Kleine Männer auf großer Reise

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Senrin der Ältere
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Kleine Männer auf großer Reise

Post by Senrin der Ältere »

(( Closed RP ))

Ferin Zwergenblut war an diesem Tag bereit vor Sonnenaufgang im Tempel, um die Feuer zu schüren und sein Morgengebet zu sprechen. Auf dem Weg wieder hinunter in die Tiefen des Berges dachte er über die bevorstehende Reise nach.
Es würde eine Weile dauern bis er das Königreich wiedersähe... wenn alles glatt lief!
Ferin würde es nie zugeben, doch eigentlich hatte er ziemliche Angst vor der großen Reise. Nun nicht vor der Reise direkt, auf ihren Besuch bei seinem Clan und den großen Zwergenstädten freute er sich, aber die Fahrt...
Wasser war ihm seit jeher zuwieder und die Aussicht auf viele Tage in einem Kahn nur aus Holzplanken (massiven Granit hätte er bevorzugt, doch der schwamm so schlecht...), womöglich zusammengepfercht mit Langohren oder gar Schweineschnauzen, inmitten einer riesigen, wenn nicht sogar unendlichen Wasserfläche, dass war es was ihm Angst machte.
Bei diesen Gedanken hielt Ferin kurz inne um Irmorom ein Stoßgebet zu schicken, dann stieg er weiter die Treppen hinab in das Königreich der Zwerge. Ohne auf die eindrucksvollen Werke zwergischer Baukunst, die prachtvollen Ornamente und riesigen Säulen, zu achten, eilte Ferin, vorbei an Irima Silverhammer, durch den Thronsaal und den Alten Tempel in das Priesterzimmer. Dort angekommen begann er die Sachen einzupacken, die er für die Reise brauchen würde, seine Prunkrüstung, eine Auswahl Äxte, eine Ersatzrüstung, einen Stapel frischer Roben, mehrere von Tiranas guten Kirschtorten, ein halbes Dutzend Bierflaschen, einige Silbermünzen, die besten Bücher der Tempelbibliothek und seinen Hammer. Als er all das zu einem Bündel zusammengeschnürt hatte, nickte er zufrieden und versuchte das Bündel zu schultern.
Mit einem kehligen Aufschrei fiel der stämmige Zwerg nach hinten über und landete inmitten seiner Sachen.

"Bei Irmoroms Bart, so geht dat nich'!"
Stellte er grummelnd fest und begann seufzend einige Dinge auszusortieren.
Als er fertig war konnte er das erheblich geschrumpfte Bündel mühelos schultern. Mit einem zufriedenen Grinsen auf dem Gesicht, doch voll banger Sorge vor der Überfahrt ging Ferin in die große Küche um etwas von Tiranas frischem Bier zu naschen und auf Amrothar Eisenbein zu warten...
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Eisenbein
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Packen

Post by Eisenbein »

((Von der IG-Zeit her haben unsere Chars diese Reise vor anderthalb Wochen gemacht, wundert euch also nicht wenn ihr sie im Spiel trefft))

Amrothar Eisenbein läuft in seinem Büro von einer Wand zur anderen, überall steht Krempel herum, den er als für die Reise nötig erachtet. Da er auch in dieser Nacht ausgiebig geschlafen hatte, war er schon spät dran, er wollte sich mit Ferin schon vor einer halben Zwergenstunde in der großen Küche treffen.

Ein Bündel mit gebratenem Hasenfleisch … ein Bündel mit Wildbraten … noch ein Bündel mit Hasenfleisch …

Der mittellange, schwarze Bart des molligen Zwergen weht im Laufen von einer Seite des Gesichts zur anderen.

… einen Heiltrank …

Er will auf keinen Fall durch eine Krankheit oder einer Wunde die Reise abbrechen, auf die er sich schon seit langer Zeit gefreut hat. Etwas wartet schon sehr lange in Siebenberg, eine wichtige Sache, die Amrothar noch zu erledigen hat.

… der Ring des ehernen Bundes, den der Zwerg vor einigen Jahren eingegangen ist …

Als der schwarzbärtige Zwerg den Ring in den Händen hält, hält er kurz inne und seufzt. Er überdenkt für einen Moment sein Vorhaben, schüttelt dann aber den Kopf und packt weiter. Den Ring gibt er in ein kleines Ledersäckchen.

… einen kleinen Schleifstein, denn auch Äxte wollen gehegt und gepflegt werden …

Er hatte Irima während seiner Abwesenheit das Kommando über die Bürgerwehr übertragen. Sie kümmert sich schon lange um die Sicherheit der Bürger und war bisher am fleißigsten, also ist sie in Amrothar’s Augen die Geeignetste für die Aufgabe. Außerdem wäre es ja nur für ein paar Wochen.

… eine Garnitur normale Kleidung und drei Garnituren Arbeitskleidung … eine Spitzhacke …

Er hatte die Minen von Siebenberg vermisst, die riesigen Stollen und Tunnel die sich durch alle Gipfel des hohen Berges erstrecken. Es ist eine prunkvolle Stadt mit gigantischen Hallen, ausgiebigen Festen, Reichtum wohin man blickt, in Siebenberg hat man ein wahrlich gemütliches Leben.
Ein paar Kleinigkeiten gab er noch in die Ledertasche, dann hatte er endlich alles nötige eingepackt, der schwarzbärtige Kerl musste nur noch die Kampfausrüstung wählen. Eine Prunkrüstung wäre ihm für die Reise zu schwer, also packt er ein Kettenhemd ein, einen Paladinhelm und einen Satz Stahlhandschuhe.
Er hängt sich die schwere Tasche um und geht zu einem Waffenständer, an dem fünf Äxte lehnen. Der Zwerg streicht sich ein paar Mal nachdenklich über den Bart, bevor er einfach die in der Mitte nimmt, es waren sowieso alle die gleichen. Die Tore seines Büros schwingen mit einem kräftigen Ruck auf und er macht sich auf dem Weg in die Küche, einen dunklen Gang entlang, durch die prunkvolle, geschmückte Gandelahalle, in die stets geheizte Werkstatt hinein und die Leiter hinunter. Auf dem Weg sagte er noch Irima sie könne sein Büro für diese Weile haben, sonst verstaube es noch.


