Erwachen

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Jupiter
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Erwachen

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Ein Pochen drang durch die schwarze Stille an sein Ohr. Es war das Pochen seines eigenen Herzens, das ihn erwachen lies. Ihm war kalt. Seine Augenlider hoben sich nur langsam und er starrte an die Decke der Höhle, in welcher er nackt, nass und frierend lag. Er richtete seinen Oberkörper auf, langsam als ob ihm die Bewegungen seines Körper fremd geworden wären. Suchend doch nicht wissend wonach fuhr sein Blick die Felswände ab und glitt über den Boden. Er sah eine Wasserspur, die von dem unterirdischen Teichen zu ihm führte. Er folgte ihr die wenigen Schritte, bis er das Ufer erreicht hatte. Er kniete vor der glänzenden Oberfläche und blickte auf diese. Es ist Frühling – war sein Gedanke, von welchem er nicht wusste, woher er kam.
„Frühling“, flüsterte er leise.
Sein Atmen stockte und sein Körper fing zu zittern an. Gesprochenes und Bilder drangen aus seinem Inneren und drohte ihn zu überfluten. Er verschloss die Augen und spürte wie sich eine unbekannte aber vertraute Wärme um ihn lag. Körper und Geist beruhigten. Die Bilder und Worte begangen sich zu ordnen.

Er erinnerte sich an eine Stimme, die zu ihm gesprochen haben musste. Aber wann? Als er die Augen wieder öffnete blieben sie an der Wasseroberfläche haften. Es war Frühling. Er konnte sich noch an die Tage erinnern, wo die Bäume ihre letzten Blätter verloren hatten und nun war schon Frühling. Wieder drangen Erinnerungen hervor – ja, du schläfst. Schlafen? Er hatte den Winter über geschlafen? Wieder öffnete sich die verschlossene Tür seines Geistes und Bilder zeigten sich ihm, Bilder, die er schon einmal gesehen hatte. Er sah Tybalt, welcher am Schlafen war. Er lag unter einer großen Eiche – er wartet auf dich. So wie du wartest, wieder bei ihm zu sein. Die Lippen des Schlafenden zeigten ein Lächeln – er freut sich auf dich, Merung, freue du dich auch auf ihn, trauere nicht nur. Die Stimme verklang und er dachte über die Worte nach. Er hatte doch noch einen so langen Weg vor sich. Die vertrauten Bilder zeigten einen Wald. Einen einsamen Pfad führte durch ihn hindurch. Im Wald erhob sich ein Gebirge, Flüsse und Seen, Wüstensand, Lavaströme und Sümpfe, alles in diesem riesigen Wald und der Pfad führte zu allem hin - ein langer Weg bis du ihn wieder siehst. Noch soviel zutun. Er fühlte sich verloren auf diesem Weg – aber der Weg ist nicht unendlich. Es war ihm so, als würde er ein Ende spüren, nicht sehen, nur fühlen – du wirst ihn gehen? Die Antwort wusste er. Er musste ihn gehen, er würde sein Leben leben, so wie Tybalt es sich wünschte – ja, ein harter Weg. All deine Liebe gabst du ihm. Aber er kann nicht zurück. Aber erwartet. Wieder sah er den schlafenden Tybalt und in ihm war die Freude, irgendwann wieder bei ihm zu sein. Doch das Bild verschwand und er war wieder allein auf dem Pfad – er will dir helfen, einem Splitter von ihm soll es erlaubt sein. Ein Splitter soll zu dir zurückkehren. Die Wärme war wieder um ihn, als er nun auf den Pfad blickte. Er sah nicht mehr nur die Länge des Weges, sondern alles, was er noch zu sehen und wirken hatte. Dann lösten sich die Bilder auf und die Stimme verstummte.

Er blieb noch einige Zeit am Ufer sitzen und versuchte zu begreifen, was mit ihm geschehen war. „Bin ich vielleicht verrückt geworden?“, flüsterte er halb scherzhaft, halb ernst zu sich selbst. Seine Gedanken schienen keine Antwort herzugeben und so erhob er sich, griff nach seinem Mantel, welcher den Winter auf einem Hocker verbracht zu haben schien und stieg aus der Höhle.
Ein großer Stein lag neben dem Höhleneingang, doch diesen bemerkte er nicht. Er zog den Waldgeruch des Frühjahres durch seine Nase und blickte sich um. Er dachte an all die Dinge, die er in diesem Wald schon erlebt hatte und vor allem an Tybalt. War er vielleicht doch Opfer seines eigenen Schmerzes geworden, so dass das Leid den Wahnsinn in ihm keimen ließ? Er glaubte nicht, dass er sich dies nur eingebildet hatte. Doch konnte er sich sicher sein? Zum Himmel blickend sprach er mit einem kleinen Lächeln: „Es wird sich zeigen.“
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