Im Exil (DIE NORODAJ GOBAITHS - open rp)

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Rhianna Morgan
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Im Exil (DIE NORODAJ GOBAITHS - open rp)

Post by Rhianna Morgan »

((Liebe Marker,

es ist nun schon wieder eine Weile her dass wir zusammen gespielt haben. Die meisten von uns sind iRL sehr eingebunden und haben ig kaum Zeit. Außerdem ist ein Großteil der Chars im Exil auf dem Festland. Ein Grund mehr, das zu tun, was ich längst hätte tun sollen. Ich rufe hiermit diesen RP-Post ins Leben und hoffe, dass sich mir viele anschließen werden! Schauplatz ist der hohe Norden Illarions, Gobaith und überall wohin euch die vier Winde geweht haben mögen! Handlung darf alles sein, was mit den Markern - ehemalig oder auch immer noch ansässig - zu tun hat! Schreiben dürfen gerne alle Norodaj, aber auch alle Freunde der Mark und alle, die mit unseren Chars eng zu tun hatten. Zeit für Briefe, kleine Geschichten und Episoden, aber auch für miteinander-agieren, wie ihr möchtet! Ich wünsche uns allen viel Spass und vielleicht beleben wir so die Mark ein Stück weit wieder!))

Im Exil

Der 05. Naras im Jahre 33. Die Siedlung Berufjördur, an einem Fjord mehrere Tagesreisen nördlich von Kjelt.

Die Sonne malte goldene Kringel auf die in der Vornacht frisch gefallene Schneedecke. Die Bucht war schon vor einigen Wochen von einer Schicht unbarmherzigen Eises überzogen worden, das die Nordmänner zunächst noch mit hölzernen Stangen brachen, um dennoch zum Fischfang ausfahren zu können. Inzwischen lagen ihre langen Wolfsboote schon seit einigen Wochen an Land, für die langen Wintermonde aus dem Wasser gezogen und mit Stützbalken und Seilen aufrecht vertäut.

Gerade erst war die Sonne aufgegangen, Rhianna schätzte, dass noch zwei Stunden bis zum Mittag verblieben. Die Tage waren sehr kurz, die Nächte dafür umso länger, Schneestürme und Eisregen in völliger Dunkelheit, die die Menschen in ihre Langhäuser und unter ihre warmen Felldecken zwangen. Doch nun war endlich wieder Tag, und die ganze Bevölkerung des Dorfes trat aus den Langhäusern, um in den wenigen lichten Stunden so viel Arbeit wie möglich zu bewältigen, bevor sie wieder an die Feuer in den verrauchten Hütten fliehen mussten.

Lachend beobachteten die Frauen und Männer die Kinder ihres Dorfes, die jubelnd in den Schnee davonstürmten, innerhalb kürzester Zeit inmitten einer wilden Schneeballschlacht. Auch Rhianna musste bei diesem munteren, lebensbejahenden Anblick unwillkürlich lachen, waren doch ihre eigenen fünf wie immer mit dabei.
Obwohl die Trennung von ihrem eigenen, heimatlichen Langhaus auf Gobaith und vor allem von ihrem Mann Rhianna sehr schmerzten, um der Kinder Willen war es die richtige Entscheidung gewesen, die südliche Insel zu verlassen und hier her zu ziehen, sieben Tage auf den Wolfsbooten nördlich von Kjelt, am Rande der Zivilisation. Das war es, was sie sich in den einsamen dunklen Stunden unter ihrer Felldecke immer wieder sagte, als wäre es eine Beschwörung oder ein Gebet, das sie mit Vigalfs Namen beendete. Es war richtig, und es war unser beider Entscheidung, um unsere Familie zu beschützen. Vigalf.
Hier im hohen Norden gab es weder Elfen noch Südmenschen, kaum jemals Orks und Zwerge, keinen Krieg und wenig Hass. Es war eine harte Welt, die sie für ihre Heimat eingetauscht hatte. Eine fremde Welt, denn Rhiannas rotbraunes Haar und die zierliche Statur einer Salkamaerianerin stachen hier aus der Masse der großen, breitschultrigen, blonden Menschen schmerzlich hervor, erinnerten sie jeden Tag daran dass sie keineswegs eine gebürtige Norodaj war, sondern diese Lebensweise lediglich angenommen hatte.

Doch, es war richtig gewesen. Nirgendwo auf Gobaith hätten ihre Kinder so viele Freunde finden können, hätten so frei in der Kultur der Nordmänner aufwachsen können wie hier.
Rhianna genoß noch einen kurzen Moment die wenigen Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht, suchte ihre Familie mit den Augen aus dem Getümmel heraus: Der in nur wenigen Tagen sechsjährige Ragnar hatte seine zweidreivierteljährige Schwester Flaekja fest an der Hand gefasst und spielte weit weniger wild als sonst. Die Älteren der fünf Vigalfskinder schienen einen Pakt geschlossen zu haben, die Kleinste reihum zu beschützen, wann immer sie nach draußen stürmten, und heute war ganz offenbar Ragnar an der Reihe. Er war ein hübscher Junge mit dunkelblonden Locken und funkelnd grünen Augen. Rhianna wusste, wenn er nicht gerade auf Flaekja aufpasste, gab es kaum Grenzen für seine Furchtlosigkeit. Ob die Kinder nun mit Holzstäben Schwertkampf übten, Bogen und Pfeile ausprobierten oder auf den schroffen Klippen über dem Meer umherkraxelten, trotz seiner jungen Jahre schien Ragnar alles ausgesprochen leicht von der Hand zu gehen und er war stets vorne mit dabei.
Das Nesthäkchen Flaekja dagegen war ein sanfter, aber glücklicher Sonnenschein, seit Rhianna sie vor zwei Jahren und neun Monden in diesem Dorf geboren hatte, der Liebling aller. Mit nur einem Lächeln gelang es ihr, den grimmigsten Krieger in einen glucksenden, lächelnden Freund zu verwandeln. Ihr helles Stimmchen hörte man tagsüber überall, ob sie nun selbstvergessen mit den Puppen spielte, die ihr Bruder Harald ihr geschnitzt hatte, oder einem der älteren Mädchen zusah, die ihr Kränze für ihre goldblonden, sich eifrig kringelden Locken flochten.

Ylva, die im Frühling ihr neuntes Jahr vollenden würde, war in einen erbitterten Ringkampf mit drei älteren Jungen verwickelt. Ihr strohig blondes Haar und ihre kräftige Statur sorgten ebenso wie ihre harte, raue Art dafür dass sie sich hier wunderbar eingefügt hatte. Ebenso ihr jüngerer Bruder Wulfgar, inzwischen sieben Jahre alt, der ihr in dem ungleichen Kampf wie immer nach Kräften beistand, das schwarze Haar, das er von seinem Vater geerbt hatte, an der Stirn schweißnass in alle Richtungen abstehend und das Hemd schon wieder am Saum eingerissen. Seine dunkelgrünen Augen funkelten bedrohlich in Richtung seiner Gegner.
Rhianna runzelte die Stirn, versuchte abzuschätzen, wieso die beiden wildesten ihrer kleinen Drachen sich denn mit den drei Jungen prügelten. Unweit, abseits, stand Harald Vigalfson, Ylvas Zwillingsbruder, mit finsterem Gesicht, und wischte sich etwas Blut von der Oberlippe. Er war Rhiannas Ebenbild - rotbraune Locken, zarte Gesichtszüge und eine zierliche Statur - doch die Ähnlichkeit war nicht nur körperlich. Der Achtjährige hatte ihre sanfte, zurückhaltende Natur, die Liebe zur Musik und noch so vieles mehr geerbt. Wahrscheinlich hatten ihn die drei Angreifer wegen seiner Andersartigkeit verspottet, ihn wohl auch feige genannt, Rhianna hörte derartige Neckereien der Norodajkinder häufig und sie wusste, dass der Vorwurf ihren Sohn bekümmerte. Doch ebenso wahrscheinlich hatte er es über sich ergehen lassen, denn Harald vermied Streit, anstatt ihm offen zu begegnen wie es Ylva und ihr kleiner Nacheiferer Wulfgar so bereitwillig taten.
Die Mutter musste sich zwingen, nicht einzugreifen. Ihre Kinder mussten lernen, sich durchzusetzen, und selbst Harald zeigte darin zunehmend großes Talent. Ylva, Wulfgar, der beinahe sechsjährige Ragnar und die hübsche, fast dreijährige Flaekja hatten sich bereits in die Gemeinschaft der Dorfjugend eingegliedert, und obwohl Harald schon immer ein kleiner Sonderling gewesen war, würde er schon bald folgen. Gerade jetzt wieder loderte in seinen unterschiedlich blauen Augen, das linke etwas grünlicher und dunkler als das rechte, diese grimmige Entschlossenheit auf, die sie so an ihm bewunderte, ein Funke der sagte: "Sicher, ihr seid mehr, größer und stärker als ich, aber so oft ihr mich auch verprügelt, ihr könnt trotzdem nicht behaupten, dass ich Angst vor euren Schlägen gehabt hätte!"

Inzwischen hatte sich ein Kreis um das raufende Knäuel gebildet, in das sich ihr ältester Sohn nun auch hineinwarf, um einen der Jungen, der Ylvas filzige Zöpfe gepackt hatte, mitten auf die Nase zu schlagen. Die übrigen Kinder des Dorfes feuerten mal die eine, mal die andere Partei an. Rhianna hatte gelernt, dass es in der nordischen Kultur völlig normal war, sich bei Meinungsunterschieden zu raufen, insbesondere wenn man jung war. Während sie zu den Waschtrögen hinüberging um sich endlich an die Arbeit zu machen hörte sie immer wieder "Vigalfsdottir, Vigalfsdottir!" und sogar ein paar vereinzelte "Vigalfsson!" zwischen den Rufen der anderen Namen. Obwohl jedes Geräusch der Schläge ihr in der Seele weh tat, konnte sie doch ein stolzes Lächeln nicht ganz unterdrücken. Sie wusste aus Erfahrung, schon in wenigen Stunden würden die Kampfhähne - beide Parteien - bei ihr im Langhaus sitzen, einträchtig nebeneinander, und sich Geschichten über den großen Skalden Hreimur oder seinen Bruder, Hrimnir Gelbbart, anhören, die Augen und Münder weit aufgerissen und die Fäustchen vor Spannung geballt - und sich die geschwollenen Gesichtspartien mit Schnee kühlend.
Last edited by Rhianna Morgan on Sun Jul 10, 2011 9:44 am, edited 1 time in total.
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Agrimur Farenson
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Re: Im Exil (DIE NORODAJ GOBAITHS - open rp)

Post by Agrimur Farenson »

Vargsaga
((Nur eine kleine Geschichte die mir zwischen Arbeit und Arbeit einfiel, als ich eigentlich hätte arbeiten müssen und die ich auf der Zugfahrt schnell runtergeschrieben habe. Ich hoffe ihr habt Spass damit.))