„Tach auch ... ich wär‘ dann soweit“, meint er zu Ferin, mit einem glücklichen Lächeln im Gesicht. Die Vorfreunde war groß ...
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Senrin der Ältere
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Post by Senrin der Ältere »

Ferin saß mit dem Rücken zu den Treppen als Amrothar herabstieg.
"Tach auch ... ich wär‘ dann soweit"
Grummelnd drehte Ferin sich herum
"Ich dacht' schon du kommst gar nich' mehr..."
Ferin stand auf und schulterte sein Bündel.
"Also los jetz' sons' fahr'n die noch ohne uns..."
Mit diesen Worten stapfte Ferin die Treppe hinauf und gefolgt von Amrothar durch das Große Tor hinaus aus dem sicheren Berg. Den Weg zum Hafen verbrachten die beiden schweigend und zumindest Ferins Gedanken waren die ganze Zeit bei der Schifffahrt.
Beim Hafen war wie immer kein allzu großes Gedränge und so fanden die beiden Zwerge ihr Schiff auf Anhieb. Ferin betrachtete das Gebilde aus Holz äusserst sorgfältig, aber selbst er konnte nichts daran aussetzten, von dem Material und der Größe einmal abgesehen. Etwas beruhigter wanderte sein Blick nun zu ihren Reisegefährten. Bisher standen da nur zwei Langbeine, ein junger und ein älterer, zumindest soweit Ferin das beurteilen konnte, die aussahen wie Händler. An Deck waren die Matrosen bereits damit beschäftigt das Schiff abfahrbereit zu machen.

"Keine Schweineschnautzen soweit ich seh'n kann wat?!"
Flüsterte Ferin zu Amrothar als die beiden über eine Planke das Schiff betraten. Ein bulliger Mann, nicht viel größer als die beiden Zwerge stellte sich ihnen in den Weg.
"Sucht ihr zwei was Bestimmtes?"
"Aye wir wollen 'ne Überfahrt zum Gelderner Hafen."
"Gelderner Hafen? Ja den fahr'n wir an. Gleich nach Koldamar. Das macht ein halbes Goldstück für euch zwei."
"EIN HALBES GOLDSTÜCK? Dafür kann ich mir ja bald 'n eigenes Schiff kaufe'!"
"Ihr könnt ja auf das nächste Schiff warten!"
Ferin schaute den Mann finster an, doch dann knurte er:
"Schon recht, 50 Silbermünzen..."
Grade als Ferin zu seinem Münzbeutel greifen wollte sagte der Mann mit einem gierigen Grinsen:
"Ich glaube ich hör' grade, dass es nun 60 Silbermünzen sind."
Ferin lief rot an und wollte grade loslegen als er eine Hand auf seiner Schulter spürte und Amrothar sagen hörte:
"Gut, hier sin' meine 35."
Ferin grummelte noch etwas, dann zählte er die übrigen 25 Münzen ab und reichte sie dem Mann, nicht ohne ihm noch einen finsteren Blick zuzuwerfen. Der tratt beiseite und lies die beiden Zwerge an Bord kommen. Nur wenige Minuten später lösten die Matrosen die Leinen...
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Eisenbein
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Dritter Tag auf dem Schiff

Post by Eisenbein »

Der Dämon ist schon direkt über dem schwarzbärtigen Zwergen, ein flammendes Schwert aus reiner Magie über ihn erhoben, bereit es herniederzustoßen und den Körper von Amrothar mit der Klinge zu durchschneiden. Als er eine Bewegung den vermeintlichen Arms des unheiligen Wesens vernimmt, rollt er sich schnell zur Seite.

Der Zwerg hat sich auch aus seinem Bett in seiner Kajüte gerollt, nicht nur in der Welt der Träume. Zu seinem Pech auch noch mit dem Kopf voraus. Er steht langsam auf und hält sich dabei die Nase, er schaut kurz auf seine Hände und bemerkt mit Erleichterung dass kein Blut an ihnen haftet. Amrothar Eisenbein tritt aus seiner Kajüte in den Gang und geht diesen entlang bis er an der Treppe ankommt, die an Deck führt. Es war schon Mittag, auch heute verzichtete er nicht auf langen Schlaf.
An Deck traf er als erstes den Kapitän, der ihm schon seit einiger Zeit sehr verdächtig vorkommt. Am Hafen gab er sich als Kapitän eines „Personentransporters“ aus, aber der Zwerg kannte die Bauweise des Schiffes aus Erzählungen in Hafenkneipen. Es war ein Salkmaerisches Kriegsschiff, und auch die vielen Kisten die unter und auch auf Deck herumstehen, riechen nach konzentriertem Sibanac. Ein großer Raum war ganz versperrt, doch durch das Schlüsselloch konnte Amrothar Säbel erspähen, die scheinbar nur auf ihre Benutzung warten.

