Chiara's erste Schritte

General roleplaying - No OOC-posts, please! / Allgemeines Rollenspiel - Bitte keine OOC-Posts!

Moderator: Gamemasters

User avatar
Chiara
Posts: 284
Joined: Thu Jul 06, 2006 9:08 pm

Post by Chiara »

Die Tage vergingen...
Die innere Ruhe kehrte in ihr zurück und mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen beendete sie ihre Morgengebete.
Jedoch schloß sich meist ein sehnsüchtig klingendes Seufzten an, da sie Gryphius schon Tage nicht mehr sah.
Das Vetrauen war noch nicht ganz auf ihrer Seite, jedoch stimmte sie sich ruhig und versuchte nicht wieder in die selbe Panik zu verfallen, wie sie es einst tat. Das ganze Szenario mit Sima, Gryphius und Blaithin war ihr noch heute, Tage später, unendlich peinlich.
Aber konnte man es ihr verdenken?
An ihr selbst nagte die Angst ... Angst wieder jemanden zu verlieren ... schlimmer noch! 'Ihn' zu verlieren, ihn den sie unendlich begehrte und liebte.

Das Tanzen ... sie nahm es wieder auf.


Image

Übte täglich, und versuchte sich selbst aus all der Kleidung, die sie einst trug, etwas atemberaubenes zu nähen und sie kam ihrem Ziel sehr schnell näher. Ebenso beruhigte das Tanzen sie und mit jedem Tag mehr, beruhigte sich auch ihre Angst des Verlustes.

Aber wirklich glücklich war ihr Herz dennoch nicht.
Es schien sogar sehr geknickt, sobald sich ihre Gedanken mit Nerian befassten.
Sie konnte sich unschwer ausmalen das es je so sein würde, wie es einmal war.
Zwischen ihre tiefe Freundschaft hat sich eine dicke Mauer geschoben.
Seitdem er sie über seine Gefühle unterrichtete, hatte sie Angst sich ihm so zu geben wie sie es einst tat. Stehts hatte sie Angst ihm Hoffnungen zu machen, und Gespräche wurden oberflächlicher.
Sie ließ ihn kaum mehr an ihrem Leben teilhaben, dabei gab es so viele schöne Dinge die sie ihm gerne erzählt hätte, als Freund. Aber sie unterließ es und genau das schien der falsche Weg gewesen zu sein.
Sie wand sich verzweifelt an ihre liebe Freundin Samantha, und betete zu den Göttern, das er Samantha Gehör schenkt, sich ihr öffnet und auch versteht wie es ihr die ganze Zeit ergangen ist.
User avatar
Sima L. Séregon
Posts: 225
Joined: Mon Jun 06, 2005 8:02 am
Location: Tol Vanima
Contact:

Post by Sima L. Séregon »

Sima traf Chiara immer seltener, schüchtern sieht sie auf den Boden, wenn sie sie sieht.

Zu tief sitzt das schlechte Gewissen bezüglich Gryphius und Blaithin.
Zu tief der Schock Chiara und Gryphius beinahe auseinandergebracht zu haben und ausgerechnet mit ihren irrsinnigen Ängsten.
Zu rief der Schmerz ihre Mistress wieder zu haben mit der Gewissheit, sie wieder zu verlieren.

Es wühlt so vieles in ihr, so dass sie es gar nicht feiern kann, dass gerade ihre Mistress Chiara befreite.

Mit blassem Gesicht lehnt sie an der Mauer der Stadt.

-Chiara, ich hoffe es geht Euch gut und Ihr seid froh mit Eurer "Erlösung". Ehrlich gesagt, ich beneide Euch. Ich würde lieber als Tier unter den Tieren leben, denn dort gibt es keinen Verrat, keine Intriegen......keine Lügen.- flüstert sie leise, während sie nachdenklich in die Ferne blickt.
-Ich wünsche Euch viel Glück und das Sirani Euch beschützen wird.-
User avatar
Chiara
Posts: 284
Joined: Thu Jul 06, 2006 9:08 pm

Post by Chiara »

Frustriert zog sie von dannen, Gryphius seinen ersehnten Schlaf schenkend und wieder ... verlief alles anders, als sie es sich in ihrerFantasie ausgemalt hatte.
"Hach, was ist nur los!? Warum ist es so schwer einfach nur glücklich zu sein..." sprach sie mit geknickter Stimme, ebenso leise aufseuftzend und begann kleine Steinchen in den Fluss, an dem sie saß, zu werfen.

-Plopp-

Der schwarze Schleier der Nacht hatte sich über die Insel gelegt und ebenso zog sich ein dunkler Schleier über sie selbst, ein Gemisch aus Unverständniss und des Unglücklich seins.
Schaute sie über die Schulter, konnte sie die schwachen Umrisse ihres Liebsten erkennen, der im Gras darniederlag und allmählich in das Land der Träume überglitt.


-Plopp-

Sie schüttelte den Kopf, den Blick von ihm wendend. "Ob ich wohl wieder etwas falsches gesagt habe, das er plötzlich mit schnippischen Worten um sich warf?"
dachte sie bei sich und begann wirklich an ihrer Selbst zu zweifeln.

-Plopp-

Der Abend verlief alles andere als 'gut'. Die Stimmung war zunächst unterkühlt, bis dann ganz langsam die Flammen aufflackerten, und gerade als sie sich, wie ein Kaminfeuer um die Holzscheite schlängelten, sich daran labend, erloschen sie ... als hätte jemand einen Eimer Wasser darüber geschüttet.