Am Abend des 24. Narras im Jahre 33, Ostgrenze der Nordmark, Gobaith

Eine halbe Stunde dauerte es, das Lager zu errichten. Die längste Zeit brachte er damit zu, das feuchte Reisig und Holz in Brand zu stecken. Endlich hatte er eine kleine Fläche des verschneiten Bodens so eingestampft, dass die Kuhle im Schnee ihn vor der ärgsten Witterung schützte. Ihm war schmerzlich bewusst, dass man sein kleines Feuer nachts meilenweit würde sehen können, doch er war auf dem Gebiet der Nordmark, genauer gesagt an der Nordseite des Nordwaldes. Irgendwo, jenseits der Ebenen, konnte er das nächtliche Meer rauschen hören.

Selbst in seiner Kuhle war es noch schneidend kalt, eine frostbringende, sternklare Nacht, die seinen Atem in der eiskalten Luft in weissen Dampf verwandelte. Dankbar wickelte sich Agrimur in seinen Mantel aus Wolfsfellen, den er sich auf dem Festland erjagt hatte. Nicht umsonst kannten ihn die Angehörigen des Berufjördur-Clans dort nur als "Agrimur Sjövargur Farenson". Ganz allein hatte er den sieben ausgewachsenen Tieren aufgelauert, im laublosen Geäst des winterlichen Dickichts, nur von einem kleinen Schneewall und dem ihm entgegenkommenden Wind geschützt. Schon bei seinem ersten Pfeilschuss wusste das Rudel, wo sich ihr Angreifer versteckt hatte. Bevor sie ihn erreichen konnten, gelang es ihm noch, zwei weitere Wölfe zu erschießen und den Bogen fallen zu lassen, um seine Nahkampfwaffen zu ziehen - links seine kleine Axt, rechts das lange Saxmesser, das er nun stets bei sich trug. Eine gefährliche, wohl auch etwas törichte Entscheidung war es schon, die Angreifer nicht von einem Bam aus zu erlegen, sondern ihnen im Nahkampf zu begegnen: Vier starke, wendige Wölfe, gegen den mageren, schlaksigen Knaben, der er damals noch gewesen war. Doch sein Stolz gebot ihm, ihre Felle mit Blut zu erkaufen, nicht mit dem jämmerlichen Bauerntrick, den ein Südmensch wohl vorgezogen hätte. Auch der Angriff auf ein Wolfsrudel im Winter, wenn es keine guten Verstecke gab und seine Gegner ausgehungert und aggressiv waren, hätte ihn sehr leicht sein junges, leichtsinniges Leben kosten können.

Den vierten und fünften Wolf erwischte er mit den stumpfen Seiten seiner Waffen genau im Genick, sie blieben sofort liegen. Doch das sechste Tier brachte Agrimur mit einem gezielten Sprung zu Fall, und das siebente verbiss sich augenblicklich in seinem Oberschenkel, während sein Bruder, der auf der Brust des jungen Nordmanns gelandet war, versuchte dem Jäger an die Kehle zu gehen.
Agrimur riss den linken Arm instinktiv hoch und der Wolf senkte seine Zähne in diesen statt in das weiche Fleisch seines Halses. Noch halb betäubt vom Sturz und dem Schmerz, der mit einem Mal durch seinen Oberschenkel und die Hüfte sowie durch den Arm schoss, rammte er dem Tier, das auf seinem Brustkorb stand, die Spitze des Saxmessers zwischen die Rippen.

Der letzte Wolf war so in Agrimurs Weichteile verbissen, dass es Agrimur leicht gemacht wurde, ihm mit einem letzten verzweifelten Schlag das Genick zu brechen.
Bis zum heutigen Tage konnte Agrimur nicht sagen, wie er und seine Jagdbeute es in die Langhäuser zurück geschafft hatten. Laut Rhianna Drakendottir war er vier Tage unter Sibanac-Saft-Gaben bewusstlos gehalten worden, während sie entschied, ob er die Verwundungen an seinem Arm und seinem Oberschenkel überleben würde. Doch dank ihrer Heilkünste saß er heute hier, und die sieben Wölfe spendeten ihm mit ihren Winterpelzen Wärme. Ein Vierteljahr lang war er zunächst bettlägerig und musste dann erst wieder laufen lernen, das nächste Vierteljahr verbrachte er damit, seinen Bogenarm wieder soweit zu trainieren, dass er die alte Kraft und Ruhe besaß.
In Berufjördur und den umliegenden Dörfern gab es nun ein Lied über Agrimur Sjövargur, doch dem jungen Jäger wäre es hier, auf Gobaith, nicht im Traum eingefallen sich mit diesem seinem Beinamen vorzustellen. Jeder Norodaj dem er begegnete musste annehmen, dass er die sieben Wölfe, die seinen Mantel bildeten, selbst erlegt hatte, da er als einfacher Jäger sich sonst wohl kaum ein derart kostspieliges Kleidungsstück hätte leisten können.

Und doch - die Ehre seiner Narben jenes Tages wurde nun von einer Schande überdeckt, die er nicht so ohne weiteres wieder ausbügeln konnte. Mürrisch legte der junge Norodaj etwas Holz nach und tastete dann nach der schäbigen Wolltunika, die er gegen seine mehrfach zerstörte Ledertunika hatte eintauschen müssen, da diese von den Feuer- und Eisbällen seiner Gegnerin mehrfach zu schwer beschädigt gewesen war, um sie noch zu flicken. Er wäre jetzt tot das war ihm klar, hätte die Hexe ihn nicht sofort wieder geheilt. Mit Magie geheilt. Am liebsten hätte er sich die von ihr heraufbeschworene, heile Haut auf der Vorderseite seines Oberkörpers und zwischen den Schulterblättern eigenhändig weggebrannt. Wenn diese Oxiana glaubte, dass ihre sadistische Gnade seinen Hass gegen Magier und ihre schwarzen Künste verändert hatte, so lag sie damit völlig richtig. Sein Misstrauen und seine Abneigung hätten stärker kaum sein können.
Die Schmerzen jener Minuten, Verbrennungen und Erfrierungen bis auf seine stinkenden Rippenknochen hinunter, würden in seiner Erinnerung mit der Zeit wohl verblassen, doch davon nicht weniger real werden. Der bloße Gedanke an diese Agonie, eine Qual die ihn beinahe um den Tod hätte betteln lassen, erschreckte ihn immer noch bis ins Mark. Das alles war nicht natürlich. Mein Überleben war nicht natürlich. Ich hätte tot sein müssen. Ich hätte tot sein sollen. Für einige Sekunden wollte ich tot sein.
Agrimur fühlte sich unrein, zutiefst befleckt und gedemütigt. Er wusste, sein Stolz und seine sture, offene Art hatten ihm diesen Zustand eingebrockt. Doch ohne diese seine Schutzschilde, was war er denn, was blieb ihm noch? Stolz hatte er sich einen Wolfsfellmantel gewünscht. Offen war er seinen Gegnern entgegengetreten. Stur hatte er gekämpft, bis er gesiegt und sich den Mantel verdient hatte.

Niemand konnte ihn so ohne weiteres von dem Makel des durch Magie genommenen und wieder geschenkten Lebens rein waschen, außer vielleicht den Göttern. Agrimur hatte in seinem Herzen längst den Beschluss gefasst, dass er seine Wolltunika erst gegen eine intakte aus Leder tauschen würde, wenn dieser Schandfleck bereinigt wäre. Noch bevor ich den Hirsch für mein neues Gewand erlege, brauche ich einen Godhi. Ich muss Solvarr finden und um Hilfe bitten. Wenn jemand mir helfen kann, dann er.

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Die Nacht vom 24. Naras auf den 01. Chos im gleichen Jahr, etwa viereinhalb Stunden vor Sonnenaufgang

Ein Wolf heulte in der Nacht, sein klagender, sehnsüchtiger Ruf ließ den jungen Jäger aufschrecken. Einmal mehr fragte er sich, warum er nicht die wenigen Meilen bis zum heimatlichen Langhaus noch zurückgelegt und sich dort ein warmes Stroh- und Felllager unweit der Feuerstelle gebaut hatte, so wie früher. Ein warmes Mahl, im Gegensatz zu den unsäglichen Streifen Trockenfleisches und den fettigen Brocken Räucherfisches der letzten Wochen, wäre ebenfalls hochwillkommen gewesen. Womöglich gab es sogar irgendwo noch ein letztes, bislang nicht angestochenes Fäßchen von Rhiannas Bier.
So sehr sich Agrimur n den letzten Tagen abgemüht hatte, im stetig fallenden Schnee die Spur eines Wildes aufzunehmen, es gab im Nordwald kaum jagbare Beute. Dies war ein Wolfswinter, viele Jäger, dafür kaum Wild.
Doch einmal mehr beantwortete er sich seine unausgesprochene Frage selbst. Seit das Lachen der Kinder und der leise Gesang der Jarlsfrau nicht mehr durch die Mark hallten, waren die stillen, fast leeren Gemäuer für Agrimur nur schwer erträglich. Die wenigen Marker vom Drachenklan, die man antraf - wenn sie nicht gerade selbst jagten oder reisten - waren ähnlich bedrückter Stimmung wie er selbst, oder, wenn sie besser aufgelegt waren, färbte ihre gute Laune kaum auf ihn, der noch in den Wolfsklan hineingeboren worden war, ab.
Die meisten Felle verwaist, der Kessel immer wieder kalt und die Feuerstelle nur sporadisch befeuert, so war das Langhaus nicht länger ein Ort, den er gerne mit "Heimat" assoziierte. Auch die langsame Entfremdung von seiner Zwillingsschwester Fenramur, die sich in der Nordmark noch seltener als Agrimur selbst blicken ließ, trug zu Agrimurs gedämpfter Stimmung bei.
[Was solls], beschloß er mit einem Mal, sobald ich Solvarr gefunden habe, werde ich die Halblinge besuchen. Lachen und warmes Essen gibt es dort unten immer im Überfluss. Trübsal blasen hat noch niemandem geholfen. Er kannte die Halblinge noch von früher und hatte einige Zeit in Greenbriar gelebt. Sie würden sich zweifelsohne noch an ihn erinnern.

Der Wolf heulte erneut, jetzt deutlich näher. Er ist noch hungriger als ich, dachte Agrimur bei sich. Gedankenverloren streiften seine Finger über die Beule unter seiner wollenen Tunika, wo sich das Wolfsamulett aus Walknochen deutlich spürbar abzeichnete, dessen Gegenstück sich nach wie vor in Fenramurs Besitz befand.
Und schon wieder heulte der Wolf, jetzt so nahe, dass Agrimur unwillkürlich bedauerte, das Feuer so klein gehalten zu haben, dass es lediglich die Kälte etwas abmilderte, jedoch kaum einen hungrigen Wolf abschrecken würde.
Weitere Wölfe stimmten in das einsame Lied ein, auch ihre Stimmen so nah, dass er sie bei Tageslicht zwischen den kahlen Stämmen der Bäume sicherlich nicht übersehen hätte können.

