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Posted: Wed Nov 05, 2003 6:22 pm
by Elkrim
Verhängnisvoll, dass der Elb den Zettel nicht sah, den er den Abend vorher schrieb... Doch wer weiß schon, was das Schicksal damit bezwecken wollte und wann das Schriftstück gefunden würde, ob es überhaupt gefunden würde... Elkrim jedoch war an diesem Tag aufgewacht und hatte das dringende Verlangen die Stadt, der er gewahr wurde, sofort zu verlassen.
Irgendetwas zog den Elb hinaus, gen Nordosten... In die Tiefen der dortigen Wälder. Er war früh erwacht, so dass er niemandem auf seinem Weg begegnete. Der Schmerz, den die Narbe ausstrahlte war seit dem letzten stechenden bemerkbar machen nicht kleiner geworden. Was im Namen der Götter war das? Der Schmerz hatte seinen Kopf leergefegt; seine Beine schritten den Weg von allein, als wäre er in sein Unterbewusstsein eingebrannt...

Posted: Fri Nov 14, 2003 3:40 pm
by Elkrim
Schnell fand der Elb den Weg zu eben jener verhängnisvollen Stelle... Die, die all das ausgelöst hatte, was ihn jetzt bedrängt. Jenes Ereignis, das nicht nur ihn sondern auch andere in ein mehr oder minder großes Unheil stürzte. Das Loch, welches er damals grub war zu; vielleicht, weil es jemand nach den Geschehnissen zuschüttete, oder weil die Natur ihre Arbeit verrichtet hatte.
Dennoch waren es nur vage Bilder, die Elkrim verspürte, als er an den Platz kam, zu dem ihn sein Unterbewusstsein, oder eine andere Macht geführt hatte; zu vage als dass er danach greifen und sie festhalten konnte.

Viele Tage verbrachte der Elb in der Einsamkeit und jedes Mal beim Erwachen trieb ihn ein unbestimmbares Gefühl dazu, an diesem immer neuen Ort zu verweilen.
Nur selten verirrt sich jemand hier her, was eigentlich schade war, denn es gab viel mehr und auch schönere Eindrücke als die alte Ruine...

"Die Axt...."
Eines Nachts -der Mond hatte die Sonne seit seiner Ankunft wohl schon zum vierten Mal abgelöst- schreckte Elkrim aus seinem Schlaf auf. Seine Stirn war fiebrig heiß, sein Atem ging heftig und alle Gliedmaßen schienen zu zittern. Doch sein Kopf war so klar wie noch nie, seine Gedanken verliefen in geraden Spuren:
  • "Ich kenne diesen Ort... Zum ersten Mal seit meiner großen langen Reise erkenne ich einen Ort wieder... Gestern bin ich im Schutz der Mauern dieser Ruine eingeschlafen... Ich kenne diesen Ort!

Posted: Tue Nov 18, 2003 3:23 pm
by Elkrim
Noch ein wenig länger verweilte der Elb an jenem Rastplatz seiner langen Reise. Zum ersten mal seit... - Ja seit wann? Das zu bestimmen gelang Elkrim nicht. - war er an einem Ort erwacht, der ihm nicht unbekannt schien. Er war sich so unglaublich sicher und bewusst, an diesem Ort einzuschlafen und auch wieder zu erwachen, dass er das Gefühl von "Heimat" ein wenig länger fühlen wollte: Also übernachtete er noch einige Male in der Nähe der Ruine.

Doch eines Morgens, ganz unvermittelt, schrak er abermals auf. Ihm war als habe er eine Stimme vernommen: Eine Stimme ohne Emotionen, eine Stimme, die weder böse noch gut, weder alt noch jung klang, eine Stimme, die einfach nur existierte...
  • "Northerot...", murmelte der Elb. "Ich muss nach Northerot!"
    Irgendwie seltsam, wie dieser Name plötzlich in seinem Kopf verankert war. "Was soll ich dort?", fragte sich der Elb, als er sich aber schon - ohne es bewusst wahr zu nehmen - auf den Weg ins Ungewisse machte...
Es war früh am Morgen und der Elb schritt den Weg - welchen er ganz instintiv ging - entlang in die Stadt Troll's Bane. Nur wenige Wesen waren zu so früher Stunde auf den Beinen. Er wusste nicht wo jener besagte Ort lag, also hatte er sich vorgenommen, den erstbesten danach zu fragen.