„Aah, Herr Eisenbein, wir speisen in einer … eurer … Stunden, einen feinen Braten, den mögt Ihr doch so gerne?“ Der Kapitän klang sehr heuchlerisch, was Amrothar bemerkte und unabsichtlich mit einem Verengen der Augen zu erkennen gab.
„Danke, ich …“ Der Zwerg zögerte, er wollte >ich habe keinen Hunger< sagen, aber wer würde ihm das glauben, schließlich war er ein Zwerg.
„… muss zugeben ich hab die Küche schon vorhin geplündert, der Braten roch einfach zu gut.“
Man könnte es paranoid nennen, aber Amrothar vertraut auch dem Essen nicht, er hält sich lieber an seines.
„Nun gut.“
Der Kapitän ging ohne weitere Worte seines Weges, jedoch mit einem hämischen Grinsen im Gesicht, das bei Amrothar nicht unbemerkt blieb. Die Augenklappe des Kapitäns war dem Zwergen unheimlich. Ein Händler mit einigen Kisten Sibanac, die wohl als Schmuggelware dienen, einer eigenen Waffenkammer, einer großen Augenklappe über dem rechten Auge – er kam ihm eher wie ein Freibeuter vor. Aber vorerst sollte ihn das nicht interessieren, Hauptsache sie sind so schnell wie möglich vom Schiff herunter und können zum Siebenberg’schen Gebirge reisen, nach dem sich Amrothar schon so lange sehnt.

Der Schwarzbart wunderte sich eben selbst, warum er sich nicht übergibt, wie er es die letzten drei Tage auch ständig tat, wahrscheinlich hatte er sich endlich an das ewige Wanken und Schwanken gewöhnt. Er schaute zu einem der Matrosen, der gerade auf einen der drei Masten klettert um ein weiteres Segel zu hissen. Warum sie vorher nur mit zwei Segeln fuhren ist Amrothar unschlüssig, aber die Navigationskünste der Mannschaft waren eines der wenigen Dinge, auf die der Zwerg während der Reise vertraute. Ein anderer Passagier, es war ein großer bartloser Mensch mit feiner Kleidung und langem Haar, saß auf einer Bank nahe der Reling und las ein dickes Buch. Noch einer der Passagiere zählte seine Goldmünzen, es war ebenfalls ein Mensch, mit einer großen Wampe und violetter Kleidung, einen violetten Umhang und einem gebogenen Schwert am Rücken. Amrothar empfand es als leichtsinnig, so offen mit blanker Münze zu prahlen, schon alleine aufgrund der gierigen Blicke von vorbeigehenden Matrosen.
Die Sonne stach vom Himmel auf die Leute ein, Amrothar hielt die ganze Zeit die Hand über die Augen, jetzt war es ihm endgültig genug, er ging wieder unter Deck, wo die heißen Strahlen den an Höhlen gewohnten Zwergen nicht belästigen. Sein Ziel war die Kajüte seines Freundes Ferin, die ganz am Ende des Ganges lag ….
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Senrin der Ältere
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Post by Senrin der Ältere »

Ferin lag in seinem Bett, neben ihm ein großer Eimer in dem sich wohl Erbrochenes befand, zumindest roch es in der ganzen Kajüte dannach. Als es an der Kajütentür klopfte setzte Ferin sich etwas auf und griff nach der Axt, die neben ihm im Bett lag.
"Aye?"
Die Tür schwang knarzend auf...
"Tach, Bruder!"
"Ah du bist's."
Obwohl Ferin nicht besonders gesund aussah grinste er bei dem Anblick seines Freundes und deutete auf seinen Bauch.
"Nichts mehr drin."
Meinte er und zwinkerte Amrothar zu, doch sein Grinsen schwand als er Amrothars Miene sah.
"Wat is' los?"
Ferins Miene verfinsterte sich immer weiter, als der andere Zwerg ihm leise seinen Verdacht mitteilte.
"Arr... ich fand' dat 'uch verdächtig hier... hoffe' wir ma' dat die uns einfach nur nach Gelderner Hafen bringe' aye?"
"Aye..."

Die folgenden Tage vergingen ohne besondere Vorkommnisse, doch als am Morgen des 5. Tages ihrer Reise der Hafen von Koldamar gesichtet wurde, sollte sich das ändern...
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Eisenbein
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Der falsche Hafen

Post by Eisenbein »

Auch Amrothar stand auf Deck, trotzte der sengenden Hitze der Sonne und starrte unentwegt auf den Hafen von Koldamar, als das Schiff diesen nach einer fünftägigen Reise endlich erreicht hatten. Er stand mit seinem Freund Ferin an der Reling, bei der vorderen Spitze des Kriegsschiffs. Ein großer Leuchtturm war als allererstes zu sehen, er sah verfallen aus, richtig alt, als ob sich schon lange niemand mehr um ihn gekümmert hätte. So etwas war einer der Gründe warum Amrothar Menschensiedlungen nicht ausstehen konnte. Zumindest nicht jene in diesem Teil des Landes, die Nomaden in den Wüstenlandschaften auf Illarion hatten prächtige Bauten aufgestellt, die sich sehen lassen konnten.

Als zweites erkannte der Zwerg das einzige Schiff, dass im Hafen angedockt hatte, auch dieses war ein Kriegsschiff, nur drei Matrosen tummelten sich darauf. Dann war da eine Schar Menschen, die gerade ein Haus bauten, aus schweren Ziegeln mit einem komplizierten Kuppeldach. Es war ungefähr zur Hälfte fertig, schätzte Amrothar ein. Die gesamte Stadt hatte einen grauen Ton, die Ziegel in den Wänden waren von außen zu sehen, die meisten Bauten waren sehr hoch. Vergnügungsplätze wie Tavernen oder Arenen waren überhaupt nicht zu sehen.