Seit Tagen wanderte sie umher, keine innere Ruhe findend, sehnsüchtig die Umgebung absuchend, in der Hoffnung 'ihm' zu begegnen und ihm um den Hals zu fallen ... aber als sie ihn sah, das Schauspiel seiner Narretei beobachtend, wurde all das nichtig.


-Plopp-

"Verlange ich zu viel? Ist es zu viel seinen Gefühlen zu folgen?"
Auch wenn er sich wohl sicher wahr das es sich bei 'ihr' zumeist um eines drehte. Aber dies konnte sie guten Gewissens von sich weisen. Jedoch fühlte sie sich auch nicht ernst genommen, ihm zeigend das sie sehr wohl im Stande ist mit ihm im Dunkel, auf einer Wiese zu sitzen, während die Sterne den Nachthimmel zierten und einfach nur mit ihm zu reden. Nein, stattdessen gibt er dann provozierende Worte von sich, die sie sehr wohl erzürnten. Und genau dann, stieß sie bei ihm auf Unverständniss.

-Plopp-

"... als würde sich plötzlich das Blatt im Winde drehen. Damit umzugehen erscheint mir schwerer als ich dachte. Aber kann dies liebreizend Blatt nicht 'einmal' still daliegen und sich einfach nur von der sanften Brise umspielen lassen. Aber natürlich dies ist unmöglich."

-Plopp-

Die kristallblauen Augen ruhten ausdruckslos auf der unruhigen Oberfläche des Wassers, ihre Gedankengänge überschwemmten sie und es blieb nicht aus das ihre Augen langsam aufglänzten. Tränen des Frustes, der Sehnsucht und des Schmerzen bahnten sich langsam den Weg über ihre Wangen, während sie immerzu kleine Steinchen in den Fluss warf.

-Plopp-

"So sind die Männer nun einmal." hatte Samantha ihr gesagt, als sie sich in ihren Armen wiegte und ihren Kopf, geborgen fühlend, gegen ihre Schulter lehnte.
"Aber es ist so nervenzerrend. Vermag mein Leben denn stehts in diese verqueren Bahnen umherirren ... warum kann es nicht endlich mal auf eine Schiene springen, geradlinig, ohne Kurven oder Ecken. Nur einmal!" ihre Stimme erhob sich leicht, ob der Wut die in ihr aufquoll. Sofort huschte ihr Blick prüfend zu ihm und kurze Zeit später, als sie keine Regung seinerseits feststellen konnte, beruhigend zurück zum Fluss.

-Plopp-

Sie erhob sich langsam, wischte mit dem Handrücken über ihre feuchten Wangen und schüttelte das lange, dunkelblonde Haar zurecht. Der Mantel wurde sanft ausgeklopft und die Tasche über die Schulter gelegt.
Aber anstatt sich ihr sehnsüchtig' Herz zu seinem bettete, setzte sie mit enttäuschter Miene ihre Schritte fort von ihm...
User avatar
Gryphius
Posts: 407
Joined: Mon May 01, 2006 12:06 am
Contact:

Post by Gryphius »

Erfüllt von neuem Enthusiasmus nahm Gryphius Augenmaß an dem öden Landstrich, auf dessen Boden, so hoffte er, bald seine neue Idee fruchten werde, nun da er sich die entsprechenden Fertigkeiten im Selbststudium angeeignet hatte. Viele Tage hatte er fleißig damit zugebracht, Bäume zu pflanzen und anschließend zu fällen - körperliche Tüchtigkeit deuchte ihm das beste Mittel, von seinen zahlreichen Lastern wegzukommen, von denen zweifelsohne die Schwerenöterei die problematischste war. Denn obgleich er Chiara niemals betrogen hatte, ertappte er sich doch immer wieder dabei, wie er anderen Frauen schöne Augen machte.

Erstaunlicherweise war es ein Dieb, der ihm just jene Einsicht besonders einprägsam vor Augen führte - der mysteriöse "Rabe", der Chiara für sich begehrte, jedoch sich fortwährend durch seine harrschen Worte selbst ein Bein stellte. Jener hatte versucht, Gryphius einzuschüchtern, indem er ankündigte, seine Augen auf ihm wachen zu lassen, und ihn zu strafen, sollte er Chiara missezutun wagen. Wenngleich Gryphius kein Anzeichen von Furcht zeigte, als ihm da dieses mysteriöse Wesen die Dolchspitze an seinen Bauch hielt, so verfehlten die Worte des Raben doch nicht dessen Ziel: Er begann zu begreifen, dass er ein ganz besonderes Privileg genoss, und mehr unternehmen müsse, um es zu wahren.

Und wieder sprach er zu sich selbst:
»Verbaue es dir nicht schon wieder, Gryphius - wenn du dieses anmutige Wesen halten willst, wirst du deiner alten Gewohnheiten abschwören müssen. Wenngleich die Zeit mit Aleytys noch nicht in allzu großer Ferne zurückliegt, so musst du lernen zu begreifen, dass nich alle Frauen eine ähnliche Einstellung zur Treue vertreten, wie 'sie' es tat. 'Zeige' Chiara, was sie dir bedeutest. Lasse sie 'fühlen', wie sehr sie dir am Herzen liegt - dass du für sie tausend Wegstunden laufen würdest, um sie nur für die Dauer eines Wimpernschlags zu erblicken...dass du dich auf jedwedes Ungetüm stürzen würdest, welches ihr nach dem Leben trachtet...dass du für sie 'sterben' würdest...weil du sie liebst.«

