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Posted: Thu Aug 03, 2006 4:57 pm
by Chiara
Eben noch, durchlebte sie ein Hochgefühl das nicht enden wollte, hervorgerufen durch seine lieblichen Worte und zarten Berührungen. Sie bete zu den Göttern das diese Nacht nie enden würde. Und dann...traten leise und selbst für ihn, nicht leicht auszusprechende, Worte über seine Lippen die alle Gefühle in ihr schlagartig gegen Frustration austauschten.
"Ein Freund braucht meine Hilfe - Ich werde für einige Zeit abwesend sein." Als er die Worte aussprach stachen sie wie kleine Nadeln in ihr Herz. "Nicht jetzt!" dachte sie bei sich. Endlich hatten sie sich einander anvertraut, waren bereit die anstehenden Zeiten gemeinsam zu durchleben und nun...war sie doch wieder allein.
Sie hatte gehofft, sich in der nächsten Zeit in seinem Schutz wiegen zu können, da einige Dinge sie stark beunruhigten. Aber ein Freund verlangte nach seiner Hilfe und so soll er sie auch bekommen.
Niedergeschlagen begab sie sich zu ihrem kleinen heiligen Platz und sie fand wie immer eine schwarze Rose vor. Ihre Miene wurde finster und sie nahm die Rose in die Hand. Sie setzte sich an den Fluss und begann die Rose nach und nach von den Blütenblättern zu befreien. Jedes schwarze Blatt legte sie vorsichtig auf die Wasseroberfläche, flüsterte für jedes ein leises Gebet zu Findari und Sirani und hauchte es mit ihrem Atem voran, hinaus in die Ferne.

Posted: Sat Aug 05, 2006 4:23 pm
by Chiara
Chiara's Augenlider zuckten leicht, als ihr durch einen leisen Flügelschlag, frische Luft in das Gesicht geweht wurde. Sie blinzelte den Sonnenstrahlen entgegen und erkannte die Umrisse eines Vogels. Stirnrunzelnd setzte sie sich auf und musterte das Tier. Ein Rabe. So schwarz wie ihre Tage derzeit aussahen.
Sie bemerkte schnell das kleine, zusammengerollte Pergament am Fuße des Tieres. Sie löste es mit leicht zittrigen Händen, nicht wissend wer ihr eine Nachricht zukommen lässt. Insgeheim betete sie jedoch zu den Göttern das es ein Zeichen von ihrem Angebeteten war.
Langsam rollte sie es aus und die ersten Zeilen wurden sichtbar.
"Mit jedem Schritt fort von dir, schrie mein Herz danach umzukehren und dich in meine Arme zu schließen." Ein warmes Lächeln umspielte ihre Lippen und sie las hastig weiter, jedes Wort saugte sie auf, wie ein trockenes Tuch welches man ins Wasser taucht.
Als sie den Brief zu ende gelesen hatte, ließ sie sich überglück nach hinten ins seichte Gras fallen.
"Bald bist du wieder hier... bei mir." Sie führte das Pergament zu ihren, vom Schleier bedeckten, Lippen und küsste es sanft, ehe sie es sich ans Herz drückte und die Augen schloss...

Eine Antwort hatte sie schnell geschrieben, sehnsüchtige Gedanken, die ihren Liebsten alsbald erreichen sollten. Und somit hatte der Tag begonnen, diesmal weniger trist und hoffnungslos. Zu wissen das sie ihn bald wieder in die Arme schliessen kann, schürte Hoffnung und so machte sie sich auf in die Stadt.
Welches sie wohl besser unterlassen hätte. Erst gestern beklagte sie sich bei Nerian über die nicht vorhandene Sicherheit und das sie mit dem Gedanken spiele sich auf nach Varshikar zu machen.
Heute durfte sie am eigenen Leibe erfahren wie unsicher die Stadt doch ist. Erst ein Panther den sie gerade noch so abwehren konnte, dennoch traf es einen Mann schwer. Und dann ein Wolf der einer ganzen Menschenmenge hinterher jagte. Erst war sie noch im Versuch dem Tier zu zeigen das es in der Stadt nichts zu suchen hatte, aber sie war unterlegen. Sie rannte durch die Strassen, so wie es die anderen taten und versteckte sich schliesslich, hinter einen Baum, Arme und Beine überzogen von tiefen Kratzern des Tieres. Aurora, eine warmherzige Elfe nahm sich den Wunden an und nahm ihr die beissenden Schmerzen mit einer wohltuenden Kühlung...

Endlich, ihre 'kleine Zuflucht' wurde in der Ferne sichtbar und sie wog sich etwas mehr in Sicherheit. Mit einem verträumten Lächeln auf den Lippen, die brennenden Schmerzen der Wunden kaum wahrnehmend, setzte sie sich an den Fluss und zog aus der Tasche das kleine Pergament. Sie las den Brief immer und immer wieder. Sie konnte sich nicht 'satt' lesen an den Zeilen. Selbst seine niedergeschriebenen Zeilen zogen sie in den Bann, die nun immer mehr die Sehnsucht nach ihm hervorriefen...

Posted: Sun Aug 06, 2006 11:40 am
by Furacur
Er stocherte mit einem Zweig in der glimmenden Asche des Lagerfeuers und war in Gedanken versunken. Er versuchte über die morgen bevor stehenden Taten nachzudenken. Es würde ein gefährliches Unterfangen werden, doch würden sie ihn zusammen aus des grauen Wänden Steingemäuer befreien. Doch lange verweilten seine Gedanken nicht bei diesen Dingen.

Die Holzscheite glühten kurz auf als ein seichter Windhauch über die Baumwipfel in die Lichtung zog und sein Gesicht wurde so von einem rötlichen Licht erhellt. Er musste Lächeln, als das Rot immer mehr dem Schleier Chiara's glich. Er blickte noch eine Weile in die Glut und legte sich dann langsam mit einem leichten Seufzen zurück.


"Ach, mögen dich meine Zeilen doch bald erreichen, Chiara."

In dem Moment vernahm er ein Flattern. Er blickte sich um und sah dann seinen Raben, der da neben ihm auf dem Gras landete und eine Nachricht an sein Bein gebunden hatte. Furacur richtete sich sofort auf und bewegte seine Hand hastig zu des Raben Bein. Dem Raben war diese Bewegung zu überraschend und er pickte einmal nach Furacur's Hand. Er zuckte sofort zurück und fluchte kurz, dann griff er in seine Tasche, holte ein paar Brotkrumen hervor und bot sie dem Raben an. Dann endlich band er die Nachricht von Bein, rollte sie auseinander und begann eifrig zu lesen.

Als er die Zeilen zum dritten mal verschlungen hatte, lehnte er sich wieder zurück und blickte glücklich in den nächtlichen Sternenhimmel. Auf ein Krächzen des Raben griff seine Hand wie von alleine zu der Tasche und legte dem Raben den restlichen Brotlaib hin, kaum gewahr, was er da tat.


"Chiara -- bald sind wir wieder zusammen." , flüsterte er leise und blieb regungslos mit gleichmäßigem Atem auf dem Boden liegen in den Himmel starrend bis der Mond wieder am Horizont entschwand und er mit einem glücklichen Lächeln in den Träumen nah bei Chiara war.

Posted: Wed Aug 09, 2006 12:08 pm
by Chiara
Durch die anstehenden Tage, tristlos dazu, quälte sie sich hindurch. Meist war sie des Nachts wach und schlief tagsüber. An jeder Ecke lauerte nun die Gefahr und leider schlenderten des Nachts noch mehr Narren durch die Strassen. Dennoch bot es sich an des Nachts die Augen aufzuhalten. So war es doch ein leichtes, den stark angeheiterten Herren aus der Taverne, die meist auf dem Heimweg zu ihrer holden Maid oder ihrem einsamen Bett waren, das Geld unauffällig und geschickt aus der Tasche zu ziehen. Sie hatte schon ein wenig von Claude gelernt, auch wenn sie zögerte diesen Weg einzuschlagen. Aber des Nachts änderte sie ihr Erscheinungsbild. Kein verführisches Rot umgab sie, kein Münzgürtel der lieblich die kleinen Münzen aneinander reibt und zum klingeln bringt...nein, alles was sie umgab war Schwarz.

Die wenigen Stunden die sie am Tage in der Stadt verbrachte, wurden meist durch sehnsüchtig, suchende Blicke durch die Strassen und tiefen oder weniger tiefen Gesprächen mit Nerian eingeteilt. Ihr gefiel es nicht wirklich was derzeit mit Nerian passierte. Als sie das erste Mal sein veraltertes Erscheinungsbild erblickte durchfuhr sie der pure Schock. So geschwächt er auch war, er tat immer sein Bestes den anderen Hilfe zu bieten und das bewunderte sie an ihm. Dennoch appellierte sie jedes Mal, das er sich selbst nie zuviel Kraft rauben darf, denn somit würde er niemanden zur Seite stehen können. Aber, sei es das Erscheinungsbild oder die fehlschlagenden Versuche ihn zur Ruhe zu bekommen...es gab etwas was sie noch mehr beunruhigte. Seine Visionen. Seine Träume.
Was bei allen Göttern, hat er des Tages gesehen was ihn veranlasste sie in Trauer und Betrübtheit zu verlassen? Was nur?
Diese Frage bekam sie nicht aus den Kopf, der Mut nachzufragen fehlte ebenso und somit tat sie das, worin sie, nach Nerians Aussage schon recht gut war...sie zermarterte sich den Kopf darüber, mit der Gewissheit keine Antwort auf diese Frage zu finden. Und wie immer tat sie das mitten auf dem Marktplatz der Stadt. Es schienen die Wurzeln der Sehnsucht hätten sich bereits in die Erde dieses Platzes geschlungen. Keinen Schritt wagte sie fort von ihm machen, mit dem Gedanken sie würde IHN verpassen, wenn er seiner Wege kommt. Zurück zu ihr.