Erschrocken über seinen eigenen Leichtsinn, der es zugelassen hatte, dass Agrimur so lange vor sich hinträumte, zog der junge Norodaj das Saxmesser und die kleine Axt und erhob sich im flackernden Licht der Flammen zu seiner vollen Größe. Unter den Bäumen näherten sich ihm hungrig glühende Augen. Diesmal wird mich wohl niemand finden, dachte er noch...

((Ende der ersten Hälfte. Ich tippe die zweite später ab, und stell sie direkt hier drunter.))
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Agrimur Farenson
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Re: Im Exil (DIE NORODAJ GOBAITHS - open rp)

Post by Agrimur Farenson »

((Vargsaga, Teil 2))

Die Nacht vom 24. Naras auf den 1. Chos im Jahr 33, ca. vier Stunden bis Sonnenaufgang

Es blieb keine Zeit mehr zum Denken, zum Taktieren. Alles was blieb war die Steifheit seiner müden, kalten Glieder, eine kleine Axt, ein Saxmesser und der Rausch aus Blut, Schweiß und Schmerz. Sie schienen überall zu sein, geräuschlose, graue Schemen im flackernden Halblicht des verlöschenden Feuers. Einen Moment lang sah er sie, dann waren sie verschwunden, griffen ihn von hinten an, griffen ihn von überall her an. Kluge Tiere, zu klug um sich im Dunkeln durch Knurrlaute zu verraten. Nur ihr eifriges, hungriges Hecheln warnte ihn, meist im allerletzten Moment vor.
Agrimur kämpfte blind, tollpatschig wie ein schläfriger Bär, doch nicht halb so stark, blind, blind durch die Geschwindigkeit, die Dunkelheit, und geblendet von den Schmerzen etlicher kleinerer Bisswunden. Wann immer ihn eines der Tiere verwundete, schlug er nach ihm, und mehr als einmal spürte er den Ruck eines Treffers bis hinauf in seine müde Schulter, hörte das unwirkliche, ekelhafte Geräusch von zersplitternden Knochen und schmerzvollem Heulen der Wölfe. Irgendwann, in irgendeiner Wunde, verlor er seine Axt, die ihm aus der Hand gerissen wurde und im Unterholz verschwand, unsichtbar in der Finsternis wie das Tier das er damit getroffen hatte.

Verzweifelt hieb, stach und schlitzte Agrimur mit seinem Saxmesser um sich, halb gebückt versuchte er des Rudels Herr zu werden. Als ihm eines der Tiere mit gefletschtem Maul entgegensprang, meinte er den schaumigen Geifer förmlich zu riechen, mit seiner von der Kälte und dem beißenden Geruch nach Blut und Tod halb betäubten Nase.
Und da geschah es. Ein Wolf senkte seine Zähne in Agrimurs linkes Bein und hielt es fest, ein zweiter sprang ihn von hinten an, als er noch dem ersten den Garaus zu machen suchte. Agrimur stürzte vorwärts, direkt über die rote Glut seines eigenen Feuers. Sofort wollte er sich herauswälzen, doch ein schwerer Wolfskörper behinderte ihn, Zähne rissen gierig an seiner rechten Schulter. Fiebrig, inmitten der Schmerzen, bemerkte er dass das Saxmesser ihm entfallen war.
Seine Hand tastete durch den festgestampften, zerwühlten Schnee - Hitze wurde an seiner Brust spürbar - vor Kälte wurden seine Finger taub - aber diese Hitze, der Gestank brennender Wolle - da, der Horngriff des Messers, nur wenige Fingerbreit, nur etwas weiter strecken - Zähne in seiner Wade, seiner Schulter, und Klauen, glühende Klauen an seiner Brust - er hatte den Griff, jetzt noch andersherum fassen - von unwirklich weit her, durch den rauschenden Nebel in seinen Ohren, hörte er Schreie - ja, jetzt, er hob den Arm mit dem Messer - wer schrie da? - die Klinge grub sich wuchtig in das Gemenge von Pelz, Muskeln, Knochen. Seine Hand wurde warm und klebrig vom Blut.

Mit einem Ruck drehte Agrimur sich um, ein harter Tritt vertrieb das Tier an seiner Wade, doch er konnte nicht sehen. Wo zuvor flackernde Schemen mit der Dunkelheit getanzt hatten, flimmerten nun Milliarden von Sternen, keiner davon gehörte an den Nachthimmel.

Leises, erschrockenes Japsen sagte ihm, dass die Wölfe sich für einen Moment zurückgezogen hatten. So schwer, er wollte schlafen, vergessen, den Schmerz ausblenden...

Das Dickicht der Sterne verblasste, allmählich kehrte seine Sehkraft zu ihm zurück. Und mit ihr der Mut seiner Angreifer, die sich jetzt laut knurrend und geifernd auf den wehrlos am Boden Liegenden stürzten. Er konnte noch den unbewaffneten linken Arm hochreissen, um sein Gesicht zu schützen, dann verschwand die Nacht erneut in einem Chaos aus Blut und Fell.

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Der 01. Chos, Sonnenaufgang. Etwa vier Stunden später.

Die ersten Strahlen der Sonne wagten sich nur zögerlich vor, streiften Leichen, Blutlachen im zerwühlten Schnee, die Spuren des nächtlichen Kampfes. Agrimurs Gehirn befahl das Öffnen seiner Augen. Das linke gehorchte.
Der junge Norodaj versuchte sich zu bewegen, doch überanstrengte, und zum Teil verletzte Muskeln rebellierten. Zugleich spürte er die Kälte in seinen schweren Gliedern, die zunächst mit Taubheit, und dann mit beissendem Schmerz reagierten, als das Blut wieder zu zirkulieren begann. Es grenzt an ein Wunder, dass ich überhaupt wieder aufgewacht bin, stellte er nüchtern fest.

Als sein rechter Arm endlich seinem Befehl gehorchte, tastete er über das ungehorsame Auge. Eine Wolfsklaue musste über sein Gesicht gekratzt haben, Agrimur spürte vier parallele Risse direkt über sein Auge, von der Stirn bis auf die Wange, die die Haut zerteilten und eine deutliche Schwellung verursacht hatten.
Ich muss wunderhübsch aussehen, bemerkte er sarkastisch zu sich selbst.

Doch er hatte sich einmal bewegt, und nun erzwang er von seinem malträtierten Rumpf ein Aufsetzen, das seinen Schädel in ein dröhnendes, wild kreiselndes Chaos stürzte. Während er noch mit dem Schwindel kämpfte, unterbrach ein helles Knurren seine Selbstbetrachtung und erinnerte ihn daran, dass er nicht ohne Grund so lädiert am Waldrand lag. Agrimur musste den Kopf mehrfach drehen, bis er den Jungwolf und damit die Quelle der jämmerlichen Drohung ausgemacht hatte. Es war ein Weibchen, das graubräunliche Fell noch flaumig von der Jugend, der Körper nicht etwa nur schlank, sondern so eingefallen, dass der dichte Pelz an den Flanken inseitig zusammengewachsen zu sein schien.
Ihre Augen begegneten dem seinen, tief in den Höhlen liegend. Ein wildes Zittern durchlief sie, und Agrimur konnte erkennen, dass sie die eine Vorderpfote nicht voll aufsetzte, sondern vielmehr schonend hochhielt. "Alrigh', sweetlin'?" fragte er leise. Er wusste selber nicht, warum er mit ihr sprach, noch dazu in der neuen Sprache, die ihm gerade leichter von den Lippen ging - vielleicht um sie abzulenken, während seine Finger im Schnee neben sich nach seiner Waffe tasteten. "The two o' us make a nice couple, eh? Which one makes the more embarassin' figure righ' now, wha' do ye say?" Er bemühte sich, seine raue Stimme berühigend klingen zu lassen. Innerlich fluchte er, denn er konnte das Messer nirgendwo ertasten, wagte es aber nicht, den Blick von ihr abzuwenden, und sei es nur für wenige Sekunden.

Sie richtete sich zu ihrer vollen Größe auf - die klein genug war, wie er schnell feststellte. Ihr Rudel musste wenig oder gar keine Nahrung gehabt haben, sonst wäre sie zu dieser Jahreszeit bereits weiter entwickelt gewesen. Als sie die Zähne fletschte, konnte er erkennen dass sie im Gegensatz zu den meisten Wölfen der vergangenen Nacht keinen weißschäumenden Geifer im Maul hatte.
Agrimur überlegte gerade, ob er vielleicht weiter sprechen sollte, um sie zu besänftigen, oder sich besser ganz still verhielt, da hatte sie eine Entscheidung gefasst. Mit verzweifeltem, müden Knurren stürzte sie sich auf ihn, wenn man das eilige, aber doch recht schnelle Hobbeln wirklich noch als Stürzen bezeichnen konnte. Einerlei, sie war dennoch schnell, zumindest schneller als seine erlahmte Reaktion. Sie warf ihn mühelos wieder hintenüber, doch viel weiter kam sie nicht, denn schon hatten seine müden Hände, allen Schmerzen zum Trotz, sie gepackt um sie von sich fernzuhalten.
Mit dem Mut der Verzweiflung wehrte sich die junge Wölfin, knurrte, drohte, versuchte ihn zu beissen. Agrimur, völlig ohne jede Waffe, wusste sich nicht anders zu helfen - er packte sie im Genick, zerrte ihren Kopf zu sich herunter und biss sie so fest ins Ohr wie er konnte. Sie jaulte, winselte, versuchte sich loszureissen - er biss weiter zu, erbarmungslos, bis er Blut schmeckte. Dann erst ließ er von ihr ab.

Sie wich von ihm zurück, als hätte er sie geschlagen, kauerte sich nieder, und rollte sich schließlich auf den Rücken. Erst als sie ihm ihre weiche Kehle anbot, gestattete der junge Norodaj sich ein erschöpftes, raues Lachen.

"Aye, tha's righ', sweetlin'. I'm yer new chief now. Make sure I don' bite ye again..."
Er fasste sie an, und obwohl sie zunächst zurückschreckte, als er in seine Tasche am Feuer griff und ihr einen Streifen Trockenfleisch hervorzog, nahm sie ihn bereitwillig aus seiner Hand und ließ sich dann hinter dem unverletzten Ohr kraulen, während sie hastig kaute und schlang. "Seems they'd be callin' me Áttavargur now..."
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Agrimur Farenson
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Re: Im Exil (DIE NORODAJ GOBAITHS - open rp)

Post by Agrimur Farenson »

Ein neuer Morgen

Am 02. Ushos, gegen Nachmittag, am Ufer der Fairy Tears unweit der Mündung in den Lake Adron.