Dies ihr vor Augen zu führen setzte er sich als Ziel - doch wie? Lieder reichten scheinbar nicht aus, um Chiaras verlangendes Herz auf Dauer zufriedenzustellen, ebenso wie ihre Momente der Leidenschaft. Doch auch weder Geld noch Geschmeide vermochte er aufzubieten, wenngleich er wusste, dass sie sich gewiss nicht mit weltlichen Dingen verblenden ließe. »Nein, nein...es muss etwas...'besonderes' sein.« Grübelnd saß der Barde darnieder, und zupfte an den Saiten seiner Laute, in der Hoffnung, ihre Klänge mögen seine Gedankengänge in Schwung bringen. Eine neue, schwierige Aufgabe lag vor ihm. Diesmal waren seine ganze Fantasie und sein Scharfsinn gefragt.
User avatar
Chiara
Posts: 284
Joined: Thu Jul 06, 2006 9:08 pm

Post by Chiara »

Missmutig trugen ihre Schritte sie näher nach Varshikar, ihr Gang war geknickt, kraftlos und schlurfend zog sie die Füße nach. Die heißen Tränen die über ihre zarten Wangen liefen und sich selbst in ihren hellblauen Augen auftürmten nahmen ihr die Sicht und legten einen Schleier über die Umgebung in der sie hilflos umherwandelte. Immer wieder meldete sie sich mit zitternd, stockender Stimme und ein jedes Mal waren es die selben leisen Worte "Gryphius, nein ... mein Herz. Dies kann ... nicht das Ende ... sein".
Ihm allein gehörte ihr Herz, sie vermachte es ihm, ihm allein und nun, da alles aussichtslos schien und er ging, nahm er dies mit sich. Wie ein Abbild ihrer Selbst wandelte sie umher, die Augen gerötet, ihr Gesicht durch den Seelenschmerz gezeichnet. Ein leises Schluchzen drang in die ruhige Nacht, als sie in der Ferne Varshikars Oase erkannte. Der kleine See funkelte einladend, wie ein polierter Spiegel. Im warmen, weichen Sand ließ sie sich auf die Knie sinken und vergrub das Gesicht in den Händen. Sie ließ ihren Tränen freien Lauf, sie ließ ihren tiefen Schmerz heraus, egal ob es jemand hören mochte oder nicht. 'Wieder' hatte sie einen heiligen Schatz ziehen lassen, unfähig ihn auch nur aufzuhalten ... denn sie wusste, würde sie bei ihm bleiben, würde ihre schmerzende Seele nie zur Ruhe finden würde ... oder?


"Auf immer wird mein Herz dir gehören ... nur 'du' bist in dessen Besitz. Ich habe es versucht, so lange gekämpft ... so lange. Geh' deiner Wege und lebe dein Leben wie du es für richtig hälst, aber 'ich' bin nicht imstande daran teilzunehmen..."
User avatar
Gryphius
Posts: 407
Joined: Mon May 01, 2006 12:06 am
Contact:

Post by Gryphius »

Nach einer unruhigen Nacht erhob Gryphius sich, und wischte sich über die beschatteten Augen. Er war wieder allein - niemand leistete ihm in seinem Nachtlager Gesellschaft. Gewohnt war er es, die wenigen Tage, die er in der Woche aufzubringen vermochte, um sich mit jener zu treffen, als allererstes an einem neuen Tage in Chiaras anmutiges Antlitz zu blicken...seine Hand nach diesem auszustrecken, es zu liebkosen, und mit einem sanften Kuss schließlich aufzuerwecken, sollte dies nicht schon der Fall sein. Dies war die liebgewonnene Gewohnheit, doch wo sich sonst Chiaras Leib im Gras niedergelegt hätte, tat sich nun gähnende Leere auf. Zuerst wähnte er sich in einem grimmen Traume, ehe er sich die Augen rieb, und gewahrte, dass die fürwahr das sinistre Antlitz der Wirklichkeit sei.

Was war nur geschehen? Die vergangenen Tage war Gryphius immerzu in Varshikar gewesen, hatte unentwegt Bäume gepflanzt und sie wieder abgeholzt, damit sie und er auch ein Auskommen finden würden. Nicht zuletzt auch hatte er sich darin die Hoffnung gesetzt, seinem Laster der Schwerenöterei entrinnen zu können, und dies Bestreben schien auch von Erfolg gekrönt zu sein. Die Bretter in seinem Lager türmten sich auf, und immer geschickter wurden seine Hände in dieser wiedererweckten Profession, die er zuvor lange Zeit hatte brach liegenlassen.
»Schon mehr als 500 Klafter - ich könnte schon fast meine eigene Stadt bauen.«

Doch so begab es sich, dass es ihn eines Tages in den Stadtmoloch von Troll's Bane zog, um etwas Schweinefleisch zu besorgen. Er wollte Thurbert, annlässlich dessen Krönung, einige Biergebrühte Würste zum Geschenk machen. In seiner Pause gesellte er sich zu den Stadtwachen Gerron und Edward, und scherzte mit ihnen. Auch Chiara war zugegen, führte eine Unterredung mit Magnus, doch blickte Gryphius an, wie sie es immer getan hatte: Mit blau glänzenden Augen, voller Liebe, voller Hingabe. Als sie zu einem späteren Zeitpunkt mit Magnus das Freie betrat, und sich auch Gerron verabschiedet hatte, blieben er und Edward alleine zurück.

