Eine Rückkehr nach Gobiath ((offen))

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Guir Rabenflügel
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Eine Rückkehr nach Gobiath ((offen))

Post by Guir Rabenflügel »

Als sich der Nebel in den frühen Morgenstunden endlich lichtete, konnte Guir einen Blick auf das, am Horizont auftauchende, Gobiath werfen. Es war eine ganze Weile her, dass er diesen Anblick gesehen hatte. Er zog seinen schlichten, schwarzen Umhang enger um sich und ging wieder unter Deck. Der Nebel war zwar weg, doch der Regen hatte desshalb noch lange nicht aufgehört.
Seit er losgefahren war, hatte es geregnet und gestürmt, etwas, an das er mitlerweile zwar gewöhnt war, welches er aber noch lange nicht ausstehen konnte. Zwei mal hatte der Kapitän die Orientierung verloren und dem Steuermann widersprüchliche Befehle durch grollende Geräusch der anrollenden Wellen zugerufen. Der Sturm hatte sich vor einigen Stunden zwar gelegt, dafür war dichter Nebel aufgezogen. Somit war es eine der unruhigsten Fahrten, die Guir jemals durchgemacht hatte.
Als er wieder in seiner Kajüte war, schloss er die Tür hinter sich, trocknete seine Haare und zog sich saubere und vor allem trockene Kleidung an. Den Rest der Fahrt verbrachte er damit, auf dem ungemütlichen Bett seiner Kajüte zu liegen und die Decke anzustarren.
Warum war er nicht wie immer in letzter Zeit, an Gobiath vorbei gefahren? Diese Insel schien wirklich niemanden einfach so in Ruhe zu lassen.

Guir verließ rasch das Schiff, als es am Hafen von Gobiath angelegt hatte und warf dem Kapitän einen kleinen Beutel mit Münzen zu. Dankend nickte dieser und wandte sich dann ab. Die Schritte des Halbelfen lenkten ihn direkt in Richtung der Fähre nach Tol Vanima. Es war einfach der Weg, den er immer nahm, sobald er das Schiff verlassen hatte, seit Jahren war es so. Doch dieses Mal blieb er unschlüssig vor der Fähre stehen. Der Fährmann war schon aufgestanden, als er den altbekannten Gast auf sich zukommen sehen, nun sah er ihn abwartend an. Guir schon so oft nach Gobiath zurückgekehrt, manchmal nur für ein paar Tage, manchmal auch für ein paar Wochen. Seit er sich entschieden hatte, sein Leben auf Gobiath aufzugeben, war er auf seinen Reisen doch immer wieder auf dieser Insel gelandet, jedes mal hatte er sofort nach Vanima gegangen.
Anfangs hatte er sicher den ein oder anderen guten Grund dafür gehabt, doch jetzt war es nur... alte Gewohnheit. Er seufzte kurz und drehte sich zurück zum Hafen, welcher ihm dieses Mal freundlicher vorkam, als die Aussicht, nach Vanima zu gehen. Viele Freunde hatte Guir nicht mehr auf der Insel, die meisten hatten die Insel ebenso verlassen, wie er und der letzte Rest war größtenteils auf Vanima, Freunde, von denen er manche sogar zu seiner Familie zählen würde. Trotzdem entschied er sich, Vanima vorerst nicht zu betreten.
Gobiath und besonders Vanima, hatte ihm alles gegeben, was er je gesucht hatte. Doch diese Insel, die alles bereit hielt, was man suchte, konnte einem all dies auch wieder wegnehmen. Und jedes mal, wenn Guir die Insel nach seinen Besuchen wieder verlassen hatte, war er unzufrieden gewesen. Doch eines konnte Gobiath einem nicht wegnehmen: Erinnerungen. Seine Gedanken schweiften ab an die vielen Orte, die er auf dieser Insel gesehen, besucht und erkundet hatte. Vielleicht war es wieder Zeit, diese Orte aufzusuchen, vielleicht war es an der Zeit, neue zu entdecken.
Gobiath hatte sich verändert, seit er vor so vielen Jahren die Insel das erste mal betreten hatte und gewiss auch, seit er sie verlassen hatte, um sein Leben woanders zu leben.
Zuversichtlich nickte er, seine anfängliche Unlust auf den Besuch der Insel war verflogen. Der Fährmann jedoch blickte ihn mitlerweile doch recht ungeduldig an. "Wollt ihr jetzt nun rüber oder nicht?" Guir schüttelte den Kopf und schmunzelte leicht. "Verzeiht, diesmal nicht." Er strich sich eine Rabenfeder aus dem Gesicht zurück in sein rabenschwarzes Haar und verließ den Hafen.
Noch unschlüssig, in welche Richtung er nun gehen sollte, blieb er an der kleinen Kreuzung nördlich des Hafens stehen und blickte nach links und rechts...
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Alan Dowland
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Re: Eine Rückkehr nach Gobiath ((offen))

Post by Alan Dowland »

Wie lange hatte er keinen Fuß mehr auf diese verdammte Insel gesetzt... sechs Jahre? Oder waren es gar schon sieben?
Alan seufzte, strich sich das schulterlange, braune Haar aus dem Gesicht und starrte gen Horizont, während die dunkle Linie am Rande des Meeres sich stetig verdickte. Gobaith. So viele Erinnerungen, so viel Zeit. Er war nicht mehr der junge Mann, der vor sechs - sieben? - Jahren von dort aufgebrochen war, Wut und Hass im Herzen und eine so große Enttäuschung hinter sich, dass er an Sirani zweifelte.
Er hatte viel erlebt seither, war in ganz Illarion umhergezogen, hatte die Norodaj und die Serinjah besucht. Sogar seinen alten Kollegen, Gryphius Messerzunge, hatte er besuchen wollen, hatte ihn aber nicht angetroffen als er an dessen Bardenschule vorgesprochen hatte, und war einsam weiter seiner Wege gegangen - rastlos, ruhelos, zu ungeduldig um auf den Mann zu warten, den er so zutiefst bewunderte.

