Düstere Wolken über der Nordmark

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Solvarr
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Joined: Fri Dec 18, 2009 1:44 pm

Düstere Wolken über der Nordmark

Post by Solvarr »

Die Nacht liegt bereits schwer über der Nordmark, als der junge Ghodi die äussere Tür des Torhauses hinter sich verschließt. Er wendet sich um und fährt langsam mit zwei Fingern über die dunklen Linien der Bannrune. Vor wenigen Wochen erst hatte er sie hier mit Hilfe von Ylvie angebracht, doch nun kommt es ihm vor, als wäre eine Ewigkeit seitdem vergangen. Leise murmelnd rezitiert er die Bannformel in einem alten Dialekt der Norodaj, doch bevor er seine Hand wieder wegnimmt, fügt er noch etwas in eigenen Worten an. Wacht vor allem über Ylvie. Sie hat das alles am wenigsten verdient... Entschlossen dreht er sich um und geht mit festen Schritten über die Brücke. Aus der Drachentränke dringt Hagars lautes Schnarchen, doch heute Nacht bringt ihn dieser ohrenbetäubende Lärm nicht zum Schmunzeln.
Noch steht der Mond hoch über dem Meer und das Langhaus wirft einen großen Schatten über den Ort, wo eben noch viel gesagt wurde... zu viel... und beim Gedanken daran kocht die Wut wieder in ihm hoch. Eine Hand hält den gepackten Rucksack, doch die andere freie Hand ballt er zur Faust bis die Knöchel weiß werden. Der Schein einer Kerze reißt ihn aus seinen Gedanken. Gemurmel dringt aus der Schlafstätte der Marker und mit einem leicht bedauernden Unterton rieseln ein paar Worte über seine Lippen.
Wulfgar war wohl nicht der einzige, der wach geworden ist... Jetzt wird die Arme viel erklären müssen...Der junge Norodaj wendet sich von dem aufkommenden Tumult ab und presst mit einem leidenden Gesichtsausdruck die Lippen aufeinander. Er schultert den Rucksack und zurrt die Riemen enger als die ersten Wolken aufziehen und sich vor den Mond schieben. Solvarr atmet einmal lautstark durch die Nase aus und geht mit großen Schritten Richtung Süden. Die düsteren Wolken werden dichter und es scheint, als würden sie nur den nordwestlichen Zipfel Gobaiths verdunkeln.
Nach wenigen Schritten kommt der Ghodi in die Hörreichweite des Herzwaldes und damit der Gnolle. Doch heute Nacht dringen dumpfe Geräusche aus der Richtung ihres Lagers. Ab und an begleitet von schrillen Schmerzenslauten und dem schweren Schnaufen eines Kriegers... eines wütenden Kriegers. Solvarr empfindet fast so etwas wie Mitleid für die wilden Gnolle, denn vor seinem inneren Auge entsteht das Bild eines verbissen um sich schlagenden Jarls, der nicht eher Ruhe gibt, als ihn die Erschöpfung übermannt.
Ein ungemütlicher Wind zieht auf und das Rascheln in den Tannen weckt den Ghodi aus seinen Gedanken. Er wendet sich südöstlich und umgeht den Herzwald großzügig.
Ich werde mich um meinen Fehler kümmern... Mögen die Götter dir bei deinem helfen... murmelt er zu sich selbst, als er seinen entschlossenen Blick auf seine Füße richtet und die Nordmark hinter sich läßt.
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Rhianna Morgan
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Post by Rhianna Morgan »

Der kleine Wulfgar wog schwer auf ihrem Arm, während sie sich ein letztes Mal umwandte um dem Godhi nachzusehen. Ungeduldig zupfte der Knabe an einem ihrer noch vom Wasser klammen Zöpfe, gab schließlich ein verstörtes "Mamaaa" von sich, das sie aus ihren finsteren Gedanken aufschreckte. Entschuldigend küsste sie ihn auf die bleiche Wange, und trug ihn dann in Richtung Langhaus, um mit ihm unter die Felle zu kriechen wie versprochen.