Edward war sehr mürrisch, da sein Posten in der Stadtwache ihm bei weitem nicht das zu bieten vermochte, was er sich erhofft hatte: Jeden Tag aufs Neue müsse er alle möglichen Schimpftiraden über sich ergehen lassen, und auf seinen Sold warte er noch bis zum heutigen Tage - Fooser schien in der Tat mehr darauf bedacht zu sein, sich Königsallüren zu gönnen, als sich um den Erhalt seiner Stadtwache zu kümmern. Als Eviliel dann die Taverne betrat, deuchte ihm eine Möglichkeit, Edward ein wenig aufzuheitern: Seit der Zeit, da er dieses reizende Geschöpf kannte, hatten Eviliel und er schon des Öfteren die Taverne mit Leben erfüllt, indem er die Laute schwang, und 'sie' dazu ihre Hüften - und auch diesmal sang er ein fröhliches Lied, zu dem Eviliel tanzte. Und der Erfolg schien der gewünschte zu sein - Edwards Stimmung hob sich wieder.

Durch das Herumgetolle ermattet, wollte sich Gryphius im Anschluss wieder nach Varshikar zurückziehen, doch Eviliel flehte förmlich, dass er noch ein wenig bleiben möge.
»Nun, wenn du darauf bestehst, werde ich ein wenig Zeit für dich erübrigen - unter der Bedingung, dass du dafür Sorge trägst, dass ich mich nicht langweile.« sprach er zu ihr mit einem schelmischen Grinsen. Doch dies verblasste wieder, als Merenwen ihn auf Chiara aufmerksam machte, welche in der Ecke saß, und dies still beobachtet hatte. Ihr Blick verriet, dass sie wenig angetan von diesem sich darbietenden Schauspiel war, und so beschloss Gryphius, mit ihr ins Freie zu gehen, und die Verhältnisse mit ihr zu klären.

Doch schon früh im Gespräch zeichnete sich ab, in welch fatale Richtung dies steuern würde. Nicht ein Wort der Verteidigung, welches er Chiara vorbrachte, trug irgendwelche Früchte - unnachgiebig war sie, akzeptierte weder Entschuldigungen noch neuerliche Vertrauens- und Liebesbekundungen. Sie hatte ihre Schlüsse gezogen, und die Konsequenz, die sie daraus ziehen würde, stand fest: Alle gemeinsamen Momente - ihre Abende in der Varshikarer Wüste, ihre Tänze, das gemeinsame Anlegen eines Laubwaldes, sollten auf einen Schlag...verloren sein. Und das nur eines einzigen Satzes wegen, den er einer guten Freundin hatte zukommen lassen. Eines verschwindend geringen, kurzen Aufflackerns seines Lasters, dem er sich doch nun schon einige Zeit mit Erfolg entzogen hatte. Ein Moment der Schwäche...der nun seinen ultimativen Zehnt forderte. Einmal mehr hatte er sich durch seinen Leichtsinn und seine Unbedarftheit etwas Großartiges verspielt.

Als er die Ausweglosigkeit der Lage erkannte, zog er von dannen, und reiste so schnell wie Möglich nach Varshikar zurück. Laut mit Verwünschungen um sich werfend setzte er sich vergrämt inmitten des eigens angelegten Waldes nieder, und bettete seinen Kopf auf die angewinkelten Knie.
»Nun...soll es das gewesen sein? Eines einzigen harmlosen Satzes wegen?« Wütend schlug er mit seinem Hinterkopf gegen den Baumstamm hinter sich. Nimmer wäre es ihm in den Sinn gekommen, Chiara zu betrügen - da konnte er auch noch so vielen Frauen schöne Augen machen: Mit einer von ihnen mitzugehen, wäre ihm in seinen kühnsten Träumen nicht eingefallen. Noch viele Freuden hatte er Chiara bereiten wollen, hatte schon große Pläne für ihre Zukunft gefasst. Doch nun war alles hinfällig. Die einzige Blume in der Einödnis war nun verblüht, und nun war er wieder da, wo er zu seiner Ankunft auf der Insel bereits gewesen war: Allein und verlassen.

Wie üblicherweise, wenn derlei Dinge geschahen, schnellte Gryphius wieder empor, und rannte barfüßig durch das trockene Unterholz, um sich selbst für seine Zügellosigkeit zu züchtigen. Er hätte es wissen müssen - Chiara lag sehr viel an Treue, und schon ein verstohlener Blick in die falsche Richtung reichte aus, um in ihr das Feuer der Eifersucht zu schüren, welches diesmal einen Brand entfacht hatte, der alles, was sie gemeinsam aufgebaut hatten, verzehrt hatte. Er rannte und rannte, immer schneller, immer weiter, um sich für seine Narrheit zu strafen. Als er sich erschöpft mit zerkratzten Füßen wieder am Fuße eines Baumes niedersetzte, gingen ihm alle möglichen wirren Gedanken durch den Kopf. Angestrengt ließ er all seine Versäumnisse an seinem inneren Auge vorbeiziehen, angesichts derer er nur sein Gesicht in seine Hände betten konnte. Keine Träne rann über seine Wange, eitel wäre es gewesen, die Verkettung an neuerlichen Verfehlungen, die er sich geleistet hatte, zu beweinen.
»Es gibt keinen Ausweg... ich bin wohl dazu geschaffen, Frauen mit Kummer zu überziehen.« Eine Weile saß er schweigend danieder, bis schließlich noch zwei Worte über seine Lippen kamen: »Nie wieder!«

Er packte sein Beil aus, und ließ sie mit ungestümer Wut auf den Stamm des nächsten Apfelbaumes niedersausen, von Enttäuschung über sich selbst geschüttelt, dass er so viele schöne Dinge durch einen geringen Fehltritt in einem Moment der Schwäche nun ins Absurde geführt hatte. Und nicht nur das: Der "Rabe" würde davon auf kurz oder lang erfahren. Und dann wäre Gryphius' Leben nicht einen Pfifferling mehr wert...wenngleich es ihm schon jetzt als nur wenig erhaltenswert deuchte.