Posted: Sun Aug 13, 2006 12:00 am
by Chiara
Er war wieder da. Oh, wie sehnsüchtig hatte sie diesem Augenblick entgegen geschaut. Und doch war sie nicht an dem Fleck wo sie hoffte ihn zuerst zu erblicken.
Am östlichen Südtor verweilte sie. Anmutig wirkend, lehnte sie gelassen am Stamme eines großen Baumes und blickte sehnsüchtig zum Horizont. Mit den Gedanken schon so weit voraus. Sie malte sich selbst aus, wie sie ihn überschwenglich und überglücklich in die Arme schließt und ihm dabei in sein ersehntes Antlitz blicken könnte. Allein der Gedanke ließ sie erzittern und unruhig werden.
Ihre Ruhe wurde gestört.
Ein vorsichtiger Seitenblick nach rechts und sie blickte in das Gesicht eines jungen Burschen, Amras.
Sobald sich ihre Gestalt von Einsamkeit umhüllte, kam stehts irgendein Herr und fragte bekümmert ob es ihr nicht gut ginge.
Stehts die Haltung bewahrend und selten im Stande offen ihren Kummer zu beklagen...verneinte sie die Antwort bei Jedem. Ausser bei Aleytys.
Amras Blick sprach von selber Fürsorge und gerade als sie ihre typisch rätselhaften Worte über die Lippen gebracht hatte, wurde plötzlich nach 'Ihr' gerufen.
Magnus, einer dieser Jungspunde, kam aufgeregt aus der Stadt gehechtet. Seine Worte ließen verklingen das jemand nach ihr suche. Für einen kurzen Moment wurde sie von der puren Angst gepackt. So vermochte sie nicht das die 'Falschen' nach ihr suchten. Sie fasste sich schnell, die ersten Schritte Richtung Stadttor wurden gemacht, als plötzlich...Er...aus dem Schatten trat.
Sein dunkles Haar, glänzte im Sonnenschein wie tief dunkles Holz, durchzogen von dichter Maserung. Seine dunklen, treuen Augen glänzten vor Freude und glitzerten, wie bei jeden Zusammentreffen, geheimnissvoll.
Sein 3-Tage-Bart war seinem blanken Kinn gewichen. Am Leibe trug er neue Sachen...seine anziehende Erscheinung nahm ihr den Atem und so schloß sie ihn überglücklich in die Arme und dankte, im Stillen, den Göttern dafür das er unversehrt zurückgekehrt war.


((Fortsetzung folgt...))

Posted: Sun Aug 13, 2006 9:24 pm
by Chiara
Keine Augenblicke später saßen sie in trauter Zweisamkeit an einem abgelegenen Ort... aber nicht lange blieben sie nur 'einfach' sitzen.
Beider Blicke schrien vor Sehnsucht und Verlangen. Ihre Gefühle nahmen Überhand und ihre Sinne schienen benebelt. Ihrer beider Verlangen wollte gestillt werden, ihre erhitzten Körper verschmolzen zu 'Einem', umwogen von dem heißen Band Sirani's.

Doch lange sollte das Glück nicht wehren.
Am nächsten Morgen blinzelte sie den ersten Sonnenstrahlen entgegen. Mit einem überglücklichen Lächeln drehte sie sich auf die andere Seite um in sein Antlitz zu schauen... doch sie starrte ins Nichts.

Aber anstatt das sich erneut ein schwarzer Schleier um sie wickelte, der sie in die Tristheit und Ungewissheit zerrte, machte sie sich auf in die Stadt... anderweitig würde sie ihren 'Spaß' schon finden und somit ihre Sehnsucht nicht Überhand nehmen lassen.

Posted: Sun Aug 13, 2006 10:33 pm
by Chiara
Schnell waren erste neue Kontakte geknüpft. Die Abende waren mit doch recht 'angenehmen' Gesprächen, erträglich geworden.
Und auf besondere Zusammentreffen freute sie sich schon im Voraus.
In den letzten Tagen war es sogar nur 'Eines', welchem sie erfreut entgegen blickte, sollte sich denn die Chance dazu bieten.
So hatte doch Gryphius ihr Interesse geweckt und andersrum genauso.
Beiderseitige Neugierde ließ sie ruhige Orte aufsuchen... dem anderen Antworten entlockend und faszinierende Blicke zuwerfend.
Jeder lüftete ein 'Geheimnis', worauf Beide, seit den anfänglichen Treffen, sehnsüchtigst drauf gewartet haben.

Vor ihren Augen schob sich jedoch häufiger das Gesicht von Daniel und Aleytys... ihnen gegenüber war diese ganze Sache nicht wirklich fair... mit einem kühlen Lächeln und einem kurzen Kopfschütteln, verschwanden die Bilder wieder.

Posted: Mon Aug 14, 2006 12:04 am
by Furacur
Welch überschwängliche, himmelsgleiche, nie enden wollende Wallungen der Lust und des Verlangens überkamen sie beide, als sie sich unter des Baumes Krone liebten. Nie zuvor in seinem Leben ward je solch Gefühl in seinem Herzen gelodert, seinen Verstand vernebelt, nur Sirani's sanfte Stimme in seinem Kopf hemmungslos folgend. Die Zeit schien für beide stehen zu bleiben und doch vergingen die Stunden wie Minuten. Sie bemerkten eng umschlungen nicht, wie des Sonnen Glanz am Himmelsend versank und der leuchtend Mond am Firmament empor stieg. Es gab nur sie beide, sonst nichts.

An des folgenden Morgen wachte Furacur noch vor Chiara auf. Er hielt seinen Arm fest um sie umschlungen, sein Kopf an ihrer Schulter lehnend. Er öffnete seine Augen und schaute auf ihre zarte, makellose Haut. Er genoss der Duft ihres Körpers, ihre Nähe, ihre Wärme. Er stemmte sich behutsam auf seinen Ellenbogen und schaute ihr in das Gesicht. Solch edle, wunderschöne Gesichtszüge. Selbst im Schlafe war sie unwiederstehlich. Er genoss es, wie sich ihre Locken in der leichten Morgenbrise wogen. So sass er noch eine Weile, bis er sich vorsichtig erhob und sich räkelte.

Er schaute sich um und ging zu der Quelle, wo er sich vorsichtig in das kalte Nass hinab gleiten ließ. Das Wasser hier war schon recht tief, er konnte kaum stehen. So schwamm er ein wenig umher und ließ sich auf den Wellen treiben.

Wie er so mit geschlossenen Augen in den Himmel lugte mit einem überglücklichen Lächeln auf seinen Lippen, bemerkte er nicht wie sich ein Schatten unter ihm im Wasser näherte. Erst als etwas nach seinem Fuß griff und ihn mit ungeheurer Kraft nach unten zog, riss er seine Augen auf, bevor er nach unten getaucht wurde. Er strampelte und versuchte sich zu lösen. Er trat wild mit seinen Füßen, unfähig zu sehen, was es war. Er rang nach Atem und irgendwie gelang es ihm sich loszureißen. Er stieß seinen Kopf aus dem Wasser und atmete keuchend aus. Gerade als er an des Ufers Rand schwimmen wollte, schnappte das Wesen wieder nach ihm. Das letzte was er sah, war in der Ferne das Quellwasser, welches unbeirrt mit einem Plätschern den Fluss speiste -- irgendwo dahinter musste sie liegen... Chiara.

Ihr galten seine letzten Gedanken, bevor er wieder fortgerissen wurde, von dem festen Griff gezogen, flussabwärts, sich windend, schreien wollend, betend... langsam vergessend.

Posted: Mon Aug 14, 2006 10:06 pm
by Nerian Finera
Chiara wusste alles und zwar wirklich absolut alles...nunja...bis auf einige äußerst intime und geheime Gedanken, die Nerian kaum sich selbst offenbarte. So gerne hätte er Chiara geküsst, so gerne hätte er sie berührt. Seine Prinzipien, jedoch, standen zwischen ihm und diesen Freiheiten. Sie ist mit Daniel zusammen, soweit war es für Nerian akzeptabel, die Dinge anzunehmen. Aber weiter wollte er nicht gehen, als über die Oberfläche. Der Gedanke, dass sie ihn liebte, mehr als alles andere schlug such durch seine mentale Welt, sodass er ihn irgendwann von sich abhalten musste und mit Gewalt wegsperrte.
Trost war aber noch immer zu finden. In ihren Worten. Er sei nie alleine; stets in ihrem Herzen. Diese Silben erwärmten ihn immer wieder und sprachen ihm neuen Mut zu, der so schwer zu finden war, bei all den Rückschlägen, Pflichten und Erwartungen. Jede Minute an ihrer Seite war, als würde die Welt voller Chaos und dem ewigen Hass der Menschen vergehen und die Wolken sich Lichten, auf dass neues Licht die Welt bescheinte. So schön, so warm und so liebevoll. Ein Wesen aus Siranis Händen geboren und mit Oldras Liebe gesegnet.
So viele Blockaden. So viele Barrieren hielten ihn ab, von dem, das er begehrte.
Sie ist viel mehr, als eine Freundin. Kein Mensch bedeutet ihm so viel. Kein Mensch hat es geschafft, sich derarten Zugang in sein Herz zu verschaffen. Die Frage steht nur offen, wie es nun weitergehen sollte.
Die Welt jenseits seiner Träumereien droht niederzugehen unter der Hand der Narren, die diese Welt stets mit Liebe bergte und nun ihren Aufenthalt mit Hass bezahlen. So dunkel sind die Zeiten und das einzige Licht schleicht durch die Schatten.

Posted: Wed Aug 16, 2006 4:36 pm
by Chiara
Langsam begann sie ihr Becken in kleinen, kreisförmigen Bewegungen zu bewegen, die Hände gaben grazile, kreisförmige, aus dem Handgelenk stammende Bewegungen von sich, die Schultern straff nach hinten abgelegt, der Rücken gerade und die Brust rausgestreckt...



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Sie musste nicht lange überlegen Gryphius an ihrer 'Übung' teilhaben zu lassen. Sie wusste um seine Faszination ihr gegenüber und ihre schien ebenso zu wachsen. Anfangs schien es für sie nur ein 'angenehmer' Zeitvertreib, die Gedanken von Daniel ablenkend, der unauffindbar war. Aber je öfter sie sich trafen umso mehr genoß sie seine Anwesenheit. Irgendetwas hatte sie gepackt ... jedoch vermochte sie es noch nicht deuten zu können.

Das Dasein Raphaels, auf der Insel, vermochte sie ebenso wenig zu deuten. Er war jung, die meisten Worte musste man ihm wahrlich aus der Nase ziehen, dennoch gab er einen kleinen Einblick seiner Gedanken und seiner Herkunft. Er vermochte kein Geschick zu haben sich kräftiger Arbeit anzunehmen, stattdessen schien er mehr darauf aus zu sein den Worten, die durch die Stadt getragen wurden, zu lauschen. Und genau das war es, was sie ein wenig misstrauisch machte. Sie versuchte erst garnicht mehr Auskünfte über sich zu geben...wer weiß was er damit anstellen würde.

