Das letzte Schiff ((open))

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Banduk
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Das letzte Schiff ((open))

Post by Banduk »

((Beiträge sind gerne gesehen aber bitte an den folgenden groben Script halten:
Die Besatzung des Schiffes ist stark genug, es gegen Angreifer zu verteidigen.
Das Schiff wird auf jeden Fall noch im Hafen oder an anderer Stelle anlegen.
Das Schiff wird Leute aufnehmen und zum Festland kommen.))


“Land in Sicht!“
Leicht verwirrt schält sich der Kapitän der ‚Schneller Mond’ aus der Koje. Das Schiff schien schneller vorangekommen zu sein als vorausberechnet. Er hätte erst im Morgengrauen mit dem Ruf vom Mast gerechnet. Unverzüglich begab er sich an Deck denn wenn man in der Nacht küstennah segelte war Vorsicht angeraten.
Als er dann an Bord stand und nach Süden schaute war ihm klar, dass er sich nicht verrechnet hatte. Möglicherweise stand es auf Gobaith schlimmer als der dringende Ruf, der ihn zurück in den Heimathafen beorderte, den Anschein machen wollte. Die übliche Formulierung ‚So schnell irgend möglich’ bekam einen völlig neuen Sinn.

Der Himmel über der Insel, die noch hinter dem Horizont verborgen war, leuchtete dunkelrot.

Besorgtes Schweigen breitet sich unter den Seeleuten aus als die ‚Schneller Mond’ das passierte, was vor wenigen Tagen noch Tol Vanima war. Insbesondere die, deren Familien auf der Insel lebten, schauen wie paralysiert auf die Reste, die noch aus dem Wasser ragen.

Unsicher über die nächsten Schritte steuert der Kapitän eine verborgene Bucht am Festland an. Auch hier sind die Zeichen der Zerstörung unübersehbar. Er lässt eine Gruppe Seeleute an Land setzen. Diese sollen schnellstmöglich in Erfahrung bringen, was passiert war und mit dem Eigner des Schiffes Kontakt aufnehmen. Der Rest der Mannschaft verblieb in Alarmbereitschaft.
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Banduk
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Re: Das letzte Schiff ((open))

Post by Banduk »

In der Näher der Stadt wurde den drei Seeleuten schnell klar, was sich auf ihrer Heimatinsel in den letzten Tagen abgespielt hat. Sie marschierten entgegen den Flüchtlingsstrom zum Kontor des Handelshauses.

Dort angekommen wurden sie mit dem feinstem Essen bewirtet. Außer Hoffnung für die Insel gab es offensichtlich Alles.
Zwei der Matrosen, die ihre Familien suchen wollten, bekamen von Banduk mit der Maßgabe Urlaub bis zum Abend in der Bucht zu erscheinen. Der Dritte sollte dem Kapitän die Lage schildern. Der Botenjunge jagte durch die Stadt um die Bediensteten zum Kontor zu rufen, die noch zu Hause waren.

Zwischenzeitlich lebte auch Banduk sichtlich auf. Er hatte Nachricht von Lia bekommen. Sie war am Leben und würde hoffentlich bald an seiner Seite stehen. Mit neuem Elan widmete er sich der Organisation der Flucht.

Keine zwei Stunden nach der Ankunft der Seeleute verließ eine Karawane Trolls Bane. Neben den Angestellten kamen alle mit, die im Kontor Unterschlupf gefunden hatten. Der letzte verfügbare Esel transportierte die Taschen und auch die zwei kleinsten Kinder.

Banduk stand vor dem Tor und drehte den Schlüssel unschlüssig in der Hand. Dann verschloss er das Kontor sorgfältig. Nach den ersten Schritten drehte er sich um und betrat noch ein letztes Mal das Gebäude. Dort steckte er noch Anterus alten Spielzeug Zauberstab in den Gürtel und verriegelte die Tür zur Wohnung. Das Tor zum Lager ließ er jetzt allerdings offen stehen.

Als die Gruppe vor der Stadt aus dem allgemeinen Flüchtlingsstrom zum Hafen ausscherte war sie um 7 Personen größer geworden. Offensichtlich gab es bei dieser Gruppe etwas Hoffnung.
Rakaya
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Re: Das letzte Schiff ((open))

Post by Rakaya »

Rakaya stand am Hafen und sah den Tross schon von Weiten. Noch mehr Flüchtlinge. Der Hafen war so schon hoffnungslos überfüllt und viele Schiffe gab es nicht, oder sie waren noch nicht eingetroffen. So weit sie wusste ging die Ausbildung der Seeleute für die Nexus, wie Tyl das Piratenschiff nannte, auch nur schleppend voran. Aber wenigstens hat man im Hafen etwas Ordnung schaffen können. Da scheinbar niemand sich für dieses Gebiet verantwortlich fühlte, war schon kurz nachdem die ersten Flüchtlinge hier eintrafen, Chaos ausgebrochen. Es gab Schlägereien um freie Plätze auf den Schiffen und am Hafen, weggeworfenen Gegenstände, über den Leute stolperten und weder genügend Unterkünfte noch Vorräte. Es musste sich um viel gekümmert werden und das haben dann die Träger des Feuers übernommen. Die meisten haben das auch ohne viel zu murren eingesehen und so gab es am Hafen jetzt viele Lager, meist Zelte und Planen, wo die Flüchtlinge warten konnten. Jedes Schiff, welches Voranker lag, wurde nach Plätzen befragt und die Wartenden drauf eingeteilt. Es wurden Nahrungsmittel verteilt und Mut zugesprochen. Doch das klang besser als es war. Die Vorräte würden nicht ewig halten und mit dem Herbst wurden die Nächte auch noch bitter kalt. Dazu kam das komische Verhalten der Insel und man konnte nicht ewig hier blieben.
„Brágon zum Gruße“ grüßte sie dennoch die Neuankömmlinge. „Ich bringe euch gleich zu freien Plätzen, wo ihr warten könnt bis ein Platz auf einen Schiff frei ist. Alles was ihr dann nicht mehr braucht könnt ihr westlich vom Hafen ablegen, dann ist es nicht im Weg und man kann alles Brauchbare noch verteilen.“ Sie betrachtete die Gruppe. Zwar hatte sie wenig Hoffnung, aber sie fragte trotzdem: „Gibt es unter euch Seeleute oder kennt sich wer etwas mit der Seefahrt aus? Wir haben ein Schiff, die Nexus, aber noch ohne Besatzung.“
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Banduk
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Re: Das letzte Schiff ((open))

Post by Banduk »

Es war ein trauriger Zug. Jeder hing seinen Gedanken nach und so entging es Banduk, dass sich die Neuankömmlinge eher verzweifelt denn zielgerichtet immer weiter an der Spitze des Zuges positionierten. Seine Gedanken galten den Erinnerungen, die mit den Plätzen die sie passierten zusammenhingen. Dazu kam seine Sorge um Lia. ‚Hat sie die Nachricht gekommen? Kennt sie noch den Platz?’

Versteckt heißt nicht weit und so erreichte die Gruppe recht bald den Liegeplatz der ‚Schneller Mond’. Umgehend ließ sich Banduk mit der Schaluppe übersetzen.
An Bord angekommen drückte er seine Tasche einem Matrosen in den Arm, der unter der Last beinahe zusammenbrach.
“In Kürze fangen wir mit der Einschiffung an!“ Der Kapitän kannte das schon. Banduk schien mal wieder das Kommando zu übernehmen und so blieb ihm nur noch die Bestätigung. “Keine Maulaffen freihalten! Macht das Beiboot bereit!“

“Es sieht so aus, als ob Gobaith den Göttern ein Dorn im Auge ist. Es ist zu befürchten, dass die Insel untergeht.“ instruierte Banduk den Kapitän. “Der Hafen darf als nicht mehr sicher angesehen werden, dort rottet sich eine explosive Mischung aus Hoffnungslosigkeit und Wut zusammen. Ihr habt richtig daran getan, den Kai zu meiden. Das heißt auch, dass wir keine Waren mehr laden können.“
Der Kapitän nickte “Wie viel Zeit bleibt uns noch?“
“Das wissen die Götter, aber sie sind nicht geneigt uns davon in Kenntnis zusetzen“ Der Händler zuckt mit den Schultern. “Am Besten ist, wir beeilen uns.“
Man kam überein, dass sowohl der Kapitän als auch zwei weitere Matrosen bis zum Abend Zeit bekommen, ihre Familien zu holen.