Finsterheit überschattete den Innenhof, und hätte sie ihn nicht wie im Schlaf durchschritten, wäre sie sicher Gefahr gelaufen gegen den Amboss zu stoßen. Noch immer schmerzten sie die Worte die sie selber gebraucht hatte, schmerzten sie die Worte des Godhis. Aber am meisten schmerzten die Worte des Mannes den sie liebte, vor allem, weil das was er gesagt hatte die Wahrheit war. Ja, sie hatte ihm Gabria in die Arme gestoßen, es war ihre Idee, und nun machte sie ihn dafür verantwortlich. Nicht Vigalf hatte sie verraten, sie selber hatte es getan.

Aufgestanden war sie, hatte sich zwischen Godhi und Jarl gestellt, und das mit der Begründung dass sie eine Spaltung des Dorfes, dieser ihrer Heimat, und dieser ihrer Familie verhindern wollte. Was davon galt noch? Durch ihre Worte hatte sie eben das herbei geführt das sie hatte verhindern wollen. Sie hatte nicht nur sich und Vigalf entzweit, sondern der Godhi verließ trotz ihres Einschreitens die Mark. Zweifaches Versagen war noch schwerer zu ertragen, da sie im Langhaus die wachen Augen ihrer drei übrigen Kinder ebenso erwarteten wie die wachen Augen der meisten anwesenden Marker. Sie blieb im Türrahmen stehen, dankte Tanora die ihr die Kraft schenkte ihren zierlichen Körper trotz der Last von Schuldgefühl und Sohn stolz aufzurichten. Ein Blick in die Runde, und die meisten der Jäger senkten ihre Augen, drehten sich zur Wand... Das Starren wurde unterlassen als wären sie alle peinlich berührt, als habe Rhianna sie bei etwas Verbotenem erwischt. Dem Lauschen von Worten, die nicht für ihre Ohren bestimmt waren.

Die Jarlsfrau biss die Zähne zusammen, und mit angespanntem Kiefer durchquerte sie den Raum um zu den Fellen ihrer Kinder zu gelangen. Nordaja, Angelica und Flasa rutschten bei Seite, ihr nicht in die Augen blickend. Natürlich verstanden die Mädchen was vorging. Besser vielleicht als ihre eigenen, kleineren Kinder, die verängstigt zu ihr aufblickten. Die Mutter zwang sich zu einem sanften Lächeln, das die neue Verletzlichkeit in ihrem Gesicht nicht ganz verbergen konnte. Nun da sie den Jägern den Rücken zukehrte, fiel die Haltung der Starken, der Frau des Anführers von ihr ab. Aus der alten Wölfin, die ihren Platz neben dem Leitwolf behauptete, wurde wieder die zerbrechliche, traurige Frau die sie geworden war.

"Kommt... ihr könnt alle dicht bei mir liegen heute nacht... Habt keine Angst, Mama ist da, und euch allen wird nichts zustoßen. Ihr seid alle sicher..." Flüsternd gelang es ihr sogar das eigene, wild schlagende Herz etwas zu beruhigen, während sie ihre Kinder um sich herum versammelte. Drei von ihnen schliefen bald ein, eng an sie gekuschelt, und Rhianna betrachtete die kindlich entspannten Züge der Schlafenden. Dann aber traf ihr Blick auf Harald, dessen Augen ernst und beinahe besorgt auf sie gerichtet waren. Wieder einmal dachte sie, dass dieser ihr Sohn mehr sah und spürte als die meisten Marker, gleich was sein Vater über ihn sagen sollte. Beruhigend strich sie ihm die braunen Locken aus der Stirn, strich über seine jetzt runden Ohren, und raunte ihm zu: "Schlaf jetzt, mein Sohn."