Das war einer der Gedankengänge die sie an diesem Abend versuchte Stück für Stück auseinander zu nehmen. Ein anderer war der Streit, den sie mit Nerian hatte. Die Eifersucht die er zu Tage legte als er, sie und Gryphius am Baume sitzen sah, stimmte sie nicht wirklich fröhlich. Einerseits fand sie sein Verhalten recht süß ... anderseits ... erzürnte es ihren Zorn. 'Sie' gehört ihm nicht. Sie kann tun und lassen was sie vermochte. Jedoch trafen sie seine Vorwürfe hart . Er stellte sie dar als würde sie zu jedem Mann unter die Decke kriechen. Dies war mit Abstand nicht so ...
Jedoch, man konnte es ihr nicht vergelten, schweifte sie schon nach wenigen Momenten auch von diesem Gedanken ab. Daniel... wo vermag er nur stecken? Wie mag es ihm ergehen? Schon so lange fort und ... nichts ... kein Zeichen ... kein Pergament, zugetragen von einem schwarzen Raben. Niemand schien ihn gesehen zu haben und das beunruhigte sie ungemein. Einst noch von ihren Gefühlen überwältigt, als sie sich ab Baume einander hingaben und nun kehrte die Leere zurück. Die Einsamkeit packte sie und ließ sie erschaudern. Zu sehr sehnte sie sich nach lieblichen Berührungen, ein bisschen Wärme ... sich einfach fallen zu lassen, den Gefühlen vertrauen und nachzugehen ... weg von all der Pein die sich in der Stadt darbot.

Posted: Wed Aug 16, 2006 10:23 pm
by Nerian Finera
Der letzte Tag schien alles gut zu machen...alle Fehler, die er sich anrechnete, jede Enttäuschung der er gebracht hatte. Sein Gebet wirkte...die Gläubigen hörten ihm zu. Nerian war sich sicher, dass Malachín seine Stimme erhören und jene, die in den Kampf ziehen leiten würde. Zumindest die, die den Idealen des schwarzen Wolfes folge leisten. An jene, die nun einem Gott gegenüber standen, mochte er nicht denken. Der Zorn des großen Jägers würde sie hart treffen...und dafür fürchtete sich der Junger Priester jetzt schon.
Die letzten Tage waren irgendwie seltsam...er tat dem Menschen weh, dem er am meisten Liebe widmete: Chiara. Seine Worte, seine Blicke und Gesten...schienen nicht von ihm zu kommen...sondern viel mehr von einer Ballung aus Eifersucht, die sich aus der Angst ergab, diese wunderschöne Frau eines Tages aufgeben zu müssen.
Körperliche Liebe war für Nerian soweit nicht notwendig. Jedes Mal, wenn er ihr begegnete, leuchtete er im inneren auf und jedes Mal, wenn er sie zur Tür hereinschreiten sah, wuchs selbst der düsterste Ausdruck zu einem strahlenden Lächeln an.
Aber was war er schon...nur ein liebeskranker Jüngling...von denen Chiara bestimmt dutzende auf ihrem Weg liegen lassen hatte...mit gebrochenen Herzen und verlorener Liebe.

Posted: Wed Aug 16, 2006 11:31 pm
by Furacur
Schon am frühen Morgen ist der Marktplatz trotz der ungewissen politischen Lage überfüllt mit allerlei Händlern, die lautstark versuchen ihre Waren unter die Leute zu bringen. Neben mit von edlen Schnitzerein verzierten Kampfstäben, samtweichen und kunstvoll gefärbten Stoffen, exotisch Düften, die aus Töpfen kleiner Feuerstellen die Luft erfüllen, wird auch eifriger Handel mit allerlei dubiosen Dingen betrieben. In dunklen Ecken oder im Vorbeigehen wechseln Diebesgut, Schwarzsteine und kleine Fläschchen mit grünlicher Flüssigkeit darin ihre Besitzer.
Nicht immer verbleiben die teuer erstandenen Waren bei jenen, die ihren Geldbeutel für sie öffneten. Nicht nur einmal hört man an diesem Morgen das Gefluche von jüngst bemerkter Gaunerei.

Unter diese bunte und unüberschaubare Menge aus Händlern, Käufern, Schaulustigen und Besitzwilligen mischt sich vorsichtig ein kleines, vielleicht halbingsgroßes Wesen, in eine zerschlissene Kutte gehüllt. Äußerst bedacht nicht aufzufallen, huscht es zwischen den Beinpaaren umher, an den aufgestellten Tischen vorbei, zielstrebig in Richtung einer Feuerstelle neben der ein Mann mittleren Alters auf einem Baumstamm sitzt. Hin und wieder rührt er den Holzlöffel in der köchelnden Suppe und macht sich dann wieder daran die Lederstücke, welche in seinem Schoß liegen, zu einer prunkvollen Lederrüstung zu vernähen. Als das in die Robe gehüllte Wesen neben ihm steht, hebt er langsam seinen Kopf und blickt ihm fragend in das Gesicht.


"Morrrgahn, mir habn fürr dich wahs."

Das verhüllte Wesen öffnet seine Robe und nimmt ein kleines wohl hastig zusammengeschürtes Bündel von Kleidungsstücken hervor. Langsam nimmt Morgan das Bündel entgegen und wirft einen prüfenden Blick darauf. Er dreht es in seiner Hand ein paar mal umher und reicht es ihm mit einem Kopfschütteln zurück.

"Ich kaufe kein Diebesgut."

Das Wesen gibt ein tiefes ungehaltenes Grummeln von sich und ist sichtlich bemüht sich zu beherrschen

"Dahs Dibguht nickt isst.... gefundhn an Wasssha"

Daraufhin öffnet er das Bündel und breitet ein zwar zerknittertes, leicht beschmutztes und etwas feuchtes, aber von durchaus guter Qualität zeugendes und von gekonnten Stickerein verziertes Hemd aus. Dazu eine dunkle Hose, die ähnlichem Zustand zu sein scheint.

Von der Ferne sieht man die beiden noch diskutieren, ehe Morgan in seine Tasche greift und dem Wesen ein paar Münzen gibt. Nachdem das Wesen die Kupferlinge mehrmals nachgezählt hat, dreht es sich um und mischt sich ebenso unauffällig unter die Menge, wie es gekommen war.
Morgan legt die Lederstücke beiseite und erhebt sich, um die soeben erworbenen Kleidungsstücke zum Trocknen auf den nebenliegenden baumstamm in die Sonne zu legen. Als er sich wieder setzt und wieder Nadel und Faden zur Hand nimmt, wirft er noch einen Nachdenklichen Blick auf die Kleidung.


"Mir ist so, als würde ich den Besitzer dieser Kleidung kennen"murmelt er zu sich selbst, "war es nicht jener Mann, den ich von Zeit zu Zeit mit Chiara hier sitzen habe sehen...?"

Er überlegt noch kurz und wendet sich dann wieder den seinem Leder zu, mit dem Vorhaben Chiara die Kleidung bei ihrem nächsten Treffen zu zeigen.

Posted: Thu Aug 17, 2006 1:51 pm
by Chiara
Früh am Morgen schon zog es sie in die Stadt. Sie drängelte sich durch die Menschen, die bereits über den Markt schlenderten und sich heftigen Diskussionen untergaben, des Preises der Waren wegen.
Sie begab sich zu ihrem mittlerweile täglichen Training, jedoch, schon als sie aufstand hatte sie ein Gefühl das dieser Tag nichts Gutes mit sich bringen würde ... und so sollte es sein ... es dauerte nicht lang, mit dem Kopf nicht wirklich bei der Sache fing sie sich einen feinen Schnitt am Arme ein, verursacht durch einen Dolch, im Besitz eines Untoten.
Erschöpft und leicht frustriert entzog sie sich, an diesem Tag, dem weiteren Training und begab sich zur Stadt zurück.
Die ersten Sonnenstrahlen ließen die Lande langsam zu Leben erwecken und so saß sie sich nieder, zu Morgan. Etwas notdürftig verband sie ihre Wunde, während Morgan ihr ununterbrochen einen undefinierbaren Blick zuwarf. Er schien mit sich zu hadern, irgendwas brannte ihm auf der Seele, jedoch vermochte er nicht den Mut aufzubringen sie anzureden.
Chiara jedoch machte es neugierig und so erhob sie fordernd das Wort. Morgan zögerte immernoch, trat dann aber zu ihr hinüber und fragte sie, zu ihrer Überraschung, nach Daniel aus.
Ihr Herz fing plötzlich ganz schnell an zu schlagen, voller Vorfreude, daß Morgan ihn gesehen haben mag und sie vielleicht einer Spur nachlaufen können.
Aber Nein.
Er fragte sie selbst ob sie wisse wo er steckt, wie lange er schon weg sei...
Ihre Stimmung trübte sich immer mehr, die Antworten traten schwerfällig über ihre Lippen und sie wurde nervös. So verspürte sie das Morgan noch nicht das ausgesprochen hatte, was ihm auf der Seele brannte.
Mit einem Blick aus Mitleid, Sorge und Trauer blickte er sie eine zeitlang an, bis er sich daran schickte seine Tasche zu öffnen.
Er ließ seine Hand hineingleiten und zog sie, zittrig, wieder hinaus mit zwei Stücken Stoff, fein säuberlich zusammengelegt, in der Hand, welches er in ihren Schoß legte. Er erzählte noch alles drum herum, wie er an die Sachen gekommen sei, aber sie vernahm die Worte nur ganz dumpf, während sich ein tiefer Trauerschleier über sie legte. Mit gesenktem Kopfe und den bitteren Worten
"Es tut mir leid" schickte sich Morgan wieder an seine Stelle zurück.

Chiara, blickte, wie zu einer Statue erstarrt, auf diese beiden Kleidungsstücke. Das Hemd ... sie erkannte es sofort als sie die feinen Stickereien erblickte. Mit zittrigen Fingern fuhr sie über die Stickerein und die Tränen die ihr, unaufhaltsam, aus dem Gesicht rannen, ergossen sich nach und nach über dem Stoff.

Eine Welt brach in ihr zusammen, das tiefste Glück einst gefunden und nun aus dem Leibe gerissen.
Sie spürte das er nicht tot war, aber etwas schreckliches musste mit ihm geschehen sein...
Sie verließ den Markplatz in aller Schnelle um ihrer Trauer allein nachzugehen.