Ach ja, was alles war auf Gobaith geschehen... hier hatte er seinen Halbbruder Gorim wiedergetroffen, sich mit ihm ausgesöhnt, hatte ihn beweint als er starb. Hier hatte er seine erste große Liebe kennen gelernt, gewonnen und verloren. Hier hatte er so manches Abenteuer erlebt, hatte nach seiner Verletzung vor vierzehn Jahren wieder die Laute zu spielen erlernt, hatte die Beweglichkeit eines Beines eingebüsst, war fast an einer Lungenentzündung gestorben.
Er hatte die warmherzigsten Menschen kennen gelernt, die man sich vorstellen konnte, Freunde fürs Leben - zu denen er dennoch keinen Kontakt gehalten hatte. Er hatte eine Heimat gehabt, diese jedoch eingebüsst. Er war dem Wahnsinn anheim gefallen, hatte geschwiegen, seinen Glauben verloren und ihn in der Stille ebenso wiedergefunden wie seine Musik.

Was für ein sonderbarer Ort diese Insel doch war. Wehmütig blickte der Barde in die Ferne, doch so wirklich traurig sein konnte er nicht. Die Bitterkeit war verflogen, er war reifer geworden, erwachsener. Vielleicht - das redete er sich gerne ein und tat es dann mit dem gleichen juvenilen Lächeln, das ihn stets ausgezeichnet hatte, als eitel ab - war er sogar ein wenig weise geworden über die Jahre.
Er war kein junger Bursche mehr, sondern ein gestandener, hagerer Mann, in dessen braune Mähne sich die erste silbrige Strähne mischte.

Während das Schiff in den Hafen einfuhr, blickte Alan sich um, nahm jede Veränderung in sich auf. Viel war nicht geschehen, fast schien es, als habe hier die Zeit still gestanden. Es war ein verhältnismäßig warmer Tag, die Möwen kreischten, balgten sich in der Luft um einige Happen Futter. Sogar der Fährmann nach Tol Vanima stand genau dort, wo er immer stand, und drei weitere Schiffe lagen in der Bucht.

Alan liess sich an Land bringen und bezahlte den Kapitän mit einem Großteil seiner letzten Kupfermünzen. Eines hatte sich in all den Jahren nie geändert: Alan war ein Hungerleider, denn seine Kunst füllte weder seinen Beutel noch seinen Magen in ausreichendem Maße. Aber sie bescherte ihm ein fröhliches Herz und ungebrochenen Lebenswillen, und würde dies weiterhin tun.

Der Barde hinkte langsam in RIchtung Troll's Bane, liess den Hafen hinter sich, denn so sehr er Bane verabscheute, dort gab es eine Taverne und abends genügend Stammgäste, um sich bei Borgate ein warmes Mahl und vielleicht sogar einen Schlafplatz zu erspielen.
Fast hätte er die dunkle Gestalt an der Kreuzung nicht erkannt, doch die langen, schwarzen Haare, die Rabenfedern - Alan traute seinen Augen kaum.

"Grüße, Guir," sagte er nur ruhig und trat neben den anderen. Seine hinkenden Schritte waren leicht, aber nicht unhörbar gewesen, es war ziemlich sicher dass der Halbelf ihn gehört hatte.
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Guir Rabenflügel
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Re: Eine Rückkehr nach Gobiath ((offen))

Post by Guir Rabenflügel »

Guir war gerade dabei seine Schritte Richtung Westen zu lenken, als ein Gruß an seine Ohren drang. Diese Stimme kannte er doch! Als sich der Halbelf umdrehte, konnte er wohl kaum das Erstaunen in seinem Gesicht verbergen. Er hatte sich gefragt, wen er treffen würde, wenn er zurückkehrte, doch mit Alan hatte er sicher nicht gerechnet. Der erstaunte Gesichtsausdruck wich einem Lächeln und – scheinbar wie aus alter Gewohnheit – legte er seine rechte Faust auf sein Herz und verneigte sich leicht vor dem Neuankömmling.

Alan! Bei Sirani, wie lange ist es her, dass wir uns gesehen haben? Wie geht es dir und was führt dich zurück nach Gobiath?“

Guir betrachtete seinen alten Freund. Äußerlich hatte er sich nur wenig verändert, doch sein Auftreten, der Ausdruck in seinen Augen, war ein anderer als der, den er vor vielen Jahren zuletzt gesehen hatte. Alan schien... gefestigter.
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Alan Dowland
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Re: Eine Rückkehr nach Gobiath ((offen))

Post by Alan Dowland »

Der Gruß der Varshikari war längst Vergangenheit, so wie die freie Künstlerstadt Varshikar der Vergangenheit angehörte - Alan hatte fast den Verstand verloren, als er diese seine Heimat, die einzige Heimat die er je gekannt hatte, eingebüßt hatte.
Nun legte auch er ganz bewusst eine Faust auf sein Herz, verneigte sich leicht vor Guir und lächelte ihm zu, während er näher an den anderen Mann heran trat.
"Viel zu lange, alter Freund. Ich glaube es sind sechs oder sieben Jahre, doch wenn ich ehrlich bin, habe ich irgendwann aufgehört, die Tage zu zählen." Alan nahm sein Bündel von der Schulter und liess es zu Boden sinken, während er weiter sprach. Sie würden wohl kaum sofort wieder auseinander gehen, nachdem sie sich so lange nicht gesehen hatten!
"Es geht mir gut, Sirani sei Dank, die mich wohl auch hierher geführt hat. Es war einfach ein Gefühl, das mich ergriff. Ich habe lange Jahre in Salkamar gelebt, doch das Heimweh nach Varshikar wurde wieder stärker. Zwar weiß ich, die Stadt wie sie einst war ist Vergangenheit, doch ich hatte das Gefühl, ich müsse nun dorthin aufbrechen, wollte ich die Wüstenblume noch einmal sehen. Seltsam, nicht?" Alan zwinkerte. "Als ob eine Stadt weglaufen würde... doch ich hatte auch keine anderen Pläne, also warum nicht dieser Eingebung folgen, vielleicht alte Freunde wieder sehen? Es ist viel zu lange her."