So blieb sie als einzige wachend im Langhaus liegend, ihre Augen durchbohrten die Finsternis förmlich. Vigalf würde sich heute nacht wohl kaum neben sie legen, sondern später das Bett mit Gabria teilen. Sollte er doch.
Solvarr
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Joined: Fri Dec 18, 2009 1:44 pm

Post by Solvarr »

Lange nachdem die Geräusche der Nordmark hinter ihm verklungen waren, verlangsamte Solvarr seine Schritte und schlug einen anderen Weg ein. Nach Norden und damit dem leisen Rauschen der Wellen entgegen. Mittlerweile hatte er den halben Weg bis zu den Bergen zurückgelegt und er suchte nach einem geeigneten Platz, um ein wenig zur Ruhe zu kommen und seine Gedanken zu ordnen. Und was wäre da besser geeignet als der grobe Kieselstrand, den sich die Wellen mit ihrem leisen Rasseln emproschoben um dann gleich wieder zurückzuweichen. Dieser Ablauf, der Stetigkeit und Veränderung in sich vereint, beruhigte ihn. Schon als Kind zog es ihn immer ans Meer, wenn er mit sich selbst nicht im Reinen war.
Ihr habt mich hierher geführt... murmelte er den Wellen entgegen. Aber warum habt ihr mich nicht gewarnt? Mit fast geschlossenen Augen richtet er seine Frage an die Ahnen. Zugegeben, er hatte in letzter Zeit selten ihren Rat eingeholt. Erst einmal seit seiner Ankunft in der Nordmark hat er das Ritual vollzogen und sich in die Welt der Geister begeben. Zuviel geschah um ihn herum: Neue Menschen... neue Orte... dieser verschrobene alte Druide, der ihm doch tatsächlich das Spitzohr aufgebürdet hatte... und natürlich Ylvie und mit ihr eine Zukunft, die ihn neben seinen Pflichten als Ghodi erwartete. Und er freute sich darauf.
Trotzdem habe ich meine Bestimmung vergessen... Mit dieser Erkennntnis im Sinn, legte er seine Sachen ab und zog sich aus. Nur noch mit einem Lendenschurz bekleidet ging er mit erhabenen Schritten in die Fluten. Er vollzog die rituelle Reinigung, die er als Lehrling so sehr gehasst hatte. Bei Wind und Wetter und jeder Jahreszeit hatte sein Meister ihn in die Fluten geschickt. Doch heute kam ihm alles richtig, sogar notwendig vor. Er tauchte mehrmals komplett unter und summte dabei den althergebrachten Vers seiner Vorfahren. Für Aussenstehende nicht mehr als ein unverständlicher Singsang, erfüllten ihn die machtvollen Worte mit Kraft. Er erhob sich aus den Fluten und ging zurück an den Strand. Er nahm zielstrebig seine Pfeife und etwas getrockneten Siebenfinger. Dieses Werkzeug, ein Erbstück in einer langen Reihe von Ghodis, war aus dem Kiefer eines Wals geschnitzt worden und die Runen auf dem Schaft der Pfeife haben selbst nach vielen Generationen nichts von ihrer Konturschärfe verloren. Im fahlen Mondlicht stopfte er die stark duftenden Blätter in den Kopf der Pfeife und entzündete sie. Nur ein tiefer Zug war nötig, um Körper und Geist in Einklang zu bringen. Solvarr blies den dichten, süßlichen Rauch über die dunklen Zungen des Meeres, das über den Strand leckte und dabei fast seine blanken Knie berührte.
Ehrfürchtig hielt er die Pfeife in beiden Händen auf seinem Schoß und eine hauchdünne Rauchfahne stieg aus ihrem Kopf empor. Er selbst hatte die Augen geschlossen und begann mit einem anderen, viel ruhigerem Lied seiner Vorfahren. Mehr gesummt als gesungen schwang er seine Oberkörper im Takt der Melodie und er spürte, wie sich der Weg in die Welt der Geister und Ahnen vor ihm auftat. Seinen Körper in der tiefen Trance zurücklassend, durchschritt sein Geist die Pforte zur Welt der Toten....
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Kranek
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Post by Kranek »