Ihre kleine 'Zuflucht' war das einzige was ihr derzeit niemand nehmen konnte und so gab sie sich, bei ihrer Ankunft, ihrer Trauer hin. Am Flussufer auf die Knie sinkend, die Hände in den Sand vergrabend und den Kopf in den Nacken werfend schrie sie verzweifelt in den Himmel hinein
"Neeeeeeiiiiiinnnnn"

Zusammengekauert und leise schluchzend lag sie am Flußufer ... viele Stunden, bis sie sich zitternd aufraffte. Ihr Herz blutete und dieser Zustand würde noch eine Weile anhalten ... sie wusste das sie zu Bruch gehen würde ... aber das vermochte sie nicht.
Eine leichte Brise umspielte die kleinen Münzen am Schleier und ließ sie sanft aufklingeln ... dies Klingeln schickte sie auf die freie Wiese und so begann sie, in der Nacht, einen Tanz der Trauer zu vollführen ... mit dem Herzen stehts bei Daniel.


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Posted: Fri Aug 18, 2006 2:48 pm
by Nedym Myskira
Selten war Claude so ausser sich gewesen. Sie vertraute ihm nciht obwohl er immer seine Zuege und Handlungen ehrlich erklaert hatte und sie bisher noch nie belogen hatte. Nun wollte er ihr sogar helfen denn Mann zu ihr zurueckzubringen den sie liebte. Und der nicht er selbst war. Den er beneidete. Er wollte ihr grade seine Hilfe anbieten, als sie ihm entgegen warf das sie von ihm angewiedert war. Verletzt war er. Und mit blutendem Herzen schrie er sie an. Als sie ihm dann das wuenschte was jeder Dieb am meisten fuerchtete, naemlich die Trennung von seinen geschickten Fingern, beschimpfte er sie sogar als Hure und wuenschte ihr einen Gaul als Freier. Danach machte er sich aus dem Staub und versteckte sich. Er konnte sehn wie sie hinter ihm herstuermte doch er war schon lange aus ihrer Sicht verschwunden.

Nun war er gescheitert. Doch war es entgueltig oder koennte er noch einen finalen Zug machen? Mit diesen Gedanken machte er sich zu ihrem Schlafplatz auf und legt den Diamanten aus Gynkesh an ihre Zuflucht und die Rabenfeder daneben.

Posted: Fri Aug 18, 2006 3:31 pm
by Chiara
Als sich Chiara am Abend etwas wehmütig von Gryphius verabschiedete, machte sie sich auf zu ihrer Zuflucht.
Was sie dort vorfand... nun, sie hatte nicht damit gerechnet, jedoch wusste sie das er ein Zeichen von sich geben würde.
Mit kühlem Blick und einem Zorn, für den man keine Worte fand, hockte sie sich hinab und blickte auf den Diamanten und die Feder.
Seine verletzenden Worte hallten immernoch in ihren Ohren. Seine Worte stachen wie tausende Nadeln in ihr Herz und er schien es nicht einmal zu bemerken.


"Denn selbst wenn ihr mir nun erzählen würdet das Furacur in Flammen aufgegangen ist und seine Asche in vier verschiedene Wüsten verstreut wurde, würde es mich nicht erfreuen...".
"Ich zweifle an seinem Tod... denn dann hätte man wohl eher die Leiche zu euch gebracht... oder ein Körperteil.. "



Dieser Mann kann nur an das eine denken, an Geschäfte. Mit Gefühlen vermag er nicht umzugehen, so rücksichtslos wie er daher sprach. Sie ärgerte sich das sie ihn nicht mehr erwischte als er sie 'Hure' nannte... aber er würde noch sehen was er davon hat.

Posted: Mon Aug 28, 2006 10:40 am
by Chiara

Nur einigen Stunden vergingen bis das Schicksal Claude und Chiara erneut zusammenführte. Ihren Zorn hatte sie noch immer nicht unter Kontrolle, jedoch gab sie sich einem Gespräch hin. Je mehr sie seinen Worten lauschte, die nach und nach schwachsinniger wurden, spürte sie ihr Herz, angeheizt durch den mehrenden Zorn, bis zur Kehle klopfen. Sie lieferten sich einem Wortgefecht, welches bald ausartete als Claude seinen Dolch zückte und die Verzweiflung ihn daran schickte sich seine Finger zu verkrüppeln. Die Götter schienen auf seiner Seite zu stehen und so ließ er recht schnell davon ab und verschwand. Befreit atmete Chiara durch und so sehr die meisten Einstellungen dieses Mannes, ihrer Selbst entsprachen ... dennoch war sie froh ihn so schnell nicht wieder sehen zu müssen.


Das ganze Unglückliche Ereignis mit Daniel, die Sehnsucht, Hilflosigkeit und Verzweiflung, sollten ebenfalls bald durch ein mildes Gefühl der Gewissheit abgedeckt werden. Unterstützung von Nerian und Marius ließen sie in diesen 'schwarzen' Tagen doch etwas befreiter atmen. So ungern sie Fremden von gleichauf Vertrauen schenkte, war es wohl an der Zeit über den Schatten zu springen und Marius Hilfe anzunehmen.
Für einige Augenblicke lichtete sich der schwarze Schleier um ihr Herz, welches erwärmt wurde von den warmen Strahlen der Hoffnung und sie gleichzeitig neuen Lebensmut schöpfen ließ... 'dieses' jedoch trübte sich schlagartig, als Marius sein Ergebnis aussprach. Wie kleine Eiskristalle stachen sie in ihr Herz, keine Gewissheit wurde ihr überbracht, so sehr sie es sich erwünschte. Die Aussichtslosigkeit, ihn je wieder zu sehen, verstärkte sich und zog sogleich den schwarzen Schleier wieder fest um ihr Herz. Der einzige der es je wagte mehr über die anmutig wirkende, geheimnissvolle Frau, die oft verglichen wird mit einer Tochter Siranis, aber nicht minder menschlich und verletzbar ist, zu erfahren war nun fort, selbst mit seinem Leben ringend.
Selten an das 'Gute' glaubend, gab sie auf. Sie gab auf sich mit den Schmerzen zu plagen, sobald sie an ihn dachte. Ihr ganzes Leben war eine reine Schmerzkette... Ereignisse reihten sich aneinander und es schien als wäre kein Ende in Sicht.

So vermag es nun sein. Eine Frau, die sich nichts mehr wünschte als in Frieden zu leben, mit einem Mann an ihrer Seite der sie aufrichtig liebt, ihm das gleiche Gefühl zurückgebend schritt weiterhin allein durch die Lande. Der schwarze Schleier um ihren Herzen, genährt durch Tränen der Trauer, überzog sich mit der Kälte des Verlustes und der Verbitterung, ließ ihn nach und nach erstarren und zog sich zu einer Eismauer heran, der ihr jedweden Kummer und Schmerz der Liebe fernhielt. Niemand sollte dies Herz mehr erwärmen und das lodernde Feuer, welches schon lange erloschen war, erneut entfachen.

Posted: Wed Aug 30, 2006 7:42 pm
by Furacur
Die Wärme ihrer zarten Haut. Der seidene Schleier zwischen ihrer Wärme und seinem umschlungenen Arm. Das Klingen der Münzen im Einklang mit dem abendlichen Chor der Natur. Das weiche Moos unter ihren nackten Füßen, jeden Schritt abfedernd. Ein Blick hinab zu ihr; ein Blick hoch zu ihm. Die letzten Sonnenstrahlen durch das Blätterdach des sich lichtendes Waldes auf sie hianb. Arm in Arm langsam durch den Sand, lange Schatten auf dem orangefarbenen Strand. Der Wellengang im Rhytmus ihres Herzschlages. Gleichmäßig. Langsam zunehmend. Lauter. Ungleichmäßig. Nass.


Mit einem Prusten wurde Daniel aus seinen Träumen gerissen. Sein Kopf und sein nackter Oberkörper waren von brackigem Wasser benässt. Um ihn herum vernahm er gröhlendes Gelächter, während er selbst versuchte die letzten Fetzen seines Traumes für sich zu verwahren, nur noch einen Moment. Nur noch einen Augenblick des Glücks in dieser trostlosen unbarmherzigen hölzernen stetig schaukelnden Welt, die ihn wie einen Sarg umschließt, ihn auf ewig in sich haltend, wie es schien. Ein unsanfter Tritt in seine Seite ließ vollends die Errinerung entgleiten.


"Aufstehen! Zeit für dich ans Ruder zu gehen! Träumen kannst du wann anders!"

Abermals gröhlendes Gelächter, während er sich auf seine Pritsche zog und ermatter hinsetzte. Langsam hob er seine Hände, um sie an das Ruder vor ihm zu legen, doch hielt er dann inne und schaute mit abwesendem Blick auf seinen Handrücken. Mit ausdruckslosem Blick starrte er auf sie hinab, seine Augen mit abgestumpftem schwarzem Glanz. Waren das seine Hände? Er drehte sie langsam um und blickte auf seine Handflächen. Von Blasen und weißen Hautfetzen waren sie gezeichnet, schmutzig und trocken. Waren dies einst die Hände eines Mannes, dessen wertvollstes Gut das Geschick seiner Finger war? Konnten diese Hände jemals etwas edleres als ungehobeltes Holz berührt haben? Konnten diese Hände jemals die zarte Haut von Ch...

"Jetzt reichts aber! Rudern sollst du, fauler hund, rudern!" Die Worte wurden von einem Peitschenhieb und einem stechenden Schmerz auf seinem Rücken begleitet. An den Schmerz hatte sich sein von Riemen gezeichneter Rücken schon seit langem gewöhnt. Doch der allmähliche verlust seiner Errinerungen an ... sie ... setzte ihm mehr zu als alles andere. Ein weiterer Hieb auf seinen Rücken ließ ihn dazu an seine Hände auf das Ruder zu legen. Langsam bewegte er das Ruder, sich allmählich an den Rhytmus seiner Vorderleute anpassend. Schon nach wenigen Ruderschlägen verlor er jedes Gefühl für die Zeit. Er nahm nichts wahr von all dem, was um ihn herum geschah. Er hörte nicht das Keuchen und Stöhnen der Mannen um ihn herum. Er dachte an nichts. Er roch nicht den abscheulichen Gestank, der diesen Sarg erfüllte. Nur seine Muskeln schienen den Rhytmus des Sarges zu vernehmen, ihn immer weiter hinaus aufs Meer hievend, mit jedem Schlag ein Stück weiter - fort.