Er hatte versagt.
User avatar
Eviliel Eandil
Posts: 42
Joined: Sat May 27, 2006 10:37 pm

Post by Eviliel Eandil »

Eviliel steuerte die Taverne an, weniger um sich zu amüsieren als um ihren Kummer zu ertränken. Seit Keran verschwunden war hatte sie kaum noch Freude an dem was sie tat, auch wenn sie es äußerlich nicht zeigen wollte. Sie konnte nichts mehr tun ohne ständig nachdenken zu müssen warum er einfach von einem Tag auf den nächsten fort war.
Als sie in der Taverne Gryphius erblickte hellte das ihr Gemüt ein wenig auf. Sie verehrte ihn, nicht in irgend einer romantischen oder anzüglichen Weise, sondern als einen wahren Freund der stets für sie dagewesen war. Jemanden den sie jetzt dringend brauchte. Sie wollte sich ihm nicht aufdrängen, gerade da er im Gespräch mit einem anderen Mann war und sie sprachen leise, also wollten sie nicht dass jemand einfach zuhörte. Und sie wollte sich sowieso erst einmal Mut antrinken. Als Gryphius sie um einen Tanz bat sagte sie zu, vielleicht würde das sie sogar wieder ein wenig aufheitern, wie in den alten Tagen. Tatsächlich half es ihr, ein wenig. Gryphius Wortduell mit Edward half auch, und sie konnte sogar die eine oder andere spitze Bemerkung herausbringen. Aber es rumorte immer noch in ihr. Sie musste sich aussprechen. Als Gryphius ausgerechnet in dem Moment gehen wollte, bettelte sie ihn regelrecht an, zu bleiben. Sie brauchte jemanden der ihre Einsamkeit stillen konnte. Sie hatte nicht bemerkt dass Chiara inzwischen angekommen war bis Merenwen Gryphius ansprach. Chiara saß hinter ihnen, und sie war wütend. Gryphius ging mit ihr vor die Tür um sich auszusprechen, und Eviliel blieb wieder allein zurück. Allein mit ihrer Flasche... Sie trank immer mehr und wartete auf seine Rückkehr, obwohl ein Teil von ihr wusste dass er nicht zurück kehren würde. Und sie wusste warum, und der eine Satz den sie von dem Gespräch draußen hören konnte zementierte diese Erkenntnis. Es war ihre Schuld. Mit jeder Minute die sie dort saß, und jedem Becher Wein drängte sich ihr immer mahr ein Gedanke auf. Rothman hatte Recht. Arameh hatte Recht. Ihr Vater hatte Recht. Sie war nur eine verantwortungslose kleine Hure die nichts besseres verdient hatte. Sie hatte Keran nicht verdient. Sie hatte Gryphius nicht verdient. Sie sollte irgendwo hin gehen wo niemand war dem sie weh tun konnte... hätte sie denn überhaupt noch stehen, geschweige denn laufen können. Irgendwann kam Eirik zu ihr an den Tisch und sie unterhielten sich. Über Troll's Bane, Fooser und dass die Stadt vor die Hunde ging. Es interessierte sie nicht mehr wirklich. Wenigstens war jemand da... jemand dem sie wahrscheinlich auch noch weh tun würde...
Sie wartete darauf dass er wieder ging, bevor sie auf dem Tisch einschlief...
User avatar
Chiara
Posts: 284
Joined: Thu Jul 06, 2006 9:08 pm

Post by Chiara »

Stumm saß sie da, noch lange ... bis tief in die Nacht hinein, als Magnus schon lange gegangen war und sie die Taube, so wie sie es versprach, für Gryphius vorbereitete. 'Natürlich' gelang es ihr nicht wirklich, all das niederzuschreiben was ihr auf der Seele brannte. Nicht einmal das ihr Herz nach ihm verlangte. Ihre Gedanken überschlugen sich, mehrmals hielt sie mit der zittrigen Hand inne, die die Feder hielt, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, die selbst vor dem Pergament keinen Halt machten und es stellenweise durchtränkten.
Sie versuchte ihre Gedanken zu ordnen, aber es fiel ihr alles andere als leicht, bis sie aufgab ... . Ein Bruchteil von dem was ihr eigentliches Ziel war, stand in dem Brief, als sie sie durch Hilfe einer Taube in die Lüfte schickte.

Tagen vergingen ... der Schmerz wollte nicht enden ... die Hoffnung verloren. Selbstvorwürfe überkamen sie, so heftig das sie sich selbst Leid zufügte und auf fast schon sadistische Weise schien ihr es Spaß zu machen, als sie mit einem Schmunzeln ihre Haut aufritzte.
Erst am nächsten Morgen betrachtete sie ihre Wunden mit einem Stirnrunzeln. Doch selbst in dem Augenblick kam keine Einsicht, im Gegenteil...

Aber was sollte das? Wozu das Ganze? Fragen auf die sie keine Antwort wusste, jedoch ... ihr nächster Schritt, nach den endlosen Tagen der Warterei und keinem Zeichen von ihm, ließen sie dazu veranlassen den Kampf aufzugeben. Auch wenn dieser noch nicht einmal im entferntesten angefangen hatte, aber sie konnte die Schuld nicht von sich weisen, 'alles' ruiniert zu haben, im Zuge der Eifersucht.