Leise klirrten die Panzerhandschuhe als er die Fäuste ballte und auf den Gnoll wartete. Ein heftiges Schnaufen ging durch seinen Körper als der Gnoll in Reichweite kam. Und ein Jaulen entrang dem Gnoll als Vigalf ihm mit einem gezielten Schlag den Kiefer brach. Wie von Sinnen dreschte Vigalf auf den jammernden Gnoll ein, brach Knochen, riss Haut auf und zerquetschte Muskeln. Mit jedem Schlag wuchs seine Wut. Hatte er nicht seinen eigenen Stolz überwunden als er den Elfen um Hilfe bat damit Rhianna geheilt wurde? Hatte er nicht sein Leben riskiert als er der Hexe die Hand abschlug um seine Kinder zu erlösen? War es nicht Rhiannas Idee gewesen Gabria als Zweitfrau zu nehmen? Er hatte sie nie betrogen. Auch als sie nicht in der Lage war ihm weitere Kinder zu schenken war er bei ihr geblieben. Er liebte sie immer noch. Dass er auch Gabria liebte hatte damit nichts zu tun.
Und jetzt machte sie ihm Vorwürfe? Er würde den Clan entzweien. Wer hatte denn einer Göttin etwas versprochen das einer anderen gehörte? Er würde seinen Clan gefährden. Hat er nicht schon dutzende Male sein Blut gegeben um die Feinde seines Clans zu besiegen?
Er war niemals auf diese Aufgaben vorbereitet worden. Er hat sie auch niemals gewollt. Aber er erfüllte sie so gut er konnte. Selbst mit dem verhassten Bane schloss er Frieden um seinen Clan zu sichern. Und jetzt war es seine Schuld? Natürlich hat der den Ghodi angetrieben die Sache so schnell wie möglich zu klären. Einen Feind konnte man erschlagen. Aber eine erzürnte Göttin?

Als Vigalf wieder klar sah lagen dutzende Gnolle um ihn herum. Er war voller Blut, wusste nicht ob es seins oder das der Gnolle war.
Langsam, erschöpft von seinem Blutrausch, verließ er den Herzwald und ging zu Hagar. Heute Nacht wollte er nicht im Langhaus schlafen.
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Ylvie
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Post by Ylvie »

Sie hatte sich lange Zeit still aus dem Gespräch der drei heraus gehalten. Zu gut konnte sie die Ansichten der beiden und auch die von Vigalf verstehen. Irgendwann jedoch wurden Ihr die Vorwürfe und im Streit gesagten Worte zu viel und Ylvie verzog sich leise in Richtung Langhaus. Dort angekommen ermahnte sie einige der neugierigen Marker sich um ihre eigenen Dinge zu kümmern und verkroch sich in ihre Felle. Lange wälzte sie sich hin und her bis sie nach ihrem Dolch griff um etwas Stoff aus ihrer Truhe zu zerschneiden. Jene Stofffetzen stopfte sie sich in beide Ohren und dämpfte somit das Gebrüll von draußen. Irgendwann fiel auch sie in einen tiefen wenn auch unruhigen Schlaf in dem sie weiterhin keine Ruhe vor dem gesagten hatte sondern sie in ihrem Traum wieder hallten.
Als Rhianna das Langhaus betrat ist sie davon kurz wach geworden, jedoch traute sie sich ebenso wie die anderen Marker nicht sie zu beobachten.
Unruhig drehte sie sich von einer Seite auf die andere und zog sich das Fell bis über die Ohren um wieder in den Schlaf zu finden, was nicht einfach war da der Platz neben ihr auf dem Fell noch immer leer war und es in dieser Nacht auch blieb.
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Rhianna Morgan
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Post by Rhianna Morgan »

Der nächste Morgen begann in rosiger Frische durch die schmalen Fenster zu leuchten, also öffnete Rhianna die geschwollenen Augen etwas weiter. Geschlafen hatte sie nicht.
Harald wachte auf, als sie sich umständlich etwas aufrichtete, die anderen murrten nur leise und rollten ihre Köpfe auf Rhiannas Beine. Wulfgar umklammerte mit einer Hand ihren Rock und schmiegte sich enger an sie, als suche er im Schlaf Schutz. Wäre es nicht um die Kinder, würde ich die Mark ebenso verlassen wie der Godhi, schoß es ihr schmerzlich durch den Kopf. Aber sie konnte es nicht tun, sie konnte ihre Kinder nicht hier lassen, obwohl sie in Gabrias Obhut sicher gewesen wären. Es waren ihre Kinder, nicht Gabrias.
"Is' alles in Ordnung, Mama?" Harald richtete sich ebenfalls auf, und rutschte so zu ihr, dass er nun an sie gelehnt da saß anstatt zu liegen. Seine beiden Augen, deren Farben, den ihren ähnlich, leicht voneinander abwichen, bohrten sich in ihr Gesicht. "Es ist alles..." Weiter kam sie nicht.