Alan sah sich um, die Gegend um den Hafen kam ihm so vor, als habe er Gobaith erst am Vortag verlassen - unverändert. "Aber was ist mit dir, alter Freund, wohin hat es dich verschlagen, und wo kommst du gerade her? Wie ist es dir ergangen in all den Jahren?"
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Guir Rabenflügel
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Re: Eine Rückkehr nach Gobiath ((offen))

Post by Guir Rabenflügel »

Auch Guir sah sich kurz um.
Diese Insel lässt einen nicht gehen... nicht für immer
Er schmunzelte und sah zurück zu Alan.
Ich war schon lange nicht mehr wirklich in Varshikar. Nur kurz, doch... es ist nicht mehr die Stadt, die wir damals aufgebaut hatten. Sie sieht ihr ähnlich, aber sie fühlt sich anders an.
Auch er legte die große Reisetasche, die er über die Schultern gelegt hatte, ab, obwohl er sie gerade erst wieder geschultert hatte.
Ich reiste viel durch die Gegend, baute meine Heimat wieder auf. Doch hauptsächlich bin ich Vater. Ich bin so oft es geht bei meiner Tochter Loreenail. Der Traum von einer richtigen Familie ist mir verwehrt geblieben, doch Deannas Familie hat mich als Mitglied der elfischen Gemeinschaft aufgenommen.
Auf den Reisen zwischen dem Festland und meiner Heimat besuche ich Gobiath von Zeit zu Zeit. Doch hauptsächlich bin ich dann auf Vanima. Nur heute... eigentlich wollte ich einige Orte aufsuchen, die ich in den vielen Jahren besucht habe... als wenn ich das Gefühl hätte, sie nicht wiederzusehen. Eigenartig, dass ich gerade heute dabei auf dich treffe.

Guir zwinkerte ebenso, mit einem leichten Schmunzeln.
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Alan Dowland
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Re: Eine Rückkehr nach Gobiath ((offen))

Post by Alan Dowland »

"Nein, wer einmal auf Gobaith war, wird immer dorthin zurück kehren, so scheint es wohl," stimmte Alan Guir zu und hielt in Gedanken fest, dass dies ein gutes Sujet für ein Lied wäre, falls er später die Zeit dafür fände eines zu dichten.
Dann lauschte er Guirs Erzählung und lächelte. "Es ist gut, Freund, dass wenigstens einer von uns eine Familie gegründte hat. Ich hingegen reise durch die Welt, rastlos wie eh und je, von Ort zu Ort. Einige Male hätte ich die Chance gehabt, zu verweilen, vielleicht gar zu bleiben... doch so viele schöne Gesichter es auch geben mag, ich fand doch keine, die an Sira heranreichte." Schon wollte er vorschlagen, nach Vanima überzusetzen, da erklärte der Halbelf, dass er sich einige alte Orte ansehen wollte, an denen er lange nicht gewesen sei.
"Sonderbar, dass wir beide das gleiche Gefühl haben sollten..." Alan runzelte leicht die Stirn. "Dann lass uns gemeinsam gehen, Guir, immerhin haben wir vieles gemeinsam erlebt... gerade die Wüstenblume wird mit einem Freund an meiner Seite vielleicht weniger fremd und verwandelt scheinen, als sie es sonst täte. Ich sehe unser Treffen als einen Wink Siranis, den wir nicht ignorieren sollten!"
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Guir Rabenflügel
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Re: Eine Rückkehr nach Gobiath ((offen))

Post by Guir Rabenflügel »

Er sah nach Westen, in die Richtung, in der Varshikar lag. Eigentlich wollte er seine frühere Heimat meiden, so erklärte er Alan:
„Ich hatte eher vor, dem Haus der Druiden zuerst einen Besuch abzustatten. Als ich nach das erste mal nach Gobiath kam, war ich oft dort.“
Guir schmunzelte und sah dann wieder zu Alan.
Das ich Vater bin kam damals sehr überraschend. Loreenail ist jetzt neun.
Er musste lächeln, als er an seinen Tochter dachte und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht.
Es tut mir Leid für dich, dass dir dieser Wunsch unerfüllt geblieben ist, doch du hast ja noch etwas Zeit, ihn dir zu erfüllen, wenn sich die richtige Gelegenheit dazu bietet. Nun... willst du mich trotzdem begleiten? Wie du schon sagtest, es scheint so gewollt zu sein, dass wir uns hier trafen.
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Alan Dowland
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Re: Eine Rückkehr nach Gobiath ((offen))

Post by Alan Dowland »

Der Besuch bei den Druiden...
An die Druiden selbst hatte Alan keine Erinnerung, wohl aber an die Abtei, die an ihren Besitz grenzte. Lange Monde hatte er dort verbracht, mit Eldan und Sinari gehadert, mit sich selbst gerungen. Ein Schweigegelübde eingehalten, das ihn fast seinen Verstand gekostet hätte, gefastet bis er nur noch Haut und Knochen war, in seiner kleinen Zelle gekniet bis er nur noch die Wellen hörte, die draußen gegen die Küste brandeten, unendlich, unendlich...
Seine Hand über der Kerzenflamme verbrannt im sinnlosen Versuch, irgend etwas zu spüren...
Dies waren wohl seine finstersten Erinnerungen neben dem Sterben geliebter Menschen. Jene Monde bei den Mönchen.