Bei der Beladung des ersten Beibootes kam es zu einem Gerangel. Die Flüchtlinge, die nicht zum Handelshaus gehörten befürchteten, dass sie in Stich gelassen würden. Eine Schlägerei konnte gerade noch verhindert werden. Erst als der Bootsmann mit einem gefährlichen Zischen ein Schwert aus der Scheide zog und dem ersten Boot schon zwei der Neuankömmlinge zuteilte, beruhigte sich die Situation.

Bis zur Dämmerung waren drei der vier Matrosen und auch der Kapitän mit ihren Familien an Bord. Dort wurde es langsam enger, denn auch diesmal hatten Nachbarn und Freunde die Gelegenheit genutzt, ein Schiff zu finden.

Banduk stand auf dem Popdeck und spähte an Land. So lange es zu tun gab musste er nicht an die Seinen denken. Anteru war weit weg in Sicherheit, aber Lia war noch irgendwo da draußen. Langsam wurde er unruhig. Er schreckte auf, als ihn der Kapitän sachte auf die Schulter tippte.
“Herr …“ er wies zum Himmel. “Ich befürchte es wird Sturm geben. Wenn wir hier bleiben, riskieren wir Schiff und Mannschaft“
“Wartet“ Banduks Stimme erstickte fast. “Liasany wird kommen!“
”Wir segeln nach draußen und kommen morgen wieder“
“Rudert mich an Land!“ Der Befehl klang reichlich verzweifelt.
“Nein!“
Diesmal behielt der Kapitän die Befehlsgewalt und ließ die ‚Schneller Mond’ unter kleinem Segel einen sicheren Platz aufsuchen. Banduks Schrei ging im aufkommenden Wind unter.
“Liasaaanyyy!“
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Banduk
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Re: Das letzte Schiff ((open))

Post by Banduk »

Leichtmatrose Tysnal war nicht pünktlich zurückgekommen.
Stundenlang versuchte er krampfhaft einen Weg zu finden seine schwangere Frau aus dem Haus zu bringen. Diese wehrte sich mit Händen und Füßen. Unter Anderem weil sich direkt vor der Haustür eine Rotte Orks versammelt hatte, die mehrere erbeutete Branntweinfässer vernichteten.

Tysnal als glücklich zu beschreiben wäre zumindest heute gelogen. Im Sommer des vorletzten Jahres war es ihm gelungen von einem Seelenverkäufer auf die ‚Schneller Mond’ zu wechseln. Dass er dann Marita sogar überreden konnte in den Heimathafen seines Schiffes umzuziehen, war ein Glücksfall. Denn er liebte die See mindestens genauso wie seine Frau. Wenn er jetzt zu spät am Schiff ankam, würde er sich ein neues suchen müssen. Doch von der ‚Schneller Mond’ wollte er wirklich nicht abheuern. Der Kapitän des kleinen aber schnellen Schiffes war streng aber gerecht, der Lohn reichte zum Leben. Dazu kam, dass das Schiff häufig im Heimathafen lag.

Er hätte seine Frau ja hier zurücklassen können. An die Apokalypse glaube er nicht. Mit der ‚Schneller Mond’ hatte er schon ganz andere Stürme abgewettert. Aber der Befehl lautete nun mal ‚Mit ihrer Frau!’. Und Befehl ist Befehl.

Am Nachmittag verrammelte er die Tür und huschte über das Dach aus dem Haus. Bevor noch die trunkenen Orks überhaupt reagieren konnten, verschwand er im Gewühl.
Er wollte jemanden finden, der ihm helfen konnte, seine Frau an den Orks vorbeizubringen. Die Orkin, die vor ihm auftauchte war gut gekleidet und alles Andere als besoffen. Also sprach er sie an.
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Hugrún
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Re: Das letzte Schiff ((open))

Post by Hugrún »

Hugrún Hrimnisdottir hatte nicht gerade den besten Tag. Sie hatte die letzten Jahre damit zugebracht, regelmässig mit Handelsfrachten zwischen Gobaith und dem Festland hin- und herzufahren, und hatte bei der gigantischen Flutwelle vor einigen Tagen ihr Schiff und einen großen Teil ihrer Besatzung eingebüsst. Irgendwie hatten sie und einige ihrer Männer es an Land geschafft, und hatten sogar einige Trümmer und zwei Fässer Nordbier aus dem zerschmetterten Wrack ihres Wolfsbootes retten können. Aber was waren schon zwei Fässer, wenn man sieben gute Männer zu beklagen hatte, was waren schon zwei Fässer Bier für vier ermattete Norodaj und ihren Kameraden Halvdan, dessen Bein zwischen zwei Schiffsplanken geraten war und demzufolge kompliziert gebrochen war?
Ein weiterer Norodaj, Hrothgar, kannte sich zum Glück etwas mit der Heilkunst aus und hatte Halvdans Bein irgendwie geschient. Dann war die kleine Gruppe zusammen aufgebrochen, und hatte nun endlich den Hafen von Gobaith erreicht. Gerüchte wandern schnell und so wussten sie, noch ehe sie den Hafen erreichten, bereits wie es um die Insel stand, auf der sie da so unglücklich gestrandet waren.

Nein, Hugrún hatte alles andere als einen guten Tag. Sie wusste nicht, ob Tanora ihnen noch einen weiteren Tag schenken würde, sie wusste nicht was geschehen würde. Aber sie hatte die Verantwortung für fünf Leben, und kein Schiff mehr, um ihre vier Gefährten von Gobaith zu schaffen.

Sie sah sich nach den Männern um, als sie am Hafen ankam. Da kamen sie... der starrköpfige Hrothgar, ihr Steuermann; der rotbärtige Raumur, der den Mund immer viel zu voll nahm, aber wie kein anderer in die Ferne sehen konnte und ihr zuverlässigster Takelagekletterer gewesen war; der Graubart Gamli, dessen Überleben ein Wunder zu nennen war - von allen Männern an Bord hatte ausgerechnet der Älteste, Schwächlichste überlebt! - und der wie kein anderer Wind und Wetter abzuschätzen wusste; und natürlich der fünfzehnjährige Halvdan, den die Männer zwischen sich trugen. Der blonde Bursche war so bleich wie ein Leichentuch, aber er jammerte nicht einmal auf, als seine Gefährten ihn absetzten. Hugrún nickte befriedigt - tapfer, so gehörte sich das! "Gib ihm einen Becher Bier," wies sie Gamli an, dann winkte sie Hrothgar. "Komm mit, wir suchen uns eine Heuer. Kann doch nicht sein, dass nirgendwo ein paar tüchtige Seeleute gesucht werden..."
Rakaya
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Re: Das letzte Schiff ((open))

Post by Rakaya »