Schau ma, wie fleißig se arbeiten, so gehört sich das“, meinte Amrothar mit zufriedenem Blick zu Ferin.
Der Hohepriester erwiderte:
Schon, aber wie Menschen sehen mir die nicht aus, sind das nicht … auch Kinder des Weltenschmieds?
Amrothar stutzte, er warf noch einen Blick auf die Schar, und auch er bemerkte dann die langen Bärte, die die Arbeiter trugen, und auch von der Größe her konnten es Zwerge sein.
„Da könnteste Recht haben, aber was machen unsere Brüder hier am Meer?“, wunderte sich Amrothar.
Das Blickfeld erweiterte sich, und der schwarzbärtige Kerl erblickte noch mehr Arbeiter, in komische Kleidung gehüllt, die sehr eng anlagen und Hautfarbe besaßen.

„Was haben die denn an?", fragte Amrothar verwundert.
„Gar nichts“, antwortete ihm Ferin mit einem ungläubigen Blick,
“Amrothar, wir müssen hier runter, ich glaub‘ diese Leute dort arbeiten nich freiwillig“

Während Ferin seinen Verdacht aussprach starrte sein Freund weiterhin schockiert auf die Hafenstadt. Überall verteilt schufteten sich Menschen, Zwerge und der eine oder andere Elf sich den Buckel krumm. Inmitten der großen Gebäude ragte ein riesiger Berg in die Höhe, aus dem nach und nach Arbeiter herauskamen, mit großen Steinbrocken, die sie auf den Schultern zu einem Haufen aus Fels schleppten. Manche gingen auch mit Spitzhacken hinein oder kamen damit heraus, scheinbar gruben sie in diesem Berg nach irgendetwas. Zwischen den einzelnen Arbeitern standen viele Wachen, in rote Rüstungen gehüllt und mit Krummsäbeln bewaffnet und schrien die schuftenden Leute ständig an, manche peitschten sie aus. Viele der Wachen standen auf Geländern an den hohen Gebäuden und überwachten das ganze. Gerade wurde einem der zwergischen Arbeiter der Bart abgeschnitten, ein großer, abgemagerter Mensch wurde in denselben Moment in ein Haus geschleppt, aus dem laute Schreie tönten, die bis zum Schiff zu hören waren. Jetzt bemerkte auch Amrothar, dass die Arbeiter nichts außer einen Lendenschurz trugen, es war bestimmt eine Tortur in dieser Hitze im Freien zu schuften. Auch er konnte es nicht fassen: Es waren Sklaven.
„ Was zum Moshran geht hier …“, der Zwerg kam nicht viel weiter, er wollte sich gerade umdrehen und den Kapitän fragen, da legte sich eine Schlinge um seinen Bauch und zwei Hände packten seine Arme und knebelten diese hinter seinem Rücken …
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Senrin der Ältere
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Post by Senrin der Ältere »

Ferin war gerade an der Treppe angelangt, die unter Deck führte, als er den Ruf seines Freundes hörte:
"Was zum Moshran geht hier …"
Er drehte sich halb herum und sah wie der Kapitän den Zwergen fesselte. Auf Ferin selbst kamen zwei kräftig gebaute Matrosen zu. Instinktiv wand Ferin sich der Treppe zu und rannte sie herunter, um aus seiner Kabine seine Axt zu holen, die er ausgerechnet heute nicht mit sich herumtrug.
Als er am Ende der Treppe angekommen war, sah er nur einen Schatten der sich bewegte und etwas das sehr schnell auf ihn zukam, dann wurde es dunkel...

Etwas Eiskaltes traf den Zwergen im Gesicht und lief dann an seinem Körper herab. Es schmeckte salzig... Meerwasser! Panisch öffnete Ferin die Augen, die sofort, ob des Salzes, zu brennen begannen. Er versucht sich mit dem Handrücken über die Augen zu fahren, doch es ging nicht. Er konnte seine Hände nicht bewegen. Das erste was er sah war ein Tau, dass dreimal um seinen Körper geschlungen worden war. Als er aufschaute sah er zwei Matrosen vor sich stehen.