Angelica schob sich unter einer Felldecke nahebei hervor und hastete zum Ausgang, dabei mühelos über alle die zwischen ihr und Tür geschlafen hatten übersteigend. Sie verschloß die Öffnung nicht, und kaum war sie draussen, hörte man sie deutlich würgen und spucken. Rhianna seufzte, als Frühaufsteherin wusste sie seit zwei Monden wie es um das Mädchen, nun schon eher eine junge Frau, bestellt war. Als sie wieder hereinkam, winkte die Jarlsfrau sie freundlich zu sich, und wie das Kind das sie noch vor so kurzer Zeit gewesen war, kam Angelica herüber um sich zu Rhianna hinunterzubeugen. Prüfend legte Rhianna die Hand auf die leichte Schwellung von Angelicas Bauch, und nickte ihr dann lächelnd zu. "Ein starker kleiner Drache wird das mal werden..." Angelica lächelte ebenfalls, und erwiderte nur. "Ich geh jetzt mal Wasser holen, bleib du ruhig noch liegen." - "Ja, takk, Angelica, tu das... Ich stehe gleich auf und helfe dir. Und Angelica - mach langsam, ja?" Während die Schwangere hinausging, fragte sich Rhianna still von welchem der Jäger ihr Kind wohl sein mochte. Mit Bestimmung konnte das wohl nicht mal die Mutter selber sagen... Kopfschüttelnd bezwang sie ein aufkommendes Grinsen, und verdrängte den Gedanken dass mit Sicherheit sogar Angelica die Übersicht über ihre Lagergefährten verloren hatte. Seis drum, den kleinen Kerl kriegen wir auch noch groß, beschloß Rhianna und schob einen nach dem andern die Köpfe ihrer drei schlafenden Kinder von ihrem Bein auf die Felle herunter. Harald und sie erhoben sich vollkommen, und sie schickte den Knaben hinaus um ihr Brennholz zu holen. Er würde viermal laufen müssen um genug fürs Frühstück hereinzuholen, einmal öfter als Ylva, seine Zwillingsschwester. Aber dafür würde er den Morgen über bei seiner Mama sitzen bleiben und Flöte spielen... wie er es so oft tat.

Es gab Hafergrütze, wie beinah jeden Morgen. Alles war so normal, so völlig zwanglos, als hätte es den Vorabend nie gegeben. Nur die beiden leeren Felle erinnerten Rhianna, dass es nicht etwa ein Alptraum, sondern harte Wirklichkeit gewesen war. Die leeren Felle und Haralds nachdenklicher Blick. "Kommt Papa zum Frühstück?" fragte er irgendwann leise, als sie ihn die Schalen für die Marker zu holen anwies. Und geschockt musste die Jarlsfrau zugeben, dass sie das nicht wusste.
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Ylvie
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Joined: Sat Jun 27, 2009 7:33 pm

Post by Ylvie »