Rakaya war nochmal in die Stadt gegangen, die letzten Vorräte zu holen. Zuerst traf sie dort auf Liasany und Katharina. Auf Nachfrage wies Liasany sie darauf hin, dass vielleicht Banduk noch Seemänner entbehren könnte. Also machte sich Rakaya auf den Weg zu Banduks Kontor. Doch dort war keiner mehr. Nur eine Schar Orks hatte sich in der Nähe breitgemacht und vernichtete den Inhalt von Fässern. Ihrer Stimmung nach war es was Alkoholisches. Rakaya wollte schon weiter gehen, um weiter zu suchen, als sie von einen Mann angesprochen wurde. Sie kannte ihn nicht, aber sie kannte auch nicht viele Leute aus Bane, da sie die Stadt schon vor langer Zeit verlassen hatte. Er klang recht höflich und bat sie um Hilfe. Die Gruppe Orks hatte sich direkt vor seiner Haustür niedergelassen und er hatte Befehl mit seiner Frau zurück zu seinen Schiff zu kommen. Es ist nicht leicht mit betrunkenen Orks umzugehen, dass wusste Rakaya. Sie sind nur auf drei Dinge aus: Ärger, mehr Alkohol und Frauen. Ärger konnte sie nicht gebrauchen, aber sie hatte auch schon eine andere Idee. Sie schickte den Mann auf Seiten, ging zu den Orks und sprach sie auf Orkisch an: „Greebas Brüder, ich hab gehört tief in Silberbrand gäbs Freibier. Müsst aber schnell sein, sonst is es weg.“ Natürlich war das gelogen, aber es war ein Notfall. Alle Zwerge waren ja im Fluffy Sheep und bis die Orks sich in Silberbrand hineingegraben hätten, wären sie hoffentlich nüchtern genug, abzuhauen. Die Orks grunzten auf und verschwanden schließlich. Die Tür war frei. Der Mann stürmte erleichtert ins Haus und Rakaya folgte ihn. Als sie das Haus betrat fand sie ihn schon in einer wilden Diskussion mit seiner Frau, scheinbar wollte sie nicht gehen. Doch schließlich brachen sie beide auf. Rakaya begleitete sie noch eine Weile. Der Mann, der sich als Tysnal vorstellte, bedankte sich und wollte so schnell wie möglich zu seinen Schiff. Daraufhin wünschte ihn Rakaya alles Gute, sollte etwas sein würde er sie im Hafen finden.

Wenig später war Rakaya gerade am Arbeiten am Hafen, als Tysnal eintraf. Er hatte sein Schiff verpasst. Sie heuerte ihn sofort für die Nexus an. Der erste Seemann war gefunden.
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Hugrún
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Re: Das letzte Schiff ((open))

Post by Hugrún »

Hugrún und Hrothgar schoben sich durch die Menge, vorbei an Gruppen von Flüchtlingen, die erstaunlich zivilisiert herumsaßen oder ihre Besitztümer westlich des Hafens auf einen großen Haufen warfen. Hier herrschte viel weniger Chaos, als Hugrún befürchtet hatte; wenigstens brachten sich die Leute nicht um um eine Überfahrt zum Festland zu bekommen. "Das is' gut," nickte sie Hrothgar zu, "wenn die so ruhich sin', dann haben wir vielleich' auch noch ne Chance, ein Schiff zu finden!" Wie immer, wenn sie in der Gemeinsprache mit einem ihrer Männer redete, stahl sich wieder ein feiner nordischer Akzent in ihren Ausdruck, den die Norodaj sonst fast vollständig losgeworden war. Nur in ihrer neuen Gemeinsprache war noch genau rauszuhören, woher sie stammte - wie jetzt, als sie von einem Ork angerempelt wurde und diesen mit "Watch yerself!" anblaffte.

Es lagen kaum noch Schiffe im Hafen... ein schlankes Boot fremdartiger Machart, mit einem sehr weit vorn gelegenen Mast und roten Segeln; ein Kahn der genauso gut einer Horde Piraten hätte gehören können - reichlich heruntergekommen, ein ziemlicher Seelenverkäufer, wenn man Hugrún fragte, auch wenn er wohl mit etwas Nachhilfe ein taugliches Schiff sein mochte; und ein drittes Schiff, offenbar ein Händler. Hugrún stieß Hrothgar an und deutete auf das dritte Schiff, denn das erschien ihr die beste Alternative. Es war kein Wolfsboot, aber es sah stabil und gut in Schuss aus. Gut genug, um dort sein Glück zu versuchen... außerdem wussten die meisten Händler, dass sie einen anständigen Seemann anheuerten, wenn sie mit einem Norodaj einschlugen.

Hugrún ging auf einen Mann zu, der ihr wie ein Kapitän aussah, und sprach ihn direkt und unverblümt von der Seite an. "Tanora zum Gruße. Meine vier Kameraden und ich brauchen eine Heuer, von hier bis zum Festland. Wohin ist uns reichlich egal, nur von der Insel runter. Vier von uns sind taugliche Seemänner, wir verlangen als Preis nicht mehr, als dass der fünfte Kost und Logis bekommt, er ist verwundet." Damit hatte sie alles gesagt, was ihrer Ansicht nach zu sagen war, und wartete auf die Antwort des Fremden.
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Banduk
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Re: Das letzte Schiff ((open))

Post by Banduk »

Tysnal fand es zum Haare ausraufen.
Sicher er hatte in der Vergangenheit wie alle über den Kapitän geschimpft, wenn der mal wieder irgend etwas Wichtiges nicht berücksichtigt hatte.
Und jetzt ruhte die Hoffnung dieser verrückten Orkin auf ihm. Er sollte irgendwie ein paar verschüchterte Landratten dazu bringen diesen Seelenverkäufer zu steuern. Dafür wollte sie dafür sorgen, dass er später wieder bei der 'Schneller Mond' unterkam. Also musste er hier Kapitän spielen ... wobei ihm das Ganze gar nicht wie ein Spiel vorkam. Segel aufziehen, verschlissene Taue wechseln, Wasserfässer gab es keine mehr .... Und die Landratten konnten nicht mal Back von Steuerbord unterscheiden. Wie sollte er den Kahn nur seetüchtig machen?
Die Norodaj, die um Heuer fragten kamen ihm ganz recht.
"Heuer kann ich keine anbieten, aber einen Platz in den Wanten ..." und zu Hugrun gewandt "und am Steuerrad. ... wenns recht ist."
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Hugrún
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Re: Das letzte Schiff ((open))

Post by Hugrún »

Hugrún war nicht auf Geld aus, sondern auf Rettung für sich und ihre Gefährten. Etwas unsicher sah sie zu dem Seelenverkäufer, an dessen Bug jemand "Nexus" gepinselt hatte, aber dann spuckte sie in die Handfläche und schlug bei dem Fremden ein. "Abgemacht. Hrothgar, hol die anderen."

An Tysnal gewandt erklärte sie: "Mein Name ist Hugrún Hrimisdottir. Hrothgar, den du gerade gesehen hast, ist ein hervorragender Steuermann. Ich bin gut im Navigieren, aber ich kann auch in die Rahen klettern, wenn das mehr gebraucht wird. Jeder von uns hat von klein auf mehr Seeluft geatmet als Landluft."
Endlich kamen die übrigen Norodaj herbei, und Hugrún stellte sie dem Mann kurz vor, sagte zudem auch immer, wer von ihnen welches Spezialgebiet hatte. "Wo ist der Rest der Mannschaft?" fragte die Norodaj-Frau schlußendlich und stemmte die Hände in die Hüften.
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Lia
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Re: Das letzte Schiff ((open))

Post by Lia »

Eine relativ jung wirkende Orkin bahnte sich ein Weg durch die Massen und beobachtet erstmal das Treiben vor ihren Augen. Nachdem sie auf ihren Brief keine Antwort erhalten hatte und nachdem sie endlich an der Anlegestelle des Elfenschiffes ankam, sah wie jenes gerade sich bereit machte bald abzulegen hatte sie sich weiter gemacht.
Irgendwo sollte es doch auch einen Platz für sie zu finden sein.
Ihr scharfer Blick blieb an den Norodajs hängen, raue Gesellen mit scharfen Zunge aber stets ein Ziel vor Augen und fester Zusammenhalt selbst wenn nicht alle einem Clan angehörte. So hatte sie einst die Barbaren kennen gelernt. Und obwohl sie immer ein gewisses Misstrauen gegen Menschen hegte, deren Ursprung in ihrer Vergangenheit lag, zog sie es lieber vor mit ihnen auf eine Reise zu gehen als mit den Hexern.