Posted: Thu Aug 31, 2006 5:28 pm
by Chiara
Einst jagte sie der Frau nach, die ihren 'Befreier' betrügte. Hegte große Hass gegen diese Dame und konnte ihr Vorgehen ganz und garnicht nachvollziehen. Wie kann man jemanden sein Herz schenken, ihm die Drei Worte der Liebe zuhauchen und dann doch mit einem anderen Mann Momente verbringen, die eigentlich nur 'Der' Liebe gelten sollten...

Nun, vermochte sie sich selbst nicht mehr verstehen. Ihr Herz ward nur von einem eingenommen und dennoch spitzten sich die Begegnungen mit Gryphius zu. Das Feuer begann zu lodern. So sehr ... das sie sich körperlich einander hingaben. Sie wusste das sie sich keine Sorgen um Aleytys machen müsste, so war ihr bekannt wie Sie selbst mit der Treue umgang. Aber was wenn Daniel zurückkommen würde. Würde er ihr verzeihen?

Tag ein, Tag aus, kreisten die Gedanken um ihn. Seien es kleinste Ereignisse, welche sie irgendwie an ihn erinnerten und sie somit ein jedes Mal gegen die Schmerzen ankämpfte.
Täglich entsandte sie Gebete, zu den Göttern rufend das sie es ihm wohl ergehen lassen sollen. Es schien das die Hoffnung in ihr nicht versinkern wollte.
Er war einzigartig.
Nein!
Er 'ist' einzigartig!
Sie wollte ihn nicht für das halten, was sich einige wünschten, damit die Wege zu ihrer Selbst, offener standen.
Auch wenn sie Gryphius erzählte, das sie Zweifel an ihren Gefühlen habe, aber wenn einem bald das Herz zerreisst vor Sehnsucht, man sich ständig dabei erwischt wie man durch die Strassen blickt, hoffend, 'ihn' zu erblicken. Wenn man ständig den Himmel nach einem schwarzen Punkt absucht, der vermag näher zu kommen um eine Nachricht zu überbringen oder aber ständig an die schönsten Momente der Zweisamkeit zurückdenken muss und sich diese herbeisehnt. Sich des Nachts in den Schlaf weint ... was vermag es sein? Wenn nicht Liebe?

Und dennoch musste sie sich eingestehen das sich die Vorfreude in ihr breit machte ... Vorfreude darauf, Gryphius Weg zu kreuzen. Sie hatten ihrer Beiden Herzen 'nie' angetastet und dies würde auch nie geschehen, einzig allein die 'körperliche' Anziehung schien Beiden die Sinne zu vernebeln.

Posted: Fri Sep 08, 2006 1:12 pm
by Chiara
Langsam zog sie ihren Arm unter Samantha's Kopf hervor und betrachtete sie sanft lächelnd. Dieses zarte Wesen, welches eine so liebliche und gutmütige Seite in sich trug die 'wahrlich' einem Engel glich, nahm sie des Nachts bei der Hand und entführte sie zu einem ruhigen Ort. Sie spendete ihr Kraft, redete ihr tröstend zu und gab ihr die mütterliche Wärme, nach der ein Kind trachtete.
Sie schlief tief und befand sich noch immer in ihrer eigenen kleinen Traumwelt. Je länger Chiara die Augen auf sie gerichtet hielt und darüber sinnte wie sehr sie diese starke Frau ins Herz geschlossen hat ... umso unwohler wurde ihr und erneut bildeten sich kleine Tränenmeere in ihren blauen Augen.
Langsam richtete sie sich auf, wischte sich hastig die Tränen aus dem Gesicht und ihre Gedanken wanderten dorthin, wo sie den ganzen Abend schon umherrührten, sogar in ihren Träumen schlichen sich diese Gedanken, umschlungen ihr gebrochendes Herz und ließen sie unruhig schlafen.




"Gryphius ... Oh bei den Göttern was habe ich nur gemacht!?" flüsterte sie leis, mit zittriger und tränengerührter Stimme.
Sie hoffte zutiefst das es ihm in diesem Augenblick gut ging. So sollte er doch nicht leiden ... nicht jetzt ... nicht jetzt, wo 'sein' Schatz an einem ruhigen Ort weilt und nach Kräften sinnt. Sie hatte sich geschworen für ihn da zu sein sollte diese Zeit kommen aber nun ... vermochte sie ihm nicht einmal in die Augen schauen zu können, wenn sie sich daran erinnerte wie verzweifelt er ihr gestern gegenübertrat.
Sie vermochte sich selbst Schaden zufügen, für ihre ach so dummen Handlungen. Sie wusste von Anfang an, daß ihre Gefühle für ihn Verschwendung waren. Sie wollte ihm auch nie etwas derartiges eingestehen, aber es brach aus ihr heraus ... vielleicht aus Verzweiflung ... und dann ließ sie ihn, in den ohnehin schon schweren Stunden allein zurück.

Ein kalter Angstschauer beschlich ihren zarten Körper und so zog sie sich langsam und leise aus dem Bett, auch wenn ihre vielen kleinen Münzen dies mit einem sanften Aufklingeln untermalten und sofort blickte sie beunruhigt zu Samantha, die nicht aufwachen sollte. Nichts sollte sie aus ihren Träumen reissen, die weit mehr angenehmer sein mussten als ihre eigenen.
Mit zittrigen Knien brachte sie sich auf die Füsse und legte ihren Schleier um, und wieder mussten die Münzen sich zu "Wort" melden. Ein leises, genervtes Seufzten entfuhr ihr dabei, als sie sich daraufhin auch schon die Tasche umlegte und ihren Blick getrübt zu Samantha richtete. Sie leckte sich über die Lippen und fing leise an zu flüstern, ihre Stimme entwickelte dabei langsam, Wort für Wort, einen Unterton der Reue.


"Liebste Samantha ... so sehr ich deine Gutmütigkeit zu schätzen weiß, dich als ... Freundin. Verzeih mir wenn ich den Morgen nicht mit Dir beginne, aber ... ich fühle mich so schlecht, so unendlich schlecht." Ein tiefes Seufzten entgleiste ihr und ihr, vor Trauer und Verzweiflung, bebender Atem, schlug gegen den Schleier und hob ihn sachte von ihren Lippen.
"Ich müsste dich nun wecken, dir flehentlich in die Augen schauen das du mich fest in den Arm nimmst und mir Kraft gibst. Aber meine Wege ... meine mir überlegten Wege ... bringen mich dazu fortzugehen. Abstand, ich brauche Abstand..." Sie brach ihre Worte ab und schüttelt sanft und ganz langsam den Kopf, die Münzen bleiben dabei ruhig. Der ganze Raum schien sich mit ihrer gedrückten Stimmung zu füllen und selbst das Atmen viel ihr um so schwerer. Sinnlos waren diese Worte ... "Sie schläft doch, Chiara." ... vielleicht war es auch gut so. So wollte sie doch eh nicht das sie aufwachte und sie 'festhielt'.

Sie kehrte Samantha langsam den Rücken und ergriff ihre kleine Decke, mit der sie gestern langsam loszog um sich einen Schlafplatz zu suchen. Wieder klammerte sie sich an den feinen Stoff, Kraft suchend und schlich sich leise zu Samantha's Zimmertüre. Als sie die kalte Türklinge herunterdrückte, blickte sie ein letztes Mal, mit schmerzerfüllter Miene, leicht bereuendem und zutiefst unglücklichen Blick zu ihr zurück und entschwand dann, die Türe hinter sich leise schliessend. Sie eilte ... nein, sie stürmte die Treppen hinter, das imposante Aufklingeln der Münzen hallte durch die Gänge und so schnappte sie tief nach Luft, als sie sich endlich im Freien befand. Ein kurzer Blick galt dem Sonnenstand ehe sie sich daran schickte der Strasse zu folgen. Sie wusste nicht einmal wie sie von der Akademie wegkam und die Götter schienen es in diesen Stunden Gut mit ihr zu meinen. So kreuzte sie den Weg eines Elfen, der ihr behilflich war, den rechten Weg 'zurück' zu finden.

Endlich wieder in ihrer vertrauten Umgebung, trugen sie ihre Füße zuerst zu 'ihrem' kleinen Platz ... auch, wenn es der Platz war wo sie sich einst mit Gryphius liebte ... aber vielleicht war es der rechte Platz, für ihre neuen Wege, die sie nun langsam begann zu beschreiten...

Posted: Fri Sep 08, 2006 5:20 pm
by Samantha Meryadeles
Es war bereits später Morgen und die Sonne schien warm durch die Fenster ihres Raumes als Samantha aus ihren Träumen erwachte und sanft lächelte, sich der schönen Dinge erinnernd die sie dort erlebte.

Ihre zarte Hand bewegte sich wie von selbst zu der schönen Frau neben ihr, um sie mit sanfen Berührungen zu wecken, doch mit Schrecken stellte Samantha fest das sie nur die leere Stelle neben sich im Bett berührte. Sofort setzte sie sich besorgt auf, und ihr Blick glitt durch ihren Raum...doch sie war fort. Auch Chiaras Decke, an der sie sich gestern mit traurigem Blick festhielt, war verschwunden. Traurig seufzte Samantha, wissend das ihr scharlachroter Engel nun doch die Einsamkeit wählte, um mit ihrer schwierigen Situation fertig zu werden.

Elegant schwang Samantha ihre zarten Füße aus dem Bett und schreitete stolz und anmutig zu den warmen Strahlen der Sonne die durch die Fenster schien.
Die Augen geschlossen und ihre Arme leicht angewinkelt ausgestreckt genoss sie das warme Licht auf ihrer Haut, und sprach mit sanfter, freundlicher Stimme ein Gebet zu Zhambra, ihn darum bittend auf ihre so teure und liebgewonnene Freundin acht zu geben, und sie sicher wieder in die Arme ihrer Freunde zu führen.


Samantha lächelte glücklich, als sie an Chiara dachte, und ihre Gedanken schweiften auch zu den anderen, die ihr in den letzten Tagen so ans Herz wuchsen.
Aleytys, diese starke Frau mit eisernem Willen, welche soviel Leid auf sich nimmt, um das richtige zu tun. Mit dem Mut und der Kraft einer Löwin kämpfend gibt sie Samantha ein Gefühl der Sicherheit.
Siltaris, die schöne Amazone aus dem Wald, deren Herz die Güte und Liebe der Natur wiedergibt. Ihr sanfter Blick, und ihre unschuldige Schönheit, welche in Samantha erneut den Glauben an das Gute entffachten.
Und Merung...jener junge, liebevolle Mann dessen Lächeln voller Freundlichkeit ist, der sich aufopfernd um andere kümmert, und Samantha mit seinen zarten Umarmungen soviel Kraft und Halt gibt.
Chiara....oh Chiara. Ihr scharlachroter Engel, ihre Wüstenblume. Im Sturm eroberte sie Samanthas Herz, und sicherte sich ihre ewige Freundschaft und Liebe. Sie brachte Samantha die Faszination des Geheimnissvollen, und schaffte es auch das letzte Eis von ihrem Herzen zu sprengen, auf das Samantha sich ihr ganz offenbarte, und verborgene Seiten zeigte.