Alles schien egal. Sie wollte stark sein, sie wollte sich und ihm beweisen das sie noch eine Chance hatten, aber es schien als würde sie der Selbstmitleid zerfressen. Niemand sollte in ihr schmerzerfülltes Antlitz schauen. Und um sich völlig zu ergeben, auch mit der Gewissheit wieder gejagt zu werden ... legte sie ihre alten Sachen an und umhüllte ihren schlanken, grazilen Körper mit dem roten, leicht transparenten Stoff.


Und so saß sie, unter einer Palme, umhüllt von den roten Schleier, so wie sie einst ein jeder kannte ... allein.


Image
User avatar
Matron
Posts: 1625
Joined: Mon Jul 31, 2006 2:12 pm

Post by Matron »

Fluchend fegt er die Dekoration vom Tischchen im Hospital und setzt sich mühsam in den Sessel. Weiterhin leise Verwünschungen murmelnd nimmt er das große, längliche Holzstück zur Hand, es aber sogleich auf die Platte donnernd.
„ ... so ... verdammt dumm ... “ , verlässt es zischend seinen Mund, als er beginnt, mit dem Hobel grobe Stücke aus dem Holz zu schneiden.
Das mehr und mehr ergrauende Haar schlackert wild umher, wenn sein Oberkörper sich im Takt vor- und zurückwiegt. So konzentriert seine Hände aber auch das Werkzeug zu führen scheinen, so besorgt und bestürzt blicken seine grün leuchtenden Augen.
Fetzen ihrer Unterhaltung am Meer schiessen ihm durch den Kopf.

„ Wie lang gibst du ihm noch? “
„ Ich würde ihm Jahre geben ... auch wenn ich manchmal hin und hergerissen bin ... “
„ Mh? ...was genau meinst du ... ? “
„ ... das Spiel mit dem Feuer. “

Magnus’ Finger fahren prüfend über den Holzscheit, den er in die richtige Form gebracht hat. Danach greifen seine Hände automatisch zu dem Schnitzmesser. Leise seufzt er, immer noch an ihre Worte und seine nächste Frage denkend.

„ ... welche Grenzen setzt du dem „Spiel“ ... ? “

Trotz der angenehmen Wärme, die im Hospital herscht, schaudert er leicht und zieht die Robe enger um den Beinstumpf, als ihre kühlen aber nicht minder ernsten Worte erneut aufzuklingen scheinen:

„ Keine ... solange Gefühle rausbleiben ... “

Magnus hält inne. Das Schnitzmesser noch in der Hand wird sein Blick dunkler.
Klar sieht er Chiara und sich westlich von Bane am Wasser sitzen. Sie an den Apfelbaum gelehnt und ernst ins Wasser sehend ... sich selbst, wie er auf dem Rücken liegt und sie nachdenklich anblickt ehe er zurück zu den stetig leuchtenden Sternen sieht.

„ Sprich dich aus, Magnus. “
, dringt ihre Stimme auffordernd an sein Ohr durch und er antwortet nur knapp:
„ Was soll ich sagen ... ? “
„ Was du denkst. “
„ Es gefällt mir nicht ... aber es ist deine Entscheidung. “
„ Ich sage nicht das ich mir Opfer suche, um dann mit ihnen Spaß zu haben. “
, schnappt sie leicht gereizt.
„ Was dann..? Willige „Opfer“ ... ? Durchreisende? “
„ Sollte sich etwas ergeben ... warum nicht. Was die Narren können, kann ich wohl auch. Und ich muss mich nicht mit Eifersucht oder sonstiges rumplagen. Und warum auch nicht? Zu mehr schein ich ja nicht gut zu sein.“

Vor seinem Inneren Auge sieht Magnus, wie er sich mühsam etwas aufrichtet und die, an sie gerichteten, Worte verlassen ungewollt lautgesprochen zum zweitem Male seinen Mund.

„ Red keinen Mist, Chiara! “
, verhallt seine harsche Stimme im Behandlungsraum des Hospitals.
Danach holt er zischend Luft und betrachtet seine blutende Hand, die vor Erregung die Scharfe Klinge des Messers umschlossen hatte.
In Gedanken versunken schnappt er sich eine Verbandsrolle aus dem Regal und wickelt sie sich missmutig um die Hand.

Zurückgelehnt betrachtet er dann das Holzstück. Sein neues Bein musste heute noch fertig werden, wenn er Samantha nicht beunruhigen wollte.
In Gedanken verflucht er sich selbst, als ihm das Bild vom dem wegfliegendem Bein, dessen Verschlüsse rissen waren, durch den Kopf gehen. Von ihren Worten und dem kurzen Streift, der folgte, aufgebracht hatte er sich so einen kleinen Teil des Frustes vertrieben, war dann aber nicht länger bei ihr geblieben und mühsam, fast kriechend, nach Bane zurück.

Tief atmet er ein, versuchend, den Kopf klarer zu bekommen, und schnitzt weiter, einen leisen Satz, einen Schwur, murmelnd:

“ So weit wirds nicht kommen ... „
User avatar
Chiara
Posts: 284
Joined: Thu Jul 06, 2006 9:08 pm

Post by Chiara »

Fassungslos und mit einem wahrlich brodelndem Feuer in ihrer Selbst, rauschte sie nach dem Streit mit Samantha aus der Taverne. Das einzige was man durch die Strassen tanzen sehen konnte, war der leuchtend rote Schleier, der beinahe feurig im Wind wehte als sie ihre eiligen Schritte Richtung Nordtor lenkte. Immer wieder zischten scharfe Worte über ihre Lippen, die aber zeitgleich auch fassungslos klangen.
"Was fällt ihr eigentlich ein!? Kann diese Frau nicht einfach 'akzeptieren', anstatt sich nur immer mehr in Dinge zu verbohren um dann das schlimmste aus der ganzen Situation zu machen?"