So dauerte es etwas, ehe Alan antwortete, sein Zögern entging Guir sicherlich nicht. "Ja, ich werde mitkommen", sagte er schließlich, "aber... wenn wir schon mal dort sind, können wir auch zum Eldan-Kloster gehen? Ich habe dort eine sehr... intensive Zeit erlebt. Wenn wir alle wichtigen Orte der Insel ablaufen, scheint es nur billig zu sein, dass ich dort beginne."
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Re: Eine Rückkehr nach Gobiath ((offen))

Post by Guir Rabenflügel »

Guir war etwas verwundert über Alans Reaktion. Er hatte Alan damals erlebt, hatte aber nie wirklich gewusst, was genau sein alter Freund damals durchgemacht hatte. Alan war damals ein Schatten seiner selbst gewesen und Guir freute es, dass Alan scheinbar mit alldem abgeschlossen hatte. In seinen Augen hatte es kaum einen treueren Varshikari gegeben.
Natürlich... wir können dort auch vorbei, wenn du es möchtest, auch ich habe Erinnerungen an das Kloster.
Er hob seine große Tasche wieder auf und warf sie sich über die Schulter. Auf Alan wartend, drehte er sich schon einmal gen Westen und betrachtete den Weg vor sich.
Ich bin hier schon lange nicht mehr hergegangen. Alan... ich wollte mich schon lange bei dir entschuldigen. Ich habe dir damals die Verantwortung über Varshikar übergeben und habe dabei nicht darüber nachgedacht, dass es vielleicht zu viel für dich sein könnte. Ich habe dir eine Verantwortung übertragen, die du nicht wolltest. Aber du warst damals der Einzige, dem ich wirklich noch getraut habe... ich hätte einfach nicht gehen sollen. Dann wäre alles vielleicht etwas anders verlaufen.
Er seufzte etwas und sah Alan entschuldigend an.
Verzeih
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Re: Eine Rückkehr nach Gobiath ((offen))

Post by Alan Dowland »

Auch Alan warf sich seine Tasche wieder um, und schloß sich Guir an. Während sie nach Westen wanderten, in Richtung Eldan-Kloster und Druidenhaus, begann Guir mit einem Mal, von der alten Zeit zu reden. Der Zeit, als Guir Anführer Varshikars gewesen war, nach Gryphius' Fortgehen. Der Zeit, als Alan Guirs Posten übernommen hatte, wenngleich nur den halben Posten, und plötzlich die Last der Verantwortung auf seinen Schultern gespürt hatte.
Obwohl er das ungern zugab, hatte er Guir damals insgeheim Vorwürfe gemacht. Er war keinesfalls ein Anführer, er war kein großer Führer wie Gryphius oder Guir, er war selber noch ein halbes Kind gewesen - und sein Gegner war kein geringerer als Djironnyma gewesen, sehr viel älter, weiser und erfahrener.

Doch das war Vergangenheit. Alan hatte versagt, Varshikar hatte seine Unabhängigkeit verloren und die freien Geister, auch Alan, hatten die Stadt verlassen und Platz für Djironnymas Klüngel gemacht. "Es gibt nichts zu verzeihen, Freund," antwortete der junge Barde also, "ich war der Aufgabe nicht gewachsen, doch das war ebensowenig deine Schuld wie die meine. Du hast geglaubt das Richtige zu tun, so wie auch ich, aber wir haben beide versagt. Wir haben Varshikar beide verloren, damit müssen wir leben."
Alan streckte Guir im Laufen die Hand hin. "Ich bin stolz und geehrt, dass du mir vor allen anderen so vertraut hast. Das ist es, was ich aus jener Enttäuschung mitnehmen werde. Ich habe einen treuen Freund, der mir vertraut und dem ich vertraue."
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Re: Eine Rückkehr nach Gobiath ((offen))

Post by Guir Rabenflügel »

Guir nickte schmunzelnd und sah Alan dankbar an.
Es freut mich, dass du es so siehst. Ich dachte wirklich, das Richtige zu tun. Und auch ich bin froh, einen so treuen Freund zu haben.
Schweigend ging er weiter. Kurz vor der Brücke nach Greenbriar bog er nach Norden ab und nur wenige Momente später konnte man durch die Bäume die Ruinen des Eldanklosters erkennen. Der Halbelf atmete tief durch und durchschritt den Wald. Als sie vor dem einst prächtigen Kloster standen, sah Guir sich um. Viel hatte sich hier nicht verändert. Das benachbarte Druidenhaus stand noch immer an der selben Stelle, eine angenehme Ruhe lag über dieser Gegend. Eine Ausgeglichenheit, die man nur selten auf der Insel finden konnte, als wenn die Zeit still stehen würde.
Ich habe das Eldankloster nur ein einziges Mal betreten, als es noch stand. Ich war dabei, als es zerstört wurde. Wenn ich mich recht erinnere, waren es doch die Anhänger Negros' die es zerstörten, richtig? Es ist schon so lange her...
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Alan Dowland
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Re: Eine Rückkehr nach Gobiath ((offen))

Post by Alan Dowland »

Alan lächelte Guir nur an, und konzentrierte sich lieber darauf, mit seinem steifen Bein anständig mitzuhalten, statt nach diesem doch sehr tief gehenden Gespräch auf ein seichteres Thema zu wechseln.