"Ist er wach? Dann bringt ihn von Deck!"
Hörte Ferin die Stimme des Kapitäns. Die zwei Matrosen traten zur Seite und Ferin konnte einen Blick auf den Kapitän erhaschen, der bei der Holzplanke stand, die das Schiff mit dem Steg verband. Vor ihm stand Amrothar.
"Amrothar was geht hie..."
Weiter kam Ferin nicht, denn einer der Matrosen hatte ihm einen heftigen Schlag ins Gesicht versetzt. Der Zwerg spürte wie Blut aus seiner Nase sickerte und das Gesicht herablief.
"Gewöhn dir das Reden lieber gleich ab, da unten wirst du bald eh keine Kraft mehr dafür haben!"
Hörte er den Kapitän höhnisch grinsend sagen. Dann zogen ihn die beiden Matrosen auf die Beine und führten ihn zur Planke, die der Kapitän mit seinem Gefangenen gerade betratt.
Hektisch überlegte Ferin wie er aus dieser Situation herauskommen konnte. Wenn man sie erstmal in die Bergwerke geschleppt hatte, waren sie verloren...
Gerade als die drei die Planke erreichten und Ferin fast verzweifelt war, entdeckte er die Lösung: Dort, nicht weit von der Planke, steckte bis zur Hälfte in einem Faß ein Krummsäbel. Jetzt musste er nur noch dorthin kommen!
Die Matrosen teilten sich auf. Einer ging vor Ferin auf die Planke, einer blieb hinter ihm. In diesem Moment drehte Ferin sich halb und tratt dem Matrosen, der hinter ihm stand, mit voller Kraft in den Unterleib. Der sackte mit einem Stöhnen in sich zusammen. Überrascht drehte sich nun der Matrose vor Ferin herum, dem der Zwerg sofort ein Bein wegtratt. Der Matrose geriet ins Stolpern und stürzte ins Meer.
Schnell rannte Ferin zu dem Faß, doch auch der Kapitän hatte den Tumult an Deck mitbekommen. Er stieß Amrothar auf den Steg und rannte dann die Planke wieder hinauf. Ferin hatte in der Zeit den Säbel bereits erreicht und seine Fesseln gelöst. Nun zog er mit aller Kraft an der Waffe, um sie aus dem Faß zu lösen. Dies gelang ihm grade rechtzeitig um den ersten Angriff des Kapitäns zu parrieren.
Der Kapitän war ein guter Kämpfer und dem Zwergen zumindest ebenbürtig. Es entbrannte ein wilder Kampf, bis sich der Matrose, den Ferin mit einem Tritt in den Unterleib ausser Gefecht gesetzt hatte, mit zornerfülltem Blick aufrichtete und seinen Säbel zog.
Ferin überlegte nur für einen Augenblick: Der Kapitän war schon Herausforderung genug. Gegen beide hatte er keine Chance!
Mit einer schnellen Kombination trieb Ferin den Kapitän einige Schritte von der Reling weg. Dann duckte er sich unter einem beidhändig geführten Schlag weg, drehte sich um und sprang über Deck.
Das Wasser war eiskalt. Ferin, der das Wasser fast mehr hasste als die Schweinenasen und der nie schwimmen gelernt hatte, hielt sich mit hundeartigen Schwimmbewegungen über Wasser und nährte sich nur langsam dem Steg. Dort angekommen wollte er sich gerade hochziehen, als Amrothar an ihm vorbeilief, verfolgt von dem anderen Matrosen.
Als der Matrose Amrothar mit einem triumphierenden Ruf zu Fassen bekam, zog Ferin sich aus dem Wasser, direkt hinter ihm. Der Kapitän, der gerade, gefolgt von dem zweiten Matrosen, die Planke herablief, rief eine Warnung, doch zu spät.
Der Mann drehte sich erschrocken um, doch genau darauf hatte Ferin gewartet: Mit einem schnellen Hieb durchtrennte der Zwerg den Hals des Menschen. Dann zerschnitt er die Fesseln seines Freundes. Dieser hob den Säbel des Matrosen auf und stellte sich kampfbereit neben Ferin, den Kapitän und den zweiten Matrosen erwartend, die sich unter wütendem Geschrei näherten.

"Möge Irmorom's dir vergelten, Bruder!"
Meinte Amrothar, bevor er einen Kampfschrei ausstieß und sich auf den Kapitän stürzte. Ferin kümmerte sich derweil um den Matrosen.
Dem Anführer von Silberbrands Bürgerwehr war der Sklavenhändler hoffnungslos unterlegen und so endeten beide Kämpfe schnell und blutig.

"Ein Wunder dat uns niemand gehört hat aye?"
"Aye! Wat machen wir jetz'?"
Wortlos deutete Ferin auf eine kleine Schaluppe, die neben dem Kriegsschiff lag...
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Eisenbein
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"Hast du dir die Reise auch so vorgestellt?"

Post by Eisenbein »

Amrothar sprang vom Steg über die Reling der Schaluppe auf das kleine Schiff und prägte sich mit einigen schnellen Blicken den gesamten Aufbau des Schiffes ein. Es musste alles sehr schnell gehen, dass sie überhaupt eine Chance hatten aus diesem verfluchten Hafen zu kommen. Aus der Hafenstadt, oder der Sklavenkolonie, wie immer man es nennt, rannten nun einige der Soldaten und Wächter, die den Tumult schließlich bemerkt hatten. Das Schiff war nicht wirklich groß, es bot auch keinerlei Verteidigungsmöglichkeiten. Die beiden Zwerge konnten schon froh sein wenn es nicht sank.
Amrothar deutete Ferin, der auch auf die Schaluppe gesprungen ist, die Taue zu lösen, der Hohepriester zögerte nicht eine Sekunde und befreite das Schiff vom Festland. Die Strömung trieb die Schaluppe in einer schrägen Bahn von der Hafenstadt weg, sie würden noch viel zu lange in Schussreichweite von Bögen sein, sah Amrothar voraus. Dieser schnappte sich gerade ein langes Ruder, das irgendwo an der Reling lag und legte das Schiff damit ungefähr in eine gerade Bahn, die vom Hafen wegführt. Ferin hatte sich inzwischen der Steuerung des Schiffs gewidmet, die ihm ebenso fremd war wie Amrothar. Nichtsdestotrotz versuchte sich der Priester an dem Steuerrad, mit mehr oder weniger Erfolg.
Die Soldaten, welche die Sklaven bewachten, strömten nun zahlreicher an den Steg, an dem auch ein großer Turm stand, der wohl zur Überwachung des Hafenbereichs diente, vorher aber unbemannt war. Aus dem hohen Steingebäude flogen nun brennende Geschosse in Richtung des Schiffs - Brandpfeile.
Der rudernde Amrothar rief mit einer übertrieben sarkastischen Stimme zu seinem Freund hinüber:

"Hast du dir die Reise auch so vorgestellt?"
"Naja, ich dachte eigentlich sie schafft ein wenig abwechslung zu dem was auf der Insel passiert."
"Sklavenhändler sind gewissermaßen was neues.