Aber irgendwie konnte sie nicht jenen ausmachen der das Kommando hatte so trat sie schlußendlich einfach zu der Grüppchen und fragte in die Runde.
"Sein noch Platz für me auf Schiff? me nix verstehen von Schiff aber me kann gut anpacken."

Mit ihrem, für manche Ohren, trolligen aber für Orks fast typischen Satzbau gab sie kurz angebunden zu verstehen was sie wollte. Für ausschweifende Gespräche war ohnehin keine Zeit.
Ihren Sack über der Schulter, mit den wenigen Habseligkeiten welche sie besaß wartete Criea ab welche Antwort sie erhalten würde. Kräftig genug war sie trotz ihres realtiv jungen Alters und die scharfen Augen verrieten auch das ihr Verstand nicht so dumm war wie oft von Orks behauptet wurde.
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Banduk
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Re: Das letzte Schiff ((open))

Post by Banduk »

Tysnal schaute Hugrún kurz verwirrt an und verwies dann auf das Vordeck, wo eine Reihe Leute Segel flickten und Rahen vorbereiteten.
“Landratten, allesamt.“ Er spuckte aus und es war beinahe zu sehen, wie ein Gedanke durch seinen Kopf huschte.
“Mitkommen!“ Mit einem kurzen Kopfnicken wies er zum Deckhaus.
Den Norodaj war der allen Seeleuten bekannte Hinweis ‚Alle machen was der Kapitän sagt, nur anders’ nicht entgangen und sie folgten Tysnal in die Kajüte.

Dort trafen sie auch auf seine Frau. Diese hatte alle Kisten durchstöbert und Alles, was ihrer Meinung einigermaßen wie Navigationsgerät aussah auf dem Kartentisch gestapelt. Groß war ihre Ausbeute allerdings nicht. Derzeit krallte sie sich am Tisch fest und lächelte die Hereinkommenden an. Nur eine Frau würde merken, dass ihr Gesicht kurz zuvor noch schmerzverzerrt gewesen war.

Tysnal setzte den Noroday die Situation auseinander. “Wir haben keine Chance in der Kürze der Zeit eine wirkliche Mannschaft zusammenzustellen. Die Landratten werden bei erster Gelegenheit meutern, wenn sie glauben der Kapitän ist schwach“
Der Matrose argumentierte geschickt. “Und Hilfe von anderen Schiffen? Schaut doch selber, auf der Gobaith springen sie schon im Hafen ins Wasser!“
Kurze Zeit später verließen Kapitän, Offiziere und Bootsleute der Nexus die Kajüte und widmeten sich der Herstellung der Segelfähigkeit. Jetzt waren genug prüfende Augen und lehrende Hände an Bord, um aus den Landratten angehende Seeleute zu machen.

Tysnal atmete ganz langsam aus als er das Deck betrat. Beinahe blieb ihm der Atem weg, denn der Mann an der Reling, ein Bauer, stark genug einen Ochsen zu halten, fädelte eine Talje falsch ein. Mit einem Blick erkannte der neue Kapitän der Nexus, dass sich die Seile bei Last verknoten würden. Er schüttelte den Kopf und fällte eine weitere Entscheidung.
“Das macht jemand Anderes, für dich habe ich etwas Wichtigeres.“
Der Mann wurde an der Planke positioniert.
“Du lässt nur Seeleute rauf.“
Der Mann kratzt sich am Kopf. “Wie erkenn ich die?“[/]
Tysnal dachte kurz nach, doch da fiel sein Blick auf den Kai. Er musste lächeln.
“Lass sie von dort“ seine Hand wies auf einen Haufen Heu “Futter für das Kielschwein holen“
Ernsthaft fragte der Bauer “Und wo sollen sie es hinbringen?“
Nach einer kurzen Erklärung salutierte der neue Seemann grinsend“Aye Aye Käptn!“

Das Criea an Bord kam, war wohl dem Umstand zu verdanken, dass Tysnal sie mit der Orkin verwechselte, die ihm das Schiff gegeben hatte.
“Die darf an Bord!“ brüllte er über das halbe Schiff als die Plankenwache die Orkin schon wieder zurückschicken wollte.
Rakaya
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Re: Das letzte Schiff ((open))

Post by Rakaya »

Rakaya hatte gehört das mittlerweile ein paar Seeleute für die Nexus gefunden worden sind. Gut. Aber die Arbeit ist damit noch lang nicht zu Ende. Da sie von Tyl gelernt hatte, welche Vorräte und Ausrüstung man auch einen Schiff braucht, hatte sie versucht Die Nexus auszurüsten. Sie hatte schon einiges zusammengesucht, aber es reicht noch lang nicht für eine sichere Überfahrt. Schließlich sollte die Nexus sie letzte Hoffnung für die Flüchtlinge sein und nicht hoffnungslos. Sie rollte gerade Fässer in Richtung des Schiffes, als sie ein unerwartetes Gesicht an Bord erkannte.
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Hugrún
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Re: Das letzte Schiff ((open))

Post by Hugrún »

Hugrún beobachtete ihren neuen "Kapitän" die meisten Zeit schweigend, aber mit wachen Augen. Er war kein Kapitän, aber eindeutig eine Teerjacke. Als sie gemeinsam die Kapitänskajüte erreichten, fragte Hugrún ihn also rundheraus: "Hast du schonmal ein Schiff befehligt?" Es war eine Frage des Überlebens, besonders mit einer so schlechten Crew, dass der Kapitän was drauf hatte. Sie war ein guter Käpt'n, wenngleich eher auf einem Wolfsboot als auf einem Anderthalbmaster, wie die Nexus einer war. Sie hatte die Verantwortung für ihre Leute, da war es ihre Pflicht, zu fragen - auch wenn es diese gefühlsbetonten Südlinge meistens als Beleidigung auffassten, wenn ein Norodaj so direkt war wie sie jetzt.

Ihr Blick streifte zu der Frau, zu deren Hand, die sie förmlich in die Tischplatte gekrallt hatte. Für den Moment konnte sie nichts für die andere Frau tun, denn die Besprechung war wichtiger. Doch sie kannte die Zeichen, auch wenn sie selber keine Mutter war - sie erkannte sie und sie fürchtete sie. Eine Geburt, auf hoher See - das war eine Katastrophe. Wenn es irgend ging mussten sie im Hafen bleiben, bis das Kind da war, vorher konnten sie nicht ablegen. Und auch dann war es riskant, mit einem Neugeborenen zu segeln. Hugrún hatte die Landratten an Deck gesehen, sie hatte genug von diesem Schiff gesehen, um zu erkennen, dass es ein wahrer Seelenverkäufer war. Sie hasste diese Überfahrt jetzt schon, aber welche Wahl hatte sie denn? Da hieß es, Zähne zusammenbeißen, Sturkopf bewahren und durch!

Kaum war die Besprechung vorbei und jeder hatte seine Position in der Befehlskette akzeptiert, verliessen sie alle die Kajüte. Hugrún beschloss, dass der unerfahrene Käpt'n jetzt sicher nicht noch die Sorge um seine Frau in seinem Kopf brauchte. Nein, das musste sie geschickter lösen, wenn das hier was werden sollte.
"Gamli," winkte sie einem ihrer Männer, "sieh zu ob du einige Frauen bei den Landratten findest... Druidinnen, oder Heilerinnen, oder von mir aus auch mehrfache Mütter, die nicht gleich das Heulen anfangen wenn sie Blut sehen. Frag einfach, welche von denen dabei hilft, Halvdans Verbände zu wechseln und sag er hat ne offene Wunde. Die, die tüchtig anpacken, schickst du in die Kajüte, sag ihnen sie sollen der Kapitänsfrau helfen, sie weiß schon mit was. Aber mach das leise, ich hab keine Lust auf nen großen Aufstand."
Gamli blinzelte verwirrt, aber Hugrún war nunmal seine Anführerin, der er sich widerspruchslos beugte. Die übrigen drei Norodaj kümmerten sich darum, Landratten anzuweisen, wie sie die Vorbereitungen zu treffen hatten. Es war harte, hastige Arbeit - aber immerhin konnte man ein paar Südlinge anpflaumen und rumscheuchen, das hatte schon was für sich...
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Tyl Reinayor
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Re: Das letzte Schiff ((open))

Post by Tyl Reinayor »

Tyl hatte, als Rakaya ihm von ihrem Erfolg mit dem Seemann erzählte und auch davon, dass eine Gruppe Norodaj aufgetaucht waren, innerlich sehr stark aufgeatmet. Er hatte sich wirklich Sorgen um die Nexus und vor allem um die Flüchtlinge an Bord gemacht, nun lag nicht mehr ganz so viel Verantwortung auf seinen jungen Schultern.