Und der erstbeste war ein Zwerg... Als Elkrim ihn sah, schrak er zurück. Irgendetwas vermittelte ihm Angst... Pure Angst, als er ihn erblickte, der Elb erstarrte förmlich.
Der Zwerg jedoch, ein fröhliches Lied auf den Lippen, kam ihm entgegen - die Gefühlsausbrüche des Elben nicht bemerkend - und grüßte ihn. Sein Gefühl sagte ihm zwar etwas anderes, doch diesmal gewann der Verstand, der fragte, warum er denn Angst haben sollte; und so grüßte Elkrim mit einem kurzen Kopfnicken zurück und stammelte:
"Northerot... Wo liegt Northerot? Ich muss dort hin!"
Die Gesichtszüge des Zwerges entglitten für einen Augenblick und dann spiegelte sich Wut wieder.
"Was willst du dort, Elb? Mich fragst du besser nicht danach, wenn du in einem Stück dorthin gelangen willst!"
Er ging von dannen, ohne Elkrim eines weiteren Blickes zu würdigen. Kopschüttelnd und völlig verdutzt lief Elkrim weiter in der Stadt umher und hatte bei der nächsten Begegnung mehr *Glück*. Ein Mensch wies ihm den weg und der Elb folgte jener Beschreibung ohne weitere Zeit zu verlieren. Nach einem ordentlichen Fußmarsch stand der Elb vor den Grenzsteinen Northerots.

Posted: Thu Nov 25, 2004 3:51 pm
by Elkrim
Und irgendwann, über Nacht, war der Elb doch wieder zurückgekehrt; zu dem Ort an dem alles begann - an dem sein Leben eine so urplötzliche Wendung nahm. Er setzte sich nieder an dem Fleck, wo es vor langer Zeit geschah. Zumindest schien es ihm ein bisschen so, als ob eine lange Zeitspanne verstrichen war, seit das Ereignis, dem er sich urplötzlich immer bewusster wurde, nun schon zurückliegt.
Lange Zeit saß Elkrim einfach nur da, reglos, sich den Gefühlen und Erinnerungen ergebend die über ihm zusammenbrachen. Er hatte etwas in die Welt gesetzt, das zwar vertrieben werden konnte, aber ein Geschenk hinterlassen hatte. Und der Elb hatte es nicht geschafft, dieses Geschenk aufzuspüren. Elkrim fühlte sich leer und diese Leere manifestierte sich zuerst in den Augen. Und langsam ergriff die ihn umgebende Natur besitz von ihm. Machte ihn zu einem Teil des Großen. Während dieser Metamorphose befreite sich sein Geist und stand abseits des Körpers, der immer noch voll Leben war, sich aber nicht mehr bewegen wollte, zumindest nicht im Moment.
Die zweite Daseinsebene seines Ichs sah... All das, was sich zugetragen hatte und ihm zur Seite stand eine wunderschöne Elbengestalt die erklärte...
"Aber was hat all das mit mir und meinem Leben zu tun, Feliana?"

Posted: Thu Nov 25, 2004 4:07 pm
by Elkrim
  • Krimdal starb und nun war der dunkle Schleier endgültig gefallen. Alles war ihm im Augenblick seines Todes so klar und er begriff, das durch seine Tat, die Elbin zu retten, ganz andere Dinge in Bewegung gesetzt wurden, die vielleicht erst Jahrzehnte später Wirkung zeigen würden.
    Seine "Tochter" war so schön wie auch hässlich. Er wusste nicht, wie sie all das erfahren hatte, was geschehen war, doch diese Erkenntnis hatte ihre Seele auf immer verfärbt: in ein tiefes Schwarz.
    Sie stand bei ihm und weinte. Doch vergoss sie die Tränen, ohne dass man es ihrem Gesicht angesehen hätte, es war vollkommen reglos. Während sie nun die Hand des Toten hielt, zerfiel dieser zu Staub und wurde eins mit der Erde, um sich an einem anderen Teil der Welt neu zu manifestieren.
"Feliana, ich verstehe nichts... Gar nichts..."
"Du musst nichts verstehen, Elkrim. Es ist alles getan, ich danke dir!"
"Aber ich habe doch nichts gemacht, ich meine... Ich wollte nicht."
"Ich weiß und es tut mir leid, doch ich musste *etwas* tun, verstehst du?"
"Und was passiert nun mit mir... mit meinem Körper? Werde ich lange schlafen?"
"Das hängt ganz allein von dir ab!"
"Und wenn ich aufwache, kann ich dann noch etwas gut machen; ich meine, wird das *Geschenk* gefunden werden?"
"Komm eine Weile mit mir, Elkrim, bis du dich entschließt zu erwachen..."
"Christiana..."