Endlich erreichten sie das ehemalige Eldan-Kloster. Alan war nur einmal nach dessen Zerstörung hier gewesen, um seine letzten Besitztümer aus der rauchenden Ruine zu bergen. Nein, die Erinnerung, die er an diesen Gebäudekomplex behalten würde, war eine andere. Einst war dies ein prächtiger Ort gewesen, ein Ort der Einkehr, der Toleranz und der Stille. Nicht nur Eldans, auch Siranis Gegenwart hatte er hier gespürt - und meinte sie auch jetzt zu spüren. Der Frieden, der selbst von den moosüberwachsenen Steinen und von dem Haus der Druiden noch ausging, drang bis tief in Alans Herz.

"Es ist gut, dass wir hergekommen sind," bemerkte er und verharrte neben Guir, um sich das Bild des Hauses und der daneben gelegenen Ruine in Ruhe einprägen zu können, um den Frieden und die Stille auf sich wirken lassen zu können.
Er hatte nie von seiner Zeit im Kloster gesprochen, zumindest nie im Detail. Was damals in ihm, mit ihm passiert war, war zwischen ihm, Eldan und Sirani. Die Mönche waren verschwunden, und mit ihnen alle, die es zumindest teilweise hatten miterleben können.
"Ich habe viele Monde hier gelebt. Die Gemeinschaft war sehr gut zu mir, auch als Eldan mich scheinbar verlassen hatte, statt mir Rat und Weisheit als Antwort auf meine Gebete zu geben. Sie halften mir, mein Schweigegelübde zu durchleben, bis Sirani mich zu sich rief und mir einen neuen Weg wies." Alan sah die Ruine an, doch er fühlte kaum Trauer, höchstens ein wenig Wehmut beim Anblick der Mauerreste.
"Nachdem das Kloster zerstört worden war, war ich nur ein einziges Mal hier - ich war gerade auf dem Festland gewesen und kehrte zurück, um die Nachricht in Troll's Bane zu hören. Ich kehrte hierher zurück, um meine letzten Habseligkeiten einzusammeln, und um Eldan meinen Respekt zu erweisen. Wer es zerstört hat, habe ich nie herausgefunden; auf Gobaith werden Tag für Tag so viele Dinge zerstört, dass man irgendwann aufhört, sich zu wundern oder bei allen Begebenheiten nach der Ursache zu suchen."
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Guir Rabenflügel
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Re: Eine Rückkehr nach Gobiath ((offen))

Post by Guir Rabenflügel »

Er nickte sachte. Es war schwierig, sich an den Tag zu erinnern, als er mit einer kleinen Gruppe zum Kloster gerufen wurde, zu lange war es her und die Zeit in der es geschah, war für Guir mehr als anstrengend gewesen. Alles in seinem Leben hatte sich damals vollkommen verändert. Guir erinnerte sich nur noch wirklich daran, wie sie hier ankamen, das Kloster verwüstet von den, durch die Gänge streifenden, Untoten. Sie wurden von der kleinen Gruppe zerschlagen, dann verblasste seine Erinnerung wieder. Negros... noch immer bedauerte er, dass er in der letzten Schlacht gegen ihn nicht dabei gewesen war. Schweigend blieb er noch etwas vor der Ruine stehen, dann ging er weiter, mit langsamen Schritten auf das Haus der Druiden zu.
Ich war oft hier, als ich mit Yridia Anar zusammen war. Wir haben oft im Garten gesessen, oder oben auf dem Dach und haben geredet... über unsere Zukunft. Es sollte nicht so sein und es ist wieder so viele Jahre her. Ich weiß gar nicht, was aus ihr geworden ist.
Auch eine alte Freundin lernte ich hier kennen... Blaithin Ravenheart... von ihr habe ich noch länger nichts gehört. Erstaunlich wie viele Wesen man auf dieser Insel kennen lernt, sie seine Freunde nennt, sich in manche sogar verliebt. Man durchlebt Höhen und Tiefen mit ihnen, man vergießt manchmal sein Blut für sie, würde alles für sie tun... und letztendlich weiß man nicht mal mehr, wo sie nun sind... was sie tun und wie es ihnen geht. Ich würde so viele gerne wiedersehen....


Guir seufzte kurz und blickte durch die, fast immer offen stehende, Tür des Druidenhauses. Er deutete auf einen Punkt im Flur, nahe der Eingangstür.
Dort traf ich das erste mal auf Magnus Magnol... es war weniger ich. Damals war es Raven Shadow. Wäre Magnus nicht gewesen, hätte er Yridia vielleicht getötet. Der alte Mann konnte mich danach nie wieder wirklich leiden... wer kann es ihm verübeln? Obwohl diese Erinnerung eher zu denjenigen gehörte, die er am liebsten vergessen würde, musste er kurz lachen. Dann schüttelte er den Kopf.
Die guten, alten Zeiten, hm? Ich war gerade mal Knappe der Grauen Rose. Da war sie noch wichtig und stark.
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Re: Eine Rückkehr nach Gobiath ((offen))

Post by Alan Dowland »

Alan nickte, während er Guir zuhörte. "Ich vermisse Gryphius," gab er zu, "ich vermisse Harok... sogar die rauen Marker vermisse ich, ich habe sie seit Ewigkeiten nicht gesehen."