Leider war das Schiff noch lange nicht segeltauglich, doch für den Moment war er damit beschäftigt, die Mannschaft der Gobaith seefester - oder zumindest seefester - zu machen. Tysnal hatte ganz recht beobachtet - die Mannschaft der Gobaith sprang bereits im Hafen ins schmutzige Wasser, um sich dann im Laufe der Mann-über-Bord-Übung retten zu lassen. Dabei stellte sich heraus, wie viele Nichtschwimmer an Bord waren - eine erschreckende Zahl.

Endlich konnte er sich frei machen und eilte auf dem Steg hinüber zur Nexus, an deren Reling ein bulliger Kerl lehnte und ihn abschätzig musterte. "Wenn du an Bord willst, musst du erst Nahrung für das Kielschwein holen," feixte der Trottel und zeigte auf einen Heuhaufen. "Seh ich aus wie 'ne verdammte Landratte oder was?" konterte Tyl sofort. "Fütter dein Kielschwein selber, wenn du meinst!"
Er schob den anderen schlicht bei Seite und kam an Bord, wo inzwischen reges Treiben ausgebrochen war. Er konnte mehrere Norodaj erkennen, die offenbar die Landratten in Seefahrer zu verwandeln suchten, aber er war sich nicht sofort sicher, wer denn dieser Kapitän war, den Rakaya angeheuert hatte... Dieser Tysnal...
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Banduk
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Re: Das letzte Schiff ((open))

Post by Banduk »

Den Sturm hatte auch die ‚Schneller Mond’, die in einer weitgehend geschützten Leelage das Unwetter abgewettert hatte, nicht ohne Blessuren überstanden. Einige Rahen waren gebrochen und das große Dreiecksegel hatte der Wind mitgenommen. Dazu kamen leichte Beschädigungen am laufenden Zeug sowie einige grün angelaufene Passagiere. Nicht was sich nicht an einem Tag im Hafen reparieren ließ.
Als das Schiff die Untiefen umrundete, wo sich früher einmal die Siedlung Greenbriar befand, erreichten zwei reichlich mitgenommene Tauben ihre Bestimmung.

Banduk konnte aufatmen. Er hatte eine Sorge weniger. Seine Frau würde mit den Elben fahren.
Mehr Anlass zur Sorge machte die Nachricht von Tysnal. Was wollte der Junge auf einem anderen Schiff und welches war es eigentlich. Keiner kannte eine ‚Nexus’.

Beim Einlaufen in den Hafen kam auch der alte Piratenkahn in Sicht. Der Kapitän der ‚Schneller Mond’ schüttelte energisch den Kopf. Wer immer es auf sich nehmen würde mit diesem morschen Pott das Festland zu erreichen, er würde Glück und viel seemännisches Können benötigen. Dieses Schiff sah nicht so aus, als würde es länger dem Ansturm hoher Wellen standhalten können.

Kaum hatte die ‚Schneller Mond’ die Leinen um die Poller geworfen, versammelten sich Flüchtlinge am Kai. Noch reichte es aus, dass einige Männer sich demonstrativ an der Planke aufstellten. Während der Schiffszimmermann mit Helfern in Richtung Lager abzogen, begab sich der Kapitän auf die ‚Nexus’.

Dort war Tysnal mit den Nerven nahezu am Ende, auch wenn er nach außen versuchte Zuversicht auszustrahlen. Das extreme Unwetter hatte die Lage der Nexus nicht unbedingt verbessert. Schon jetzt mussten alle Pumpen bedient werden. Auch ihm war klar, dass die Nexus ein Himmelfahrtskommando war, das nur mit Glück, Können und unbedingter Disziplin geschafft werden konnte. Ihm war nur nicht klar, wie er das ihm über den Kopf steigende Kommando ohne den Anschein einer Meuterei an einen fähigeren Mann oder besser Frau abgeben konnte.
Kaum hatte sich die Tür hinter ihm und dem Kapitän der ‚Schneller Mond’ geschlossen sackte er zusammen. Er schaute wie ein Häufchen Elend aus. Es dauerte nicht lange auch seinem Chef den Ernst der Lage zu Bewusstsein zu bringen.

“Hugrún sofort zum Kapitän!“ schallte es kurz darauf über Deck.
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Hugrún
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Re: Das letzte Schiff ((open))

Post by Hugrún »

Gamli hatte tatsächlich zwei Frauen mittleren Alters gefunden, die der Kapitänsfrau bei einer Entbindung beistehen konnten, was Hugrún mehr als nur recht war. So hatte sie diese Sorge weniger. Ihr war klar, genau wie Tysnal, dass er als Kapitän schlicht nicht in Frage kam, dass sie ihn aber auch nicht einfach ablösen konnte - nicht ohne dass es so aussah, als hätten die Norodaj mit Gewalt das Schiff gekapert.

Hrothgar beobachtete den Landungssteg der Nexus, denn er traute der bärigen Landratte nicht zu, wirklich alle guten Seemänner von unfähigen Trotteln zu unterscheiden. Außerdem befürchtete er, dass die Flüchtlinge ihre ruhige Haltung aufgeben würden und versuchen könnten, die Nexus zu stürmen - was für keinen von ihnen von Vorteil wäre.
So entging ihm die Gruppe Leute keineswegs, die kurz nach Einlaufen der 'Schneller Mond' an Bord kam. Misstrauisch fuhr er fort, das Tau weiter aufzurollen, mit dem er gerade beschäftigt war, doch seine sturmgrauen Augen folgten den Männern unentwegt, bis sie mit Tysnal in der Kapitänskajüte verschwunden waren. "Hugrún", rief er leise und pfiff dann scharf. Sofort kam die rothaarige, für eine Norodaj eher zierliche Frau zu ihm hinüber und fragte knapp: "Was gibts?"
Noch ehe Hrothgar antworten konnte, schallte schon die Aufforderung an Hugrún, sich sofort zur Kapitänskajüte zu begeben, übers ganze Schiff. Die Norodaj weitete leicht die Augen, während sie sich zu Hrothgar umwandte. "Aye, wollt' ich dir grade sag'n," knurrte der Steuermann, "wir hab'n Besuch bekomm'n, nen Trupp Südlander, die alle beim Käpt'n sin'." Hugrún wollte schon loslaufen, da packte sie Gamli, der hinzugekommen war, am Arm. "Vierzig Jahre fahr ich zur See, Mädel", warnte er sie in fliessendem, rauen Nordisch, "und ich hab selten ein so mieses Schiff besegelt. Du bist eine fähige Kapitänin, aber für eine Reise wie du sie vorhast wirst du Glück und Tanoras Segen brauchen, wenn sie auch nur einer von uns überleben soll." Hugrún legte ihm entschuldigend eine Hand auf die seine, und sah ihrem alten Reisegefährten in die Augen. "Geh zu Halvdan, Gamli, sieh nach ob er in Ordnung ist." Gamli richtete sich aufbrausend auf, als sie seinen Rat so scheinbar ohne zweiten Gedanken abschob. "Ich bin kein dummer, alter Trottel! Ich weiß wovon ich..." - "Aye," stimmte sie ihm zu, "und das war grade keine Bitte, sondern ein Befehl. Unter meinem Kommando hast du deinen Sohn Thor verloren. Ich kann nicht garantieren, dass dein Enkel Halvdan oder du diese Reise überleben - also nimm was die Göttin dir noch an Zeit lässt, und sei dankbar dafür. Wahrscheinlich hat nicht jeder von uns das Glück, seine Familie nocheinmal zu sehen."