Als er erwachte mochte er es zunächst nicht glauben, doch allein die Tatsache dass er nicht unter seinem Wolfsfellmantel, sondern lediglich unter einer dünnen Decke, die er für laue Sommernächte dabei hatte, aufwachte und das Licht der Sonne den bereits überschrittenen Mittag verkündete, sprachen für sich. Es ist wahr, nach all der Suche... So verrückt es sein mag, ich glaube sie ist die Richtige für mich.
Vorsichtig richtete er sich auf, und blickte sich um. Allein der Anblick des zarten Frauenkörpers unter seinem Wolfsfellumhang, keine sechs Schritte von ihm entfernt auf der anderen Seite der Feuerstelle, ließ sein Herz wieder ebenso hämmern wie am Abend zuvor. So hatte er sich noch nie gefühlt. Sicher, er hatte schon geschwärmt, hatte die eine oder andere sicherlich begehrt. Doch keine zuvor hatte ihn sich zugleich so hilflos und so stark fühlen lassen. Ja, vor etwa drei Jahren hatte es eine andere gegeben, für die er sehr viel geopfert hätte, doch sie hatte ihn verraten, für sie war er nur einer von vielen gewesen. Seine jugendliche, dumme Schwärmerei von damals hatte nichts, gar nichts mit der tiefen, zufriedenen Verliebtheit zu tun, die er jetzt spürte. In seinem Innersten pochte und schwirrte es wie ein riesiger Schwarm Wespen, er hätte aufspringen und singen mögen oder sein Glück in alle Welt hinausschreien. Er tat nichts dergleichen.
Denn die Frau, die, nur wenige Schritt von ihm entfernt, friedlich schlummerte, war anders. Sie würde keine Opfer von ihm fordern, nicht von seiner Ehre, nicht von seiner Familie oder dem Klan bei dem er lebte. Bei ihr konnte er er selbst sein. Sie würde sein Leben nicht gefährden oder schmälern, sondern bereichern. Noch immer spürte er ihre Lippen auf seinen brennen, sah ihre schwarzen, mandelförmigen Augen und diesen berückend dunklen Teint im ersten Licht der Sonne schimmern.

Während er ihr beim Schlafen zusah, wachte Átta auf, die halb auf ihm, halb über ihm eingeschlafen war. Lächelnd streichelte er sie, damit sie ruhig liegen blieb und er den wunderschönen Moment noch etwas genießen konnte. Dann beugte er sich hinunter, gab der Wölfin einen zärtlichen Kuss auf den Kopf und flüsterte in das intakte, aufmerksam gespitzte Ohr: "Maybe our pack's goin' ter grow a little bi' someday soon. 'ow woul' ye like tha', eh, sweetlin'?"
Sie antwortete nicht, sondern schleckte ihm nur die Hände ab. Gleich wie die Dinge sich entwickeln würden, Átta würde immer an seiner Seite sein. In Agrimurs Bauch pochte ein heißer Ball aus Freude, während er der schlafenden jungen Frau zusah, die halbwüchsige Wölfin fest an sich gekuschelt. Wäre jetzt noch Fenramur, seine Zwillingsschwester, bei ihm gewesen, hätte er sein Leben als vollkommen betrachtet.
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Joy
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Re: Im Exil (DIE NORODAJ GOBAITHS - open rp)

Post by Joy »

Heiß brannte die Sonne vom Himmel herab, während sie weit über die Wiesen streifte, der Wind spielte mit ihrem langem Haar.
Ein Wolf rannte neben her und das Fell streichelte auf ihrer Haut.
Moment mal Fell?

Die Welt geriet ins Wanken und ein vorwitziger Sonnenstrahl der in ihrer Nase kitzelte riss die junge Frau mit einem leisen Nieser aus dem Schlaf.
Einen Moment lang war sie irritiert. Wieso stand die Sonne schon so hoch und warum hatte sie unter einem Fellmantel geschlafen.
Sollte das alles doch kein Traum gewesen sein? Der vorige Abend kam ihr wieder ins Gedächtnis und als sie sich umsah, sah sie ihn.
Er saß nicht allzu weit von ihr weg, seine Wölfin treu an seiner Seite.
Träumte sie etwa noch? sie zwickte sich in den Arm und der kleine aber deutliche Schmerz zeigte ihr das das die Wirklichkeit sein musste.
Ein Lächeln huschte durch ihre dunklen mandelförmigen Augen und im Stillen dankte sie Findari und Tanora für diese Begegnung.
Ihr Herz machte einen kleinen Freudensprung, einfach nur weil er da war. Es sprach eine deutliche Sprache nur ihr Kopf war noch voller wirrer Gedanken.
Sie sollte eindeutig für einen klaren Kopf sorgen. So schlug sie den Mantel und erhob geschmeidig, langsam lenkte sie ihre Schritte zum Wasser um sich etwas zu erfrischen und ihre Gedanken zu ordnen.
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Joy
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Re: Im Exil (DIE NORODAJ GOBAITHS - open rp)

Post by Joy »

EIne Jagt mit Folgen


Es war still im Wald nur hier und da hört man leises Knacken oder die Rufe eines Vogels.
Durch die dichten Kronen der Bäume drang vereinzelt ein Sonnenstrahl hinab auf den Waldboden.
Zwischen den Bäumen bewegte sie langsam und fast geräuschlos eine junge Frau den Bogen fest in der Hand.
Aufmerksam in leicht geduckter Haltung, wie auf der Pirsch bahnte sie sich einen Weg durch das Unterholz immer tiefer in den Wald hinein.
Dann hatte sie einen jungen Rehbock erspäht und schlich näher.
Das Tier schien sie nicht bemerkt zu haben und kaute genüsslich an einigen Grashalmen die aus dem Waldboden heraus ragten.
Als sie nahe genug war legte sie einen Pfeil ein und spannte den Bogen die dunklen mandelförmigen Augen weiterhin auf den jungen Rehbock gerichtet.

Sie verharrte noch einen Moment mit gespannten Bogen und wollte gerade los lassen, als ein knurren nicht allzu weit von ihr durch den Wald drang, gefolgt von seinem winseln.
Der Rehbock sprang aufgescheucht davon und so ließ sie den Bogen sinken.
Neugierig was da los sei, folgte sie dem Knurren und winseln, aber sehr vorsichtig. Was sie dann sah hatte sie zwar vermutet aber nicht in dieser Art.
Eine Gruppe von etwa 4 oder 5 halbwüchsigen Wölfen griffen immer wieder einen am Boden liegenden Wolf der noch recht jung wirkte an.
Die junge Frau erkannte sofort das er verletzt war, und das nicht nur von dem Angriff dieser Gruppe.
Das sie ihm helfen wollte, war sofort klar nur war dennoch Vorsicht angesagt, auch wenn diese Wölfe noch nicht voll ausgewachsen waren, sollte man sie nicht unterschätzen. zumal sie noch in einer Gruppe waren.

Dennoch handelte sie schnell und schoss den Pfeil welcher eigentlich für den Rehbock bestimmt war, zielsicher zwischen die beiden Parteien. Wie vermutet schreckte die Gruppe etwas zurück.
Die Chance nutzte sie um eine Fackel zu entfachen und dann vor den verletzten Wolf zu springen. Wild fuchtelte sie mit der Fackel herum was die Wölfe dazu veranlasste sich zurück zu ziehen.
Aber auch der verletzte Wolf nutzte die Chance um sich davon zu machen. da er aber an einer Pfote verletzt war, kam er nur langsam voran.
Dennoch konnte er durch seine unvermutete Helferin einiges an Vorsprung gewinnen, zumal sich die Wölfe aus Angst vor dem Feuer immer weiter zurück zogen.
Als die junge Frau sich in Sicherheit wähnte, löschte sie die Fackel und eilte schnell aber vorsichtig, um ihn nicht zu verschrecken, dem Wolf nach.

Doch sie hatte nicht mit der Kampfeslust und Hartnäckigkeit der anderen Wölfe gerechnet, so wäre sie fast überrascht wurden, hätte sie das Knurren nicht rechtzeitig wahr genommen und sich herumgedreht.
Schon hatte sie mit gleich mehreren der fast ausgewachsenen Wölfe zu tun. Ihre Hand glitt zu ihren Dolchen als schon ein heftiger Kampf entfachte.
Aber ihre Gewandtheit und Schnelligkeit kam ihr zu gute, so konnte sie zumindest den nach ihr schnappenden Mäulern entgehen.
Dennoch war ihr klar, das sie hier wahrscheinlich nur mit Glück gewinnen konnte, also nahm sie bei der erst besten Gelegenheit ihre Beine in die Hand und ergriff die Flucht.
Die Wölfe verfolgten sie noch eine Weile aber konnte mit ihrer Schnelligkeit dann doch nicht mehr mithalten und gaben auf.
Außer Atem erreicht sie den Waldrand, erst jetzt spürte sie die Schmerzen von den Wunden denen ihr die Wölfe zugefügt hatten auch wenn keine wirklichen Bisswunden dabei waren.

Als sie wieder etwas zu Atem gekommen war, entdeckte sie den Wolf, welchen sie gerettet hatte. Er lag da und leckte seine Wunden.
Langsam bewegte sie sich auf ihn zu und als er den Kopf hob und sie mit misstrauischem Blick bedachte, sprach sie leise in einer Sprache die sehr der elfischen ähnelte auf ihn ein.
Der Wolf, dessen Fell zwar etwas verklebt vom Blut der Wunden war, hatte eine schöne Farbe, etwas heller als man sie sonst so bei Wölfen sieht. Mit geübtem Auge erkannte sie dass er abgesehen von den Verletzungen kerngesund war.
Er ließ sie näher kommen doch als sie vorsichtig die Hand ausstreckte um seine Wunden besser begutachten zu können schnappte er nach ihrem Arm.
Mit einem leisen schmerzenslaut zog sie den Arm zurück, griff aber sofort mit Beiden Händen nach seiner Schnauze, drückte diese zu und ihn so auf den Boden sprach diesmal mit strengerer Stimme aber dennoch ruhig auf ihn ein.

Er zog den Schwanz ein und ergab sich winselnd seinem Schicksal. Vorsichtig ließ sie seine Schnauze los und machte sich an das versorgen seiner Wunden.
Die Bisswunden von den Anderen waren nicht allzu schlimm, nur die Verletzungen an der Pfote würde ihn wohl noch etwas behindern, aber darum machte sie sich keine Sorgen.
Nachdem sie die Verletzungen gut versorgt und die Pfote verbunden hatte ließ sie von ihm ab.
"Nun kleiner pass aber gut auf dich auf." Sprach sie wieder in einer Stimmenlage die stark an die elfische Sprache erinnerte.
Dann stand sie auf und ging ohne sich noch mal umzusehen Richtung Stadt.
Als sie diese fast erreicht hatte bemerkte sie, das ihr jemand folgte, und als sie sich umdrehte sah sie den Wolf welcher ihr gefolgt war.
Sie versuchte ihn davon zu scheuchen worauf er auch erstmal etwas zurück wich und allen Anschein nach zurück kehrte.
Zufrieden ging sie in die Stadt.

