Der lange Weg ...

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Anfala Atani
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Der lange Weg ...

Post by Anfala Atani »

Anfala läuft tief in Gedanken durch die Wälder Vanimas. Auf ihre Arbeit kann sie sich seit ein paar Tagen nicht mehr konzentrieren. Der Bau des neuen Hospitals stand kurz bevor, ein Ereignis was sie lange herbeigesehnt hatte und trotzdem schien es ihr im Moment zweitrangig.

Was war geschehen:
Übers Meer schauend lässt sie ihre Gedanken revue passieren. Enwell … er stand mit mal da, am Baum von Kathrins letzter Ruhestätte. Stand da, als wäre nichts geschehen, tauchte auf wie aus dem Nichts. Eine Begegnung auf die sie nicht vorbereitet war. Längst hatte sie ihn in ihrer Vergangenheit zurückgelassen. Eine schöne aber auch schmerzliche Zeit. Ihr Mentor, von dem sie trotzdem immer voller Stolz sprach und an den sie auch mit Stolz dachte. Sie durfte seine Schülerin sein, wenn auch die Zeit der Ausbildung an seiner Seite viel zu kurz für sie war. Aber er war ein Mensch. Wie oft dachte sie darüber nach, ein Mensch dessen Dasein auf dieser Welt nur von kurzer Dauer war. Viele hatte sie schon gehen sehen und noch viele würden ihnen folgen. Mit seinem Verschwinden war das Kapitel für sie abgeschlossen und sie hatte versucht, endlich ohne ihn weiter den Weg der Grauen zu gehen. So wie er sie es einst gelehrt hatte. Seit dieser Zeit lebte sie zurückgezogen und in andächtiger Stille. Sie wollte nicht mehr daran denken, zu schmerzlich war das Ende. Wie lange würde er bleiben? Er sprach davon, seine Tochter Heim zu holen. Von Ilaya hatte sie lange nichts mehr gehört und sie legte auch keinen Wert darauf. Diese Tochter Enwells, der sie gern mal ihre Meinung gesagt hätte, was ihr aber der Respekt vor ihrem Mentor verbot, konnte ruhig verschwunden bleiben. Enwell betete seine Tochter an, es hatte für sie immer den Anschein, als müsse er etwas gut machen, als sei er ihr mehr schuldig, als es die Pflicht eines ganz normalen Vaters war. Aber über diesen Punkt konnte sie nie mit ihm reden. Wenn es um Ilaya ging wurde er sehr empfindlich und gestritten hatten sie weiß Gott genug beide. Zeit, die sie für ihr dafürhalten nur verschwendet hatten und die man sinnvoller hätte nutzen können. Vielleicht konnte sie Enwell überzeugen solange auf Gobiath zu weilen, bis sein Töchterchen wieder auftauchte.

Was sie sich davon versprach wusste sie allerdings nicht. Zurzeit war sie einfach nur verwirrt von seinem plötzlichen Auftauchen. Sie würde einfach abwarten, bei Damien hatte sie um eine Audienz für ihn gebeten. Sicher würde sich der Praetor freuen, seinen alten Freund wiederzutreffen. Bei dem Gedanken „alt“ schmunzelt Anfala leicht vor sich hin. Verändert hatte er sich. Graue Strähnen durchzogen sein sonst so schwarzes Haar, was ihm aber eine noch interessantere Ausstrahlung verlieh und wie immer und wie sie ihn in ihrer Erinnerung zurückgelassen hatte, sah er unverschämt gut aus.

Den Blick zum Himmel richtend entflieht ihren Lippen ein leiser Seufzer … bloß nicht mehr daran denken, … er ist ein Mensch und er wird ganz schnell wieder verschwunden sein. Sie musste versuchen klar und nüchtern zu denken, so wie es einer Templerin würdig war. Sie würde ihm zeigen, dass er seine sicher kostbare und kurze Zeit nicht umsonst mit ihr verbracht hatte.
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Enwell van Illdoran
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Joined: Tue Jan 17, 2006 11:28 am
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Nostalgie

Post by Enwell van Illdoran »

