Page 1 of 1

Abreise?

Posted: Wed Mar 24, 2004 10:45 pm
by Randelon Morgental
Die kühle Abendbrise flog sanft durch das offene Fenster und wehte ein paar von Randelons Aufzeichnungen durch die kleine Kammer im Kloster. Ein leichtes grummeln entfuhr seiner Kehle, während er das kleine Fenster schloss und seine Pergamente wieder aufsammelte. Es war unlängst kalt geworden und die Sonne meldete in tiefer Röte ihren täglichen Untergang an. Langsam und bedacht holte Randelon eine Kerze hervor und entzündete sie. Er setzte sich wieder auf den harten Stuhl und führte seine Studien im Buch fort. Ein Buch über Pflanzen aller Art, wie sie auf der Insel gedeihen, war es, das ihn dort interessierte, während er ab und zu leicht auf dem unbequemen Stuhl hin und her rutschte. Ab und zu blickte er träumerisch in's Leere und dachte über sein Leben auf der Insel nach. Abrubt wurde seine Träumerei gestört, als er lautstark Stimmen im Gang vernahm. Geleitet durch elfische Neugierde öffnete er leise die Tür seiner Kammer und trat hinaus in den Kreuzgang, um nachzuschauen, wer dort so laut sprach. So fand er schließlich Bruder Lothar vor, wie er sich mit einem Fremden Menschen unterhielt, der sich scheinbar nach irgendwas erkundigte. Randelon hatte ihn noch nie gesehen, also war es wohl niemand bekanntes, womöglich jemand, der nichtmal von der Insel stammte. Lothar drehte sich zu ihm und sein Gesicht hellte sich leicht auf. "Bruder Randelon, dieser Mensch hier hat Botschaft für euch, die er nur euch bringen möchte". Randelon hebte neugierig und erstaunt zugleich eine Augenbraue und schritt näher an die beiden Personen heran, um dem Fremden mit einem Kopfnicken zu begrüßen. "Randelon Morgental, grüß' euch". Der Mensch machte große Augen und nickte unscheinbar. "Ihr seht ihr so ähnlich, mein Herr. Oh, entschuldigt, Grimo Bodt mein Name, ich habe eine wichtige Nachricht für euch, die euch schnellstmöglich erreichen sollte." sprach er hastig heraus und nestelte einen Brief aus seiner Umhängetasche um ihn Randelon zu überreichen. Etwas verwirrt schaute Randelon auf das kleine Pergament und faltete es langsam auf, um ihn mit interessiertem Blick durchzulesen.

Lieber Randelon,
Es hat mich längere Zeit gekostet, euren Aufenthaltsort herauszufinden, so entschuldigt die Verspätung, bedingt durch Weg und Zeit, mit der diese wichtige Botschaft euch erreicht. Vor nicht mehr als 7 Nächten wurde eure Schwester Na'reen schwer zugesetzt und voller tödlicher Wunden im Wald aufgefunden. Die örtlichen Heiler haben es nicht mehr rechtzeitig vollbracht, sie in diese Sphären lebend zurückzuholen, haben sie doch all' ihre Heilkunst angewandt. Diese Botschaft schafft Trauer und Leid für euch, wo ich doch weiss, wie nahe ihr eurer geliebten Schwester einst standet. So verschwendet keine Zeit und wendet euren Blick gen Heimat, um Gemeinsam eine Lösung zu finden und der baldigen Beerdigung beizuwohnen. Mögen die Fünf euch auf eurem Weg beschützen. Ich schickte euch meinen treuen Freund Grimo auf die Reise, damit er euch diese Botschaft überreiche um bald mit euch gemeinsam zurückzukehren. So schreibt euch in tiefer Trauer, euer guter Freund
- Shéran


Augenblicke lang setzte Randelons Gehirn aus, so unfassbar traurig und geschockt war er von dieser Nachricht. Die Zeit kam ihm verzerrt vor, diese Sekunden hätten wie Stunden sein können. Er fühlte sich plötzlich sehr müde und alt, so war nun die letzte Verwandte, zu der er noch nahe stand aus dem Leben geschieden. Er blickte zu Gimo, der seinen Blick zu Boden richtete, scheinbar beschämt und wissend der Nachricht, die Randelon nun so traurig verstimmte. Leicht und kaum vernehmbar nickte er Gimmo zu und ging, ohne ein Wort zu sagen in seine Kammer, um mit hastiger Schrift eine Nachricht für Abt vom Wald zu schreiben. Notdürftig packte er seine wichtigsten Utensilien und legte die kleine Notiz auf des Abt's Schreibtisch, um mit schnellen Schritten zum Kreuzgang zurückzukehren. Er wandte sich zu Lothar und flüsterte ihm ein paar Worte in's Ohr, woraufhin dieser nur verständnisvoll nickte. Unsicher blickte Gimo ihn an. "Folgt mir, Randelon, wir brechen baldmöglichst auf". Ein stummes Nicken Randelons war die Antwort, als er mit Gimo Richtung Stadt ging, um Elise Lebewohl zu sagen und eine Nachricht an die Wand der Bibliothek des Grauen Lichts zu heften. Schon bald darauf befand er sich mit seinem Begleiter am nördlichen Strand, um in ein Boot zu steigen, das sie Richtung Festland fuhr.