Wie sie aber einige Stunden später als sie die Stadt zu einem kleinen Ausflug verlassen wollte bemerkte, war er keineswegs zurück gekehrt sondern machte nun Anstalten ihr wieder zu folgen.
Die junge Frau gab nach und erlaubte ihm, für die Zukunft ihr Begleiter zu sein.
Von nun an sollte man sie des Öfteren mit einem jungen Wolf antreffen welchen sie später den Namen Niu gab.
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Joy
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Re: Im Exil (DIE NORODAJ GOBAITHS - open rp)

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Eine verhängnissvolle Begegnung

Tiefer und tiefer führten ihre Schritte sie in den Wald, längst war sie aus bekanntem Gebiet heraus, aber sie war so vertieft in das Lesen der Spur welche sich vor ihr durch den Wald schlängelte, das sie es gar nicht mitbekam.
Dann verharrte sie um einen Pause zu machen, weil die Spur immer undeutlicher wurde. Erst jetzt nahm sie ihre Umgebung bewusster wahr. die kühle Luft welche über ihre Haut strich und der immer lebendiger werdende Wald.
Ein Blick zum Himmel welcher nur in kleinen Lücken zwischen den Baumkronen erkennbar war, verriet ihr dass es anfing zu dämmern. Die Nacht brach langsam herein.
Normaler Weise war sie um diese Zeit längst aus dem Wald, aber heute hatte sie völlig die Zeit vergessen. Langsam schweifte der Blick der Serinjah durch ihre Umgebung, Die Gegend war ihr fremd und das beunruhigte sie doch in gewisser Weise.
Nicht weil sie Angst hatte, das sie sich verirrt hatte, was theoretisch der Fall war, sondern weil die Nacht langsam herein brach und in der Nacht in einem völlig fremden Gebiet zu sein ist nicht unbedingt eine kluge Entscheidung.

Aber dennoch bewahrte sie Ruhe und ließ sich von ihrem Gefühl leiten, als sie weiter durch das Unterholz trat um einen Weg hinaus zu finden.
Und jenes sollte sich wie immer als gut erweißen.
Schon bald lichtete sich der Wald etwas und sie trat auf einen kleinen Pfad. Varei kannte diesen Pfad wenige Tage vorher war sie durch ihn in den Wald gelangt.
Nicht unweit von ihr lag ein kleines Lager, wo sie die Nacht hätte verbringen können, aber es gab Dinge die sie aus dem Wald zogen.
Ein Lächeln umspielte ihre Lippen als sie dessen Mann gedachte der außerhalb des Waldes, wohl an seinem typischen Platz saß, eine Wölfin treu an seiner Seite.
Und der Gedanke an ihn ließ ihre Schritte leichter werden und so schlug sie schnell den Pfad Richtung Süden ein, um rasch beim ihm sein zu können.
Zudem wollte sie sicher gehen dass er sich keine Sorgen machte, wenn sie nicht wie üblich abends auftauchte um mit ihm ein Lager für die Nacht zu suchen.
Natürlich würde er wohl sicher sein das sie auf sich aufzupassen wusste, aber dennoch wäre es doch etwas seltsam wenn sie nicht kommen würde.

Völlig in Gedanken hatte sie die Umgebung kaum noch wahr genommen, ihre Schritte hatten wie von selbst den Weg gefunden, um so erschrockener war sie als von der Seite ein lautes Knacken ertönte und kurz darauf etwas aus dem Unterholz brach.
Alle Farbe wich aus dem Gesicht der jungen Serinjah als sie die Kreatur sah welche vor ihr aus dem Wald gekommen war.
Sie überragte Varei um einiges und war ihr auch sonst völlig fremd. Auch wenn sie schon einiges gesehen hatte, aber jenes Wesen gehörte nicht dazu.
Noch bevor sie überhaupt registrieren konnte was los war, war sie schon in einen Kampf verwickelt.
Dieses Wesen war stark aber ihr kam ihre Schnelligkeit und Wendigkeit zu gute, so konnte sie dem überraschenden Angriff entgehen.
Noch während sie sich vor dem Schwert in Sicherheit brachte zog sie ihre Dolche.
Geschwind war sie wieder auf den Beinen und konnte sich nun auch wenigstens etwas verteidigen.
Es war ein langwieriger Kampf bei welchem sie einige Treffer einstecken musste.
Doch dann bot sich ihr die Chance dieser Kreatur einen zielsicheren tödlichen Stich zu verursachen.

Gerade als sie jene Chance ergreifen wollte sah sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung und an ihre Ohren drang ein leises Murmeln. Instinktiv drehte sie sich in jene Richtung aber das einzige was sie noch merkte war ein starker brennender Schlag gegen ihre Brust, welcher sie zu Boden warf.
Für einen kurzen Moment wich ihr alle Luft aus der Lunge und sie sah alles etwas verschwommen.
Als ihre Sicht sich wieder aufklarte und frische Luft ihre Lungen füllte sah sich schon das Schwert ihres ersten Angreifers auf sich zukommen und konnte sich nur noch gerade so zur Seite rollen.
Taumelnd brachte sie sich wieder auf die Beine als erneut etwas auf sie zukam.
Fliegendes Feuer...ein Magier schoss es ihr durch den Kopf doch die Serinjah schaffte es nicht dem erneuten Feuerball auszuweichen.
Nach Luft ringend erkannte sie, das sie keine Chance hatte und schlug sofort Kehrtwendung direkt in den Wald östlicher Richtung, die Flucht an.
Das Knacken hinter ihr und das hin und wieder leise Gemurmel verrieten ihr, das ihre Angreifer ihr noch auf den Fersen waren.
Ein erneuter heißer Schlag traf sie von hinten und ließ sie fast zu Boden gehen.
Im Letzten Moment fing Varei sich ab und rannte nun Haken schlagend quer durch den Wald. Langsam aber sicher verließen sie die Kräfte aber um aufzugeben war sie viel zu stur.

Da!...trotz der Dunkelheit welche inzwischen herein gebrochen war, erkannte sie wie sich der Wald lichtete und mit den letzten Kräfte strauchelte sie aus dem Wald heraus.
ihre Verfolger hatten aufgegeben oder sie hatte sie abgehängt. Wie auch immer es war, es war gut so.
In der Ferne erkannte sie schwach die Lichter einer Stadt und irgendwo in der Nähe vernahm sie das rauschen eines Flußes
Jetzt wo sie zumindest für den Moment in Sicherheit war, spürte sie umso deutlicher den Schmerz in ihrer Brust und wie er ihr den Atem raubte.
Ihr Körper, mochte er noch so gut trainiert sein und mochte sie noch so viel Ausdauer haben, forderte sein Tribut.
Alles um sie herum verschwamm und kraftlos sank sie zu Boden.
Der letzte Gedanke galt dem Mann, welchem ihr Herz gehörte, er würde wohl nun umsonst auf sie warten.
Die feuchte Schnautze des Wolfes welcher winselnd das Gesicht seiner reglosen Herrin anstupste, bekam sie schon gar nicht mehr mit
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Agrimur Farenson
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Re: Im Exil (DIE NORODAJ GOBAITHS - open rp)

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Eine verhängnisvolle Begegnung II

Agrimur hatte den Abend über auf seine geliebte Varei gewartet, doch umsonst. Weder sie noch ihr Wolf ließen sich bei ihm und Átta blicken, was ihr überhaupt nicht ähnlich sah. Vielleicht war es ja auf der Jagd später geworden, doch dann hätte sie ihm sicherlich Níu mit einer Nachricht geschickt, damit er sich keine Sorgen machen musste.

Obwohl es sonst nicht Agrimurs Art war sich unnötig seinen Kopf zu zerbrechen, konnte er nicht behaupten dass ihr Fortbleiben ihn kalt ließ.
Ja, doch, sie hatten sich einmal gestritten, aber das war über eine Woche her. Und sie hatten sich ausgesöhnt. Auf der einen Seite schrie alles in ihm danach, Varei suchen zu gehen. Auf der anderen Seite kannte er den Freiheitstrieb der Halbserinjah und wollte auf keinen Fall den Eindruck vermitteln, er klammere oder beschneide sie in dieser Freiheit. Auch für Norodaj waren Unabhängigkeit und Freiheit sehr wichtig.

Erstaunlich stark fröstelnd legte er sich alleine unter seinen Fellmantel, als das Feuer fast heruntergebrannt war. Agrimur kannte sich selbst nicht so kälteempfindlich wie er es heute zu sein schien. Obwohl sich Átta eng an ihn kuschelte und er den Arm um die Wölfin legen konnte, wie sonst um die junge Frau, war er zu unruhig um einzuschlafen. Das Tier neben ihm fühlte seine Beunruhigung ganz genau und fiepte leise, bevor sie ihm zärtlich über den Arm leckte.
Agrimur drehte sich nocheinmal herum, doch es war sinnlos. Leise fluchend stand er auf, zog seine Kleidung an und ging das Mädchen suchen, die müde Átta trottete dieses Mal dicht an seiner Seite statt wie üblich vorauszupreschen.

Es dauerte eine ganze Weile bis er ihre Spuren im Wald fand, doch die verhältnismäßig kleinen Fußspuren und die Abdrücke eines halbwüchsigen Wolfes daneben konnten nur Varei und Níu gehören.

Eilig, aber leise, setzte er zur Verfolgung an. Zum Glück war sie bei weitem keine so geübte Jägerin wie er. Diesem Umstand war es zuzuschreiben, dass ihre Spuren ihm nun, bei trügerischem Fackellicht, kaum Schwierigkeiten bereiteten. Immer wieder fanden sich geknickte Zweige, weicher Waldboden mit einer Fuß- oder Pfotenspur, und wenn dies alles seine ungeduldig suchenden Augen enttäuschte, dann witterte Áttas feine Nase Níus Markierungen an den Bäumen. Trotzdem dauerte die Verfolgung ihre Zeit, es dauerte alles viel zu lange. Den Markierungen eines ganzen Tages zu folgen verbrauchte etliche Stunden. Agrimurs Schritte wurden immer wieder von Eile zur Hast, bevor er sich zähneknirschend daran erinnert hatte, dass übermäßige Hast ihn nur zu einem leichten Ziel für Gegner oder wilde Tiere werden ließ, da er dann mehr Geräusche verursachte und seine Umgebung nicht annähnernd vorsichtig genug beachtete.