"Das bist nicht 'du' die da spricht!" hallte Samanthas verzweifelte Stimme noch immer in ihren Ohren.
"Pah, was weiß 'Sie' denn schon. Da kann man erst sehen das noch keiner mein wirkliches Ich kennt."
murmelte sie mit spöttischem Ton, als sie auch schon aus der Entfernung die Umrisse ihrer selbstgepflanzten Bäume sehen konnte, die prächtig auf der Wiese standen ... an 'ihrem' Platz.
Tief seufztend nahm sie Platz, die Frustrierung sprach aus ihrem Gesicht, als ihr scharfer Blick das Meer abtastete.

"Gibt es überhaupt noch jemanden da draussen der mich versteht..." murmelte sie und im selben Augenblick türmte sich ein Bildniss vor ihren Augen auf, das Bildniss eines Mannes. Seine Zotteln hingen ihm ins Gesicht und grau-blaue Augen funkelten dazwischen hindurch, erst begierlich, dann sehnsüchtig und als sich das Bildniss plötzlich mit dem Rücken zu ihr kehrte und in ihrem Sichtfeld immer kleiner wurde und zu verblassen drohte, drehte sich der Kopf noch ein letztes Mal zu ihr. Die grau-blauen Augen funkelten stechend scharf hervor, Kälte entsprang ihnen und diese Kälte kroch langsam auf sie zu ... bis sie heftig anfing zu blinzeln und erschrocken nach Luft schnappte. Entsetzt fuhr sie umher und sah sich um, bis sie sich verwirrt unter einen Baum verkroch und sehnsüchtig aufseufzte.
User avatar
Gryphius
Posts: 407
Joined: Mon May 01, 2006 12:06 am
Contact:

Post by Gryphius »

Der frühe Nebel zog sein Kleid zurück und offenbarten den Blick auf die mächtigen Baumreihen der nördlichen Gebirgswälder. Die Grillen verstummten, und allmählich begab das Wild sich auf die morgentliche Nahrungssuche, wobei sie sich nicht von den Klängen stören ließen - traurige Klänge einer einzelnen Laute, die einsam und verlassen durch die Wälder streiften, wie es gleichwohl ihr Urheber nunmehr schon Wochen getan hatte. Eine Stimme erhob sich, schwermütig, doch auch klar und rein wie der Morgentau auf den Blättern der Bäume, und stimmte einen Gesang an ... Gesänge, welche von Trauer, Verlust und der Sehnsucht nach besseren Zeiten kündeten:

»Die Gräser grün und weich wie Wolle
welch Wohlgefühl sie auf der Haut.
Von warmer Seeluft stets umwöhnt
der herrlich' Duft mir wohlvertraut.

Auch stetig durch der Natur Wohlklang
die duftend' Luft ward ausgefüllt.
Und stets ward ich, wenn ich sie beschritt
von Wohlbehagen eingehüllt.

Oh grüne Eb'nen von... von...
wie miss ich euch, wie miss ich euch.«


Wann immer ein Lied endete, ging das Lautenspiel und die Stimme gleich in das nächste über, und nicht eher verstummte die Stimme, bis der morgendliche Nebel sich zur Gänze gelichtet hatte. Fast sein ganzes Gesangbuch hatte Gryphius diesen Morgen gesungen, doch wie auch das Sonnenlicht, welches nun, da der Nebel entschwunden war, zu ihm durchdrang, vermochte es ihm keinen Trost zu spenden. Niemand war da, der seinen Liedern Interesse entgegenbrächte, oder ihn wenigstens anfahren würde, mit diesem Missklang einzuhalten.

Nein, es war niemand da - seine eigene Wahl war es gewesen, da er sich von diesem Eremitendasein versprochen hatte, wieder innere Kraft zu schöpfen, derer er nun dringend bedurfte, nun da er um die finstere Saat wusste, die in seinem Inneren wucherte. Die Wochen, die nun schon verstrichen waren, wollte er schon gar nicht mehr zählen - zu drückend war ihm die Einsicht, dass ihm im Grunde alles, was in seinem Leben Wert hatte, entronnen war.


»Ein Barde, der die Menschen scheut, fristet ein sinnloses Dasein.« hatte Aristeus zu Gryphius gesagt, als dieser sich für einen kurzen Moment nach Varshikar begeben hatte - und bei Adron und Sirani, wie Recht er doch damit hatte! »Ein Barde, der sich nicht unter Menschen begibt ... birgt den selben Nutzen wie eine einarmige Schere.« dachte Gryphius in sich, während er wieder seine Laute über den Rücken schnallte, um abermals eine ziellose Wanderung durch die Wälder anzutreten. Wohin, das wusste er nicht, und weshalb ebensowenig. Vielleicht, weil er auf der Suche war nach einer Welt, die jenseits von Schmerz und Verlust lag. Vielleicht auch war er auf der Suche nach einem Oger, der seine Keule zum tödlichen Schlag gegen ihn erheben würde, um ihn von seiner Mühsal zu befreien.

Oder...es war einfach eine Flucht. Eine Fluch vor sich selbst, gleichwohl ein stilles Eingeständnis, dass er nicht imstande war, 'ihr' zu schreiben, dass er sie wiedersehen wolle, obgleich sein Herz so sehr danach gierte. Nichts dergleichen Tat er. Von Scham erfüllt, ob der eigenen Feigheit, begann er einige Verse des Liedes vor sich herzuträllern, welches er für sie geschrieben hatte, in der unerfüllbaren Hoffnung, es möge über die Distanz zu ihr vordingen, um ihr Trost zu spenden.