Der Geruch von Hafergrütze stieg ihr in die Nase und holte sie aus ihrem unruhigen Schlaf. Sie griff unter dem Fell hervor und zog ihre Hose unter das Fell um sie anzuziehen. Die beiden provisorischen Ohrstöpsel hatte sie über Nacht verloren, doch das störte sie nicht. Als sie sich aufrichtet schweift ihr Blick nachdenklich erst auf den leeren Platz neben ihr und dann hinüber zu Rhianna. Ihre Stimme klingt Müde und abgeschlagen, wenn man genau hin hört könnte man meinen, dass etwas Vorsicht in ihr liegt, beinahe als wolle sie abschätzen wie es Rhianna geht. Morgen Rhianna. Sie schlägt das Fell zurück und steht langsam, mit einer Hand auf ihren Bauch abgelegt auf. Ihr selbst war nicht zum Essen zumute, aber denn noch nahm sie ihre Holzschale und den Löffel aus ihrer Truhe und ging langsam hinüber zum Feuer über dem die Grütze vor sich hin köchelte. Sie schöpfte sich etwas davon aus dem Topf in ihre Schale und setzte sich gegenüber von Rhianna auf den Stamm. Haralds Worte schienen nicht nur Rhianna zu treffen, sondern auch sie selbst. Nachdenklich schweift Ylvies Blick wiedereinmal durch das Langhaus. Überall unter den Fellen sah man die Wölbung wo jemand darunter schlief. Und doch waren Zwei Plätze flach und leer. Ruhelos dreht sie die Schüssel mit Grütze in ihren Händen im Kreis ohne die Grütze auch nur anzurühren.Hast Du keinen Hunger oder warum rührst du die Hafergrütze nicht an?Sie war sich nicht sicher von welcher der beiden anderen Frauen die Frage kam, aber jene Worte schienen sie aus ihren Gedanken zurück zu holen um sich auf das wesentliche zu konzentrieren. Lustlos tunkte sie den Löffel in die Grütze und begann zu essen.
Last edited by Ylvie on Sat Jan 16, 2010 4:43 pm, edited 1 time in total.
Solvarr
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Post by Solvarr »

Über Solvarr brach dieser Morgen unerwartet herein. Er war wohl nach seiner 'Reise' neben seinen Sachen eingeschlafen. Die Sonne erhob sich gerade aus dem Winkel, den die Silouette der Berge mit dem Meer bildete, und schickte ihre ersten schwachen Strahlen die Küste entlang zu seinem Lager. Er blinzelte. Was auch immer seinen Schlaf beendete, es tat es keinen Augenblick zu spät. Mit dem ersten Öffnen seiner Augen bemerkte Solvarr eine Bewegung schräg hinter sich. Gleichzeitig wehte der Geruch von Schweiß und billigem Fusel zu ihm herüber und blitzschnell griff er nach seinem Streitkolben und dem Rundschild, dessen Beschläge im rötlichen Sonnenlicht aufflammten. Halt die Finger still, du angemalte Witzfigur. Gib uns dein Gold und du brauchst deine Waffen nicht. Die kratzige Stimme des Banditen klang kompromisslos. Trotzdem schloss der Ghodi seine Hand fest um den Streitkolben und steckte die andere Hand in die Schlaufen des Schildes. Bevor der Kerl seine Warung wiederholen konnte, stand Solvarr schon auf seinen nackten Füßen und hob mit grimmigem Gesicht den Schild. Ihr habt euch den falschen ausgesucht. Fast schon vorfreudig grinst der Ghodi die drei Banditen an. Ein letztes Mal gleitet eine sachte Welle auf den Strand und umspült die Füße des Ghodis, bevor die ersten Schläge der Angreifer auf sein Schild prallen. Geschickt bewegt er sich um die Banditen herum und schon sein erster Hieb trifft den unvorsichtigsten von ihnen hart an der Schulter und wirft ihn zu Boden. Der nächste Angriff bringt den Rundschild zum klingen und Solvarr versetzt dem liegenden Gegener einen Schlag in die Magengegend, der ihn vor Schmerz ohnmächtig werden läßt. Ein kurzes manisches Lachen hallt über den Strand und die beiden übrigen Banditen weichen eingeschüchtert zurück. Solvarr hebt den Kolben über seinen Kopf und brüllt so laut, als wäre es ein Donnergrollen: Für die Nordmark! Er stürmt auf die Angreifer zu, doch es soll zu keinem weiteren Schlag kommen. Die Banditen lassen panisch ihre Schwerter fallen und suchen bleich vor Angst das Weite. Zufrieden grinsend packt der Ghodi seine Sachen zusammen und zieht sich an. Nach einem prüfenden Blick auf den Bewusstlosen, setzt er sich noch einen Augenblick auf seinen Rucksack und verfasst zwei kurze Nachrichten. Er gibt sie jeweils einer zahmen Möwe und flüstert den Tieren ihren Bestimmungsort zu. Kreischend erheben sich die Vögel in die Luft und lassen sich von der angenehmen Brise landeinwärts tragen. Dann setzt Solvarr seinen Weg Richtung Gebirge fort.
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Kranek
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Post by Kranek »

