halbkreis. Zwei Tisch e wurden jeweils in die Mitte gestellt. Darauf ausgebreitet waren einige Rüstungen, zwei Schwerter, Roben, zwei Taschen mit Proviant, und ein paar andere Dinge. Gwendolin trat vor.
“Lady Gwendolin Cad’ell.”, begann der Hohepriester. “Heute ist der erste Tag eurer 3monatigen Reise. Dies sind die Dinge die euch auf eurer Reise zur Verfügung gestellt werden. Darunter befindet sich ein unbeschriebenes Buch. Dieses unbeschriebene Buch wird euer Tagebuch sein in dem ihr eure Erlebnisse, Gedanken und Gebete niederschreiben werdet. Am Ende der drei Monate werdet ihr hier zu diesem Kloster zurückkehren und anhand eurer Niederschriften und von denen eures Begleiters, werdet ihr ein weiteres Mal geprüft und wenn erfolgreich, in die theoretische und praktische Lehre aufgenommen. Doch nun zu eurer Begleiterin.”
Gwendolin blickte leicht über ihre Schulter. Hatte der Hohepriester ‘Begleiterin’ gesagt?
“Zeljka, tritt vor.” Aus der Menge der Paladine, Lehrlinge und Tempeldiener trat Zeljka hervor. Ihr Gesichtszüge waren gefasst, aber Gwendolin konnte das freudige Funkeln in ihren Augen entdecken. Neben Gwendolin angekommen fuhr der Hohepriester vor: “Die Priesterschaft hat entscheiden dich Zeljka, als Begleiterin Gwendolin Cad’ells zu machen, da außerordentliche Geschehnisse auch außerordentliche Maßnahmen erfordern. Für dich gilt das selbe wie für Lady Cad’ell. Die Dinge die sich hier auf diesen Tisch befinden, wird dein einziges Gepäck sein und auch du wirst buchführen über deine Reise.
Die Priesterschaft wünscht euch Zhambras Segen. Kommt heil wieder zurück.”