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Albträume...?

Posted: Sat Jan 15, 2005 4:14 pm
by Vilarion
Es war eine finstere Nacht. Jedoch war die Luft frisch und es lag lediglich ein wenig Nebel auf dem feuchten Waldboden. Sideon Vilarion schritt über Moos und vom Tau bereifte Blätter, stets bemüht keine Geräusche zu verursachen. Er ging öfter des Nachts spazieren und besah sich die in Schlummer gehüllte Welt. Langsam lichtete sich der dichte Mischwald und eine grüne Lichtung wurde in der Ferne erkennbar. Vilarion steuerte auf die Lichtung zu, bückte sich kurz um hier einen merkwürdig geformten Stein aufzuheben oder dort eine seltene Pflanze zu betrachten als plötzlich der Waldboden unter ihm nachgab und er hilflos in die Tiefe stürzte.
Dunkelheit.
Er war nicht tief gefallen, dennoch schmerzte der Rücken vom Aufprall auf den eiskalten Steinboden. Vorsichtig tastete er nach seinem Rücken. Es war keine Wunde zu fühlen. Vilarion zog sich mühsam an seinem Stab hoch und ließ ihn leicht erglühen. Jetzt sah er dass er in eine kleine Kammer gestürzt war, eine Kammer unter dem Waldboden. Offensichtlich keine natürliche Kammer, denn an einer Seite befand sich eine mit Metall beschlagene Tür. Eine derartige Tür wie man sie in Kerkern finden kann, mit einem kleinen, gitterversehenen Fenster, mit Gitterstäben welche die Dicke eines Daumens haben und in den Zwischenräumen nicht viel mehr Platz lassen. Die anderen Wände waren teils mit starken Eisenringen behängt durch welche sich schwarze, kalte Ketten zogen, teils mit Kratzern versehen welche frühere Gefangene hinterlassen hatten. Vorsichtig schritt er auf die Tür zu und wollte gerade seine Hand nach ihr ausstrecken als sie wie von selbst geräuschlos aufschwang. Verwundert ging Vilarion durch die entstandene Öffnung und traute kaum seinen Augen. Er stand auf einem Balkon aus Stein welcher nun die Sicht auf eine gigantische Höhle freigab. Überall brannten Fackeln. Hier und dort waren auch dicke weiße Kerzen zu sehen welche der gesamten Szene ein gespenstisches Ambiente verliehen. Fast jeder Abschnitt der Wände war mit meterhohen Regale versehen welche vom Boden bis zur Decke reichten, Regale gefüllt mit Schriftrollen und Büchern an denen sich das gedämpfte Licht reflektierte. Wenn man von dieser Ansammlung des Wissens absah war die Höhle eher schlicht eingerichtet. Am Boden des Hauptraumes war ein großer Altar zu sehen.
Und auf diesem Altar lag ein Schwert.
Ein Schwert das eine Aura des Bösen ausstrahlte, sowohl Griff als auch Klinge schienen pechschwarz zu sein. Vilarion musste unwillig zittern als er die Aura spürte und aus seinen Gedanken aufschreckte. Dann, dann veränderte sich etwas. Die räuchrige Luft begann zu knistern. Blitze zuckten von Wand zu Wand und setzten einen Teil der Regale in Brand. Ein plötzlicher Luftzug blies die Kerzen und Fackeln aus so dass der Tempel lediglich von den riesigen brennenden Bücherregalen erhellt wurde. Rauch erfüllte die Luft nun stärker denn vorher und inmitten dieses Infernos erhoben sich Hörner aus dem Rauch. Schwere, größe Hörner. Rot zuckten die Blitze von Wand zu Wand.
Er war gekommen.
Der Dämon.
Sideon Vilarion schreckte aus seinem Schlaf auf und blickte sich hastig um. Alles schien ruhig. Vorsichtig tastete er nach seinem Rücken wo ein Ork - Schamane ihm eine leichte Wunde beigebracht hatte. Offensichtlich war das Schwert vergiftet gewesen. Vilarion sah ein dass es trotz der Neutralität des alten Pfades ein Fehler gewesen war jenem Ork den Rücken zuzudrehen. Er nahm ein paar Kräuter aus einem Beutel und kaute darauf gedankenverloren herum. Als der Schlaf wieder über ihn hereinbrach hätte ein Beobachter sehen können wie seine Mundwinkel von Zeit zu Zeit unwillig zuckten.


Am nächsten Tag war die Wunde bereits zu einem großen Teil verheilt.
Was blieb war der Traum.
Was blieb war die Erinnerung.
War es tatsächlich nur ein Traum?
War es was war?
War es was sein könnte?

Die Zeit wird antworten.