»Von ei'm roten, samtig-weichen
Schleier ist ihr Leib umhüllt;
Blinkend Münzen am Geschmeide
vervollkommnet das schöne Bild.

Grazil ihr Gang und ihre Gestik:
Wenn elegant ihr Leib sich windet
weicht von ei'm jeden die Vernunft,
und die Selbstbeherrschung schwindet.«



Immer weiter lenkte er seine Schritte mit ungewissem Ziel...
User avatar
Chiara
Posts: 284
Joined: Thu Jul 06, 2006 9:08 pm

Post by Chiara »

Ein Schmunzeln umspielte ihre verschleierten Lippen, als sie sich von ihm entfernte ... ihn allein ließ. Allein ... ja, irgendwann hat alles ein Ende und so war dies Ende zwischen Gryphius und ihr nun endgültig. Nicht länger konnte sie seine Ansichten der Liebe handhaben. Es fiel ihr schwer dem Ganzen ein Ende zu setzen, auch wenn sie es ihm nicht zeigte. Die Blicke die sie ihm zuwarf waren ernst und entschlossen. Einerseits war es wie ein Befreiungsschlag, sie hatte Stärke bewiesen, auch wenn die Qual, die sie in sich trug, kurz davor war sie zu verschlingen. Aber sie brachte die Kraft auf einen Schlußstrich zu ziehen. Und dies auch noch friedlich. So wich ihr ernster Blick einem warmen und mit einem sanften Lächeln schloß sie ihn in die Arme, als 'Freund'.
Ihr Herz war gebrochen, so lange hatte sie um ihn gekämpft aber es tat sich genau das auf, wovor er sie schon seit Anfang an warnte. Er war nicht der Mann, nach dem sie suchte. Dennoch, auch wenn all die Qual und die sehnsüchtig' Stunden derzeit alles war woran sie denken konnte... so konnte sie nicht verneinen das er ihr auch wunderschöne Momente schenkte, die sie fest verankert in ihrem Herzen trug.

Das Schmunzeln wollte nicht aus ihrem Gesicht weichen, als sie ziellos der Strasse, durch Trolls Bane folgte. Sie fühlte sich befreit, entschlossen neue Wege zu gehen. Entschlossen, ja ... nun konnte auch sie endlich wieder "fliegen". Fliegen so wie er es tat, nur mit dem Unterschied, dies zu tun, wenn ihr Herz niemand anderen gehörte.
User avatar
Gryphius
Posts: 407
Joined: Mon May 01, 2006 12:06 am
Contact:

Post by Gryphius »

Gleichwohl mit dem abendlichen Nebelschleier erhob sich ein leiser, verträumter Klangteppich einer Laute in die Lüfte, dessen Urheber es sich im Südteil von Troll's Bane bequem gemacht hatte - so bequem jedenfalls, wie es ihm in diesem elenden Moloch möglich deuchte.

Im Gras saß Gryphius darnieder, und sang immer und immer wieder das Lied vor sich her, welches er einst Chiara gewidmet hatte - als eine von vielen Entschädigungen für die Mühsal, die er ihr oftmals durch seine Praktiken zugemutet hatte: Er war nicht in der Lage gewesen, ihr das zu bieten, wonach sie trachtete, zu lose lag seine Zunge, wenn er sich schönen Frauen gegenübersah. Zwar hatte er nimmer die Absicht verfolgt, Chiara zornig zu stimmen, oder sie gar zu betrügen, doch war ihm dabei entgangen, dass er sein Verhalten an anderen Maßstäben abmisste, als sie das tat: Was für ihn wenig mehr als eine Bagatelle war, nein, beinahe schon ein Ausdruck des bardischen Wesensgehalts, war für sie schon ein ächtungswürdiger Betrug.

Der schmerzliche Disput nach dem Zwischenfall um Eviliel, der sich eine Zeit lang allerdings wieder hatte lösen lassen, hatte die Flamme der Eifersucht zu einer Feuersbrunst anschwillen lassen. Doch je heftiger ein Feuer brennt, desto schneller verglimmt es auch wieder - und just Jenes war passiert, nachdem er Chiara einen weiteren Fehltritt offenbart hatte. Schon früh zeichnete sich ab, wohin diese Aussprache führen würde, und gewiss hätte die Angelegenheit ein böses Ende gefunden, hätten sie beide sich nicht auf ihre Vernunft besonnen, und ihren zahllosen schönen Momenten, derer es trotz allen Konflikten viele gegeben hatte, in Form eines freundschaftlichen Abschiedes Rechnung getragen.

Still saß er da, und trotz aller Schwermut war Gryphius, ob des einvernehmlichen Ausklangs, nicht unglücklich gestimmt: Beide würden sie nun einen Fundus an glücklichen Erinnerungen wahren, an den sie sich an grauen Tagen in sanfter Nostalgie zurückentsinnen könnten... und niemand würde mehr am Anderen leiden müssen.
»Habe ich versagt, oder nicht - ich weiß es nicht. Doch wohlgetan haben gewiss wir beide daran, die innere Stärke aufzubieten, voneinander wegzugehen... und doch voreinander das Antlitz zu wahren. Das macht sowohl für 'sie'...als auch für 'mich'...diese miteinander verbrachte Zeit zu einem Gewinn.«

Er ließ seine Laute verstummen, und legte sich auf den Rücken, sein verträumter Blick auf das nächtliche Himmelszelt gerichtet. »Mein Stern.« , so hatte sie ihn immer genannt. Nun... Sterne gab es ja zum Glück noch reichlich.

»Adron und Sirani mit dir, meine Wüstenblume.«
Post Reply