Und dann kreuzte sich ihre Spur mit denen mehrerer Trolle. Agrimur hatte sich in den letzten Minuten bewusst leise verhalten, denn er kannte die Gefahren dieses Teils des Waldes wie seine eigene Westentasche. Die Spuren des Kampfes waren überall zu sehen, niemand hatte sich die Mühe gemacht sie zu verwischen.
Nervös, aber mit fiebriger Sorgfalt begann er herauszufinden, was der Ausgang dieses Zusammentreffens gewesen sein mochte. Die Antwort auf seine bangen Fragen sollte schneller kommen als ihm lieb war.
Átta schnüffelte an einer Stelle am Boden, leise winselnd und schwanzwedelnd. Agrimurs Finger, über das noch feuchte Moos gestrichen, offenbarten was sie so ängstlich werden ließ - es war Blut. Und vom Geschmack, als er an seinem Finger leckte, her zu urteilen gehörte es mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit entweder Níu oder Varei. Panisch untersuchte er die Spuren unmittelbar um den Blutfleck. Es gab keinen Zweifel. Seine Geliebte war verwundet worden.
Warum war sie so dumm und rannte durch Trollgebiet? Welcher Irrsinn hatte sie dazu getrieben? Hatte er sie nicht etliche Male vor den Gefahren dieses Waldes, der Wälder auf Gobaith allgemein, gewarnt?
"Some females shouldn' be allowed ter walk aroun' on their own, I tell ye, sweetlin'. An' no - tha's no' 'bou' ye, tha's abou' Varei. Stupi', stupi' lass..."

Von Lautlosigkeit oder Vorsicht beim Verfolgen von Spuren konnte nun keine Rede mehr sein. Ohne Rücksicht auf Verluste brach er durchs Gezweig und stampfte über Laub, Moos und Lehm, die Füße bildeten im hastigen Lauf Spuren, denen sogar ein kleines Kind hätte folgen können. Es war nicht länger nötig sorgfältig voranzugehen, ihre Spuren - und die ihrer Verfolger - waren nicht zu übersehen.

Kaum brach seine Gestalt aus dem Wald hervor, konnte er ein jaulendes, fast kläffendes Heulen hören. Átta rannte an ihm vorbei und leckte Níu zärtlich und besorgt übers Fell. Agrimur kümmerte sich nicht um die Wölfe. Mit nur wenigen Schritten war er bei Varei, und untersuchte sie eiligst. Sie war ohne Bewusstsein. Ganz in der Nähe konnte er die Lichter Troll's Banes sehen, doch bis zur Brücke über die Fairy Tears war es dennoch ein ganzes Stück.

Nichtsdestotrotz hob er die Verletzte auf und machte sich mit ihr, die beiden Wölfe im Schlepptau, auf den Weg. Sie blutete kaum, die Wunden waren verkrustet und geschlossen. Es wäre auf jeden Fall klüger sie im Schutz von Mauern zu behandeln als in der offenen Wildnis.

Im Osten ging langsam die Sonne auf und beleuchtete mit ihren ersten blassen Strahlen seinen Weg.
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Joy
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Re: Im Exil (DIE NORODAJ GOBAITHS - open rp)

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Eine verhängnisvolle Begegnung, letzter Teil

Die Nacht ging dahin und Niu wachte halb über der ohnmächtigen jungen Frau liegend, um sie zu wärmen und schützen, über seine Herrin. Nur kurz kam sie wieder zu sich doch der Schmerz in ihrer Brust raubte ihr erneut das Bewusstsein.
Der Wolf stupste sie hin und wieder vorsichtig und leise winselnd mit seiner feuchten Schnauze an aber Varei blieb bewusstlos.
Plötzlich hob der Wolf seinen Kopf und spitzte die Ohren, dann sprang er heulend auf und begrüßte erleichtert die Wölfin welche aus der Dunkelheit des Waldes gerannt kam. Freudig leckten sich beide ab und waren so mit sich beschäftigt das Niu nur nebenbei bemerkte wie der junge Norodaj der kurz nach seiner Wölfin aus dem Wald trat, zu der Bewusstlosen Serinjah trat.
Sein Blick schweifte prüfend über die Wunden ehe er sie behutsam auf die Arme nahm und gefolgt von den Wölfen sich auf den Weg in die Stadt machte.
Die Sonne stand schon voll am Horizont als die vier durch das Tor von Trolls Bane traten.
Ohne Umschweif führte sein Weg mit der noch immer bewusstlosen Frau im Arm, zum Hospital.

Kaum auf ein freies Bett gebettet eilten auch schon Heiler herbei um die Wunden zu versorgen. Behutsam lösten sie das halbverbrannte Lederteil von ihrem Oberkörper. Zum Glück hatte die Rüstung einiges abgefangen so dass die Brandwunden nicht allzu schlimm waren wie befürchtet.
die Heiler verstanden ihr Handwerk , so waren ihre Wunden schon bald gut versorgt.
Aber erst Stunden später sollte Varei wieder zu sich kommen und diesmal blieb sie auch bei Bewusstsein. Einer der Heiler welcher über sie gewacht hatte schickte einen Botenjungen los um Agrimur zu informieren.
Wenige Minuten später tauchte dieser auch auf. Heiler und der Botenjunge zogen sich zurück um die zwei, oder besser vier, da beide Wölfe auch an seiner Seite waren, allein zu lassen.

Sein Erscheinen zauberte ein Lächeln in das blasse Gesicht der jungen Frau. Aber sie wirkte auch verlegen. Er wirkte zwar sehr erleichtert dass ihr Zustand besser war, aber die Frage welche Varei befürchtet hatte ließ nicht lange auf sich warten.
Was hatte sie auch erwartet, natürlich würde er wissen wollen wieso es passieren konnte. die Serinjah hörte es nicht nur aus seinen Worten heraus sondern es war ihr auch irgendwie schon klar gewesen das er die Spuren, welche sie hinterlassen hatte richtig deuten würde.
Es war ihr in gewisser Weise peinlich, andererseits wenn man die Tatsache betrachtet das Wälder in solcher Größenordnung eher fremd für sie waren, konnte man es auch verstehen. Die Steppen in welchen sie Zuhause war, waren etwas ganz anderes als solch dichter Wald.

So erzählte sie ihm davon, wie sie beim folgen einer Spur, die Zeit und die Umgebung völlig aus den Augen verloren hatte und so in ein fremdes Waldstück gelangte.
Wie sie den ihr bekannten Pfad fand und auf dem Weg nach draußen von Trollen überrascht war.
Bei dem Kampf hielt sie sich nur relativ oberflächig, erst als die Sprache auf den Schamanen kam konnte Varei ein Zittern in ihrer Stimme nicht verbergen.
Im Gegensatz zu den Norodaj's hatte sie eigentlich nie etwas gegen Magie gehabt, wenige ihres Volkes praktizierten sie im geringen Maße selbst.
Aber bis zu dem Zeitpunkt hatte sie die Macht, welche Magie mit sich brachte noch nie wirklich am eigenen Leib erfahren. Es machte ihr Angst, das konnte sie nicht verbergen, dennoch fuhr sie fort und erzählten ihm wie sie mit ihren letzten Kräften die Flucht angetreten hat und aus dem Wald hinaus gelangte wo sie die Kraft dann vollends verließ.

Nachdem sie mit ihrer Erzählung geendet hatte, welche sie hin und wieder für eine kurze Pause unterbrechen musste, da ihr das Atmen durch die Brandwunden an ihrem Oberkörper noch immer schwer viel, sank sie erschöpft in das Kissen.
Kurz versuchte sie in seinen Augen zu lesen was er dachte, aber ihr wurde auch etwas schmerzlich bewusst dass er sie wohl nun für schwach oder hilflos halten würde.
Etwas, was sie vermeiden wollte. Im Klan ihres Vaters hatte sie rasch gemerkt, das selbst die Frauen stark waren und sich gut selbst zu helfen wussten, in gewisser Weise hatte sie Bewunderung dafür empfunden, andererseits würde sich ein Norodaj wohl in ihren Steppen genauso wenig zurecht finden wie sie in den Wäldern.

Varei wollte irgendetwas sagen aber das einzige was sie heraus bracht war ein "tut mir leid". Noch bevor sie auf die Trolle getroffen war, hatte sie eine Entscheidung gefällt gehabt, nur geriet jene jetzt ins schwanken.
Würde Agrimur sie so akzeptieren? So hilflos wie sie ja bis zu einer gewissen Grenze war? Varei war nicht hilflos, nicht wirklich aber in dieser ihr fremden Umgebung musste sie sich eingestehen, das sie hier noch eine Menge lernen musste um so selbstständig wie sie in ihrem Klan gelebt hatte, auch hier leben zu können.
Ob der Norodaj das so akzeptieren könnte, wo er doch anderes gewohnt sein musste.
Zahlreiche Fragen schossen durch ihren Kopf doch sie wagte es nicht jene zu stellen, nur ihr Blick sprach Bände und verriet in gewisser Weise was in ihr vorging.

Doch erstmal brauchte sie Ruhe und musste wieder zu Kräften kommen, das verlangte der Heiler und er würde sich nicht umstimmen lassen.
So würde sie erstmal nur hoffen können.
Stille legte sich wieder über das Hospital während Varei die Augen schloss um etwas zu schlafen. Bald würde sie wieder ihrem Alltag gewohnt nachgehen können, das hatte ihr der Heiler versichert.
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Agrimur Farenson
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Re: Im Exil (DIE NORODAJ GOBAITHS - open rp)

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Und wieder ein Jahr

((ja, und wieder sind zwei älter geworden, und das noch während meiner Prüfungsphase. Agrimur hat die kleinen Drachen auf dem Festland besucht...))

Am 17. Ronas des Jahres 34, auf dem Meer jenseits von Kjelt

Agrimur hatte den Brief des Jarls vorsorglich unter seinem ledernen Jagdhemd verborgen. Noch war es kalt hier oben, der Frühling taute die Schneedecke erst allmählich auf und der Frühjahrsturm peitschte die See in wilden Wellen. Der junge Jäger stand am Hauptmast, den einen Unterarm fest um ein Seil gewickelt das er mit seiner Hand umklammerte, und genoss eine jede Erschütterung des Schiffsdecks, das wilde Auf und Nieder mit den Brechern und die eisige Gischt, die ihm ins Gesicht sprühte wann immer sie in ein Wellental abtauchten. Sie hatten Kjelt vor sechs Tagen mit der ersten Flut verlassen und müssten nun schon bald Berufjördur erreichen, die Siedlung in der Rhianna und die Kinder auf Nachricht von ihrem Vater warteten.

Obwohl er Tanoras wütendes Toben durchaus mochte und sich hier an Deck wie zu Hause fühlte, war Agrimur doch sehr froh als sich der Sturm legte und er nur wenige Meilen voraus die Küste sehen konnte. „Da, Sjövargur, noch zwei Stunden und wir sind in Berufjördur, so Tanora uns weiterhin hold ist!“ Einer der Norodaj klopfte ihm freundschaftlich auf den Rücken und reichte ihm eine Schüssel mit dickflüssigem Eintopf. Nun er nicht mehr durchgeschüttelt wurde, fiel Grim auf wie ausgehungert und ausgekühlt er war, und dankend nahm er an. Wer auch immer das dickflüssige, breiige Gericht zubereitet hatte, hatte es mit der Mannschaft gut gemeint. Agrimur schmeckte ganz deutlich Bier als wichtigstes Gewürz heraus. So ließ es sich leben!