Sie hatten nordisch gesprochen, klug genug, die Flüchtlinge nicht in Panik zu versetzen. Auch waren ihre Worte sehr hastig gewesen, der Wortwechsel hatte höchstens einige Augenblicke gedauert, da löste sich Hugrún von ihren beiden treuen Gefährten und trottete achtern.

Sie öffnete die Tür und ging ohne zu Klopfen in die Kajüte. Man hatte sie schließlich gerufen. "Aye, Käpt'n, was gibt's?" Sie stellte sich unwillkürlich möglichst aufrecht hin, als sie die Fremden sah - denn sie war es gewohnt, dass Südländer sie als Frau und Kapitän nicht ernst nahmen, vor allem weil sie kleiner war als ihre nordischen Brüder und ein wenig so aussah, als könne sie nicht mal ein Segel reffen. Ihre Handinnenflächen allerdings erzählten eine andere Geschichte, ebenso wie die schlanken, aber harten Muskeln unter ihrer leicht gebräunten Haut und der stechende Seemannsblick ihrer grünlich-blauen Augen.
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Lia
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Re: Das letzte Schiff ((open))

Post by Lia »

Criea hatte ein leises Knurren nicht unterdrücken können, als man sie zuerst wieder wegschicken wollte. Sind die den alle Verrückt geworden? Warum waren sie so dumm und entschieden danach wer und was jemand war, ob dieser mit auf ein Schiff kann um nicht zu sterben?
Wer bei Malachin waren sie das sie über das Leben anderer zu entscheiden hatten?

Als aber nach einem kurzen Ruf von Deck, man sie durchließ war sie erleichtert. Sie wollte nicht sterben. Außerdem würde sie keinem etwas tun.
für einige Momente waren ihre Schritte auf den Dielen nicht gerade sicher, was aber verflog.
Nach einem kurzen Verschnaufen sah sie sich um, wo es was zu tun gäbe, immerhin wollte sie mit anpacken.
Dabei fiel ihr Blick auf eine Menschenfrau, welche Criea etwas beobachtete. Sie war nicht der Käptn aber wirkte mindestens so energisch.

Von einem Poltern wurde sie aus ihrer Beobachtung gerissen. da hatten zwei Burschen die offensichtlich zwei Kisten Proviant auf die Nexus balancierten, selbige fallen gelassen.
Mit einem tiefen schnaufen stapfte sie hinüber nahm eine der Kiste an sich und trug sie hinunter zu den Vorräten.
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Banduk
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Re: Das letzte Schiff ((open))

Post by Banduk »

Den Männern vor Hugrùn war sofort anzusehen, wer hier das Sagen hatte. Ein kurzes Kopfnicken von dem, der sicher und selbstbewusst auftrat und jemand schloss die Tür.
“Ich bin Pieter Smuntje, Kapitän der ‚Schneller Mond’. Euren Namen Hugrùn habe ich schon einmal gehört. Und Tysnal meint ihr würdet einen guten Kapitän abgeben.“
Als die Frau protestieren wollte, bedeute ihr Smuntje zu schweigen.
“Dieser Kahn hier braucht die fähigsten Leute, die er bekommen kann. Traust du dir zu, ihn zum Festland zu bringen? Ich befürchte aber wir alle werden nicht noch eine Nacht im Hafen haben? Die Götter haben die Insel verflucht.“

Alles hatte Hugún erwartet, aber nicht das. Was wurde hier gespielt? Sie nickte deutlich genug, ohne auch nur ein Wort zu sagen.

Tysnal war es, der das angespannte Schweigen brach.
“Ich hab doch nur das Beste gewollt. Es war keiner hier, der auch nur Bug von Heck unterscheiden konnte. Und plötzlich glaubten alle, ich bin der Kapitän.“ Die Stimme des Mannes stockt.
“Einige der Landratten hier glauben wirklich, dass sie mit dem Kahn zurechtkommen. Die gehen unter, bevor Gobaith am Horizont verschwunden ist.“ Der letzte Satz kommt flehend und eindringlich zugleich.
“Ich habe sie schon flüstern gehört.“

Hugrùn schaut in die Augen der Männer. Ihr scheint, als ob sie ein Blitzen in dem festen Blick von Pieter Smuntje erkennt.

“Wie verhindern wir eine Meuterei? Was schlagt ihr vor?“ Pieters Fragen hörten sich eher wie ein Befehl an.
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Hugrún
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Re: Das letzte Schiff ((open))

Post by Hugrún »

Hugrún hatte immer noch Gamlis Worte im Hinterkopf. Ein Seelenverkäufer... Sie war etwas anderer Meinung. Sicher, das Schiff sah extrem schäbig aus, aber sie war im Unterdeck gewesen. Es gab keine schlimmen Lecks, die Ladungssituation besserte sich mit jeder Minute und abgesehen von den ästhetischen Mängeln war das Schiff absolut seetauglich. Hugrún wollte dieses Schiff segeln, nicht es kaufen, von daher war ihr das Äußere recht egal. Sie war nicht pingelig.

"Ich bin auf jeden Fall eine bessere Wahl als Tysnal - nichts für ungut," erklärte sie ebenso forsch wie der Kapitän. Sie wollte ungern glauben, was er über die Götter und die Insel sagte, aber sie war klug genug, nicht mit dem Leben der ihr Anvertrauten zu spielen. "Wenn das so ist, werden wir noch heute Abend in See stechen, sobald die Ladung vertäut ist und die letzten Vorbereitungen getroffen sind," erwiderte sie schlicht und knapp. "Ich brauche zwei, vielleicht drei zuverlässige Matrosen, falls du sie entbehren kannst."

Da fragte der andere Kapitän sie, wie sie eine Meuterei verhindern wollte. Wenn sie ehrlich war, war sie damit ein wenig überfordert. Sie war eine gute Seefahrerin, aber bei den Norodaj reichte es meist, einmal hart durchzugreifen, danach ordneten sich einem alle unter - vor allem wenn man (oder frau) sich als fähiger Kapitän erwies.
"Keine von diesen Landratten schaffts mit dem Schiff aus dem Hafen raus, das ist mal klar; aber wenn sie was anderes glauben... Wir müssen die Landratten beschäftigt halten. Wenn sie eingebunden sind, jeder eine Aufgabe hat, und wenn sie spüren dass wir zusammen eine echte Chance haben, das Festland zu erreichen - nur zusammen! - dann werden sie auch nicht meutern." Hugrún verengte die Augen, während sie nachdachte. "Aber mal im Ernst, sie müssten schon dämlich sein, eine Meuterei zu versuchen... selbst wenn sie Erfolg hätten, sie kämen niemals mit dem Schiff zurecht und sie müssen das doch wissen! Sie können doch nicht alle so idiotisch sein!"
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Banduk
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Re: Das letzte Schiff ((open))

Post by Banduk »

“Sie können!“ Pieter schien anderer Meinung zu sein.
“Vor Allem wenn sie glauben, man kann hier einen Kapitän so ohne Weiteres ablösen.“
Die Stimme des Mannes wird eiskalt, beinahe so wie in einem schweren Sturm.