Die erste Salve bestand nur aus drei Brandpfeilen, einer davon verfehlte die Spitze des Schiffes nur knapp, der zweite streifte einen Mast, schoss aber weiter ins Meer, der dritte kam zum Glück nicht einmal in die Nähe des Schiffes.

Auch die Zwerge an Land hatten den Tumult mitbekommen.
"Da hauen welche ab!", rief ein rotbärtiger Zwerg. Die gesamte Schar aus abgemagerten, aber doch noch nicht gebrochenen Zwergen, Menschen und Elfen hielt inne, alle die im Freien ihre Arbeit verrichteten lenkten ihre Blicke auf das Schiff.
Rhobald Goldhammer wusste, dass jetzt ihre Chance gekommen war. Die Zwerge kannten ihn, wussten von ihm, sie würden ihm alle folgen wenn er jetzt den entscheidenden Schritt tat. Er sah sich in der halb zerfallenen Hafenstadt um. Das Verhältnis Soldaten zu Sklaven im Bereich des Bergwerks und des oberen Viertels der Hafenstadt stand günstig, etwa 1:3. Auch wenn sie keine schweren Äxte an ihren Gürteln hängen haben, auch wenn sie seit Jahren nur die allernotwendigste Versorgung bekommen haben, in den nächsten Monaten würde sich keine solche Chance mehr bieten.

Amrothar hört nun zu rudern auf, er brachte das Schiff doch nur aus der Bahn, wenn es keinen zweiten gab, der ruderte. Seine Waffen wurden ihm abgenommen, eigentlich wurde ihm alles abgenommen. Es war sinnlos, es gab keine Waffen auf diesem Schiff, weder Wurfspeere, noch Pfeil und Bogen. Grummelnd bemerkte er die nächste Salve Brandgeschosse, diesmal waren es schon etwas mehr. Die Schaluppe hatte sich gerade mal 30 Schritt vom Steg entfernt, noch immer bestand eine hohe Chance dass die Pfeile das Schiff trafen. Verzweifelt warf Amrothar den erbeuteten Krummsäbel in Richtung eines der Soldaten, die Waffe drehte sich mehrmals um die eigene Achse, und brachte einem der brüllenden Soldaten den sicheren Tod. Erst verzog er vor Schmerz das Gesicht, bevor er seinen letzten Atemzug tat und zu Boden ging.

Rhobald's Blick schweifte nun über den Steg und über die schießenden Soldaten, als er einen fallenden Menschen erblickte. Er erkannte ihn, er war einer der Offiziere hier. Oft belauschte er Gespräche zwischen ihm und seinen Untergebenen. Hoffnung regte sich in dem Zwergen, Hoffnung, die viele Zwerge hier schon lange verloren hatten, Hoffnung, die auch bei Menschen und Elfen gebrochen wurde. Die Hoffnung, die ihnen die ganze Zeit über fehlte.
Er sah wie zwei der Brandgeschosse ins Schiff einschlugen und die Flammen sich verteilten, auch wenn ein Schwarzbart unter den Flüchtlingen eilig versuchte sie zu ersticken.
Rhobald senkte kurz den Blick, dann stieß er einen lauten Kampfschrei aus, der über das ganze Teil, durch das gesamte Bergwerk, ja sogar über den Gebirgskamm hinaus widerhallte und jedem Lebewesen der das Geschrei hörte eine Gänsehaut verpasste. Dann packte er die Spitzhacke fester, die jetzt 50 Jahre lang Teil seiner Qualen war und rannte los ...
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Die Schlacht in der Kolonie

Post by Eisenbein »

Amrothar packte sich ein großes Fass und schüttete den Inhalt in Richtung des lichterloh brennenden Mastes um ihn zu löschen. Mit seiner Maßnahme konnte er verhindert dass sich das Feuer weiter nach oben ausbreitete und gar auf das Segel übergriff. Als er Pfeilsirren hörte, ein lautes „Pfeile los!“ vernahm und die nächste todbringende Salve herannahte ging er in hinter dem Mast in Deckung. Hinter dem Steuerrad kauerte sein Freund Ferin Zwergenblut, der die Salve auch abwartete. Links von Amrothars Fuß schlug ein Brandpfeil ein, zum Glück war das Holz hier noch feucht und das Feuer erstickte. Die Schützen spannten die Bögen jetzt unregelmäßigen, die Chancen sanken dass man nicht getroffen wurde wenn man aus der Deckung hervorging.

„Wir müssen hier runter, wir verbrennen sonst noch!“ , rief er mit tiefer, zwergischer, aber keinesfalls ängstlicher Stimme.
„Aye!“
Der schwarzbärtige Zwerg nahm sich das nun leere Fass und benutzte es als Schild gegen die Pfeile. Er hielt es vor sich und rannte zur Reling der brennenden Schaluppe, stieß sich kurz davor ab und fiel ins kalte Nass. Bevor seine Ohren ins Wasser eintauchten hörte er noch lautes grölendes Kampfgeschrei, das unweigerlich von Zwergen stammen musste.