Mit Augenringen und Blutspuren an der Rüstung schloss Vigalf das Tor hinter sich ab. Die Nacht war, wie so viele, dabei draufgegangen zu kämpfen. Auch wenn er diesmal eher Frust raus ließ als zu trainieren. Wortlos ließ er die Rüstung in sein Depot fallen und warf seinen Helm, seine Panzerhandschuhe und auch die Waffen hinterher. Putzen konnte er sie später. Oder eins der Mädchen damit beauftragen. Scheinbar gab es gerade Frühstück, die Luft roch nach Hafergrütze als er zur Tür des Langhauses ging. Er wartete kurz, atmete durch und betrat dann aufrecht das Langhaus.
"Morn!" Er blickte sich um und sah seine Frau, Angelica und Ylvie am Feuer.
Wortlos schöpfte er sich etwas Grütze in seine Schüssel und setzte sich auf einen Baumstamm gegenüber seiner Frau.
"Wo is Solvarr?"
Während er auf die Antwort wartete aß er. Die Nacht hatte ihn hungrig gemacht und der Tag würde sicherlich anstrengend werden. Auch wenn er im Moment sichtlich keinen Bedarf hatte den Streit fortzusetzen. Aber das Leben musste weitergehen und es war seine Aufgabe dafür zu sorgen...
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Ylvie
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Post by Ylvie »

Mit einem leisen Schnauben und einem Kopfnicken begrüßte sie den herein kommenden Vigalf. Sie beobachtete ihn für einen Moment und sah dann abwartend zu Rhianna. Sie selbst konnte sich keinen direkten Reim darauf machen warum Solvarr die Nacht nicht ins Langhaus kam, sie konnte nur Ahnen was am Vorabend nach ihrem Weggang noch alles passiert ist. Sie gab Vigalf mit einem Schulterzucken zu verstehen, das sie genauso Ratlos über Solvarrs verbleib war wie er selbst.
Die Stimmung die sie bereits während des Gesprächs und später in der Nacht im Langhaus wahrnahm, hatte sich noch nicht verändert was sie dazu veranlasste, still von ihrem Platz aufzustehen und mit samt der fast unangerührten Schüssel in ihrer Hand das Langhaus zu verlassen. Sie verschloss leise die Tür hinter sich und lehnt sich einen Moment gegen die Tür, ihre Augen dabei schließend. Nach dem sie tief durchgeatmet hatte stößt sie sich von der Tür ab und läuft hinüber zum Pferch um die Grütze auf die sie nun da sie kalt war keinen Appetit mehr hatte, wenigstens den Schweinen zu geben. Im Anschluss daran wusch sie ihre Schüssel aus und schlenderte aus dem Innenhof heraus. Ihr Blick ging suchend hinüber zur heiligen Eiche in der Hoffnung Solvarr dort im Gebet sitzen zu sehen, jedoch war das allein schon durch Vigalf's Frage nach ihm eher unwahrscheinlich.
Das bekannte kreischen einer Möwe reisst sie aus ihren Gedanken und schnell nimmt sie die Nachricht aus dem Schnabel der Möwe um sie zu lesen.
Ohne darauf zu Achten ob jemand sich in ihrer Nähe aufhält fängt sie an zu fluchen. „Halsstarriger, dummköpfiger, aufbrausender ESEL!“ Ihre Tirade scheint kein Ende nehmen zu wollen als sie sich zu ihrer Truhe im Innenhof begibt um langsam ihre Rüstung anzulegen „Dem werd ich die Hammelbeine lang ziehen....“
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