(bitte nicht antworten)

Posted: Wed Mar 31, 2004 9:52 pm
by Randelon Morgental
Ein paar Tage war Randelon nun schon unterwegs, unlängst war er mit Grimo des Morgens an einem Hafen angekommen, an dem geschäftiges Treiben sich vollzog. Die Marktschreier priesen ihre Fische an, während manche Bürger bereits unterwegs waren, um einige der Waren zu kaufen. Betrunkene Bettler schliefen ihren Rausch in einer Stillen Ecke aus und ab und zu sah man Matrosen beim ausladen diverser Waren. Ein paar Augenblicke betrachtete Randelon dieses noch recht verschlafene Szenarion, bis ihn Grimo aus seinen Tagträumen riss: "Wir müssen weiter, Randelon. Wir werden zu Shéran's Haus gehen; dort könnt ihr euch ausruhen und die Geschehnisse ausreichend besprechen." Ein mattes Lächelt brachte Randelon auf und nickt Grimo nur leicht entgegen, während sich dieser mit schnellen Schritten auf den Weg machte. Nach einem längeren Spaziergang kamen sie am kleinen Haus von Shéran an, wo sie eintraten und empfangen wurden. Shéran, ein durchschnittlich große Elf mit langem Haar, begrüßte die beiden freundlich und warf Randelon einen Blick zu, der viele Emotionen, aber vor allem Trauer ausdrückte. Im Haus war der Kamin entzündet und es machte sich eine angenehme Wärme im ganzen Raum breit. "Zuerst musst du etwas Essen, Randelon, es gibt viel zu berichten und bereits morgen soll deine Schwester beerdigt werden." sagte er kurz, in einem schmerzhaften Ton, als würde ihm der Schmerz um das Ableben Na'reen's mehr zu Herzen gehen, als Randelon selbst. Ein leichtes Nicken war alles, was Randelon ihm noch entgegenbrachte, bevor sie sich an den Tisch setzten und Shéran einen Eintopf servierte.

(bitte nicht antworten)

Posted: Sun Apr 25, 2004 2:10 pm
by Randelon Morgental
Es war viel Zeit vergangen, die Randelon im Haus von Shéran verbrachte und sich in seiner kleinen Kammer verkroch, wo er über alten Büchern schwelgte, die er schon längst kannte. Er wollte es nicht wahrhaben, auch nach der Beerdigung war in ihm eine große Leere, die er nicht zu füllen wusste. So saß er dort, Tag für Tag, vertrieb sich die Zeit mit sinnlosen Dingen und verlor langsam aber sicher seinen Verstand vor Verzweiflung. Er fand einfach keinen Sinn mehr darin, sich der Welt zuzuwenden; dieser schrecklichen Welt, die ihm all das nahm, was ihm lieb und teuer war. Auch in der Meditation fand er weder Ruhe noch Weisheit, die ihn in seiner verzwickten Lage helfen könnte. "Womit habe ich das verdient, ihr Götter? Was erzürnt euch, mir alles zu nehmen, was mir bleibt?", das war das einzige, was ihm im Sinn blieb und auch dies war es, worüber er jeden Tag nachdachte. Er musste einen Entschluss fassen, nach über einem Monat gedenkzeit musste er einfach irgendetwas tun, um diesem Wahnsinn seiner Gedanken zu entkommen und wieder klar im Geiste zu werden. Dann hatte er eine Lösung gefunden; wie eine Eingebung erschien es ihm: Es wird sein restliches Leben dem Gott Eldan widmen und in Einsamkeit und Abgeschiedenheit seine Gebete sprechen, um die Gunst dieses Gottes wiederzuerlangen. Eine andere Möglichkeit gab es, seiner Sicht nach, nicht für ihn. Sein "altes" Leben musste er hinter sich lassen und ein neues beginnen, um Eldan seine Zuneigung auszudrücken, denn Weisheit war das einzige, was ihm nun noch helfen konnte. "Ich werde mein Leben nicht mehr so wahrnehmen, wie es war, ab dem heutigen Tage soll ich Shór'kan Elshân'ah heissen und als Einsiedler meine stillen Gebete sprechen. Mögen mir die fünf beistehen". So geschah es, dass er seinen Entschluss gefasst hatte und sich schon Tags darauf auf seine lange Reise machte, wohin ihn der Weg auch führen mochte.

(bitte nicht antworten)