“Wenn wir hier ohne ein Wort mit oder ohne meinen Matrosen gehen, kann die Verzweiflung die Leute zum Äußersten treiben. Schau raus und zähl die Schiffe und die Leute am Kai. Das Ergebnis wird auch dir nicht gefallen.“
Die Worte des Mannes ernten unter seinen Leuten allgemeine Zustimmung.
Der Kapitän dreht sich zu Tysnal und spricht so eindringlich wie möglich. “Jetzt liegt es an dir, ich mach dich zum Bootsmann, wenn die Leute draußen uns glauben!“

Tysnal atmet tief durch, spannt sich und tritt aus der Tür, die ihm ein Begleiter Smuntjes aufhält.
“Offiziere zum Kapitän!“ Wie beabsichtigt bleibt augenblicklich alle Arbeit liegen. Jeder schaut zum Popdeck und die Offiziere eilen den Niedergang herauf.
Tysnal will sich den Schweiß von der Stirn wischen, hält aber in der Bewegung inne und streicht sich stattdessen durch die Haare.

Als er anfängt zu sprechen wird es still. Nur noch die Möwen kreischen. “Matrosen und Offiziere der Nexus. Herr Pieter Smuntje, Kapitän des schnellsten Segler dieser Gewässer hat eine dringende Mission für mich. Ich lege deshalb die Befehlsgewalt über dieses Schiff in die Hände von Hugrún Hrimdottir“ Er räuspert sich kurz und lässt sich den korrekten Namen zuflüstern. “Hrimnisdottir – Hugrún ich verspreche mich doch immer wieder.“ Bei den Worten lächelt er die Frau an.
“Hugrún wird an meiner Stelle das Schiff sicher zum Festland führen.“
Wem die Hochrufe gelten lässt sich nicht sagen. Smuntje schaut jedoch zufrieden, als er Hugrún beim Verlassen des Schiffs die Hand schüttelt.

Eine viertel Stunde später entern zwei Matrosen der ‚Schneller Mond’ die Wanten der Nexus und bereiten die Takelage für die Reise vor. Tysnal sieht man später bei der Überprüfung jedes verfügbaren getakelten Fischerbootes.
Er wird dafür sorgen, dass der ‚Schneller Mond’ einige kleine Boote folgen können. Seine Frau bleibt auf der Nexus.
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Hugrún
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Re: Das letzte Schiff ((open))

Post by Hugrún »

((Ich glaub jetzt haben sich die Handlungsstränge entworren und sollten getrennt werden. Schimpft mich wenn ihr es nicht mögt :D Hier findet sich die Nexus, für alle die da mit segeln wollen! Überkreuzen der Handlungsstränge können wir gerne jederzeit wieder machen...))
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Banduk
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Re: Das letzte Schiff ((open))

Post by Banduk »

Von allen Schiffen im Hafen hatte der Kapitän der ‚Schneller Mond’ die wenigste Probleme. Das Schiff war in einem guten Zustand, die Reparaturen an Bord waren fast fertig. Die Mannschaft war erprobt und aufeinander eingespielt. Und doch, Pieter Smuntje schaute immer wieder unruhig zum Himmel. Irgendwie scheint die Zeit stehen zu bleiben.
Die Leute, die noch immer in großer Zahl am Kai warteten, hatten sich dreigeteilt. Vor jedem Schiff bildete sich eine Traube.

“Die Menge können wir unmöglich an Bord nehmen!“ Leise besprach sich der Kapitän mit dem Eigner und seinen Offizieren. Durch die Fenster der Kajüte musterten die Herren die Meute am Kai.
“Dann fahren wir zweimal.“ Banduk schien keine größeren Bedenken zu haben. “Du hast es schon einmal in weniger als einer Woche zum Festland und zurück geschafft. Noch ist nicht zu erkennen, wie viel Zeit uns die Götter noch geben. Der Wind ist stetig, das Wetter wunderschön, ein Unwetter, wie kürzlich liegt nicht in der Luft. Lasst uns mit dem Einschiffen beginnen und absegeln!“ Es dauerte noch einige Zeit bis man sich über die Modalitäten klar war.

Bewaffnete Männer positionierten sich auf dem Kai, als Banduk die Wartenden ansprach. Das Schiff lag gute 2 Meter vom Kai entfernt vor Anker. Die Laufplanke war wie eine kleine Brücke zum Kai gelegt.
“Wir werden jetzt Frauen und Kinder an Bord nehmen. Vorerst nur Frauen und Kinder! Bitte bildet eine Gasse!“

In die Menge kam Bewegung, weit entfernt davon sich wirklich an die Anweisung zu halten. Das Murmeln der Leute schwoll an. Die Traube bewegte sich auf das Schiff zu. Die Matrosen, die auf dem Kai einen Brückenkopf bildeten ließen, nur Frauen und Kinder durch. Sie ließen kein Bitten und kein Flehen gelten. Noch mussten sie ihre Schwerter und Spieße nicht einsetzen.

Es donnerte in der Ferne. Kurz darauf stieg in der Mitte des Hafenbeckens unter ohrenbetäubenden Krach eine Fontäne meterhoch in die Höhe.
((Machen wir Schluss und verschwinden ;-). Auch wenn sich Alles bereits gestern Abend abgespielt hat, wir haben ja etwas Zeit.))
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Banduk
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Re: Das letzte Schiff ((open))

Post by Banduk »

Wie es gelang dem Inferno zu entkommen konnte auf der ‚Schneller Mond’ später niemand mehr sagen. Irgendwie waren die Flüchtlinge an Bord gekommen und irgendwie hatte das Schiff das offene Meer erreicht. Ein Himmelstein zertrümmerte den Bugspriet. Die, die zusehen mussten, wie Flüchtlinge im Feuer der unbarmherzigen Himmelssteine starben, werden die Schreie ihr Leben lang nicht vergessen. Das Leben der Überlebenden geht weiter.

Der Sonne prasselte vom Himmel auf den Konvoi der verschiedensten Schiffe, die mehr trieben als segelten. Neben der ‚Schneller Mond’, ein Schnellsegler, und der ‚Nexus’, ein älterer Kauffahrer, hatten sich verschiedene kleine Fischerboote angeschlossen.
Allen war eins gemeinsam: Sie waren hoffnungslos überladen. Auf jeder verfügbaren Planke drängten sich die Flüchtlinge. Damit kam der Verband nicht schnell voran. Das einzige was schnell ging war, die Vorräte an Trinkwasser gingen zur Neige.

Noch eine Taube verblieb Banduk. Beinahe ehrfürchtig warf er sie in die Luft.
“Finde Liasany“ rief er ihr nach.
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Banduk
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Re: Das letzte Schiff ((open))

Post by Banduk »

Die Gebete wurden nicht erhört. Wolken zogen über den Himmel, einmal sogar ein starker Wind, der die Schiffe beinahe auseinander trieb. Aber es regnete nicht. Das Wasser musste rationiert werden. Die Seeleute setzten jeden Fetzen Segel, der irgendwie aufzutreiben war. Das Einzige was man erreichte war Wasser im Schiff. Es kam durch die Bullaugen herein. So tief lag die ‚Schneller Mond’ im Wasser.
Die einzige Möglichkeit wäre gewesen, die Anzahl der Passagiere drastisch zu verringern. Aber daran wagte niemand auch nur zu denken.

Im Morgengrauen des siebten Tages auf See steuert ein Seeadler auf die ‚Schneller Mond’ zu, umkreist selbige kurz und landet nahe Banduk auf der Reling. Ein stolzes Geschöpf was Banduk mit scharfen wissenden Augen regelrecht zu durchbohren scheint.
An dem Bein des stolzen Vogels ist eine Nachricht gebunden, welche mit einem wohlbekannten Siegel, das einen Drachen zeigt, verschlossen ist.
Vorsichtig greift Banduk nach der Nachricht. Seine Augen sind dabei auf den scharfen Schnabel des Tieres gerichtet, das ihn wohl erkannt hat. Leise und beruhigend spricht er auf das Tier ein. “Hast du auch Nachricht von Lia und Anteru?“

Die Augen der Leute auf dem Schiff sind auf den Mann gerichtet, als er das Siegel erbricht. Jeder versucht anhand des Minenspiels zu erfahren, welcherart die Nachricht ist. Banduks Gesicht zeigt ein Lächeln aber auch eine tief liegende Traurigkeit. Man könnte jetzt eine Nadel auf die Planken des Decks fallen hören, wenn denn dazu Platz gewesen wäre.