Weiter schweifte sein Gedankengang, zu der Frau, die er einst geliebt hatte. Sira... selbst ihr Name schien von Sirani persönlich zu stammen. So schön, so unschuldig... Alan erinnerte sich noch an jene schrecklichen Stunden, als Spinnen Varshikar angegriffen hatten. Damals hatte Katharine von Maibach ihn Sira vorgestellt, sie seinem Schutz anvertraut, während sie den Rückzug deckte.
Alan hatte Sira zum Hospital gebracht, doch dort war sie zusammengebrochen, hatte ihr Bewusstsein verloren und war im Schlaf versunken. Über Wochen, Monate war sie nicht aufgewacht... ernährt nur von dem, was man ihr in den Mund träufeln konnte, gepflegt von Alan und Katharine.
Das war so lange her, es war die Zeit gewesen, in der Alans Bruder Gorim gestorben war, in der Alan seinen Shadow geerbt hatte.
Der Falke... er war vor einem Jahr gestorben, an Altersschwäche, und Alan vermisste ihn schmerzlich. Er hatte ihn in Salkamar beerdigt, auf einem kleinen Hügel, unter einem Rosenbusch. Shadow hätte es dort sicherlich gefallen, es gab viele kleine Nager, viel Beute, und Raum, seine Schwingen auszubreiten.
In jener Zeit, als Sira schlief, hatte Alan so viele Nächte damit zugebracht, bei ihrem Bett zu sitzen und ihr Lieder vorzusingen und zu -spielen. Damals war seine Hand noch immer steif von dem Angriff des Assassinen, er lernte erst wieder richtig Laute spielen. Doch seine Stimme war damals schon magisch gewesen... zumindest hatte Katharine das immer behauptet, und immerhin hatte sie Sira irgendwann ins Leben zurückgerufen.
Alan hatte sie geliebt... es war das einzige Mal, dass er wahrhaft eine Frau geliebt hatte. Doch er hatte sie verloren, diese Insel hatte sie ihm genommen wie so vieles andere. Heute endlich konnte er ohne Bitterkeit zurückblicken und einfach nur dankbar sein, dankbar, dass er die Liebe hatte erfahren dürfen.

"Was ist wohl aus Katharine geworden..." murmelte er leise und sah hinüber zum Druidenhaus, bevor beide Männer sich einen Ruck gaben und darauf zu liefen. "Fehlt sie dir auch so sehr? Ich weiß nicht, wie viele Male sie mir das Leben gerettet hat, wie oft sie mich durchgefüttert hat... sie wünschte sich zum Dank nie mehr als ein neues Rätsel, auch wenn sie an ihnen jedesmal verzweifelte... sie knobelte und knobelte, bat mich um Hilfestellungen und liess nie locker, bis sie des Rätsels Lösung hatte. Dann war sie stets so stolz..." Lächelnd erinnerte Alan sich an die vielen schönen Abende in Varshikar und auch Troll's Bane, die er mit Katharine verbracht hatte. Wo sie nun wohl war?
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Re: Eine Rückkehr nach Gobiath ((offen))

Post by Guir Rabenflügel »

Katharine... gerne erinnere ich mich an die Gespräche, die wir geführt haben. Eine treue Seele, eine wahre Varshikari. Doch ihre Sehnsucht nach Roland trieb sie zurück auf das Festland. Ich hoffe, dass die beiden dort glücklich geworden sind, ich gönne es ihnen von Herzen.
Langsam durchschritt er die Räume des Druidenhauses. Vorsichtig strich er mit den Händen über den Tisch im Innenraum, sah sich um und schaute durch die Fenster hinaus in den Garten. Es sah so aus wie früher, es roch wie früher. Er hätte sich nicht gewundert, wenn Yridia gerade mit einer Tasche voller frischer Kräuter durch die Tür geschritten käme.
Wollen wir noch verweilen, oder gehen wir weiter? Ich denke, wir haben noch einige Orte vor uns, was denkst du?“
Guir schmunzelte und drehte sich zu Alan herum, nachdem er sich von dem Anblick des Druidenhauses weggerissen hatte.
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Re: Eine Rückkehr nach Gobiath ((offen))

Post by Alan Dowland »

"Ja, lasst uns das wirklich hoffen..." Alan lächelte und folgte Guir dann, während dieser durch die Räume des Druidenhauses schritt. Alan selbst war nie hier gewesen, soweit er sich erinnerte, daher erfüllte ihn alles mit großer Neugierde. Kräuterbüschel hingen von der Decke, alles war ordentlich und gepflegt... ein Ort des Friedens und der Hilfe, unwillkürlich wünschte sich Alan, er hätte mehr Zeit hier verbracht. Vielleicht hätte er so eine neue Bestimmung finden können, Leuten besser helfen können... Aber nein. Es war gut so, wie es war. Er war gut so, wie er war, zumindest war er heute zufriedener mit sich selbst als er es früher, in seiner Jugend, gewesen wäre.

Welche Erinnerungen Guir wohl an diesen Ort hatte? Sicher, der Halbelf hatte einiges erwähnt, doch Alan war sich sicher, dass unter den Worten so viel Ungesagtes blieb, so viele Eindrücke und Gefühle...

Alan überliess Guir den Räumen und ging hinaus, zu der Klippe hinüber, an der das kleine Einzelgebäude gewesen war, in dem er seine Klostermonde verbracht hatte. Es war komplett eingestürzt, nur einige Steine markierten noch, wo die Grundmauern gewesen waren. Dort, wo er einst gekniet hatte, wuchsen nun karge, langstielige Gräser und auf den Steinen wucherte das Moos. Doch die Möwen waren noch da, die Möwen und das Rauschen der Brandung an der Klippe. Alan schloss die Augen, lauschte auf diese Geräusche, so altvertraut, lauschte auf sein eigenes Herz zwischen den kehligen Schreien der Vögel und dem monotonen Donnern der Wellen, bis sein Herzschlag mit der Brandung in Einklang war.