Sie lächelte voller Glück...hatte sie je zuvor in ihrem Leben solch Freude verspürt? Soviel Glückseeligkeit? Hatte sie je soviel Vertrauen und Liebe in andere Menschen gehabt? Nein...nicht das sie sich erinnere. Oft Verzweifelte Samantha in den letzten Monaten, das Böse auf der Insel allgegenwärtig spürend. Einsamkeit und Trauer, waren ihre ständigen Begleiter, und ihre Welt voller Düsterniss.
Und dann traten jene Lichtstrahlen in ihr Leben. Mit aller Wärme und Reinheit vertrieben sie die Dunkelheit, und brachten die Hoffnung und die Freude zurück in Samanthas Herz.
Sie liebte sie mit aller Kraft, jede einzelne und einzelnen. In nur so kurzer Zeit, da wurden sie zu ihren besten Freunden, zu ihrer Familie. Eine Familie die sie schon seit jüngster Kindheit nichtmehr kannte.

Langsam öffnete sie die Augen, und sah in das warme, reine Morgenlicht, und sie sah die Gesichter ihrer Freunde, ihr Lächeln und ihre Zärtlichkeit, die sich dort wiederspiegelten. Und aus voller Kraft, mit aller Liebe zu ihnen, dankte sie Zhambra für jenen Segen, für jene Engel die er in ihr Leben entsandte, und schwor bei seiner Heiligkeit, und ihrer Ehre, wie eine Löwin für das Wohl ihrer Freunde zu kämpfen, und im Notfall
ihr Leben einzusetzen, damit sie all jenes Glück und all jene Liebe und Freude erleben, welche sie ihr schenkten.

Als jene Worte gesprochen war, drehte sich Samantha entschlossen zu ihren Kleidern. Eiligst zog sie sich an, und nam ihren ehernen Magierstab in die Hände. Sie durfte keine Zeit verlieren, es galt einer Freundin zur Seite zu stehen, es galt einer Schwester das Lächeln welches sie verlor zurück zu geben. Und so entschwand Samantha aus einem Wirbel aus Licht.

Posted: Fri Sep 15, 2006 1:28 am
by Furacur
S t i l l e
Nichts außer den unregelmäßig an den hölzernen Rumpf schlagenden Wellen war zu hören.

D u n k e l h e i t
Nur ein paar vom Wasser reflektierte silbirge Fäden fanden ihren Weg in den schwankenden Sarg.


Daniel lag regunglos und halbnackt auf den Holzdielen in eine Ecke gekauert. Seit Stunden lag er so. Mit geschlossenes Augen. Mit schläfrigen Sinnen.


Stille - Er versuchte daran zu denken, nicht zu vergessen.
Dunkelheit - Irgendwo in seinen vernebelten Errinerungen klingt ein eisblauer Schleier.


Mit dem Wellengang bewegt sich seine Hand ein Stück forwärts. Seine Finger vergraben sich zwischen zwei Holzdielen. Vorsichtig ziehen sie ein kleines aufgerollten Pergament hervor. Dünn, schmutzig. Als er es behutsam entblättert, fallen für einen Moment einige silberne Strahlen darauf und lassen dünne, scheinbar verblassende Linien erkennbar werden.

Der kleine Kohlespiltter, welchen er einst in das Pergament gerollt hatte, war schon vor Tagen unwiederbringlich zwischen die Holzdielen gefallen. Seiner statt liegt dort ein Splitter aus Holz, von den Dielen gestohlen, an einem Ende schwarz gefärbt.

Mit zittriger Hand führt er den Splitter zwischen seinen Fingern haltend zu der Kuppe seines linken Fingers. Die spröde ausgetrocknete Haut gibt unter dem Druck kaum merklich nach und läßt das Holz bereitwillig in sein Fleisch dringen. Den Schmerz nimmt er kaum wahr. Nur ein kurzes Zucken seines Fingers. Dann dringt allmählich ein zäher dunkelroter Tropfen heraus, den Splitter tränkend.

Schon oft hatte Daniel daran gedacht den Spiltter tiefer an seiner Hand anzusetzen. Ihn tiefer in das Fleisch zu stechen, zu schneiden, direkt in den Quell, dort wo sich mehr Blut durch seinen Körper presst.
Doch noch hält ihn etwas zurück.

Langsam setzt er die nun dunkelrote Spitze auf das Pergament. Der kleine Fetzen will bedacht genutzt werden. Er beginnt den Satz fortzuführen, den er zuletzt nicht zu Ende bringen konnte. Seine Gedanken verließen ihn, seine Hand folgte nicht mehr seinem trüben Verstand.

Welch Worte soll er schreiben? Welch Worte sind wertvoll genug? Welche Worte verdienen es? Mit unsicherer Hand vollführt der Splitter einen Schwung auf dem Blatt Papier, ehe sein Atem verblasst.

Die Fasern des Pergaments sind durstig. Sie sind nicht wählerisch, trinken alles begierig auf.

Daniel schenkt nach. Er fühlt, wie ihn allmählich seine Kräfte verlassen.

Nur noch dieses Wort. Nur noch diesen Satz. Vielleicht den nächsten. Was danach kommt...?


Stille - Dunkelheit


Sein Lebenswille ist zwei Seiten lang.

Posted: Wed Sep 20, 2006 12:10 pm
by Furacur
Lange wandelte der alte Mann durch die Gassen Troll's Banes. Allen denen er begegnete stellte er stets die selbe Frage:
"Kennt ihr die Tochter Siranis?"
So gleich die Frage jedes mal war, so ähnlich waren die Antworten. Kaum jemand wusste mit dieser Beschreibung etwas anzufangnen.
Als er fast jedwege Hoffnung aufgegeben hatte, da begegnete er einem jungen Mann, welcher diesen Namen schon gehört zu glauben schien. Doch so sehr er sich auch anstregnte, ihm fiel nicht ein, wer es sei. Doch er errinnerte sich eines Mannes' Namen, welcher sicher wüsste, welche Person sich Siranis Tochter nennt: Gryphius Messerzunge.
Diesen Mann schickte er sich nun an zu suchen. Seit Tagen nun schon, und doch schien es auch diese Person sei unauffindbar.

An seines letzten Abends, als seine Zeit in Troll's Bane zur Neige ging, saß er nachdenklich in der Taverne der Stadt. Der Zwergenwirt, ein sonst sehr verschlossener Zeitgenosse, stellte ein weiteres Glas Cider neben den noch halb gefüllten Kelch.

"Arrr, lass' den Kopp nich' so häng'n. Du vertreibst mir ja alle Leut'!"

Er schaute auf und blickte ihn mit wachen Augen an. Seine von der Zeit gezeichnete Haut und sein weißes Haar wurden vom Kaminfeuer erhellt. Langsamm begann er zu erzählen, worüber er nachdachte. Er sprach davon, wie er eines Abends in seiner Heimatinsel am Strand eine Flasche fand, in der ein Stück Pergament verstaut ward. Er erzählte von dem, was auf dem Pergament stand. Er berichtete, wie er sich aufmachte nach Gobiath, um eben jene Person zu finden, für dessen Augen diese Zeilen bestimmt waren. Ebenso schilderte er seine vergeblichen Versuche weder die Tochter Siranis noch Gryphius Messerzunge ausfindig zu machen.

Bei dem letzten Namen lachte der Zwerg auf.

Arrr, den kenn' ick. Ein störriger Kerl, aber Laute spielen kann der, arr. Gib ' mir den Zettel ich geb' ihm den!

Er dachte kurz nach, nickte dann und reichte ihm die Flasche. Das Schicksal dieser Zeilen lag nun in den Händen eines anderen. Er selbst hatte seinen Teil erbracht, mögen nun andere das Pergament in die Hände Siranis Tochter geleiten.

Nachdem er den letzten Tropfen Cider geleert hatte, stand er auf und verabschiedete sich mit einem kurzen Nicken zu dem Zwergen. Dann griff er nach seinem Stabe und machte sich langsamen Schrittes auf den Weg zur Tür.

Posted: Wed Sep 20, 2006 8:10 pm
by Chiara
Leeren Blickes starrte sie in die wärmenden Flammen des Lagerfeuers. In ihren hellblauen Augen spiegelte sich der unruhige Tanz der Flammen und tauchten diese in ein gefährliches Orange, welches ihr verschleiertes Antlitz eine gefährliche Note einverleibte. Ermattet, vom Kampftraining, ließ sie sich nach hinten ins Gras fallen, wobei sich ihr roter Schleier sanft an ihren Körper schmiegte. Sie verschränkte die Arme hinter dem Kopf und blickte hoch in den Sternenteppich. Aber auch in dieser Stellung konnte sie nicht lange verweilen.
In ihrem Innern herrschte Aufruhr und eine sich nährende Unruhe. Sie spürte das irgendetwas nicht in Ordnung war, aber zuordnen konnte sie es noch nicht.
Zu lange schon hielt sie sich von der Stadt fern. Fern von ihren Liebsten ... ja, sie vermisste sie. Ihre Liebsten, die sich wie besonders kostbare, unglaublich schöne und zugleich rare Diamanten über die Lande der Insel erstreckten. Mit großer Sorgsamkeit wurden sie ausgepickt ... nur bei ihnen gab es kein Gefühl des Misstrauens. Sie konnte sich ihnen gegenüber so ehrlich geben, wie bei sonst niemanden.

Ihre eleganten Schritte, untermalt von einem unüberhörbaren aufrasseln der vielen kleinen Münzen an ihrer Kleidung, führten sie immer näher zur Stadt und die Sehnsucht, ihre Liebsten wieder nahe bei sich zu haben, begann sich zu nähren, ebenso wie das Misstrauen und die Vorsicht. Zu lange hatte sie vergessen aus welchen Gründen, sie auf dieser Insel verweilte. Es war an der Zeit sich dies in Gedanken zurückzurufen ... schliesslich stand ihr Leben auf dem Spiel.