Dann wendet sich Banduk zu den Leuten auf Deck. Pieter Smuntje an seiner Seite schaut unbewegt zu. Auch wenn er eigentlich der Boss an Bord ist, der Eigner des Schiffes scheint das immer mal wieder zu vergessen.
“Wir werden Hilfe bekommen. Die Schiffe sind unterwegs. Wir werden …“ Die restlichen Worte gehen im Jubelgeschrei der Massen unter.
Der Seeadler vertilgt derweilen noch genüsslich einen Fisch. Bevor er von dutzenden Augen verfolgt am Horizont verschwindet, kreist er noch einmal um die ganze Flottille.
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Lia
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Re: Das letzte Schiff ((open))

Post by Lia »

Es waren nur wenige Tage vergangen nach dem der Adler die Naricht überbracht hatte.
Noch dämmerte es und die Kühle des Morgens war spürbar. Langsam ging am Horizont die Sonne auf, noch gedämpft von dem seltsamen Nebel der an jenem Morgen über dem Meer lag.

Ein spitzer Schrei weckte einige die es mit dem Deck vorliebe nehmen mußten. Ein Schrei der Hoffnung und Warnung zugleich war.
Einige verfolgten noch leicht schläfrig dem stolzen Geschöpf welches jenen Schrei ausgestoßen hatte.
Der Seeadler umkreiste die schneller Mond und flog über die teilweise noch verschlafenen Leute auf dem überfüllten Schiff.
Langsam landete er majestetisch wieder neben Banduk auf der Reling.
Doch viele wirkten recht bald enttäuscht den keine Naricht hing am Bein des Seeadlers.
Plötzlich schrie jemand vom Bug. "SCHIFFE IN SICHT"


das Schiff schwankte stärker als einige sich vor zum Bug drängelten und fasziniert wirkten.
Durch den Nebel welcher sich rasch zu lichten schien glitten zwei Schiffe, lautlos und federleicht direkt auf die schneller Mond zu.
Prachtvolle Schiffe, elfischer Machart. Eine Flagge wehte stolz im Wind welche zwei Drachen zeigte. Für einen genaueren Betrachter könnte es wirken als wenn sich selbige kurz bewegen würden.

Langsam kamen sie näher und wendeten um mit der schnellen Mond auf einer Höhe zu bleiben.


An Deck beider standen ein paar Elfen, einige in einheitlichen Leinen und lederbekleidungen und einige in schwarzen Roben.
Gerade trat auf der Estrela, so hieß eines der Schiffe, ein Elf in langer roter Robe an Deck, in seiner Hand einen Magierstab dessen Spitze rot flammte.
Sein Auftreten war sicher mit einer gewissen Eleganz aber es hatte etwas ehrfürchtiges, etwas respekteinflößendes.

Der Erzmagier trat an die Reling und sah hinüber zu der schnellen Mond.
Kaum war er bei der Reling angekommen, erhob sich der seeadler neben Banduk und flog hinüber.
Als Tier und Elf sich kurz ansahen wirkte es für einen Moment als würden sie einander respektvoll den Kopf zuneigen.

Erst dann glitt der Blick des Elben wieder über die überfüllte schneller Mond bis die scharfen Augen des weisen Elbens an einer ihm bekannten Gestalt hängen blieb....
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Banduk
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Re: Das letzte Schiff ((open))

Post by Banduk »

Der leichte Wind ließ einige Strähnen der Haare der Elfin über ihr Gesicht gleiten. Anmutig reichte sie den Mann einen Becher Wasser aus der Quelle, die neben ihnen im Grase fröhlich dahinplätscherte. Banduk griff zu … und ins Leere.
Verschlafen rieb er sich die Augen und schaute den leeren Wassersack an. ’Heute wird es wieder nur einen Tropfen geben.’ dachte er, als er sich von seinem Platz auf dem Popdeck erhob.

Banduk dachte über die Lage nach. Seit Tagen kämpften die schwer überladenen Segler gegen einen stetigen Wind vom Festland an. Manchmal konnte der Navigator am Abend kaum einen merklichen Fortschritt ihrer Reise berichten.
Und der Wassermangel setzte Passagieren und Besatzung zu. Gestern hatte man bereits die ersten Personen in die Hände Chergas gegeben. Eine Mutter, die wohl seit Tagen ihre gesamte Ration an ihre Kinder gegeben haben musste. Dazu kam eine Hinrichtung wegen Wasserdiebstahls. Den Mann hatte man mit Steinen an den Füßen über Bord geworfen.

Ein Seeadler ließ sich majestätisch auf der Reling nieder. Banduk sprang auf und schaute das Tier fassungslos an. ’Bringst du gute oder schlechte Nachrichten?’ ging es dem Mann durch den Kopf als der Ruf erscholl.
“Schiff in Sicht!“
Banduk gesellte sich zu dem Offizier neben dem Steuermann, der schon durchs Fernrohr schaute.
“Und, was erkennt ihr?“ Die Frage kam in einem Ton, der besagte: ‚Gib endlich das Fernrohr her!’
“Es sind die Drachen Sir“ Banduk schnappte sich das Fernrohr, das ihm der grinsende Mann hinhielt. Während er spähte umspielte ein Lächeln seine Lippen.

Die ‚Schneller Mond’ bekam Schlagseite, als die beiden Elbenschiffe parallel liefen. Banduk nickte respektvoll dem Mann zu, der auf dem vorderen Schiff offensichtlich das Kommando führte.

Kurze Zeit später ging das Dingi de ‚Schneller Mond’ bei den Elfen längsseits. Smuntje und Banduk kletterten die Jakobsleiter herauf. Diesmal was Pieter Smuntje überhaupt nicht dagegen, im Hintergrund stehen zu dürfen.

An Bord zupfte der Händler an seinen vor Salz steifen Sachen, die ganz eindeutig nicht mehr gesellschaftsfähig waren. Dann kreuzte er die Arme vor der Brust und verbeugte sich gegenüber Tarias. Seine elfische Begrüßung war wie immer holprig, wurde aber mit wohlwollendem Lächeln akzeptiert.
[ELF]“F’indari mit dir S’wager“ Banduk wechselte wieder in die allgemeine Handelssprache.
“Es ist mir immer eine besondere Freude Euch zu treffen, aber selten war mir der Anblick Eurer Flaggen willkommener.“
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Banduk
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Re: Das letzte Schiff ((open))

Post by Banduk »

Tage später erreichte die ‚Schneller Mond’ das Festland. Auch wenn die Schiffe der Elben viele Flüchtlinge an Bord genommen hatten, noch immer war der Schnellsegler überladen.

Tarias hatte auch viele Fässer mit Trinkwasser geladen. Dazu kam, dass die Götter ein Einsehen mit den Flüchtlingen hatten. Das Wetter verschlechterte sich. Regen kam auf, die See ging höher. Mancher war froh die tägliche Ration Wasser bei sich behalten zu können.

Der Ruf “Land in Sicht“ trieb alle an Bord, völlig unabhängig von der aktuellen Gesichtsfarbe. Die Meisten konnten es nicht mehr erwarten an Land zu gehen und so kam es noch einmal zu Rangeleien um den Platz in den Booten. Doch diese waren nichts im Vergleich zu dem, was die Leute beim Verlassen Gobaits erlebt hatten. Jetzt kam es auf eine Viertelstunde mehr oder weniger nicht mehr wirklich an.

Ob Spitzbube, Krieger oder ehrbarer Handwerker, ausnahmslos jeder verharrte beim Betreten des Festlandes. Trauer über das Verlorene vermischte sich mit der Freude endlich wieder Land unter den Füßen zu haben. Keiner wusste was die Zukunft bringen würde.

((Ende))
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