Rhobald zog die eine Spitze seiner Spitzhacke aus dem Rücken des Wächters in roter Rüstung. Er hatte keine Skrupel sie zu töten, schließlich waren es über Jahre hinweg seine Peiniger. Ein alter Mensch rannte an ihm vorbei und drosch mit einer Schaufel auf einen weiteren Wächter ein, jedoch prallte der stählerne Kopf einfach an der dicken, schweren Rüstung des Soldaten ab. Dem Alten ereilte der Tod durch das Schwert des Soldaten, doch diesen Augenblick nutzte Rhobald Goldhammer um ihn mit seiner Spitzhacke außer Gefecht zu setzen. Zu seinem Pech verbog sich die Spitze des Werkzeugs und erreichte nichts. Der Zwerg duckte sich unter dem darauffolgenden schräg nach oben geführten Schwerthiebes hinweg und trieb die andere Spitze der Spitzhacke in einem Fuß des Soldaten. Nach einigen rechten Haken fiel er bewusstlos um und Rhobald eignete sich seine Waffe an. Bevor er sich den nächsten Gegner vornahm schweifte sein Blick über das Schlachtfeld. Es war schrecklich, viele Sklaven hatten ihr Leben verloren, zum Pech der Unterdrücker machte ihn das nur noch wütender. Aber sie waren in der Überzahl, die Wächter sind zu wenige. "Die Leute, die hinter dieser Sache stecken, haben sich wohl übernommen", dachte Rhobald.

Amrothar hatte schon fast keinen Atem mehr, wild strampelte er im Wasser herum ohne etwas zu erreichen. Schwimmen hatte er nie gelernt, wo und von wem denn auch? In den Hallen der Zwerge im Gebirge braucht man so etwas nicht. Ferin taucht gerade neben ihm auch im Wasser ein, auch er stellte sich nicht viel geschickter an als er. Verzweifelt versuchte Amrothar nach oben zu dringen um Luft zu schnappen, doch schossen noch immer Pfeile ins Wasser. Das Wasser zwischen den Zwergen und den Schützen bremste die Geschosse jedoch genug, damit sie keinen Schaden mehr anrichten konnten.
Sein Augenlicht drohte zu schwinden …
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Endlich Frei

Post by Eisenbein »

Sollte so seine Reise enden? Sollte er jetzt schon in die großen Hallen des Weltenschmieds eingehen? Sollte er Silberbrand, diese Zwerge und alle seine Schützlinge einfach im Stich lassen? Nein, Tanora sollte ihn nicht in die Tiefe holen, noch nicht.

Der schwarzbärtige kleine Kerl schaffte es mit einem Ruck seine Hand aus dem Wasser zu bekommen, weiter kam er aber auch schon wieder nicht. Das Gewicht seiner Rüstung war bei den Schwimmversuchen nicht gerade nützlich. Er wunderte sich dass keine der Schützen ihn jetzt trafen, er war ein perfektes Ziel. Gerade wurde ihm zur Hälfte schwarz vor Augen, als jemand seinen Arm packte und den Zwergen auf die Oberfläche zog. Zutiefst erleichtert spuckte Amrothar etwas Wasser aus, doch noch immer war etwas in seinen Lungen und er musste weiterkrächzen. Sein Retter schwamm mit ihm an Land. Daraus, dass niemand mehr schoss, schließte der Zwerg dass die Sklavenwärter oder was auch immer sie sein mochten, besiegt waren und Ruhe eingekehrt war.
Amrothar war jetzt eher zornig als enttäuscht von seinen eigenen Fertigkeiten. Da wollte er eine friedliche Reise in die Stadt machen, in der er 50 seiner 166 Jahre verbrachte, um alte Freunde zu besuchen und natürlich diese ausstehende Aufgabe zu erfüllen. Aber gleich am Beginn der Wanderung kam er in Schwierigkeiten. Er war es gründlich leid.

„Fe, Fe …“ , weiter kam er nicht, denn im Reden spuckte er ständig Wasser.
„Deinem Freund geht es gut“ , beruhigte ihn eine helle Stimme, die unweigerlich aus dem Mund einer Menschenfrau kommen musste. Amrothar schaffte als Antwort nur ein Nicken. Die Fremde zog ihn schließlich zum Steg, von dem sie vorher zu flüchten versucht haben und legte ihn dort hin. Noch war es schwer für den Zwergen sich zu rühren, er konnte zurzeit nur zuschauen wie ein in Lendenschurz gekleideter Mann auf seinen Brustkorb drückte und das Wasser aus den Lungen presste. Amrothar spuckte es auf den Steg, zusammen mit seinem Frühstück.
Als er wieder ordentlich sehen konnte und sich umsah schweifte sein Blick zuerst über den hohen Berg, aus dem immer noch einige Sklaven herausrannten. Die Schützen, die ihre Schaluppe angezündet hatten lagen reglos herum, höchstwahrscheinlich waren sie tot. Viele Leichen von Wächtern lagen in der Nähe herum, die Sklaven scheinen den Aufstand zu ihren Gunsten zu beenden. Ganz in der Nähe kämpften ein Sklave und ein Mann in roter Rüstung. Man merkte, dass der Unterdrückte alleine keine Chance hatte, da er offensichtlich nicht das Geringste vom Kampf verstand, in keine Rüstung gehüllt ist und als Waffe eine Schaufel führte. Ein ehrloser Kampf seitens des Wächters, dachte Amrothar. Neben ihm standen nur die Frau und der Mann die ihm geholfen hatten, ein weiterer Sklave zog gerade den ebenso erschöpften Ferin an Land, der sich im Wasser aber scheinbar wesentlich besser gehalten hat als er.

„Arrr, was geht hier vor?“ , fragte Amrothar, bevor er weiterhustete.
„Keine Zeit für Erklärungen, bleibt hier und ruht euch aus“ , erwiderte die Frau und rannte wieder los. Sie schien eine sehr selbstsichere Menschenfrau zu sein, zumal sie sich einen Bogen von einem der herumliegenden Schützen schnappte und damit tiefer in die Hafenstadt rannte, von wo noch immer Kampfgeräusche herdrangen. Der Mann der ihm half folgte ihrem Beispiel. Amrothar vernahm einen Schmerzenschrei, dessen Ursprung aber sein Freund war. Der Mann, der Ferin gerettet hatte zog gerade eine Pfeilspitze aus dem Fuß des Hohepriesters. Amrothar kniff die Augen zusammen als er zusah.
„Irmorom, was für eine Teufelei ist das denn wieder?“ , fragte sich der Schwarzbart in Gedanken.