Es war noch sehr früh am Morgen und auf den Straßen von Trolls Bane war noch wenig Leben. Die neuen Torwachen nahmen mit ihren müden durchnächtigten Augen, die eigentlich nur noch nach ihrer Ablösung Ausschau halten wollten, erst nur wenig Notiz von dem stattlich gekleidetem Mann der nun die Stadttore passierte. Dennoch war etwas in den markanten Zügen, dieses recht hoch gewachsenem Mannes, dass sie zwang etwas von der verbliebenen Kraft dieser Schicht aufzubringen, um die Mundwinkel zu einem freundlichem Lächeln zu heben, als seine leuchtend grüne Augen, auffällig in seinem doch eher dunklem Gesicht, sich auf die Torwachen richteten. Er neigte sein Haupt zum Gruß, nicht wie ein Nicken, doch auch keine wirkliche Verbeugung. Es war ein vor Neigen, ein Senken, und ein Heben, eine Bewegung von wenig Weite und dennoch, als er sein, mit schwarzen Locken, auf Ohrlänge, geschmücktes Haupt wieder in die gewohnte Höhe aufrichtete schien die Eleganz seiner Bewegung ihn wachsen gelassen zu haben.
Die beiden Torwachen sahen ihm noch einen Moment lang nach, seinem rhythmischen Gang, seine stattliche Kleidung in Grünen und Roten Tönen, bis er schließlich an der Brücke nahe dem Bach außer Sichtweite geriet.

Enwell blieb schließlich vor dem größten Gebäude der Stadt, der Bibliothek stehen und betrachtete es eine Weile. An der Wand direkt neben dem Eingang war, kaum merklich, ein ihm sehr bekanntes Symbol angebracht - Eine Pendelwaage auf einem Grund von Schwarz und Weiß, in der Mitte getrennt von eine dünnen grauen Linie. Er schmunzelte. Es war das Wappen des grauen Lichts, dem Orden dem er sich einst verpflichtet hatte, in dessen Dienst er selbst vom Jungen zum Mann gewachsen war und für den er schließlich auch selbst anderen bei ihrem Wachstum zur Hand gehen sollte.
Doch all seine Taten für den Orden lagen nun schon einige Jahre zurück. Sein Name war auf der Insel kaum noch von Bedeutung und seine Taten schon lang vergessen.
Enwell betrat das Gebäude und den großen Büchersaal, vorbei an dem Gnom der ihn anlächelte als hätte er gar nicht bemerkt das Enwell gut 6 Jahre fort gewesen war, die Treppe hinauf und schließlich in das kleine Zimmer gegenüber der Treppe. Er schloss die Tür hinter sich.
War alles was er getan hatte schon vergessen? Nein, natürlich gab es auch so manche Tat in seiner Laufbahn als Superior des Templerzweigs im Orden, deren Früchte er sich noch immer erfreuen konnte.
Er trat an das Bücherregal und zählte die Dielenbretter von der Wand ab. Schließlich klopfte er bestimmt auf ein Brett und schmunzelte als er einen hohlen Klang vernahm. Ohne große Mühe entfernte er das Brett und holte einen Waffengürtel und die Teile einer imposanten Silbergrauen Rüstung heraus und begann sich der edlen Gewandung zu entledigen um sich mit ihnen zu rüsten.
Unwillkürlich musste er erneut Lächeln als ihn die Erinnerung an eine gewisse Elfe einholte. Wie stolz sie ihn gemacht hatte, als sie ihren zierlichen, ja damals fast zerbrechlich wirkenden Körper in eine angepasste Prunkrüstung von Zwergischem Stil gehüllt hatte und ihm verkündete sie habe sich entschieden ihre Novizenschaft wieder seines Erwartens als Templerin und nicht als Skriptorin antreten wolle.
Schon allein weil er selbst Templer war und er ihr schon während ihrer Zeit als Adjutorin ein sehr fordernder und auch strenger Mentor gewesen war, hatte er erwartet dass Anfala wohl eher Skriptorin werden würde, um seiner strengen Leitung zu entgehen. Dazu kam. dass sie als ehemalige Druidin, sie jegliche Form von Gewalt abzulehnen schien.
So überraschender und umso schmeichelnder war ihm diese Entscheidung, war er damals doch das einzige aktive Beispiel für die Aufgaben und Wege der Ordenstempler und umso mehr war er motiviert Anfala zu einer Templerin auszubilden. Er wusste dass es keinesfalls leicht werden würde, schließlich sollte er eine zierliche Heilerin, eine Druidin, die noch dazu für eine Elfe sehr jung war, in eine Eindrucksvolle und kräftige Verteidigerin des Gleichgewichts formen.
Sicher, Anfala war in ihrer aufgeweckten und manchmal etwas voreiligen Art, und ihrer jungblütigen Widerspenstigkeit oft keine einfache Schülerin, aber Enwell gestand sich ein auch kein einfacher Lehrer gewesen zu sein.
Enwell betrachtete seinen noch nackten Oberkörper, die feinen Umrisse seiner Muskeln die sich deutlich, doch keinesfalls protzig, unter seiner aschbraunen Haut abzeichneten und die vielen Narben, während er über die Zeit nachsinnte in der er eben diese Muskeln gehärtet und diese Wunden von denen nun nur die Narben geblieben waren, erlitten hatte.
Ja, manch eine Narbe stammte auch von Anfala, die sich äußerst schnell einen geschickten Umgang mit der Klinge aneignete. Im Nachhinein betrachtet mochte es sein dass Enwell es Anfala oft härter gemacht hatte als nötig gewesen wäre um ihr die nötige Disziplin und Geduld beizubringen. Doch Enwell wollte sicherstellen. dass Anfala vielleicht irgendwann über ihn hinauswuchs. Meist war sie es auch die seine Verletzungen heilte. Doch gab es während dieser Zeit auch viele Wunden die selbst ihre sanften und geschulten Medico-Hände nicht zu heilen vermochten.