Posted: Sat Sep 23, 2006 11:00 am
by Gryphius
»Arrr, Gry! Streck ma' deine Vorderhufe aus, ick hab da wat für dich...un' du bis' wieder einige Woch'n mit der Zeche im Rückstand! Sieh ma zu, dasste bald blechst, sonst mach ich dir'n Knicks in die Fontanelle!«

Borgathe reichte Gryphius eine Flasche mit einem vergilbten Stück Papier drin, und ließ gleichsam einen enerviert wirkenden Blick auf ihm ruhen. Gryphius nahm die Flasche an, entnahm ihr das Papierstück, quittierte die Drohgebärden des Zwergen mit einem breiten Schmunzeln, und wollte schon Anstalten machen, auf seine bewährt scharfzüngige Weise zu antworten, als er die Zeilen des Schreibens überflog. Guter Dinge war er gewesen, denn Aleytys schien sich allmählich wieder zu erholen, doch sofort wich die neu gewonnene Ausgelassenheit aus seinem Antlitz, und als er den erschütternden Inhalt der enthaltenen Zeilen las, und den Namen sah, mit dem der Brief signiert war: Daniel Furacur, jener dem das Glück, Chiaras Liebe empfangen zu haben, nun zur tiefen Marter geworden war, und auch offensichtlich ihr selbst, da das Schicksal ihre beiden Wege auseinandergerissen hatte.

Als er den Brief von Neuem überflog, verharrte er eine Weile auf der Kopfzeile:
»Tochter Siranis...er wird doch wohl nicht...« dachte Gryphius in sich, und zog scharf die Luft ein, als ihm plötzlich gewahrte, dass wahrhaftig Chiara damit gemeint sei. Vor einiger Zeit hatte sie zwar eine Andeutung fallenlassen »Vielleicht bin ich ja eine Tochter Siranis.«, Gryphius hatte dies jedoch als harmlosen Witz aufgefasst, wenngleich sich in ihm doch immer wieder das Gefühl regte, dass Chiaras unbeschreibliche Anmut einen 'höheren' Ursprung haben müsse, als einen rein menschlichen.

Hastig packte er die Flasche in seine Tasche. Wieder zogen die schönen Erinnerungen mit ihren gemeinsamen Stunden an seinem inneren Auge vorbei: Wie er das erste Mal einen Blick unter ihren Schleier warf, wie sie für ihn tanzte, sie sich das erste Mal küssten, sich schließlich im Mondlicht liebten,...und den bitteren Ausgang, den es dann genommen hatte.
»Sie...muss den Brief sehen. Das bin ich ihr schuldig, wie auch den Trost, den sie nach Kenntnisnahme dieser Zeilen gewiss bitter nötig haben wird.«

Geschwind verließ Gryphius die Taverne und eilte nach nach Norden, in Richtung des Verstecks, welches Chiara üblicherweise aufsuchte. Borgathes wütende Schimpftiraden hallten ihm noch eine Weile hinterher. »Arrr, dieser verflixte Zechpreller! Jetz' verkrümelt der Kerl sich schon wieda! Na wart' Freund, dir hack' ick nochma die Beene ab, un' dresch dich damit zu Tode!«

Posted: Wed Oct 11, 2006 1:51 pm
by Chiara
Chiara war derzeit selten in der Stadt, und wenn dann kreuzte sie zum Glück gleich die Wege ihrer Lieben. Ansonsten hielt sie sich fern von allem Neuen, 'zu viel' war zu erledigen.

Ihre Gedanken waren belastet ... mit Dingen die weit aus der Vergangenheit stammen. Der Versuch ihr zu entrinnen war nun gescheitert. Jemand 'ist' hier. Hier auf Gobiath und er war ihr dicht auf den Fersen.

Anmutig schritt sie, in Stiefeln gekleidet und einem Mantel tragend, über die Wiesen, nicht wirklich wissend wohin sie nun gehen sollte. Ein prüfender Blick um sie herum und ein zufriedenes Nicken, ließen sie Platz nehmen, unter einem Baum.
Ein Kuckuck hatte es sich in der Baumkrone bequem gemacht und im höchsten Geäst bot er seine Sangeskünste dar.
Chiara winkelte die Beine an, strich fein säuberlich über die vom Mantel bedeckten Beine und lehnte sich entspannt zurück.
Begleitet von dem Vogelgesang, begann sie sich eine lange, blonde Haarsträhne um den Finger zu wickeln und nachdenklich in die Ferne zu blicken. Kein roter Schleier verhüllte mehr ihr zartes Gesicht...


"Sheikh" flüsterte sie zu sich selbst, ihre Stimme klang besorgt und die Ungläubigkeit darüber, das 'dieser' Mann auf der Insel umherirrte, war deutlich herauszuhören. Sie kannte ihn ... von früher. Ein Auftragsmörder der, so wie es jahrelang schien, tot sein müsste. Nein ... er ist tot! Oder?

Chiara schloß seufztend die Augen und sackte in ihrer gesamten Haltung ratlos zusammen. Die nächsten Schritten standen an, sie musste mehr in Erfahrung bringen. 'Wissen' das er es ist! Aber dieses ging nur, indem sie selbst einen Blick auf ihn erhaschte. Was nun auch keine Schwierigkeiten bereiten dürfte. Er suchte nach einer verschleierten Frau ... die allerdings schon eine Weile nicht mehr auf dieser Insel verweilte.

Sie begann triumphierend zu Schmunzeln, streckte die Beine aus und saß noch lange, dem Kuckuck zuhörend, unter dem Baum.

Posted: Thu Oct 19, 2006 12:28 pm
by Chiara
Die kleinen Hufen schlugen sanfte Löcher in die Wiese, als sie elegant und flink zu 'ihrem' Ort flüchtete. Sie verlangsamte die Schritte je näher der Ort erkennbar wurde, auch wenn sie dies als Reh nicht richtig erkennen konnte. Aber sobald sie an den Schafen vorbeihuschte, wusste sie das es nicht mehr weit sein würde.
Ihr warmer Atem stieß erschöpft aus den Nüstern und sie ließ sich sogleich im Gras nieder, wobei die braunen, fast schwarzen Augen traurig zum Wasser blickten.

Sie fühlte das sie gleich wieder ihre Wandlung vollziehen würde, endlich wieder zurück in einen Menschen.
Dieser Fluch der auf ihr lastete machte ihr neuerdings zu schaffen, mit Angst betrachtete sie die untergehende Sonne und mit Sehnsucht schien sie die aufgehende Sonne ein jedes Mal zu erwarten.

Ein kalter Windstoß umspielte den mittelgroßen Rehkörper, ein Schauder durchfuhr sie als der Wind sich tief unter das dichte Fell schlich und wenig später ... betrachtete sie zufrieden ihre menschlichen Hände. Es war vollbracht ... und nun?

Sie richtete sich das leicht zerzauste, lange Haar und vergrub das Gesicht in den beschmutzen Händen. Heisse Tränen rannen ihr über die Wangen und sie schüttelte sachte den Kopf, darüber sinnend warum sie gerade vor Samantha weggelaufen ist.

Samantha wurde nie wirklich, von Chiara selbst, über ihre Vergangenheit aufgeklärt. Alles was sie wusste kam ansatzweise aus dem Munde Chiara's oder aus den erlesbaren Worten Gryphius. Aber das Gespräch vertiefte sich nie genug, um ihr zu erklären das ihre Eltern einst, vor ihren kindlichen Augen, ermordet wurden.

Und so begab es sich das Samantha, neben dem Reh saß, ihr das Fell durchbürstete und einen lieblichen Gesang einstimmte. Sichtlich verträumt und völlig in Gedanken versunken, begann sie von ihren Eltern zu schwärmen.
So sehr Chiara die Zuneigung und Fürsorglichkeit als Reh genoß, stießen die Worte Samantha's ihr tief ins Herz. Trauer, Zorn, Sehnsucht... von all den Gefühlen wurde sie überflutet und sie wollte ihnen entrinnen. Panisch, ob der Gefühlswelle erhob sie sich und stahl sich mit schleppenden Schritten davon, die nach und nach in den flinken Laufstil übergingen.

Sie wusste das sie eine zutiefst verzweifelte Samantha zurückließ und sie schämte sich schon jetzt dafür.
Sie wusste noch nicht wie sie das wieder in Ordnung bringen sollte, und deshalb entschied sie sich nun an 'ihrem' Ort zu bleiben und als Reh, neugierig die Wälder zu erkunden.

Sie seufzte tief als ihr der letzte Gedanke durch den Kopf schwirrte
"Neugierig die Wälder erkunden, um dann wieder mit einem Hirsch zu spielen... das kann es doch nicht sein." Erneut seufzte sie, sichtlich hin und hergerissen "Nunja, zumindest schien der Hirsch an mir als Reh Interesse zu haben, solch Glück habe ich im 'richtigen' Leben ja nicht. Und als Reh scheine ich mehr als verspielt und er bietet mir kurzweiligen Spaß. Auch wenn dies absoluter Humbug ist, den ich mir gerade zusammentexte...aber derzeit bin ich als Reh glücklicher, als in meiner menschlichen Haut".
Sie ließ sich auf dem Rücken nieder, darüber sinnend wohin ihre hilfesuchenden Schritte sie führen sollten. Nerian war seit Tagen nicht auffindbar und sie verzweifelte langsam daran, daß auf dieser Insel jemand wohnte der sie von dem Fluch befreien konnte...

Posted: Sat Oct 21, 2006 9:40 am
by Chiara
Nun war es also klar. Nur 'Freunde'. Das letzte Stückchen Hoffnung starb augenblicklich dahin, als er es bestätigte. Angeblich sollte dies das Beste für Beide sein. Im stillen konnte sie nur den Kopf darüber schütteln, aber sie nahm sich vor, sich dem zu fügen ... auch wenn dies ein harter Weg sein würde. Aber sie war es nun auch schon gewohnt von anderen durch die Gegend geschubst zu werden, das andere sich mit Freuden an sie verköstigen ... aber 'nie' hat auch nur jemand sein Herz geöffnet und ihr das gegeben wonach sie sich 'wirklich' sehnte.