Die Stadt war gesichert, die letzten Sklavenwächter flüchteten in irgendwelche Höhlen, die die Gebirgskette durchzogen, aus denen aber soweit Rhobald bekannt war kein Weg hinaus führte, außer der Eingang. Die Sklaven machten sich keinen Hehl daraus ihnen zu folgen, schließlich waren sie allein schon froh wenn sie endlich frei waren und die Schufterei ein Ende hatte.
Rhobald Goldhammer hielt triumphierend das Schwert hoch, das er im Kampf erbeutet hatte und schrie freudig:

“Sieg! Endlich Frei!“
Wie er erwartet hatte stimmten alle anderen Sklaven in sein Geschrei mit ein. Fröhlich und erleichtert ließen die befreiten Sklaven ihr Werkzeug fallen und rannten aufeinander zu. Es waren Freunde, die wieder zueinanderfanden, und Einzelne, die sich freuten zu ihren Verwandten und Bekannten zurückkehren zu können. Ihr aller Glück war so groß, dass sogar der grimmige Rhobald lächeln musste. Er erblickte eine Elfenfrau und einen männlichen Elfen, die einander umarmten und sich küssten, ganz offensichtlich ein getrenntes Liebespaar.
Die Sklaven versammelten sich fast alle an einem großen Platz im Zentrum der Hafenstadt. Dort wurde gerade ein großer Wachturm aus Holz umgerissen, um ein Zeichen für ihre zukünftige Freiheit zu setzen. Andere brachten Nahrung aus den Vorratslagern der Wächter, die natürlich innerhalb weniger Minuten von der Menge an ausgezehrten Leuten verspeist wurden. Der Zwerg schätzte die Zahl der Befreiten auf 250. Jetzt fragte er sich, warum sie die Revolution nicht schon früher versucht hatten, wo doch die Anzahl der Wächter gerade mal die Hälfte war. Er schüttelte ungläubig den Kopf als er daran dachte, dass zwei mutige flüchtende Zwerge diese Aktion einfach gestartet haben, die er schon seit geraumer Zeit plante. Mehrere Feuer wurden entfacht, und bevor die Sklaven an das Aufräumen ihrer gewonnen Stadt dachten oder die Toten betrauerten und beseitigten, mussten sie sich erst einmal von jahrelanger Schinderei erholen. Überall wurde Essen und Feuerholz aus den halb zerfallenen Gebäuden geholt. Alle saßen sie an den Feuern und freuten sich untereinander auf ihre Befreiung. Niemand konnte sein Glück wirklich fassen. Rhobalds Weg führte am Platz vorbei zum Hafen, wo er sich bei den beiden mutigen Zwergen bedanken wollte.

Amrothar musste einfach lächeln als er die Freudenschreie hörte. Seine Neugierde war groß, er wollte wissen was das für ein Ort war. Er und der Mann, der Ferin vorher geholfen hatte, stützten Ferin und die drei gingen weiter in die Stadt hinein, zu den befreiten Sklaven, wo es bestimmt einen (früheren) Heiler gab der Ferin helfen konnte. Außerdem wollte er erfahren was hier nun eigentlich vor sich ging.
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Ferin humpelte, gestützt von Amrothar tiefer in die Stadt hinein, bis sie auf eine größere Gruppe ehemaliger Sklaven trafen, die wohl ein Schnapslager der Wärter geplündert hatten und nun ausgiebig feierten.

"Irmorom zum Gruße... wat is' 'n dat hier?"

Fragte Amrothar einen alten Mann. Der Mann schaute den Zwergen überrascht an, dann antwortete er:

"Ihr befindet Euch auf Kas'son, einer der kleinen Inseln vor der Küste Albars. Ich wurde von Piraten entführt, als ich und mein Sohn mit dem Fischerboot rausfuhren."

"Wat is' mit deinem Sohn?"


Das Gesicht des Mannes verdunkelte sich. Man konnte sehen, wie die Trauer in ihm aufstieg.


"Er... er hat es nicht geschafft..."

Amrothar legte dem Mann die Hand auf die Schulter.

"Nun ist es vorbei! Sag, kennst du einen Heiler unter euch, der sich meinen Freund hier ma' anseh'n könnt'?"

Der Blick des Mannes wanderte an Ferin herunter bis zu seinem Fuß, dann nickte er.

"Ich kann das machen!"


Er kniete sich hin, griff in seine Tasche und legte einige getrocknete Kräuter auf den Fuß, den er dann bandagierte.

"So... das sollte die Schmerzen lindern und die Heilung fördern. In einer Woche kannst du den Verband abnehmen!"

Dankbar nickte der Hohepriester.
Amrothar und Ferin feierten die Nacht ausgelassen. Sie fanden heraus das die meisten der Sklaven von Piraten entführt und hierher gebracht worden waren. Bald würden die Armen ihre Familien wiedersehen, darauf hofften alle. Das einzige was die Stimmung trübte, waren die Erzählungen von denen, die es nicht geschafft hatten, die entweder bei der Arbeit gestorben oder von einem Wärter ermordet worden waren.
Die Zwerge lernten auch Rhobald Goldhammer kennen, der bereits eine Gruppe von etwa 20 der ehemaligen Sklaven dafür hatte begeistern können, die anderen Sklavenkolonien zu befreien.
Am Mittag des nächsten Tages verabschiedeten sich Ferin und Amrothar von ihren neuen Freunden...
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