Guir fand ihn, und schlug vor, noch woanders hinzugehen. "Ja", stimmte ihm Alan zu, "wir sollten uns auf den Weg machen. Die Insel ist groß, wir haben weite Wege vor uns, wenn wir alles laufen wollen. Welcher Ort schwebte dir als nächstes vor?"
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Re: Eine Rückkehr nach Gobiath ((offen))

Post by Guir Rabenflügel »

Alan hatte mit seiner Vermutung Recht. Guir verband viel mehr mit diesem Haus, als er ausgesprochen hatte. Doch diese Gedanken behielt er für sich, sie gingen nur ihn allein etwas an.
Als er Alan draußen fand und er gefragt wurde, wohin sie nun gehen könnten, dachte Guir einen Moment nach.
Nun, ich denke, wir sollten weiter in Richtung Osten gehen, wieder zurück zum Hafen und daran vorbei. Oder wir könnten kurz in Greenbriar vorbeischauen, wenn du möchtest, auch an diesen Ort habe ich einige Erinnerungen... meist gute Erinnerungen
Er schmunzelte und verließ das Druidenhaus. Als sie wieder vor dem Haus standen, drehte sich Guir noch einmal um. Vorsichtig strich er über die Hecke und warf dem Haus einen Blick zu, der für Außenstehende wahrscheinlich schwer zu deuten war. Es war eine Mischung aus Trauer, Freude und Sehnsucht. Mit einem leichten Schmunzeln schüttelte er den Kopf.
Machs gut, Elara und Sirani mit dir.
Dann drehte er sich zurück zu Alan.
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Re: Eine Rückkehr nach Gobiath ((offen))

Post by Alan Dowland »

Es war wieder dieses sonderbare Gefühl, als Alan die Ruinen des Eldanklosters betrachtete... so als würde er sie nie wieder sehen, als sei dies ein Abschied für immer. Lebewohl, keineswegs auf Wiedersehen.
Es fühlte sich an, als sei sein Magen aus Eis, unwirklich und ein wenig bedrohlich. Was war es, das er da spürte? Waren es Vorahnungen seines Todes? Woher nahm er nur die Gewissheit, er würde nie wieder her kommen?
Er behielt diese Überlegungen für sich und lächelte Guir stattdessen zu. So ganz blieben seine dunklen Gedanken wohl nicht verborgen, denn Alan war nie ein guter Lügner gewesen, im Gegenteil - und seine grauen Augen sagten leider oft sehr viel mehr aus als ihm klar war. Aber zumindest seine Stimme liess ihn dieses Mal nicht im Stich, als er leichthin sagte: "Greenbriar ist ein schöner Ort, den ich gerne wiedersehen würde. Viele Erinnerungen habe ich nicht daran, aber die Halblinge waren stets freundlich zu mir und eine Zeitlang überlegte ich, dorthin überzusiedeln, nachdem Varshikar... an die Träger gegangen war."
Sein Abschied von der Klippe, auf der er so lange stumm gestanden hatte, war wortlos und längst geschehen. Einen Ort des Schweigens ehrte man nur mit Stille, da war jedes Wort zu viel.
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Guir Rabenflügel
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Re: Eine Rückkehr nach Gobiath ((offen))

Post by Guir Rabenflügel »

Der Halbelf nickte.
Dann gehen wir nach Greenbriar.
Sie ließen das Druidenhaus und das Kloster hinter sich und gingen den gleichen Weg zurück, den sie gekommen waren. Doch sie gingen nicht zurück zum Hafen, sondern nahmen die Brücke nach Greenbriar. Guir warf einen kurzen Blick nach Norden. Es war etwas schwer zu erkennen, doch schemenhaft konnte man Caelum sehen. Zu der Zeit, als Caelum immer mächtiger wurde, war er leider nicht auf der Insel gewesen, er hätte seinen Freunden gegen sie gerne beigestanden.
Dann gingen sie nach Süden. Greenbriar kam in Sicht, doch als sie die Hecke vor der Stadt erreichten, blieb Guir stehen und drehte sich um, blieb direkt in der kleinen Lücke in der Hecke stehen, dann schloss er die Augen und rief sich Bilder zurück ins Gedächtnis, die schon Jahre zurücklagen. Er öffnete sie wieder und er bemerkte, dass er seine Hand auf den Griff seines Schwertes gelegt hatte. Etwas verwundert ließ er die Hand wieder sinken.
Hier hielten die Grauen Orden und die Akademie die Drow auf. Genau an dieser Stelle stand ich, als ich von einem Zauber getroffen wurde, der mich beinahe umgebracht hat. Auch Lennier hat es damals fast erwischt. Es war ein harter Kampf, eine lange Vorbereitung und beinahe hätten wir es nicht geschafft. Doch unser Plan ging auf... hier wurden die Drow besiegt und ihre Anführerin gefangen genommen.
Er schmunzelte leicht, als er sich erinnerte.
Es war ein guter Kampf.
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Alan Dowland
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Re: Eine Rückkehr nach Gobiath ((offen))

Post by Alan Dowland »

Alan folgte Guir, erstaunt, dass er sich noch so gut an den Weg erinnerte. Er war nur sehr selten hier gewesen, hatte in der Taverne zu Greenbriar aufgespielt und im Tausch für seine Lieder Kuchen und Suppe bekommen. Es war eine gute Zeit gewesen, wenngleich er keine herausragenden Ereignisse hatte, an die er sich im Zusammenhang mit Briar erinnerte. "Meine Erinnerungen an diesen Ort sind andere," gab er daher zu als Guir seine Erzählung beendet hatte. "Als ich das erste Mal hierher kam, blühten alle Kirschbäume, die Halblinge saßen im Freien und aßen Erdbeeren mit Schlagsahne. Sie waren mir, einem Langen, gegenüber misstrauisch, aber als sie merkten dass ich keine Waffen, sondern nur eine Laute mitführte und ihre Geschichten ebenso gerne hörte wie sie meine Lieder, verloren sie alle Scheu. Ich habe schöne Abende hier verbracht... ich war nicht oft, aber immer wieder gerne hier und wohl auch gerne gesehen."