Diese Wunden und dass Gefühl, dass Anfala ihren eigenen Wachstum zu sehr an ihm festmachte, führten schließlich dazu dass Enwell es als das Beste ansah den Orden zu verlassen. Nicht dass er ihr nicht mit allen Mitteln ein guter Lehrer sein wollte. Doch es schien als wollte Anfala nichts lieber als für immer hinter Enwell laufen, als seine Untergebene, seine Schülerin die tut was ihr Mentor von ihr verlangt. Doch Enwell wollte, dass sie anstelle hinter ihm, neben ihm, wenn nicht gar vor ihm, laufen sollte, als seine Verbündete die ihre Bürde, dass Gleichgewicht zu schützen teilten. Sie und mit ihr den Orden loszulassen und seine Zeit der Heilung seiner Persönlichen Wunden zu widmen schien ihm somit also dass gesündeste für alle Beteiligten.
Anfala war ganz anderer Meinung. Mit Enttäuschung und verzweifelter Wut hatte sie reagiert, so sehr dass er schon befürchtete sie würde den Orden kurze Zeit nach ihm verlassen. Und nun Jahre später erfüllte es ihn mit tiefem Stolz, sie noch immer in diesem grauen Ordensmantel anzutreffen. Es war ein seltsames Wiedersehen, aber auch irgendwo ein inniges.

Er lächelte. Inzwischen war er vollständig gerüstet, auch der Waffengürtel an dem meist mindestens 2 Schwerter hingen, war bereits um seine Taille gelegt. Nur ein letztes entscheidendes Detail fehlte noch. Enwell beugte sich wieder herunter zu dem Dielenbrett, unter dem er vor seiner Abreise ein Versteck für diese Ausrüstung Hab und Gut angelegt hatte. Er griff in die Lücke und tastete einen Moment. Als seine Finger auf etwas Weiches trafen schloss er die Augen. Jede Stofffaser, jede Naht war mit äußerster Sorgfalt zu diesem Kleidungsstück zusammengefügt worden, über dessen Stoff seine Fingerspitzen nun strechten. Sorgfalt aus Zuneigung. Zuneigung, die Anfala für ihn empfand weil er ihr Mentor war, aus Dankbarkeit, so hatte Enwell ihr Geschenk gedeutet und seither in Ehren und in Würde getragen. Er holte den grauen Ordensmantel hervor und klopfte ihn ab. Er hatte diesen Mantel vermisst. Er hatte den Orden vermisst. Und Anfala hatte er vermisst.

Doch nun war er zurück….

Bevor Enwell die Bibliothek wieder verließ, heftete er noch schnell eine Kundgebung an das öffentliche Brett des grauen Lichts, welche ihm Damien nach ihrem Gespräch in die Hand gedrückt hatte.
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