Hart am Wind, konnten sie darauf verzichten die Ruderbänke zu bemannen, es genügte ein Mann am Steuer. Die Mannschaft lagerte an Deck, aß sich satt und erzählte einander Geschichten. Agrimur stellte fest, dass ihm der ebenmäßige, kraftvolle Klang der nordischen Sprache doch sehr gefehlt hatte. Zwar beherrschte Varei, mit der er viel Zeit verbracht hatte, diese Sprache und oft unterhielten sie sich stundenlang auf Norodaj. Aber sie hatte einen weichen, singenden Akzent, der so gar nicht typisch war. Allein seine Sprache überall zu hören, war ein Stück Heimat.

Tanora wachte über sie, und so erreichte das Wolfsboot Berufjördur ohne weitere Stürme kurz vor Sonnenuntergang. Die Männer sprangen alle von Bord und zogen das Schiff an Land, es mit Hilfe von Holzstämmen aufbockend. Sobald es vertäut und gesichert war, half Agrimur den Männern noch die Ladung von Bord zu bringen, soweit dies nötig war. Die Mávsljód – Möwenlied – war ein Knorr, ein kleineres Handelsschiff, etwa acht Mannslängen lang und etwas über zwei Mannslägen breit, mit einem Segel und nur jeweils drei Ruderpaaren an Heck und Bug zum Manövrieren. Sie machte regelmäßig den Weg nordwärts und dann westwärts, die Küste entlang bis hinauf in die Nähe von Karras und dann wieder zurück nach Kjelt. Von Kjelt brachte sie Waren aus Mitsobar und Koldamar, manchmal sogar die eine oder andere Kostbarkeit aus Gynk, und versorgte Kjelt dafür mit den kostbaren Winterpelzen im Norden erjagter Tiere, mit Knochenschnitzereien aus Walzahn und Schneetigerbeinen, mit runenverzierten Gewändern und geräuchertem Wildbret und Fisch. Es gab einige solche Schiffe, die regelmäßig die Küste abfuhren und mit den kleinen Dörfern dort Handel trieben. Agrimur kam das sehr gelegen, denn so gab es stets eine zügige Verbindung von Kjelt nach Berufjördur und wieder zurück, was ihm die Beschwerlichkeiten des Landweges ersparte.

Nachdem er den Männern geholfen hatte, machte er sich auf zu den Langhäusern, von wo aus ihnen auch schon die ersten Dorfbewohner entgegen kamen. Als Agrimur erkannt wurde, kam es zu erfreuten Wiedersehensszenen mit alten und noch nicht ganz so alten Bekannten und Freunden. Die Bewohner von Berufjördur hielten sich Fremden gegenüber oft zurück, aber Agrimur war hier kein Fremder. Er hatte einige Monde hier gelebt und mit diesen Menschen Fleisch und Met geteilt, mit ihnen gejagt. Es war gut wieder hier zu sein.

Rhianna Drakendottir war eine der letzten, die ihn begrüßten, sie hatte es sich hier angewöhnt, sich etwas im Hintergrund zu halten. Doch ihre Begrüßung war warm und herzlich, und nachdem er ihr den Brief übergeben hatte, bat sie ihn, ihr am nächsten Tag möglichst viel von Gobaith zu erzählen, wenn er sich von der Reise etwas ausgeruht hatte.

***

Früh am nächsten Morgen ging er mit den anderen Männern auf die Jagd, als wäre zwischen seiner Abreise und seiner gestrigen Ankunft keine Zeit verstrichen. Wie selbstverständlich und leicht war es doch, sich wieder ins Dorfleben einzugliedern! Dadurch dass man ihm selbstverständlich Arbeit zuteilte und ihm ebenso selbstverständlich Essen und Lagerstätte bereitstellte fühlte er sich erst richtig willkommen.
Am Abend setzte er sich mit Rhianna und ihren Kindern etwas abseits und musste erzählen, wie es ihm ergangen war und was er erlebt hatte. Alles interessierte sie, an allem wollten sie teilhaben. Vor allem interessierte sie natürlich das Schicksal von Vigalf, und soweit er konnte, gab Agrimur ihnen Auskunft. Dann wollten die Kinder noch eine Saga hören, die er ihnen bereitwillig erzählte, ehe die jüngeren drei ins Bett mussten.
Harald und Ylva blieben noch eine Weile bei den Erwachsenen sitzen. Agrimur merkte kurz an, wie groß sie geworden seien, und beide grinsten stolz, während Ylva, ungestüm wie immer, ihm sagte dass sie inzwischen neun Jahre alt waren. „Wirklich? Neun Jahre?“ Grim bemühte sich nicht einmal das Grinsen zu unterdrücken. „Aye, neun Jahre. Du hast unseren Geburtstag vergessen, was?“ – „Ylva!“ mahnte ihre Mutter, aber er winkte ab, und grinste nur noch breiter. „Lass, bevor ich deinen Geburtstag vergesse lerne ich Magie.“ Mit diesen Worten zog er ein kleines Päckchen aus der Tasche, und wickelte den Stoff von den zwei Gegenständen die er mitgebracht hatte. „Ich würde doch niemals so etwas wichtiges vergessen wie euren neunten Geburtstag, um keinen Preis.“

Das zerschlagene Walzahnamulett glänzte matt im Schein des Feuers. Als er es zusammenfügte, konnte man erkennen dass er den Kopf eines Drachen darauf geschnitzt hatte, und zwei Runen, eine für Harald, eine für Ylva, auf die unregelmäßig getrennten Hälften. „Meine Schwester und ich tragen etwas ähnliches stets bei uns.“ Er trennte das Amulett und reichte jedem von ihnen eine Hälfte. „Ich weiß ihr seid sehr unterschiedlich, aber ihr seid dennoch zwei Teile derselben Seele. Vergesst das nie.“

Rhianna hauchte ein „Takk“ in seine Richtung, während die Zwillinge ihre Geschenke mit leuchtenden Augen in Empfang nahmen. Sie würden sie immer daran erinnern, dass sie trotz aller Unterschiede zusammengehörten. Abgesehen davon waren solche Amulette ein Zeichen dafür dass man erwachsen wurde. Bevor die zwei kleinen Drachen vor lauter Stolz übermütig werden konnten, schickte ihre Mutter sie mit liebevoller Strenge ins Bett.
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Re: Im Exil (DIE NORODAJ GOBAITHS - open rp)

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((Dies ist ein RP das in ein bis zwei Wochen stattfinden wird, vor der Hochzeit von Agrimur und Varei. Ich werde es Stück für Stück veröffentlichen und hoffe ihr habt viel Spass damit. Falls jemand einspringen mag, PM an mich))

Der Wolf und der Löwe

Kapitel 1: Die Überfahrt

Zum ersten Mal bestiegen sie ein Schiff zusammen, Agrimur Seite an Seite mit seiner Verlobten. Obwohl es Sommer und somit alles andere als kalt war, fröstelte er leicht ohne seinen gewohnten Wolfsfellmantel, den er für diese Reise abgelegt und in einer Truhe in der Mark verstaut hatte. Es würde noch wärmer werden, unter dem schweren Kleidungsstück hätte er nur unnötig geschwitzt. Außerdem wollte er nicht riskieren dass seinen sieben Wölfen etwas zustieß, wenn sie durch Albar, Salkamar und schließlich die Steppen der Serinjah reisten.
Er war zuversichtlich, was der Godhi, mit dem er sich in Ann-Korr verabredet hatte, zu seiner Wahl sagen würde. Er würde ihn und Varei segnen, nicht mehr. Doch Tanora schien diesbezüglich sanftmütiger, ja, toleranter zu sein als Findari. Agrimur konnte vielleicht seine eigenen Sorgen abtun, und er konnte sich nach außen hin ruhig geben um Varei zu beruhigen, aber ihre Ängste schürten die seinen mehr als er es sich eingestehen wollte.
Er hatte Wolfsrudeln die Stirn geboten, war beinahe erfroren, hatte im tiefsten Winter im höchsten Norden mit den Jägern und Kriegern des Klans Bären gejagt, sie aus ihren Höhlen aufgescheucht und erlegt. Doch die Schrecken auf die er sich nun einließ waren ihm fremd. Die Jagd in den Wäldern beherrschte er von klein auf, es war seine Heimat, er war im Vorteil. Aber die offenen, weiten Ebenen mochte er schon auf Gobaith nicht sonderlich, und wenn man den Geschichten Glauben schenkte, waren das keine Ebenen, sondern nichts weiter als winzige Wiesenstücke. Die Steppe, aus der Varei stammte, erstreckte wie ein Meer aus Gras von einem Horizont zum anderen, ohne Deckung oder Schutz zu bieten. Agrimur überlegte schon jetzt voller Besorgnis, wie um alles in der Welt er einen Serinjah, der sein Leben lang dort gejagt hatte, in seinem Element schlagen sollte. Wäre er mit betreffendem Serinjah in die Wälder gegangen, Agrimur machte sich nichts vor, hätte der Sieg ihm sicherlich gehört. Aber in der Weite der Ebene, soviel stand fest, kannte er sich nicht aus. Das Wild würde ihn kommen sehen. Es ging nicht länger um geräuschloses Anschleichen oder genaue Spurensuche. Das war in der Steppe nutzlos. Er musste schnell sein, fest im Sattel – im Sattel eines Pferdes! – sitzen und zielsicher auf weite Entfernungen schießen. Agrimur war ein guter Schütze, und er wusste das. Aber er war es gewohnt auf seinen eigenen Beinen zu stehen wenn er den Pfeil von der Sehne fliegen ließ.
Agrimur hatte erst zweimal in seinem Leben auf dem Rücken eines Tieres gesessen. Beide Male war er heilfroh gewesen, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Nicht dass er Pferden nicht traute, aber im Gegensatz zu Wölfen waren sie unberechenbar, schreckhaft, und dazu veranlagt zu fliehen statt sich einer Gefahr zu stellen. Für ihn waren Pferde unverlässliche Gefährten und ihm wäre es viel lieber gewesen, zu Fuß zu jagen.
Es gab natürlich eine Option. Agrimur unterdrückte beim Gedanken daran ein freudloses Lachen. Er war ganz froh dass Varei, wie er, aufs Meer hinaus blickte und so seinen Gesichtsausdruck nicht sehen konnte. Ohne Waffen, blind, einer Fee folgen und dann mit einem Löwen kämpfen. Siegen ohne zu töten. Das war völlig unmöglich. Das war Selbstmord. Agrimur stand mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Er mochte Varei das Gefühl vermittelt haben, er sei stark und zu allem bereit, und Moshran ja, er hätte für diese Frau alle Prüfungen auf sich genommen. Aber eine Prüfung anzunehmen die man nicht bestehen konnte erschien ihm dennoch Irrsinn. Was für ein seltsames Volk diese Serinjah doch waren, und so viel anders als sein eigenes Volk, die Norodaj! Keine festen Bindungen, keine Ehe, auf der einen Seite, aber die bloße Willensäußerung eines Jägers genügte um das Leben des zukünftigen Gefährten aufs Spiel zu setzen. Das Wort einer Schamanin würde ihm vorschreiben ob er glücklich sein durfte oder auf das Schönste verzichten musste was ihm je passiert war.
Agrimur wusste, dass Tanora auch wankelmütig war, sie war wechselhaft wie die See, aber Findari erschien ihm noch viel unberechenbarer zu sein. Wer konnte schon wissen aus welcher Richtung der Wind wehen würde. Wer konnte wissen ob die Göttin ihren Willen nicht kurzerhand änderte, und ihre Schamanin mit ihr? Wie konnte eine Schamanin überhaupt etwas wissen, wie konnte sie die Luft lesen?
Schon die Wege der Godhen waren für Agrimur immer rätselhaft gewesen, doch voller Vertrauen hatte er ihnen stets geglaubt und gehorcht. Allerdings hätte niemals ein Godhi eine Heirat verboten, es sei denn natürlich man versuchte eine Magierin oder Elfe zu heiraten, aber wer käme auch schon auf so eine haarsträubende Idee. Doch die Macht dieser Schamanin schien die eines Godhis zu übersteigen, so musste es wohl sein, sonst könnte sie diese grausamen Forderungen nicht stellen. Agrimur beschloss, den Godhi danach zu fragen.
Ein Teil von ihm war natürlich auch gespannt darauf, wie und wo Varei aufgewachsen war. Das war eine neue, aufregende, fremde Welt für ihn. Doch für den Augenblick überlagerte die Sorge sie zu verlieren die Vorfreude auf das Abenteuer, das vor ihnen lag.