Die darauffolgenden Tage waren eine Qual, zugleich plagten sie Sehnsucht aber auch eine gewisse Vorstufe des Hasses ... gegen sich selbst. Sie versuchte sowohl als Mensch und auch als Reh so wenig wie möglich Augen auf sich zu ziehen und so zog sie sich zurück. In dem ganzen Kummer, in dem sie zu ertrinken drohte spürte sie nicht einmal mehr wie sich ihr Magen nach etwas Essbaren sehnte. Als Reh wurden ihre Schritte träger, beinahe kraftlos. In den dunkelbraunen Augen war kein einziger Funke der Lebensfreude zu erkennen und hätte man eine Hand nach ihr ausgestreckt, um sie an den Seiten zu streicheln, hätte man recht schnell gespürt das sich die Rippen bereits markant abzeichnen.

Jedweder Wille, und jede Hoffnung schien in ihr erlischt.

Posted: Sat Oct 21, 2006 12:50 pm
by Gryphius
Stumm lag er im Karren darnieder, die Hände hinter seinem Haupt verschränkt, und blickte gedankenverloren zu den Sternen auf, die ihm in diesem Moment als Versinnbildlichung der Nadelstiche in seinem Herzen vorkamen. Er ließ die vergangenen Tage nochmals Revue passieren, und versuchte nochmals, seine törichten Handlung nachzuvollziehen, die er nach der schmerzlichen Trennung von Aleytys begangen hatte.

»Du liebst sie, das weiß ich.« Hatte Aleytys zu ihm gesagt. »Also geh zu ihr, sie braucht dich.« Recht hatte sie wohl, denn seine Gefühle für Chiara waren in der Tat sehr stark geworden. Als lustvolles Techtelmechtel hatte es begonnen, doch nun war auch tiefe, innere Zuneigung dazugekommen. »Doch wohin würde es führen, gingen wir bei unseren Gefühlen nach?«, dachte er bei sich, als er, immer noch vom Trennungsschmerz benebelt, seine Schritte in Richtung ihres Lagers lenkte. »Vermag ich wirklich aufzubieten, wonach ihre grame Seele trachtet? Werde ich nicht doch wieder Kummer und Leid hinterlassen, wie schon so viele Male zuvor?«

Immer wieder stellte er sich diese fragen, bis er auf die Lichtung kam, auf der das stolze Reh stand, in das sich Chiara des Nachts verwandelte. Er gesellte sich zu ihr, und kraulte sie sanft hinter dem Ohr, während er munter und unverholen drauflos plapperte. Der Schmerz der Trennung hatte ihn jedweder Hemmung entledigt, und munter plauderte er drauflos, wie sehr er es doch genoss, Frauen mit schmeichelhaften Worten zu umgarnen, um sich an ihrer Schamesröte zu ergötzen. Geradezu überheblich, fast schon von Größenwahn vereinnahmt, ließ er seinen Fantasien freien lauf, während das Reh Chiara alles mitanhören musste, unfähig ihn zu unterbrechen, oder sich wenigstens die Ohren zuzuhalten.

Entsprechend kühl war das Klima, welches ihn empfing, als er sie später wieder in ihrer menschlichen Gestalt antraf, und sie machte keinerlei Hehl daraus, dass ihr einige seiner Worte äußerst sauer aufgestoßen waren. Wenngleich sein innerer Widerstand immens war, zog er die radikale Konsequenz daraus, ihrer gemeinsamen, köperbetonten Abenteuer zu beenden, und an deren Stelle Freundschaft im Geiste treten zu lassen. Nicht länger wolle er sich an ihrem Leib vergehen, und mit ihren Empfindungen ein falsches Spiel treiben.

Doch wehe! Der erhoffte Befreiungsschlag entpuppte sich rasch als ein grausamer Hieb, direkt gegen Chiaras Herz.
»Ich bin es gewohnt, durch die Gegend geschubst zu werden.«, ließ sie verlauten, und plötzlich gewahrte Gryphius, dass er es wieder einmal getan hatte: Jene, die ihm teuer war, hatte er tief verletzt, ohne eine böse Absicht gehegt zu haben. Der Fluch, der scheinbar all seine Handlung ins Böse verkehrte, hatte wieder sein Werk getan, und Gryphius wusste sich nicht weiter zu helfen, als nach ein paar stottrigen Abschiedsworten Reißaus zu nehmen.

So lag er nun im Karren darnieder, und schüttelte den Kopf...über sich selbst. Wie närrisch es ihm nun plötzlich anmutete, hinter der Erstickung von tiefgehender Zuneigung so etwas wie Erlösung zu vermuten. Die Qualen, welche Chiara litt, schienen über die Distanz zu ihm vorzudringen, und sich zusammen mit den eigenen zu einem Berg aufzutürmen, der nun auf seinem Gemüt lastete. Da er an Schlaf nicht länger denken konnte, tat er das, was er in solchen Situationen inzwischen zu tun pflegte: Er rannte barfüßig über Stock und Stein, bis seine Füße über und über zerkratzt waren, in der fruchtlosen Hoffnung, die körperliche Pein könne die seiner Seele abmildern.

Posted: Sat Oct 21, 2006 1:26 pm
by Nerian Finera
Nerians letzte Kraft führte seine Beine gen Vanima, an die einsamen Strände, die hinter dichten Wäldern lauerten. Der Elos warf seine gefrorenen Tränen zu Boden, leise Kristalle, die Nerian vertrauter denn je schienen in den Tagen, die er mit dem letzten Funken Leben, der seinem Körper innewohnte zu durchstehen versuchte, obgleich die Schmerzen ihm langsam signalisierten, dass es zu Ende ging.
Eine Woche nun...Stunden, die der Zeit einen weitaus größeren Tribut zahlten, als sie es verdient hätte...Stunden wie Jahrtausende, nur noch ein Kampf um ein für ihn sinnloses Dasein.
Gepeinigt schrie er auf, als er einen unvorsichtigen Schritt tat und eine Melodie der Qual aus seinem Bein hervor seinen ganzen Körper durchschallte. Mit verzerrtem Antlitz richtete er sich zu voller Statur auf, um einen Schrei zu den Göttern entsenden, auf dass selbst die starren Bäume in sich zusammen fuhren.
"Wer seid ihr?! Wofür haltet ihr euch, dass ihr mich zu einer derarten Marionette eurer kranken Spiele verdammt?! Jahre diente ich euch...Ewigkeiten in stets gutem Glauben...und nun...nun lasst ihr mich fallen...nachdem ich mein ganzes Leben euch hingab...schickt mich in einen einsamen Tod. Welch abartige Bestien seid ihr...dass ihr mir etwas derartiges antut?! Kriege habe ich gefochten...um mich als erbärmlicher Wurm zum Sterben zu verkriechen! " Der Glauben des jungen Priesters war versickert in dem brachen Flußbett, wessen Wasser einst die blühenden Äcker seiner Leidenschaft genährt hatten...das ihm einst das einzigste war, das er zum Leben brauchte. "Wo ich euch...wo ich euch doch stets loyal war...", winselte er hinterher, ehe ihn seine Knie der Schwerkraft auslieferten. "Wenn du noch hier bist...Malachin...wenn dich meine Worte nicht längst von meiner Seite getrieben haben...so bitte ich dich...mir noch die Kraft zu schenken...bitte...bitte mein Herr...", der Wehmut war mit diesen Worten wieder gekehrt. Lediglich das Leid war es, das ihn zu Flüchen verleitete.
"Mein Gott...der du stets mein Herr warst...dessen Gebete und Anrufe mir stets mein ein und alles waren...verlass' mich nun nicht...wo die letzten meiner Freunde mich hier in Einsamkeit zurückgelassen haben...bitte...", der letzte Rest seiner Würde wart mit jenen Silben in die Kalte Wildniss eines schlafenden Landes entlassen.
"Oldra...deine Kraft barg ich stets in meinen Händen...und nur für andere habe ich sie eingesetzt...nur zum Wohl aller...nie zu meinem eigenen...bitte...schenke mir die letzte Umarmung...den letzten Trost...in den Stunden der Furcht...ich kann nicht mehr...", Die in Tränen gebetteten Augen starrten hoch ins fahle Firmament, als der junge Priester langsam los ließ...


(( um es voraus zu schicken: Nerian ist hiermit noch NICHT tot...nehmt es als open RP ihn zu finden ))

Posted: Sat Oct 21, 2006 3:02 pm
by Aurora
Aurora nahm die Samen aus der Truhe, schloß diese im Gehen mit dem Fuß, Sense und Samen in den Händen, den Dreschflegel am Gürtel, und machte sich auf zu den Feldern Vanimas, als sie plötzlich etwas hörte.

Sie lauschte auf, den Atem anhaltend. Sie hörte eine Stimme, eine Stimme voller Qual und Resignation, eine Stimme, die ihr bekannt war, der sie immer gern gelauscht hatte, die ihr immer wieder Hoffnung gegeben hatte.

„Nerian….“ Aurora ließ alles fallen und rannte los, nicht auf Sträucher und Wurzeln achtend, blind dem hilflosen Schrei folgend. Sie rief seinen Namen, wieder und wieder, doch sie hörte nichts mehr. Mit tränengetrübtem Blick lief sie weiter. Nerian, der ihr schon so viele Male Kraft gegeben hatte, schien seit den Tagen des Mas so kraft- und hilflos, wie sie es nie für möglich gehalten hatte. Sie stolperte weiter und erreichte die Felder, sah sich kurz um, gegen die Statue gelehnt nach Luft schnappend. Dann sah sie Nerian, er lag am Strand hinter den Bäumen, reglos.

Aurora spurtete los, wieder Nerians Namen rufend und ließ sich neben ihm auf die Knie fallen. Sie beugte sich über ihn: er atmete, Ushara sei Dank. Tränen liefen ihr über die Wangen, als sie ihn wieder und wieder mit seinem Namen ansprach, verzweifelt und hilflos Stirn und Wangen streichelnd. „Nerian, nein. Bleib hier, du darfst nicht gehen, bitte. Ich weiß, wie verzweifelt du bist, Nerian, aber du darfst nicht aufgeben. Bitte lass nicht los, Nerian.“ Als er nicht reagierte, wandelte sich ihre Hilflosigkeit beinah in Ärger „Ich laß das nicht zu Nerian, ich laß dich nicht einfach gehen.“ Dann bettete sie seinen Oberkörper vorsichtig auf ihrem Schoß, hielt Nerian im Arm und wiegte sachte vor und zurück. „Du bist nicht allein, Nerian. Sag mir nur wie ich dir helfen kann.“ Tränen liefen ihr über das Gesicht, als sie den Blick zum Firmament richtete und verzweifelt flüsterte „Das dürft ihr nicht zulassen. Er war in Eurem Namen immer für andere da, hat seine Kraft Euch und allem Leben gewidmet. Jetzt ist es an Euch …“