Ja, das war Briar für ihn... ein schönes kleines Dorf, friedlich, abgeschieden... unvorstellbar, dass hier Krieg herrschen könnte, so wie sich Guir erinnerte.
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Guir Rabenflügel
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Re: Eine Rückkehr nach Gobiath ((offen))

Post by Guir Rabenflügel »

Guir musste grinsen und ging weiter nach Greenbriar hinein.
Versteh mich nicht falsch. Es war die einzige kriegerische Handlung, die ich hier erlebt habe. Sonst habe ich auch schöne Erinnerungen an dieses Dorf... manche behalte ich aber für mich.
Er zwinkerte Alan zu und trat an die Felder der Halblingsstadt.
Hier haben wir viele Feste gefeiert... und Zwiebelball gespielt. Ich war oft in Greenbriar. Wenn die Halblinge nicht irgendwann etwas gegen uns Langbeine gehabt hätten, hätte ich hier vielleicht auch gewohnt. Doch Varshikar war die bessere Wahl.
Guir musste lachen und ging weiter durch die Stadt. Es hatte sich kaum etwas verändert, es sah alles fast genauso aus, wie zu der Zeit, als er das erste mal die Stadt der Halblinge betreten hatte.
Amras Telemnar war Verwalter der Stadt damals, wenn ich mich recht erinnere. Ein Elf, der Halblinge anführt... das war alles vor ihrer kleinen... Rebellion. Das Hospital gehörte damals noch meiner Schwester Anfala. Ich denke, es hat dieser Stadt recht gut getan, dass sie politisch eher weniger wichtig war. Sie hat nur leider das Pech zwischen Hellbriar und Caelum zu liegen.
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Alan Dowland
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Re: Eine Rückkehr nach Gobiath ((offen))

Post by Alan Dowland »

Während Guir erzählte, gingen die beiden Männer langsam durch das Dorf und blickten sich um. Es war friedlich hier, fast zu ruhig.
Alan hatte so gut wie keine Erinnerungen an diesen Ort, doch er erinnerte sich, wie gut es ihm hier stets gefallen hatte. Er erinnerte sich an eine Zeit, als die Bäume in Blüte standen, als er jung und verliebt war und zugleich voll romantischer Schwermut, weil seine Liebe nicht mal wusste dass er existierte und scheinbar für immer im Schlaf versunken war. Er hatte hier nach Inspiration für ein neues Lied gesucht, und sie gefunden.

"Ich wusste gar nicht, dass du eine Schwester hast", gab Alan zu, während sie sich am Ufer niederliessen und aufs Wasser hinaus schauten. "Ist es nicht sonderbar, wie lange wir uns schon kennen - und wie wenig wir dafür voneinander wissen?"
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Katarine
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Re: Eine Rückkehr nach Gobiath ((offen))

Post by Katarine »

Über ein Jahr war Roveig nun bereits tot. Und es war auch ziemlich genau ein Jahr her, als das letzte Mal das Haus verlassen hatte. Ihr Kleid war zerlumpt und stand vor Dreck, die einst seidigen Haare waren verfilzt und hingen glanzlos an ihr herab.
Sein Tod hatte ihr Herz gebrochen und zugleich eine so unbändige Angst in ihr aufbrechen lassen, dass sie nicht mehr wagte, auch nur einen Fuss vor die Hütte zu setzen. Die anderen aus dem Dorf hatten es mittlerweile aufgegeben, sie aus der Hütte locken zu wollen und stellten ihr dann und wann Essen vor die Türe, welches sie zu oft unberührt stehen ließ.

Sie starrte in das kleine Kaminfeuer und mit einem Mal, meinte sie, aus den Flammen eine vertraute Melodie zu hören. Eine vertraute, so unendlich lang nicht mehr vernommene Stimme sang, sang leise...nur für sie: Alan.
Und ihr Herz zog sich schmerzlich zusammen. Das erste wirkliche Gefühl, nach all diesen Monaten, was sie aus dem Gleichklang, der unendlich scheinenden Tage und Nächte riss.

Als bräche ein lang vergessener Vulkan auf, stiegen alte Erinnerungen in ihr hoch. Nun sah sie jene geliebten Menschen überdeutlich vor sich:
Guir, Alan, Harok, Rhia und Vigalf, Thorin, Shenandrea...

Und endlich konnte sie weinen. Und sie weinte und weinte und weinte...und dann mischten sich heitere Bilder hinzu....und wer draußen vorbei ging, traute seinen Ohren nicht: Katarine lachte. Aus ihrer Hütte war ein schallendes Lachen zu hören.
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Guir Rabenflügel
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Re: Eine Rückkehr nach Gobiath ((offen))

Post by Guir Rabenflügel »

Er ließ seinen Blick noch einmal über Greenbriar wandern, ging noch einmal durch die Straßen der Halblingsstadt. Dann wandte er sich wieder Richtung Stadtausgang und zu Alan.
Sie... ist nicht wirklich meine Schwester, also unsere Eltern sind nicht die Gleichen. Wir sind Blutsgeschwister. Wir standen immer füreinander ein, waren immer füreinander da. Ich stehe kaum einer Person so nahe wie ihr
Als Alan bemerkte, dass sie relativ wenig voneinander wussten, dachte er kurz nach, doch dann nickte er sachte.
Du liegst du wohl richtig. Und wieder passt es dazu, dass wir gerade heute zusammen über die Insel gehen und Erinnerungen austauschen. Dabei hatten wir ja relativ viel Zeit in Varshikar, um alle kennenzulernen. Doch wir beide hatten auch teilweise viel zu tun und mussten uns um uns selber kümmern. Irgendwie tut es gut, solche Verpflichtungen wie damals nicht mehr zu haben. Ich bin gespannt, was wir noch voneinander erfahren werden und vielleicht treffen wir noch andere, die ihre Erinnerungen teilen möchten.
Dann schmunzelte er und zog seinen Umhang zurecht.
Wollen wir weiter?
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