Als hätten sie es abgesprochen, fassten sie sich ohne ein Wort oder einen Blick an der Hand und gaben sich durch einen leichten Druck zu verstehen, dass sie einander vertrauten und zuversichtlich nach vorne schauten. Agrimur hoffte nur, dass sie mit dieser Haltung nicht geradewegs in ihr Unglück steuerten.
Der erste Tag verging noch ereignislos, aber am zweiten waren sie auf offener See, und weder Findari noch Tanora schienen ihnen gewogen zu sein. Ein wilder Sturm peitschte das Meer zu riesigen Wellen auf und schleuderte das kleine salkamaerianische Handelsschiff erbarmungslos hin und her, auf und nieder. Obwohl der Kapitän vorsorglich einen Teil der Segel reffen ließ und die Passagiere unter Deck schickte, vertraute Agrimur ihm keineswegs. Im Stillen verfluchte er sich dafür, für die Reise nicht auf ein Wolfsboot gewartet zu haben, denn mit anständigen Norodaj an Rudern und Segel hätte er sich weniger ausgeliefert gefühlt. Nach außen hin versuchte er die positiven Seiten zu betonen. Immerhin hatten sie den Mannschaftsraum für sich alleine, zum ersten Mal auf dieser Reise, denn die Matrosen waren alle an Deck.
Obwohl er hätte beschwören können, daß sie sich fürchtete, diese Anspielung schien Varei zu erheitern. Während die Welt an Deck unterzugehen schien, das Meer sich in einen kochenden Hexenkessel verwandelte und die Nacht es der Mannschaft schier unmöglich machte, etwas zu erkennen, rollten die beiden Liebenden ungesicherten Fässern gleich untere ihren Hängematten übereinander, in ihrem Eifer weder die zahlreichen blauen Flecken noch eine Spur von Übelkeit spürend. Als sie endlich eng umschlungen unter ihren Stoffmänteln einschliefen, hatte sich der Sturm gelegt und die See beruhigt. Ein neuer Morgen war angebrochen, und mit ihm alle Angst verflogen.
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Joy
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Re: Im Exil (DIE NORODAJ GOBAITHS - open rp)

Post by Joy »

Das Treffen

Die Sonne brannte heiß hinab auf die schier unendlich weiten Steppen. Zwischen Kyrin und dem Serin river konnte man eine große Anzahl verschiedener einfacher Tipis aufgebaut. Hier und da grasten vereinzelt Pferde und an den noch kalten Feuerstellen herschte rege Treiben.
Zahlreiche Frauen, einige in leichte Roben gekleidet andere, und davon der meiste Teil trugen die traditionelle Lederkleidung bestehend aus einem bauchfreiem lederoberteil und einem Unterteil was mehr ein Lendenschurz war als eine Hose. Schmuck zierte die olivfarbenen Arme und Hälse mit bunten Ketten aus feinen Glasperlen.
Mandelförmige tiefschwarze Augen glitzerten während sich die einzelnen Besitzer angeregt unterhielten. und die Sonne erhitzte die zahlreichen schwarzharrigen Köpfe.

Um so mehr fiel der Blonde Haarschopf auf der sich an einer eher schattigen Stelle niedergelassen hatte und sich mit einer Frau unterhielt die ihr bis auf die Haare sehr ähnlich sah.
"Schön das du gekommen bist, nur schade das du deinen Mann nicht mitgebracht hast."
"Er hat viel zu tun, ich wollte ihn nicht von seiner Arbeit abhalten. Nur wegen der Mädchen war ich unschlüssig, aber so kann er sich wenigstens voll auf sein tun konzentrieren."


Der Blick der blondharrigen Serinjah streifte mit liebevollem Blick die beiden wenigen Monate alten Mädchen die sich mit zwei etwa gleichaltrigen Jungen um ein Spielzeug stritten.
Das ging solange bis eine schon ältere Angehörige des Steppenvolkes sanft aber bestimmt dazwischen ging.

Schmunzelnd drehte Varei sich wieder zu ihrer Mutter. Sie war glücklich wieder zuhause zu sein und dem alljährlichen Treffen der verschiedenen Stämme beiwohnen zu können.
Villimey und Asrun hatten sich auch gleich von Anfang an zurecht gefunden und wurden mit offenen Armen empfangen.
Wer könnte dem wilden Rotschopf und der sanftmüdigen Asrun schon wiederstehen.
Ein rufen unterbrach das geschäftige tun und die regen Unterhaltungen. Alle blickten auf und einige der Frauen erhoben sich um den Männern, welche so eben von der Jagd zu Ehren Malachins zurück gekehrt waren, entgegen zu eilen.
Auch Varei erhob sich aber nicht um den Männern entgegen zu eilen, ihre Schritte waren eher ruhig als sie sich langsam den Männern näherte.
Suchend streifte sie über die halbnackten Männer hinweg deren dunkle Haut schweißnass in der Sonne glänzte.

Plötzlich legten sich zwei schlanke aber Kräftige Arme um ihre Tallie.
"Nethig" murmelte eine rauhe Stimme in das Ohr von Varei
Mit einem strahlendem Lächeln drehte sie sich um und fiel dem Serinjah um den Hals. Das er eben so wie die anderen Männer alle von der Jagd verschwitzt war störte sie nicht im geringsten.
Erfreut murmelte sie "honeg" und küsste ihn sanft auf die Wange bevor sie zu ihrem Platz deutete und beide sich dort niederließen.

Herzlich begrüßte der Serinjah auch Vareis Mutter und die Beiden Mädchen welche sich mittlerweile hungrig vom Spielen eingefunden haben.
Auch Niu fand sich ein und er bekam auch sogleich ein Stück von der erlegten Beute. Gierig machte sich der Wolf über das Fleisch her während auch an anderen Stelle die Feuer aufflackerten und sich bald der Geruch von Essen breit machte.
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Rhianna Morgan
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Re: Im Exil (DIE NORODAJ GOBAITHS - open rp)

Post by Rhianna Morgan »

~Der Brief ist mit klar lesbaren Runen geschrieben, die Hand der Schreiberin muss sehr geübt sein, was auch die Leichtigkeit ihrer Formulierungen bestätigt.~

Morn Agrimur,

viel zu lange haben wir hier in Bergufjördur nichts mehr von dir gehört - etwas über zwei Jahre nun! Wir hoffen es ergeht dir und deiner Frau Varei gut, und den kleinen Wölfen Villimey und Ásrún mangelt es an nichts. Leider habe ich sie bisher nicht sehen können, aber sie sind sicher prächtig, wenn man an ihren Vater und ihre Tante denkt - die im letzten Herbst übrigens wohlbehalten hier bei uns angekommen ist. Sie hat mit einem der Männer hier im Dorf angebändelt, er heißt Hrimni, und scheint sehr glücklich zu sein.

Auch meinen kleinen Drachen geht es gut, stell dir vor, die Zwillinge sind jetzt elf Sommer alt. Davon haben sie den Großteil hier verbracht, in Bergufjördur, und sie nennen es ohne zu Zögern ihre Heimat. Und doch sind sie nicht hier geboren. Genau wie Wulfgar und Ragnar wurden sie in der Norskborg gezeugt und geboren.
Ach, könntest du sie sehen... aber du hast nun eigene Pflichten, eine eigene Familie. Seit du vor zwei Jahren geschrieben hast, dass du Vater geworden seist, ist ja vieles passiert. Du hast die Geburt von Raudh noch mitbekommen, sie ist nun drei Jahre alt, mit Haaren wie Feuer und einem Temperament das dem von Flaekja ganz klar überlegen ist - wenngleich sie doch kein solcher Raufbold wie Ylva werden wird - hoffe ich zumindest -, die sich an deine Schwester Fenramur angehängt hat wie eine Klette. Die beiden verbringen sehr viel Zeit zusammen, sie haben ja auch viel gemeinsam, wenngleich Fenramur nicht ganz so wild ist wie meine kleine Drachin.

Vor zwei Tagen habe ich mein siebtes Kind geboren, wieder ein Junge. Wir haben ihn Ketill genannt. Es war eine leichte Geburt, Tanora sei Dank, denn er ist sehr klein und zart. Schon jetzt kann man sehen, dass er Vigalfs schwarzes Haar bekommen wird, aber seine Augen sind so blau wie Kornblumen - meine Augen. Er ist gesund, auch hierfür danke ich allen Göttern, denn wir scheinen mit unseren Kindern wirklich viel Glück zu haben. Flaekja hatte im letzten Winter eine Lungenentzündung, aber ansonsten war bisher keines ernsthaft krank.

Harald sagt Danke für die Flöte, die du für ihn geschnitzt hast. Er übt fleissig, vielleicht wird einmal ein berühmter Skalde aus ihm, wer weiß. Vigalf verzweifelt jedenfalls an dem Jungen wenn es ums Jagen und Kämpfen geht, wie kann jemand der so geschickt Figuren schnitzt nur zugleich zwei linke Hände und zwei linke Füße haben? Vor allem weil Ylva, Wulfgar und Ragnar so nach ihrem Vater schlagen, hat es Harald besonders schwer, akzeptiert zu werden. Er ist nun mal mehr wie ich, auch wenn Vigalf das nur ungern sehen möchte.

Ich wünsche dir und den deinen das allerbeste. Bitte lass doch mal wieder von dir hören, wenn sich die Möglichkeit ergibt, einem Händler einen Brief für uns mitzugeben. Wir würden uns sehr freuen.

Vänliga hälsningar,

Rhianna Drakendottir
Berufjördur, am 19. Zhas 36
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